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- nḥm tꜣ [m-ꜥ]: Ergänzung der Präposition nach Quack, in: Fs Frandsen, 319 und 321, Anm. (f). Die Lücke ist nur 1 Quadrat groß. Welche Verbalform mit nḥm vorliegt, ist unbekannt, möglich wäre z.B. ein Infinitiv, ein passives sḏm=f oder ein aktives Partizip.
- šꜥy[.t] m-ḫt jrf: In der kleinen Lücke zwischen šꜥy[.t] und m-ḫt kann kein jr für jr-m-ḫt gestanden haben. Der Platz reicht nur für das Wortende von šꜥy[.t] aus. Die Textstelle ist vermutlich so zu verstehen, dass das Land vor Unheil bewahrt werden muss, weil aus der Nabelschnur des Sonnengottes der negative Gott Apophis entsteht.
- npꜣ: Bezeichnet die "Nabelschnur". np ist eine späte Schreibung für npꜣ. Quack, in: Fs Frandsen, 319 transkribiert np(ꜣ)=f, aber das Suffixpronomen fehlt; das Fleischzeichen F51 ist Determinativ bei npꜣ. Wb. 2, 247.11 und 12 übersetzen npꜣ mit "Darm o.ä.". Hannig, Handwörterbuch. Marburger Edition, 430: "*Darm" (* = unsicher). Der Bedeutungsvorschlag "Darm" geht sicherlich auf pBremner Rhind = pBM 10188, Kol. 29.22-23 zurück (DZA 24.989.480), in dem ꜥꜣpp np(ꜣ){.t} pwy n.j Rꜥw: "Apophis, jene Nabelschnur des Re" parallel zu q(ꜣ)b.t pwy n.j mẖtw: "jene Windung der Eingeweide" verwendet wird. MedWb I, 457 liefert keine Übersetzung. Dass npꜣ nicht "Darm", sondern "Nabelschnur" bedeutet, haben D. Jahnkuhn (Schutz des Hauses, 1971, 58) und R. Faulkner (Ancient Egyptian Coffin Texts, I, 1973, 251, Anm. 4) auf der Grundlage der Sargtexte (CT IV, 149a und CT VI, 18f, 24k, 35k, 36b, 44l) und im Vergleich mit Tb 153A erkannt (Faulkner verweist auf BD 391,7 = Budge, Book of the Dead, 1898, 391 = Tb 153A nach pNu, Tf. 20, Kol. 9). In den Sargtexten und im Totenbuch wird die npꜣ des Horus von seiner Mutter Isis durchgeschnitten (šꜥt), was natürlich nicht für "Darm" zutreffen kann. Schon auf einem Wörterbuchzettel (DZA 24.989.510) wurde die Option "Nabelschnur?" aufgrund der Sargtexte erwogen, aber nicht weiter verfolgt (Verweis auf Lacau, Textes religieux, 55.7 = RecTrav 31, 1909, 12, Text LV = CT IV, 149a). Walker, Studies in Anatomical Terminology, 270 nennt sowohl npꜣ: "intestine" (nach CT IV, 149a) als auch npꜣw: "navel string, umbilical cord" (nach CT VI 44l). Van der Molen, Hieroglyhic Dictionary, 220 hat ebenfalls beide Begriffe "entrails, navel-string?". Nur noch "umbilical cord" gibt Wilson, Ptolemaic Lexikon, 510. Quack, in: SAK 34, 2006, 377-379 liefert weitere Belege und eine Erklärung für Apophis als Nabelschnur des Re. Westendorf, KHWB, 530 führt kopt. ⲡⲟⲩⲛⲓ (B): "After" auf npꜣ zurück, mit Verweis auf Fecht (keine Quellenangabe); vgl. eine andere Etymologie in KHWB, 148. Er oder Fecht erklärt npꜣ etymologisch als ein Partizip von npꜣ: "benetzen".
- ḥsq: Die Verwendung des "gewalttätigen" Verbs ḥsq: "abhauen, abschlagen, enthaupten" statt des "normalen" Verbs šꜥ/šꜥd ist auffällig. Liegt bei ḥsq ein Bedeutungswandel vor, war für das Messer aus twr-Schilf viel Kraft erforderlich, oder hat es mit dem Entstehen des Apophis zu tun?
- šsr: Späte Schreibung für šs: "Strick", das aber ein Maskulinum ist.
- twr/trj: Wahrscheinlich eine Art von Rohrpflanze oder Schilfrohr, die nicht genauer bestimmt werden kann, in der/dem Vögel nisten und aus deren/dessen Schaft ein Schneidemesser für weiche Materialien hergestellt werden kann. Die zwei Hauptargumente für die Identifizierung als eine Rohrpflanze sind das Determinativ T19 und der Beleg von trj in der Geschichte des Lebensmüden. Anfänglich wurde in den Wörterbüchern nicht zwischen der Pflanze twr/trj und dem Baum ṯr.t: "Weide" differenziert. Birch, Dictionary, 528 gibt für die Pflanze die Übersetzungen "time" und "kind of tree, willow", d.h. er denkt an tr: "Zeitpunkt" und ṯr.t: "Weide". Ähnlich hat Brugsch, Hierogl.-dem. Wb. 4, 1868, 1530 die Übersetzung "Weide" mit Verweis auf kopt. ⲧⲱⲣⲉ: "Weidenbaum". Im Papyrus Ebers kommen aber sowohl tr.t/ṯr.t als auch twr vor, was Ebers/Stern, Papyros Ebers, II, 49 zu einer Differenzierung bewegte: twr wird als "genus arundinis", d.h. "Art Schilf/Rohr" verstanden, sicherlich wegen des Determinativs T19. Allerdings ist T19 kein Rohr (so z.B. noch Sethe, in: ZÄS 44, 1907, 33, Anm. 12), sondern eine Harpunenspitze (laut Gardiner, Sign List, s.v. T19 auch als Determinativ für rohrförmige Sachen). In der Geschichte des Lebensmüden wurde trj in bwꜣ.t n.t trj ẖr msy.t: "ein Hügeldickicht von trj-Pflanzen voller msy.t-Wasservögel" (pBerlin P 3024, Kol. 92-93) anfänglich auch als ṯr.t: "Weide" aufgefasst. Nachdem Erman in späteren Bearbeitungen des Lebensmüden trj ebenfalls von ṯr.t: "Weide" getrennt hatte, nahm er für ersteres "Röhricht o.ä." als Bedeutung an (Wb. 5, 318.13). Er verstand trj als eine Art Kollektivbegriff, während twr die Einzelpflanze war: "eine Pflanze: Art Rohr?" (Wb. 5, 252.3-5).
Keimer, in: BIFAO 31, 1931, 226-229, 232 und 234 untersuchte twr/trj etwa zur gleichen Zeit, als das letzte Heft von Wb. 5 mit den Lemmata twr und trj erschien. Keimer schloss aus dem Determinativ T19 und aus der Stelle im Lebensmüden, dass trj "roseaux" oder "fourré de roseaux" sein musste (d.h. "Schilf" oder "Schilfdickicht"), was durch Sumpfdarstellungen, bei denen sich Vogelnester auf Papyrus und auf "roseaux" finden, bestätigt wird. Vgl. für den Zusammenhang von Vögeln und trj auch Tb 125: ꜣpd.w m/n trj. Von "Binsenrohr/Schilfrohr" abgeleitet ist twr.yt: "Stab", ursprünglich wohl aus Schilfrohr. Keimer, Gartenpflanzen, II, 71-77 [Manuskript von 1924!] nennt twr (noch) nicht unter den von ihm behandelten Begriffen für "Rohr" und "Binse".
Es gibt keinen Grund, mit Wb. 5 zwischen twr und trj zu differenzieren, twrj bzw. trj im Berliner Med. Papyrus sind sicher jüngere Schreibungen von twr; vgl. Faulkner, CDME, 295 s.v. twr und 300 s.v. trj: "reed" (trj ist eine Var. von twr) und Bojowald, in: JARCE 53, 2017, 284-285 (mit einem Erklärungsversuch der Orthographie-Änderung durch Lautwandel). So wie Wb. 5 differenziert noch Charpentier, Recueil, II, 792-793, § 1343 s.v. twr: "un roseau" und 810 § 1387 s.v. tr "cannaie, arab. muqaṣabat" (cannaie = Röhricht; Wehr, Arab. Dictionary, 766 s.v. qaṣabat: "cane, reed; writing pen"). Die Verwendung von twr/trj in den medizinischen Texten erlaubt keine genauere Eingrenzung der Pflanzenbezeichnung: s. Lefebvre, Essai sur la médecine, 122: "variété de roseau"; DrogWb 551-552 s.v. twr: "eine Rohrpflanze"; Germer, Arzneimittelpflanzen, 209-210 (eine Art Rohrpflanze wegen des Determinativs; in dieser Studie vermutet Germer noch einen etymologischen Zusammenhang zwischen dem Verb twr: "reinigen" und der twr-Rohrpflanze: Besen aus Pfahl- oder Schilfrohr sind archäologisch belegt); Germer, Handbuch Heilpflanzen, 152-153 (eine Art Rohrpflanze wegen des Determinativs).
Abweichend von der obigen Interpretation von twr: Loret, Flore, 2. Aufl. 1892, 26 (Nr. 24) s.v. Sorghum vulgare. Er erwähnt eine Pflanze Tourà: "une plante à chaume lisse" (Pflanze mit glattem Halm), von der er sich fragt, ob sie mit arab. "Doura" (ḏura: ذرة) = Sorghum identisch ist. Später (S. 114) nennt er twr "probablement synonyme de ṯw~rw~tj", das er als "Doura? Sorghum vulgare" auffasst.
- sf(.t) n(.t) trj: Grundsätzlich kann man sich fragen, ob hier ein Messer aus der trj-Pflanze hergestellt oder ein Messer für die trj-Pflanze, d.h. zum Schneiden der trj-Pflanze, gemeint ist. Schilfartige Pflanzen werden auch anderswo zum Schneiden eingesetzt. Im Papyrus Ebers, Kol. 109.14-15 (Eb 876c) wird ein Schnitt (ḏw) mit einer Binse (sw.t) für die Durchführung der Messer-Behandlung (sw.t n.t jri̯.t ḏw-ꜥ) in einer sfṯ-Geschwulst gemacht. Grapow fragt sich, ob die Binse "steril" sein sollte (Grapow, Kranker, Krankheiten und Arzt, Grundriss 3, 105). Im Zweibrüdermärchen schneidet Bata seinen Penis mit einem Schilfrohrmesser (sf.t-gꜣš) ab (pD'Orbiney 7.9). Für gꜣš siehe Keimer, Gartenpflanzen, II, 72-74; Germer, Flora, 206 und 225. Vgl. für "Messer, das gehört zu" noch tꜣ sf.t n(.t) qnjw: "Gürtelmesser" oder "Siegesschwert" in pAnastasi I, Kol. 25.7 und tꜣ sf.t n(.t) tꜣ mrkbt: "Streitwagenmesser" in oEdinburgh 916, Vso 1 und 2. Peust, in: M. Dietrich u.a. (Hrsg.), Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Ergänzungslieferung, Gütersloh 2001, 159, Anm. (a) zu 7,9 vermerkt für sf.t-gꜣš: "unklar, ob ein Messer aus Schilf oder ein Messer zum Schilfschneiden". Keimer, Gartenpflanzen, II, 73 schreibt dazu: "Obschon wir sonst über diese Verwendungsmöglichkeit der gꜣš-Pflanze nicht unterrichtet sind, ist es sachlich höchst wahrscheinlich, daß aus den starken Schäften von Phragmites (4 m hoch) harte Schneiden hergestellt wurden, mit deren Hilfe man die erwähnte Operation gewiß hätte vornehmen können, wie man heute noch in indischen Gebieten den Bambus benutzt; in Japan bedient man sich seiner bei der Entbindung zum Abschneiden der Nabelschnur." Diese letzte Angabe würde also genau der Verwendung eines Messers aus trj-Rohr im pBerlin P 15765a entsprechen. Ähnliche Beobachtungen für die Verwendung von Bambus im Bergland von Neuguinea, auf den Philippinen und auf Java finden sich bei: Ploss, Das Weib in der Natur- und Völkerkunde, Bd. II, Leipzig 1885, 280-281. Auch in babylonischen und assyrischen literarischen Texten wird Schilfrohr verwendet, um die Nabelschnur zu durchtrennen (Töpfer, in: Dynamis 34/2, 2014, 328 mit Verweis auf Volk, Vom Dunkel in die Helligkeit, in: Dasen (Hrsg.), Naissance et petite enfance dans l'Antiquité, OBO 203, 2004, 85-86; siehe auch Stol, Birth in Babylonia and the Bible, Cuneiform Studies 14, Groningen 2000, 111 und 141-143).
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(Vollzitation)Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBkBQYRQQM8UYkFngkmw48USC2Q <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBkBQYRQQM8UYkFngkmw48USC2Q>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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