Token ID IBcDNXODOZ1qVEn7o6gO1fhNqWg
Kommentare
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- šsꜣ.w: Ist, anders als in den drei übrigen erhaltenen Beispielen von šsꜣ auf diesem Papyrus, als Plural formuliert, vielleicht weil zwei verschiedene Vorgehensweisen beschrieben werden.
- wšꜥ.w: Ist abgekürzt mit dem Elephantenzahn geschrieben. Die abgekürzte Schreibung ist außer auf dem Tiermedizinischen Papyrus einmal im pEbers 78.2 = Eb 615 belegt. Der Elephantenzahn ist sonst (ein) Determinativ von wšꜥ.w, neben dem Mineralkorn. Collier/Quirke, The UCL Lahun Papyri, 56-57 transkribieren fälschlicherweise jbḥw, sie übersetzen aber mit "gnawings (?)", was auf wšꜥ: "kauen" zurückgeht. Auch die Lesung bḥw von Walker, in: The Veterinary Record 76, 1964, 199 und 200 ist abzulehnen. Die abgekürzte Schreibung ist in Wb. 1, 370.14 nicht unter den Belegen für wšꜥ.w vorhanden, ist vermutlich also nicht erkannt worden. Allerdings findet sich die Ebers-Stelle schon im Ebers-Glossar von Stern (1875) unter dem Lemma wšꜥ; ebenso bei Griffith, pKahun and Gurob, 13; bei Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 730 und MedWb I, 223-224. Als Bedeutung gibt Stern (Papyros Ebers, II, 57) "Prurigo, mordacitas". Prurigo ist "das Jucken, der juckende Grind am Körper" (Georges, Lateinisch-Deutsches Handwörterbuch, II, 2052), heute "eine Gruppe von Hautkrankheiten mit juckenden, quaddelbildenden Papeln" (https://de.wikipedia.org/wiki/Prurigo 29.09.2017); mordacitas ist ein lateinisches Wort mit der Bedeutung "Bissigkeit, die Eigenschaft zu stechen oder zu brennen". Diese Bedeutung geht sicherlich auf die Etymologie des Verbs wšꜥ zurück, laut Stern "mandere, manducare, arrodere", d.h. "kauen, nagen", daher "cruciare", d.h. "quälen, foltern". Wb. 1, 370.6-13 gibt für das Verb die Bedeutungen "etw. kauen, etw. zerbeissen; etw. verzehren". Stern gibt spezifisch für pEbers 89.6 = Eb 742 (k.t n.t srwḫ jbḥ wšꜥ.w r rʾ ḥꜥ.w) die Übersetzung "de curando dente, qui summam cutem prurit", d.h. "(Bezeichnung) von dem zu behandelnden Zahn, der die oberste Haut / Hautoberfläche reizt (oder: jucken lässt)". Griffith, pKahun and Gurob, 14 denkt an "pricking, or possibly throbbing ache"; Wreszinski, Medizinischer Papyrus Berlin, 53: "ist ein Leiden, das einen 'kauenden' Schmerz hervorruft, also Jucken oder Stechen". Wb. 1, 370.14: "das Beissen, das Jucken (als Krankheitserscheinung)". Es kommt teils allein, teils als Begleiterscheinung von šfw.t-Schwellungen und von der Krankheit wnm snf (Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 730, Anm. 3) vor. Jonckheere, Papyrus Médical, 17 hat: „le prurit“ (ohne Kommentar). Lefebvre, Essai sur la Médecine égyptienne, 159: „démangeaisons“ (d.h. Hautjucken, Juckreiz). MedWb, 223-224: „Fressen“ als Krankheitserscheinung; eine äußere Erscheinung an verschiedenen Körperstellen, wohl in engem Zusammenhang mit šfw.t „Schwellung o.ä.“, weil oft damit zusammen genannt; evtl. ist es die Folgeerscheinung nach der Beseitigung der šfw.t-Schwellung, da die Aktion sgr.t wšꜥ.w „das Fressen zum Schweigen bringen“ immer als Folge von dr šfw.t „die Schwellung beseitigen“ genannt ist; übliche Behandlung durch einen Verband (wt). Bardinet, Papyrus médicaux, 481, 565: "les substances qui rongent" (ohne weitere Erklärung). Westendorf, Handbuch Medizin, 295-296: „Fressen, Nagen“ und „vielleicht eine Schwellung (…), die in ein fressendes Geschwür übergeht“.
- m pr.t: Ist hier die Jahreszeit gemeint, wann der Tierarzt die Krankheit feststellt, oder ist wšꜥ.w m pr.t insgesamt die Krankheitsbezeichnung, vgl. etwa "das Winterjucken" (vgl. prurita hiemalis)? -
- Griffith, pKahun and Gurob, 14 und Tf. VII [P,T,Ü]
- Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 730 [Ü,K]
- Grundriß IV/1, 318-319 und IV/2, 240 [Ü,K]
- Grundriß V, 549 [T]
- Kosack, in: Armant 3, 1969, 177 [Ü]
- Bardinet, Papyrus médicaux, 481 [Ü]
- Westendorf, Handbuch Medizin, 453 [Ü,K]
- Collier/Quirke, The UCL Lahun Papyri, 56-57 [T,U,Ü]
Tiermedizinische Erklärungsversuche für die beschriebenen Symptome sind u.a. (1) Perniciöses Katarrhfieber des Rindes (von Oefele, in: Prager Medizinischer Wochenschrift 24, 1899, 323, 384 = von Oefele, in: ZÄS 37, 1899, 59-60); bösartiges Katarrhalfieber des Rindes (Neffgen, Der Veterinär-Papyrus von Kahun, 1904, 17); "bovine malignant catarrh" und "the condition bhw (an unknown word) seems to resemble the encephalitic type of the same disease and a most poetic description of profound dejection is given" (Walker, in: The Veterinary Record 76, 1964, 200) (2) Stich der Tsetsefliege, d.h. Krankheitsname Nagana (von Oefele, in: ZÄS 37, 1899, 60); (3) "possibly a case of bovine photosensitisation causing lethargy and severe eye problems" (P. Windsor bei Lord, in: C. Price u.a. (Hgg), Mummies, Magic and Medicine in Ancient Egypt (Fs Rosalie David), 2016, 150; ähnlich Lord, in: Cockitt & David (Hgg.), Pharmacy and medicine in Ancient Egypt, Oxford 2010, 96, ohne Windsor zu nennen); (4) eine Art nach innen gewachsenes Geschwür (Kosack, in: Armant 3, 1969, 178).
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBcDNXODOZ1qVEn7o6gO1fhNqWg <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBcDNXODOZ1qVEn7o6gO1fhNqWg>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBcDNXODOZ1qVEn7o6gO1fhNqWg, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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