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Satzgrenzen und Übersetzung sind völlig unsicher. Gardiner, Ramesseum Papyri, 10 schlägt vor: „O all ye people, etc., rejoice ye at the sight of me and jubilate over me even as Isis and Nephtys jubilated over their brother Osiris, as they(?) groped after him(?). 〈Even as did〉 Isis and Nephtys for their brother Osiris, may they do the like for me.“ Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 6-7 bietet: „Ô vous les humains, etc., soyez donc contents de me voir, réjoussez-vous à mon sujet, comme se sont réjouies Isis et Nephthys au sujet de leur frère O[sir]is. Elles font pour lui l’action de malaxer (?) […] Isis et Nephthys au sujet de leur frère Osiris, elles font pour moi la même chose.“
Gardiner verteilte den Text der Kolumnen demzufolge über zwei Sätze; die Satzgrenze liegt am Ende von Kolumne x+9, nach jri̯=sn n=f gmgm. Den neuen Satz beginnt er mit einem eingefügten „〈Even as did〉“; dagegen findet die kurze Lücke vor den beiden Göttinnennamen keine Entsprechung in seiner Übersetzung. Sollte er versehentlich die falschen Klammern verwendet haben, so dass man seine Übersetzung eigentlich „[Even as did]“ verstehen soll und er das als Rekonstruktion der Lücke vorschlug? Auf jeden Fall entspricht seine Übersetzung der Ergänzung eines jri̯, entweder als Kopf einer Partizipialkonstruktion (etwa jri̯.t Ꜣs.t ḥnꜥ Nb.t-ḥw.t ḥr sn=sn ...) oder als ersten Teil eines Wechselsatzes (jri̯ Ꜣs.t ḥnꜥ Nb.t-ḥw.t ḥr sn=sn ...). Gegen ein einfaches jri̯ sprechen aber sowohl die Länge der Lücke als auch die kleinen Zeichenreste: Zwar passt der Zeichenrest an der rechten Kolumnentrennlinie über dem Namen der Isis gut zu einem Auge für jri̯, aber das allein füllt nicht die Lücke. Hat Gardiner noch eine Partikel ergänzt: sein „Even“? Doch wozu passen die Zeichenreste unter dem Klassifikator von gmgm?
Wie Gardiner, so geht auch Meyrat von mehreren Sätzen aus: Die erste Satzgrenze setzt er aber schon früher als Gardiner an, nämlich in der Mitte von Kolumne x+9 nach ḥr sn=sn Wsjr. In jri̯=sn n=f gmgm sieht er bereits den nächsten Hauptsatz. Die kurze Lücke danach erschwert die syntaktische Analyse; jedenfalls übersetzt er jri̯=sn n=j my in x+11 ebenfalls als Hauptsatz.
Was weder Gardiner noch Meyrat beachten, ist der Umstand, dass der Text der Kolumnen x+8 bis x+11 offenbar gleich aufgebaut ist: Es wird jeweils das göttliche Duo Isis und Nephthys genannt, gefolgt von ḥr sn=sn; und dieses wiederum wird gefolgt von einer Konstruktion aus jri̯=sn n …: „sie tun (es) für …“. Gerade diese letzte Konstruktion ist eindeutig parallel zu verstehen: ‚sie handeln für Osiris, und sie handeln ebenso für mich‘. Diese Parallelität legt es nahe, in der kurzen Lücke in Kolumne x+10 ein Verb zu ergänzen, das seinerseits parallel zu mj ḥꜣgꜣg.t zu verstehen ist, auch wenn für das mj selbst weder Platz ist noch die Zeichenreste passen:
mj sḏm.t GN ḥnꜥ GN ḥr sn=sn jri̯=sn n=f NP | (mj) [sḏm.t] GN ḥnꜥ GN ḥr sn=sn jri̯=sn n=j NP.
gmgm: Mit dem sitzenden Mann klassifiziert. Gardiner, Ramesseum Papyri, 10 übersetzt das Wort in pRamesseum VII mit „grope“, denkt also an Wb 5, 172.12, eine Handlung aus den Liebesliedern des pHarris 500 aus dem Neuen Reich, wo die Liebenden gmgm (mit schlagendem Arm klassifiziert) machen auf den Körperteilen des jeweils anderen. Meyrat übersetzt dagegen mit „malaxer(?)“, denkt also eher an das Verb von Wb 5, 172.8-11 (mit Kreuz und schlagendem Arm o.ä. klassifiziert), das er (S. 18) unter Verweis auf Vernus, in: LingAeg 17, 2009, 309-311 mit „triturer, malaxer“ übersetzt (nach Vernus gehört auch das Wort aus pHarris 500 hierher).
Neben diesem gmgm gibt es noch ein zweites (Vernus, in: Fs Frandsen, 418-430) das mit dem Auge, mit dem sitzenden Mann mit Hand am Mund oder mit der Buchrolle klassifiziert wird und sich Vernus zufolge wie das Simplex gmi̯: „finden“ von der Wurzel gm(2): „treffen, berühren“ ableitet. Für den intransitiven Gebrauch macht er die Bedeutung „se retrouver, reprendre ses repères, s’organiser“ fest, für den transitiven Gebrauch „repérer, définir“.
Welche der beiden Gebrauchsweisen hier vorliegt, ist aufgrund der anschließenden kurzen Lücke schwer zu sagen. Eine Klassifizierung mit sitzendem Mann, wie hier, ist bislang für keine von beiden belegt.
Wollte man mit Gardiner vor dem Namen der Isis ein jri̯ ergänzen, wäre theoretisch davor noch Platz für ein kurzes direktes Objekt, so dass man einen transitiven Gebrauch hätte. Ergänzt man ein anderes, längeres Verb, müsste gmgm intransitiv sein.
Zur Umschreibung von Verben mit jri̯ sogar schon im Alten Reich s. Brose, in: Fs Fischer-Elfert, 175-198. Die vorliegende Stelle jri̯ gmgm ist ein Beleg für die Periphrase mehrradikaliger Verben auch außerhalb des Imperativs. Für dieses Phänomen kennt Brose für das Mittelägyptische nur zwei Bespiele aus Texten der 18. Dynastie (S. 181); der Beleg von pRamesseum VII könnte die von ihm selbst gestellte Frage beantworten, ob dieser Befund nicht vielleicht nur Zufall ist – jedenfalls gibt es kein Anzeichen, dass gmgm hier ein Nomen actionis ist, für die er nach jri̯ auch schon frühere Beispiele hat.
mj ḥꜣgꜣg.t Ꜣs.t ḥnꜥ Nb(.t)-ḥw.t: Verbform unsicher. GEG, § 407.2 kennt keinen sicheren Beleg für ein mj sḏm.t=f, dass entscheiden könnte, ob mj + sḏm.t=f oder mj + Infinitiv vorliegt. Vernus, in: RdÉ 40, 1989, 199-200 präsentiert die Passage aus pRamesseum VII, zusammen mit einer vergleichbaren Phrase in den Hymnen auf das Diadem des Pharao, in der man sich ebenfalls ḥꜣgꜣg-freuen soll mj ḥꜣgꜣg.t Ꜣs.t als mögliche positive Belege für mj + sḏm.t=f, weil der Infinitiv von ḥꜣgꜣg eben ḥꜣgꜣg und nicht ḥꜣgꜣg.t lautet. Zonhoven, in: BiOr 55 (5-6), 1998, 630 bleibt dagegen skeptisch und bespricht diese beiden Beispiele zusammen mit anderen als mögliche Belege für ein Nomen actionis nach mj.
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