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ꜥnḫ=f js 〈m〉 A jsk ꜥnḫ=f 〈m〉 B: Nach Quack, in: SAK 23, 1996, 331 liegt hier eine Aussage vor, bei der „man zuerst, durch jś eingebettet, die verletzende Aussage wiedergibt, um anschließend die tatsächliche ‚korrekte‘ dagegen zu stellen.“ Das bedeutet für die vorliegende Stelle, dass von der ẖꜣb.t-Pflanze zu leben etwas Negatives sein muss, was gerade nicht zum Wesen des Re gehört, von den ꜥnꜥr.t-Tieren zu leben dagegen schon.
ẖꜣb.t: Nach dem Klassifikator zu schließen eine Pflanzenbezeichnung. Anscheinend ein Hapax legomenon. Dem Kontext nach muss es eine Pflanze sein, von der der Sonnengott Re normalerweise nicht lebt. Aufgrund dieses Kotextes wäre zu überlegen, ob die Bezeichnung etymologisch vielleicht zur Wortfamilie ẖꜣb: „krumm sein, falsch sein“ (Wb 33,61.13-362.6) gehört.
ꜥnꜥr.t: Zur Lesung des Hieratischen s. Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 33. In pRamesseum C wird das Wort merkwürdigerweise mit einer Buchrolle klassifiziert (ob wegen des Wortendes, das den Schreiber an die ꜥr.t: „Buchrolle“ erinnert haben mag?). Üblicherweise ist es mit einer Schlange klassifiziert. Aufgrund dessen wird ihm eine schlangen- oder wurmartige Bedeutung zugeschrieben. Die einzige weitergehende Information zu dem Tier findet sich im pEdwin Smith, wo in Glosse C (Zeile 6,3) zu Fall 12 gesagt wird, dass es im Wasser lebe. Außerdem wird das Wort im pEdwin Smith metaphorisch auch für eine Erscheinung geronnenen Blutes in der Nase verwendet. Aufgrund dieser Eigenschaften vermutet Breasted, pEdwin Smith, Vol. 1, 251 einen „slender and slimy worm“. Allen, Art of Medicine, 83 und Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 116 denken dagegen an den schlangenförmigen Aal. Einmal wird das ꜥnꜥr.t-Tier im pEbers in einer Drogenliste genannt (Rezept Eb 474). Dabei handelt es sich um ein Rezept, um das Haar einer Nebenbuhlerin ausfallen zu lassen, und dieses Tier ist neben Öl/Fett und Olivenöl die einzige Droge. Als Anwendungsprinzipien dürften in dem Fall am ehesten „Similia similibus curantur“ und „Contraria contrariis curantur“ infrage kommen, so dass das ꜥnꜥr.t-Tier also entweder ganz viele oder ganz wenige Haare besitzt. In Kombination mit den Charakteristika des pEdwin Smith ist Letzteres näherliegend (so auch Leitz, in: Papyrus Ebers und die antike Heilkunde, 57). Das dürfte auch Ebbell im Sinn gehabt haben, wenn er hierbei an einen „ꜥnꜥr.t-Wurm (eine[n] Borstenwurm)“ (Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 34, zu pEdwin Smith) bzw. „chætopod (?)“ (Ebbell, Papyrus Ebers, 80 zu Eb 474) dachte. Jean/Loyrette, La mère, l’enfant et le lait, 461 vermuten darin dagegen einen Blutegel, wobei ihnen als Hauptargument die äußere Erscheinung dient, die durch den Vergleich des pEdwin Smith gezeichnet wird; sie erwägen aufgrund der Lokalisierung der ꜥnꜥr.t-Erscheinung des pEdwin Smith in der Nase sogar konkret einen „parasite capable de pénétrer dans l’oropharynx des bovins et des hommes buvant l’eau des citernes et des mares“.
Zu Eb 474 gibt es eine Parallele im pHearst, nämlich im Rezept H 157. Dieses unterscheidet sich insofern von Eb 474, als kein Olivenöl verwendet wird. Außerdem wird ein ꜥpnn.t-Tier statt des ꜥnꜥr.t-Tieres genannt. Die Identifizierung des ꜥpnn.t-Tieres ist ebenfalls unsicher – vorgeschlagen wurden bislang: Schlange, eine Art Wurm, Eidechse [obsolet], Maulwurf [obsolet], Fischotter, Nacktschnecke, Wassermolch [unwahrscheinlich] und Blutegel. S. zu allen Vorschlägen die ausführliche Diskussion unter http://sae.saw-leipzig.de/glossar/entry/pnnt/. Die Bedeutung „Blutegel“ für ꜥpnn.t stammt von Meeks, in: Fs Grenier, 533-535 (vielleicht unter Beeinflussung von Jeans/Loyrettes Vorschlag für ꜥnꜥr.t?). Als Argument diente ihm hierbei, dass das ꜥpnn.t-Tier einerseits groß genug sei, um es zur Verwendung in magischen und medizinischen Kontexten zu zerteilen, und andererseits klein genug, um (in Eb 576) zusammen mit Fliegen und Käfern verwendet zu werden. Im magischen pBM EA 9997 + 10309, Zeile 2,15-16 wird es in einem Kontext genannt, in dem Isis den Schlangen Arme und Beine nimmt, so dass Meeks daraus schließt, dass das ꜥpnn.t-Tier eben keine Beine habe (wobei der Kontext dieser Stelle weniger klar ist, als Meeks suggeriert). Im pBoulaq 17 wird es zwischen Fischen + Vögeln und Insekten + Würmern genannt, im späten pBM EA 10081, 36,9 dagegen vor den Kriechtieren, den [ḥrj.w]-ẖt=sn. Daraus schließt Meeks, ebd., 534 auf einen „place charnière“ zwischen diesen Tiergruppen. In dem ꜥnꜥr.t-Tier des Eb 474 vermutet er dann eben, dass darin analog zu dem ꜥpnn.t-Blutegel der Parallele H 157 ebenfalls ein Blutegel gemeint ist, vielleicht eine andere Art. Als Tertium comparationis zwischen dem ꜥnꜥr.t-Blutgerinnsel und dem ꜥnꜥr.t-Tier des pEdwin Smith erwägt er die Farbe („peut-être“ mit Meeks, ebd., 535).
In Vernus/Yoyotte, Bestiaire, gibt es nur eine kurze Erwähnung auf S. 83 unter dem sprachlichen Aspekt der Wurzelkonsonanten. Vernus übersetzt an dieser Stelle schlicht mit „ver“.
In pRamesseum C, Vso. 3, x+6 wird über das Tier gesagt, dass der Sonnengott davon lebt; diese Ernährungsweise ist zudem positiv konnotiert, hat also keinen negativen ‚Beigeschmack‘. Man kann überlegen, ob an dieser Stelle an eine bestimmte Manifestation des Sonnengottes gedacht wird, vielleicht an den Ichneumon. Dieser ernährt sich zwar nicht von Blutegeln, aber er frisst u.a. kleinere Schlangen, zu denen das ꜥnꜥr.t-Tier, seinem normalen Klassifikator nach zu schließen, zu rechnen ist. Dieses stünde damit vielleicht pars pro toto für Tiere, von denen sich ein Ichneumon ernährt. Damit könnten diese Tiere auch zu dem im vorherigen Satz erwähnten ḏdf.t dšr.t, dem „gefährlichen (wörtl.: roten) Gewürm“ (zerstörter Kontext) gehören. Fischer-Elfert (mdl. Mitteilung) erwägt darin eine despektierliche Bezeichnung des Apophis.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Kay Christine Klinger, Peter Dils, Daniel A. Werning, Token ID ICACGN7mwmEnbE4QsbihQdwnBnM <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICACGN7mwmEnbE4QsbihQdwnBnM>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICACGN7mwmEnbE4QsbihQdwnBnM, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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