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ḫdi̯[.t]: Die anschließende Form ḫnti̯.yt dürfte ein Infinitiv sein, so dass auch bei ḫdi̯ ein Infinitiv vorliegen könnte. Vom Klassifikator ist zwar immerhin noch die vordere Hälfte erhalten, aber das für einen Infinitiv notwendige t, das darübergestanden haben müsste, könnte gerade jenseits der Bruchkante gelegen haben und dadurch heute verloren sein, vgl. die Zeichenanordnung direkt im Anschluss bei ḫnti̯.yt.
Alternativ könnte man auch überlegen, ob man vielleicht zu ḫdi̯[=j]: „[ich] fahre nordwärts“ ergänzen könnte. Steht das Suffixpronomen der 1. Person Sg. allein, ist es in pRamessem VIII sehr klein geschrieben und oft auf einen reinen Punkt reduziert. In dieser Gestalt würde es bequem in die Lücke zwischen den beiden Fragmenten von Kol. 2 passen – deren Länge ist im Wesentlichen durch den Gottesnamen Wnn-nfr in Zeile 2,3 vorgegeben. Für eine Ligatur n=j (d.h. ḫdi̯[.n=j]) scheint die Lücke dagegen etwas zu schmal. Diese dritte Option scheidet damit aus.
Doch auch die Option ḫdi̯[=j] ist unwahrscheinlich. Denn dann wäre es allerdings naheliegend, dass auch bei ḫnti̯ eine suffixkonjugierte Form vorliegt, und dafür müsste man die ausführliche Endung yt streichen. Eine solche Emendation ist angesichts der Unsicherheiten aufgrund der anschließenden Zerstörung nicht vertretbar.
pꜣy wird weder Demonstrativpronomen noch Possessivartikel sein, denn Ersteres ist im Mittelägyptischen bislang nur einmal, in einem Brief aus Illahun, belegt (DZA 23.089.430 = Brose, Grammatik der dokumentarischen Texte, 76-77, § 50), und Letzteres würde eine Rekonstruktion der anschließenden Lücke zu *pꜣy[=f NP]=f erfordern, was unwahrscheinlich ist (Brose, a.a.O., 78 kennt zwei Belege einer solchen doppelten Besitzanzeige, die er aber als graphischen Fehler erklärt). Wie aus der folgenden Zeile zu erschließen ist, ist die Lücke dermaßen kurz, dass die danach erhaltenen Pluralstriche zu pꜣy gehören müssen. Obwohl die Auswahl an bekannten und infrage kommenden Substantiven gering ist, lässt sich mit ihnen kein inhaltlich sinnvoller Satzteil rekonstruieren.
nn pꜣy[_].w=f: Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 308 und 42-43 liest wn pꜣy[...]=f: „Se [...] est [...]“. Allerdings wäre die Syntax unklar: Ein Existenzsatz erfordert im Mittelägyptischen noch ein jw vor dem wn. Als Temporalkonverter kommt wn vor Adverbialsätzen vor, allerdings üblicherweise in der Form wnn, GEG, § 118. Ein ungeminiertes wn kommt in virtuellen Finalsätzen vor (GEG, § 219), aber dort ebenfalls zur Einleitung bzw. Konvertierung von Adverbialsätzen. In der vorliegenden Stelle in pRamesseum VIII ist ein Adverbialsatz jedoch auszuschließen, weil dann pꜣy[_].w=f wꜣḏ-wr das Subjekt sein und das adverbiale Prädikat in der Lücke von 2,3 stehen müsste. Die Wortsequenz pꜣy[_].w=f wꜣḏ-wr wäre dann aber am wahrscheinlichsten ein direkter Genitiv (sofern man nicht für pꜣy[_].w ein Wort findet, das ein semantisch sinnvolles Appositionsverhältnis erlaubt), was syntaktisch nicht geht, weil zwischen Nomen regens und Nomen rectum kein weiteres Element, also auch kein Suffixpronomen =f, treten kann.
Quack (E-Mail vom 05.08.2021) schlägt statt wn die Lesung nn vor, da sich die Zeichenreste paläographisch von den klaren wns des Papyrus unterscheiden. Auch dieser Satz müsste aus dem genannten Grund nach dem Suffixpronomen =f enden, so dass es sich wohl um einen – vielleicht adverbial eingebetteten – negativen Existenzsatz handelt: „indem seine [...] nicht sind“ > „ohne dass er [...] hat“.
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(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Svenja Damm, Peter Dils, Daniel A. Werning, Token ID ICEBR9vOadgDZ0e8oib4iUwHmJU <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICEBR9vOadgDZ0e8oib4iUwHmJU>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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