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⸮šn? qꜣ~rʾ~rʾ: Die Stelle ist schwierig zu verstehen: Jonckheere (in: Sudhoffs Archiv 37 (1953), 281; CdÉ 29/57 (1954), 55) liest šn n qrr mit Verweis auf šnj n mḥj.t in Eb 788 und schlägt die Bedeutung „frai de grenouille/Froschlaich“ vor, wobei allerdings in Eb 788 šnj „Gestank“ (Wb 4, 503.7; MedWb 859) vorliegt. Mudry (in: Otology in Medical Papyri in Ancient Egypt 3 (2006), 141) folgt Jonckheere. Westendorf (Handbuch, 160) übersetzt „Haar (?) (vom ?) Frosch“. Bardinet (Papyrus médicaux, 479) sowie Étienne (in: Charron/Barbotin, Khâemouaset, 260) trennen die beiden Ausdrücke, lassen aber šn unübersetzt.
Eine andere Möglichkeit der Auflösung wäre, die beiden Ausdrücke – ebenso wie Bardinet und Étienne – zu trennen, und am Ende der vorausgehenden Zeile (Z. 3) eine zu šn passende Ergänzung vorzunehmen, s. Grundriß der Medizin IV/2, 67; DrogWb 495 [IV, Anm. 1], 521 [§1]. Denkbar wäre z.B. [pr.t]-šnj. Nach Lüchtrath (in: Edfu: Bericht über drei Surveys, 127–130) ist pr.t-šnj vermutlich mit Beeren vom Phönizischen Wacholder (Juniperus phoenicea L.) zu identifizieren, siehe ausführlich Dils, in: BWL-Wortdiskussion. Schwierigkeiten macht bei dieser Lösung, dass nach šn keine Mengenangabe folgt und der Frosch dann als ganzes Tier gemeint sein muss. In Bezug auf [pr.t]-šnj kommt noch die Tatsache hinzu, dass bei der Angabe der Ingredienzien tierische und pflanzliche Produkte miteinander abwechseln würden, was sonst eher vermieden wird.
Ganz grundsätzlich wäre „Froschlaich“ inhaltlich eine gute Lösung und in gewisser Weise als auffindbare Ausscheidung von Fröschen mit den Exkrementen des Krokodils vergleichbar. Die Ergänzung šn [n] qrr von Jonckheere (in: Sudhoffs Archiv 37 (1953), 278; CdÉ 29/57 (1954), 54) ist allerdings aus paläographischen Gründen nicht möglich, denn die Gruppe, die er als Lücke angibt bzw. in der er den Genitiv ergänzt, ist gut zu erkennen. Allein die Lesung bereitet Schwierigkeiten. Spiegelberg (in: RecTrav 15 (1893), 67) ist sich nicht sicher und bietet – naheliegend nach šn – die Haarlocke (D3) versehen mit einem Fragezeichen an. Zusätzlich (ebd. Anm. 4) gibt er eine Umzeichnung der hieratischen Zeichen. Dies wird von Grapow (Grundriss der Medizin V, 107) – allerdings ohne den Hinweis auf das Hieratische – übernommen. Zu sehen ist deutlich ein schräger Strich, sehr ähnlich einem Abkürzungsstrich (Z5), mit einem kleinen Zeichen darunter, das gut als t-Brot (X1), Kügelchen (N33), Ei (H8) o.ä. zu lesen sein könnte. Mit Schreibungen der Haarlocke (vgl. Möller, Paläographie II, 7 [81]) hat die Gruppe zwar eine entfernte Ähnlichkeit, die allerdings m. E. nicht überzeugt. Ich lese daher ⸮šn? mit den Klassifikatoren Z5, das eventuell für die Frosch-Hieroglyphe eintritt, mit darunterliegendem N33 bzw. H8, und schlage mit aller gebotenen Vorsicht vor, hierin einen bisher unbekannten Ausdruck für „Froschlaich“ zu sehen. Möglicherweise ist auch der Anfang des Wortes mit dem Ende der vorhergehenden Zeile verloren gegangen. Die Bezeichnung für „Kaulquappe“ lautet ḥfn (Wb 3, 74), für „Laich“ ist m. W. weder swḥ.t „Ei“ (Wb 4, 73.1-74.1) noch ein anderer Begriff belegt. Da es offenbar neben der Verwendung von swḥ.t mit kꜣy (Hannig, HWB, 945b) und ḥḏw.yt (WCN 855217; Fischer-Elfert, Lit. Ostraka, 49, Anm. d; Hannig, HWB, 619b) noch zwei weitere Begriffe für Fischlaich bzw. -rogen gibt (vgl. Gamer-Wallert, Fische, 49–50), ist es denkbar, dass ebenfalls ein spezifischer Ausdruck für Froschlaich existiert haben könnte.
Alternativ erwägenswert zur Erklärung dieser Gruppe wäre möglicherweise eine ebenfalls sonst nicht belegte Schreibung des Begriffs ẖn.t „Haut, Tierfell, Schlauch“ (Wb 3, 367.12–14), der auch zur Bezeichnung von Fischhaut belegt ist (Gamer-Wallert, Fische, 48), oder eine Verbindung mit allerdings erst ptolemäisch belegtem snw „Zunge“ (Wilson, Ptol. Lexikon, 854).
Bei qꜣ~rʾ~rʾ („Frosch“: Wb 5, 61.5-6; DrogWb 520–521) ist in der Hieroglyphentranskription von Spiegelberg (in: RecTrav 15 (1893) 67) sowie im Grundriss der Medizin V, 107 der Semogrammstrich nach dem Tierbalg (F27) zu ergänzen.
Allgemein zu Fröschen und Kröten in Ägypten, s. Hirschberg, in: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 110, 1980, 28–52; Boessneck, Tierwelt, 116–117; Wassell, Ancient Egyptian Fauna, 152; Ndigi, in: CCdE 6, 2004, 137–143; Vernus/Yoyotte, Bestiaire, 244–247, 757–758; Lobban, in: CCdE 7/8, 2005, 153–167; Le Men, in: Kyphi 5, 2006, 87–95; Faltings, in: GS Kaiser, 91–104. -
ḥs msḥ.w: Zur Verwendung von Exkrementen in Heilmitteln, s. Couchoud, "Pharmacopée excrémentielle dans les papyrus médicaux de l'époque pharaonique" in: Bulletin du Cercle lyonnais d’égyptologie Victor Loret 7 (1993), 25–38, bes. 27–28; Beck, Sāmānu, 212–213. Ein weiteres Beispiel zur Verwendung von Exkrementen des Meseh-Krokodils in der Ohrenheilkunde findet sich im pBrooklyn 47.218.49, Spruch P (Kol. x+13, 18: O’Rourke, Royal Book of Protection, 198 [MM]; Blöbaum, Papyrus Brooklyn 47.218.49: Übersetzung und Kommentar, http://sae.saw-leipzig.de/detail/dokument/papyrus-brooklyn-4721849/ 6.9.2018).
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(Vollzitation)Anke Blöbaum, unter Mitarbeit von Peter Dils, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBgCSVJgWL1RfkRmkoWsyWkZjf0 <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBgCSVJgWL1RfkRmkoWsyWkZjf0>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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