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Zauberspruch

Zauberspruch 4,8 n(.j) zni̯.t ⸮s? m ḥkꜣ(.w)



    Zauberspruch

    Zauberspruch
     
     

     
     




    4,8
     
     

     
     

    substantive_masc
    de
    Spruch

    (unspecified)
    N.m:sg

    nisbe_adjective_preposition
    de
    von [Genitiv]

    Adj.sgm
    PREP-adjz:m.sg

    verb_3-inf
    de
    vorbeigehen

    Inf.t
    V\inf

    substantive_masc
    de
    Mann; Person

    (unspecified)
    N.m:sg

    preposition
    de
    [Präposition]

    (unspecified)
    PREP

    substantive_masc
    de
    Zauber

    (unspecified)
    N.m:sg
de
Spruch zum Vorübergehen eines Mannes am/durch Zauber (???):
Autor:innen: Lutz Popko; unter Mitarbeit von: Svenja Damm, Peter Dils, Daniel A. Werning ; (Textdatensatz erstellt: 26.05.2021, letzte Änderung: 14.10.2024)

Kommentare
  • s: Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 310 liest das entsprechende Hieratogramm, wie auch sonst in diesem Papyrus, als sḏr und übersetzt zni̯.t sḏr auf S. 44 mit „passer un someil“. Quack (E-Mail vom 05.08.2021) denkt bei dem Hieratogramm eher an die Himmelshieroglyphe und fragt sich, ob „magisch den Himmel durchziehen“ zu lesen ist. Für die Himmelshieroglyphe fehlt jedoch der charakteristische zweite Querstrich, den das Hieratogramm allgemein und speziell auch in diesem Papyrus hat, s. die Formen am Ende von 2,3 und 12,8. An anderen Stellen dieses Papyrus schlägt Quack in derselben Mail vor, das Hieratogramm als s: „Mann“ zu interpretieren.

    zni̯: „vorbeigehen, passieren“: Das Verb zni̯ kann sowohl transitiv wie auch intransitiv verwendet werden. Bei einer Lesung des Wortes danach als „Mann“ liegt zunächst scheinbar der intransitive Gebrauch vor. Denn in medizinischen und magisch-medizinischen Kontexten bezeichnet der „Mann“ immer den Betroffenen, d.h. den Patienten. Unter dieser Prämisse wäre dieser Spruch dazu da, dass der Betroffene an etwas vorübergehen solle. Diese Lösung ist insofern problematisch, als das zu Meidende in diesem Fall nämlich entweder in der Überschrift nicht angesprochen wird, was semantisch unbefriedigend ist, oder es muss in m ḥkꜣ.w vorliegen; und in letzterem Fall könnte man als zum Vergleich nur auf Wb 3, 456.10 verweisen: „an Bösem vorbeigehen, es meiden“, das nur einmal, zudem in einem neuägyptischen Text, belegt ist: jw zni̯.kwj m ḏw.t nb.t (pLeiden I 347, 7-8). Es ist jedoch hervorzuheben, dass sich im übernächsten Spruch der Betroffene gegen „jenen Mann, der schlecht gegen meinen Namen/Ruf gesprochen hat“ (Zeile 9,7) zur Wehr setzt; dort bezeichnet der „Mann“ also den Antagonisten des Betroffenen. Es scheint daher denkbar, dass auch in 4,8 der „Mann“ nicht den Betroffenen, sondern dessen Gegner meint, so dass er syntaktisch gesehen das Objekt des „Vorbeigehens“ ist. Bei dieser Interpretation könnte der Spruch dazu dienen, irgendeinen Menschen – aus welchen Gründen auch immer – passieren i.S.v. meiden zu können, und zwar konkret mithilfe von Magie (m ḥkꜣ.w).
    Liest man das Hieratogramm nach zni̯ mit Meyrat dagegen nicht als s, sondern als sḏr, ist die Phrase ebenfalls ambivalent: Bei einem intransitiven Gebrauch wäre sḏr das semantische Subjekt, bei einem transitiven Gebrauch wäre es semantisches Objekt. Im letzteren Fall wäre die Beobachtung zu berücksichtigen, dass das Verb in Texten des Alten und Mittleren Reiches immer die Bedeutung „to transgress, to ignore“ hat (Ockinga, in: JEA 69, 1983, 93-94 [Hinweis Fischer-Elfert]). In Verbindung mit negativen Dingen, v.a. mit mn.t: „Krankheit o.ä.“, meint zni̯ jedoch, auch schon in der Prophezeiung des Neferti, ein Durchstehen (Wb 3, 455.9, 12, 456.10). Das wird am deutlichsten in der Restaurationsstele des Tutanchamun, wo inmitten der Beschreibung der chaotischen Zustände vor seinem Regierungsantritt steht: wnn tꜣ m zni̯(.t) mn.t: „Das Land machte ein Leiden durch“, Urk. IV, 2027.11, vgl. dazu u.a. Assmann, in: Ma'at 1, 2004, 24-30 (NB: Mittelägyptisch drückt geminiertes wnn normalerweise eine futurische Bedeutung aus, vgl. GEG, § 118.2, was im Kontext der Stele aber nicht möglich ist; für wnn zum Ausdruck eines andauernden Zustands – u.a. mit diesem Satz als Bsp. – s. Allen, Middle Egyptian, 278. Neuägyptisch lässt sich der Satz nicht erklären.) Möglicherweise kann man diese Bedeutung mit der von Ockinga festgestellten verbinden: Wenn eine Krankheit durchlitten wird, kann man sie am Ende hinter sich lassen und muss sie nicht mehr beachten. Der Spruch von pRamesseum VIII ist dann also ein magisches Hilfsmittel gegen ein (krankhaftes?) Daliegen, wobei aus der Einleitung allein noch nicht deutlich hervorgeht, ob der Spruch dazu dienen soll, diesen Zustand ignorieren zu können, ihn also von vornherein abzuwehren, oder ob er dazu dient, ihn mit gutem Ausgang durchstehen zu können.

    Autor:in des Kommentars: Lutz Popko

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Lutz Popko, unter Mitarbeit von Svenja Damm, Peter Dils, Daniel A. Werning, Token ID ICEBRvEQpAw0Iki4lUe3QhAQ52M <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICEBRvEQpAw0Iki4lUe3QhAQ52M>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICEBRvEQpAw0Iki4lUe3QhAQ52M, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)