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šnr: Syllabisch geschrieben und mit gekreuzten Stäben und schlagendem Arm klassifiziert, ein Hapax legomenon. Weder bei Hoch, Sem. Words, noch bei Breyer, Ägypten und Anatolien, aufgenommen, d.h. von dem einen nicht als semitisch, von dem anderen nicht als anatolisch eingestuft, sofern sie es nicht übersehen haben. Es muss eine Handlung bezeichnen, die sich auf das obere Ende der zuvor genannten und ebenfalls unidentifizierbaren Pflanze bezieht oder auf die Binde aus feinem Leinen. Gardiner überlegt: „Ob: etwas zudecken?“ (DZA 30.181.350). Wb 4, 516.1 verweist auf šr, womit wohl das šꜣrw geschriebene und wie šnr klassifizierte Wort von Wb 4, 522.10 gemeint ist, wobei man in dem Fall auch an šrj: „versperren“ (Wb 4, 527.12-17) denken könnte. Oder kann man es mit ḫnr: „einsperren“ (Wb 3, 296.1-7) zusammenbringen? Röpke, Mythologische Erzählungen in den Heiltexten, Bd. 1, 227-228 sieht hierin einen neuägyptischen Beleg für das im Mittleren Reich, etwa im magischen pTurin CGT 54003 in einer Amulettherstellung, belegten Wort šꜣr, das laut Osing, Nominalbildung, 236 und 805, Anm. 1034 zum koptischen ϣⲟⲗ: „Bündel“ zu stellen und daher mit „zusammenbinden“ zu übersetzen ist. Allerdings ist dieses Verb in den Sargtexten mit dem Stoffstreifen Gardiner S28 klassifiziert (s. Van der Molen, Dictionary of Coffin Texts, 602); und ob in pTurin CGT 54003 wirklich dasselbe Verb vorliegt, ist unsicher, da der Klassifikator durch eine Lücke im Papyrus verloren ist. Daher bleiben auch Zweifel an einer Gleichsetzung von šꜣr mit dem šnr von pTurin CGT 54051, auch wenn sie lautliche gut möglich ist und eine Übersetzung „zusammenbinden“ denkbar wäre. Quack, in: WdO 43 (2), 2013, 263, Kommentar zu x+VIII,8 schlägt vor, dieses Wort mit demotisch šl: „rund sein“ zu verbinden.
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w nsw: Lesung unsicher; in der nur noch in Fragmenten erhaltenen Parallele pChester Beatty XI, Rto. 4,7 (Gardiner, HPBM III, Plates, Taf. 65) sind nach rḏi̯ noch eine w-Schleife und ein t (also vielleicht ein =tw) sowie einen senkrechten Strich erhalten, bevor der Papyrus abbricht.
Der erste Wortteil sieht aus wie eine Schreibung für w: „Bezirk, Gebiet“ (Wb 1, 243.1-7), und mangels Alternativen wurde die Stelle auch diesem Lemma als Beleg zugeordnet (DZA 22.042.790). Der hintere Wortbestandteil ähnelt den Schreibungen für nsw: „König“ und wurde so auch von Gardiner, DZA 50.142.880, Černý, Notebook, MSS 17.153, und Roccati, Magica Taurinensia, 71 transliteriert; die Lesung ist allerdings nicht zweifelsfrei, weswegen Roccati zu Recht Fragezeichen setzt. Das Wort ist mit dem Pflanzenstängel klassifiziert, so dass eine Pflanzenbezeichnung vorliegt. Möglicherweise liegt nur eine Graphie der sw.t-Binse vor; ähnliche bis identische Schreibungen finden sich in den Late Egyptian Miscellanies, pAnastasi IV, Rto. 8,12 (GLEM, 43,16; NB: diese Stelle ist für Sethe, in: ZÄS 49, 1911, 20-21 ein Beleg für die Lesung des so geschriebenen Königstitels als sw.t) = pLansing, Rto. 11,6 (GLEM, 110,5) = oTurin CGT 57106, Rto. 2 (López, Ostraca ieratici N. 57093-57319, Taf. 55+55a). Auch in der nicht identischen, aber ähnlichen Warenliste des pChester Beatty V, Rto. 8,4 findet sich diese Schreibung. Letztere Stelle übersetzt Gardiner, HPBM III, Text, 49 unkommentiert, wenn auch mit Fragenzeichen, als „reed (?)“, d.h. geht von der sw.t-Binse aus. Auch CLEM, 166, Anm. zu Anast. IV, 8,12 vermutet hierin eine Schreibung für sw.t: „reed (?)“, findet es aber „strange, however, that the same faulty writing should recur“ in pLansing und pChester Beatty V. Während die Güterlisten von pAnastasi IV und pLansing (sowie oTurin CGT 57106) identisch sind (auch in der Schreibung: sw-t:n-M2-Z3A) und demzufolge theoretisch auf ein und dieselbe, fehlerhafte Vorlage zurückgehen könnten, ist die Liste von pChester Beatty eine andere (auch graphisch: sw-t:n-i-i-w-M2-Z3A) und stellt daher tatsächlich einen echten zweiten Beleg für diese Schreibung dar. Schließlich kommt diese Pflanze noch ein weiteres Mal auf pChester Beatty XI in einem anderen magischen Spruch vor, nämlich in Fragment E, Rto. 3 (Gardiner, HPBM III, Plates, Taf. 66): Dort soll der Spruch über der nsw-Pflanze (geschrieben wie in pAnastasi IV und Parallelen) gesprochen werden, die zu sieben Knoten gedreht wurde. In diesem Fall hat Gardiner, HPBM III, Text, 119 die fragliche Bezeichnung mit „rushes“ übersetzt. Vermutlich hatte er aber ebenfalls sw.t im Sinn; und dass er es nicht, wie in pChester Beatty V, mit „reeds“ übersetzte, dürfte vielleicht nur daran liegen, dass er dort die Übersetzung „rushes“ für das auf nsw folgende šw.w: „Heu, Binsengras“ verwendet hatte. Jedenfalls hat Charpentier, Recueil, Nr. 921 all diese Schreibungen als Belege für die sw.t-Binse aufgefasst.
Vor diesem Hintergrund dürfte man vermutlich auch das nsw von pTurin CGT 54051 als Graphie der sw.t-Binse verstehen können. Ebenso auch Röpke, Mythologische Erzählungen in den Heiltexten, Bd. 1, 229, Anm. 95. Möglicherweise ist der senkrechte Strich, der in dessen Parallele pChester Beatty XI an der Abbruchkante noch erhalten ist, der Rest der sw-Binse, so dass dort rḏi̯.tw/rḏi̯=tw ⸢nsw⸣ m-ẖnw=f gestanden hat. Sollte ähnliches auch in der Vorlage von pTurin CGT 54051 gestanden haben? Hat der Schreiber vielleicht das hieratische =tw hinter rḏi zu einem hieratischen Wachtelküken verlesen und dem rḏi̯ dann erneut eine w-Schleife hinzugefügt? Und hat er dann zur Erklärung des scheinbar neuen Wortes w – aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen – vermeint, den w-Bezirk vor sich zu haben, und hat daher die entsprechende Klassifizierung hinzugefügt?
Die Parallele pWilbour 47.218.138, x+8,8 bestätigt jedenfalls, dass eine Lesung sw.t sehr wahrscheinlich ist, denn dort steht mꜣt.t n.t sw.t, Goyon, Prophylaxie, 47-48 und Taf. 8. Dieselbe Pflanzenbezeichnung kommt mehrfach auch im magischen pBudapest 51.1961 vor; das einzige, was man dort über sie erfährt, ist, dass sie wohl fasriger Natur ist, weil sie sich zu Knoten drehen lässt, und vielleicht auch, dass man damit Feuer anzünden kann. Kákosy, in: Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae 19, 1971, 164, Anm. v = in: Kákosy, Selected Papers (StudAeg 7), 244, Anm., v bespricht verschiedene Möglichkeiten der Identifizierung im pBudapest und kommt zu dem Ergebnis, dass es (1) entweder eine Verschreibung für mꜣ.t{t} n.t sw.t und damit ein weiterer Beleg für den bislang nur einmal, im Rezept Eb 270, genannten Pflanzenteil mꜣ.t sw.t: „Halm der sw.t-Binse“ (DrogWb, 211-212) ist; oder (2) dass die Lesung mꜣt.t: „Sellerie“ korrekt ist, dann aber sw.t nicht die sw.t-Binse sein kann, sondern etwas anderes bezeichnen muss. Goyon, a.a.O., 48 entscheidet sich im Grunde für Kákosys erste Option und verweist auf mꜣt.t n jdḥ in Edfou VI, 29.9, wo sich mꜣt.t also auf Papyrus und nicht Schilf beziehe und dort die „inflorescences de la touffe de papyrus“ bezeichne. Dementsprechend übersetzt er auf S. 47 das mꜣt.t n.t sw.t des pWilbour mit „des inflorescences de roseau“. Allerdings bezeichnet jdḥ nicht den Papyrus, sondern die Papyrusmarschen, also das Sumpfgebiet des Deltas (Wilson, Ptol. Lexikon, 128-129), und die angeführte Stelle spricht nicht gegen die übliche Auffassung – im Gegenteil sieht Kurth, Edfou VI, 50, Anm. 3 in dieser Stelle sogar eine Bestätigung der Identifizierung von mꜣt.t mit Sellerie, weil dieser „auch im Sumpf wächst“.
rḏi̯ ... m-ẖnw: Worin die Pflanze getan werden soll, ist unsicher. Am wahrscheinlichsten ist die Leinenbinde gemeint; pChester Beatty XI hat m-ẖnw=f, was sich auf stp beziehen wird. Der Arbeitsschritt des Zusammenlegens oder -rollens der Binde wird (als selbstverständlich?) ausgefallen sein.
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(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Florence Langermann, Daniel A. Werning, Token ID IBkCM9es7mLXuUYjk79FkxrgPE0 <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBkCM9es7mLXuUYjk79FkxrgPE0>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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