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Am Anfang von Zeile 6,6 liest Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 312 ḏi̯.t, aber die Ligatur wirkt ungewöhnlich schmal dafür. Ob es der Beginn eines Wortes ist, das mit m weitergeht? Danach transliteriert Meyrat [---]tw=f, transkribiert auf S. 45 aber nur [...]w=f.
[___] ḥntꜣsw ḥnꜥ s.t: Mit ḥntꜣsw: „Eidechse; Gecko“ könnte eine Droge bzw. ein magisches Utensil gemeint sein, vgl. dazu DrogWb, 355-356 und zur apotropäischen Eigenschaft auch Vernus, in: Vernus/Yoyotte, Bestiaire, 335. Zur Verwendung von tier- oder menschengestaltigen Wachs- und Tonfiguren, die Krankheiten aufnehmen sollen, vgl. bspw. Popko, in: Bulletin of the History of Medicine 92 (2), 2018, spez. S. 361.
Die Präposition ḥnꜥ erfordert davor ein Verb wie „(das Gecko mit der Einwirkungsstelle) vereinigen“ o.ä., was zumindest in medizinischen Kontexten unüblich ist.
s.t ist beide Male so geschrieben wie in Zeile 6,1 (in zerstörtem Kontext) und 6,8, wo Meyrat die Zeichengruppe als Thron + t über Hausgrundriss transliteriert. In 6,6 folgt dem Wort jedoch beide Male ein Arm, weswegen Meyrat an s.t-ꜥ, die „Einwirkungsstelle“, denkt und statt des Hausgrundrisses die Pluralstriche liest. Quack (E-Mail vom 05.08.2021) zweifelt diese Lesung an, weil hierfür eigentlich noch der Logogrammstrich hinter dem Arm zu erwarten wäre. Genau genommen fehlt dafür nicht nur der Logogrammstrich, sondern auch noch ein Klassifikator, wie der schlechte Vogel (+ Pluralstriche), mit dem s.t-ꜥ in den medizinischen Texten klassifiziert wird. Sollte hinter dem zweiten s.t das Zeichen unter dem Arm vielleicht gar kein r sein, wie Meyrat es transliteratiert, sondern der schlechte Vogel? Aber hinter dem ersten s.t fehlt er auch weiterhin, und am Fehlen des Logogrammstrichs ändert das nichts. Bleibt man bei der Interpretation als r, ist zudem die Gruppierung mit dem Arm darüber auffällig und lässt eher an eine Lesung ḏi̯(.w) r nḫ[_]t | ꜥꜣ n pr denken: „Werde gegeben an (...).“ Infolgedessen läge für dieses zweite s.t eine Transliteration als Thron + t über Hausgrundriss, also wie in 6,1 und 6,6, näher. Gleiches müsste dann aber wohl auch für das erste s.t von Zeile 6,6 gelten, was jedoch die Einkonsonantenzeichen ꜥ, b und n zwischen den beiden s.ts unerklärt zurückließe. Weiterhin würden beide s.ts dann einfach einen unspezifischen „Ort“ bezeichnen, und konkret der erste müsste semantisch sinnvoll „mit“ (ḥnꜥ) dem Gecko zusammengebracht werden können. Die Möglichkeit, dass man hinter dem ersten s.t statt des Armes ein n liest und dadurch [___] ḥntꜣsw ḥnꜥ s,t n bn s.t erhielte: „[---] den Gecko zusammen mit dem Ort des ...“ scheidet jedenfalls aus, weil das n in diesem Text sonst immer links waagerecht anfängt und weil dann immer noch die Bedeutung dieses bn offen bliebe. Für dieses schlägt Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 45 und 58, Anm. 241, einem Vorschlag von Ritner folgend, eine Ergänzung zu b〈j〉n vor, dass er als Attribut zum vorangehenden s.t-ꜥ versteht: „un effet négatif“. Doch neben der Ergänzung eines Schilfblattes würde das zusätzlich die Ergänzung des klassifizierenden schlechten Vogels erfordern (s. die Schreibung in der senkrechten Zeile hinter Kol. 3) sowie vermutlich auch der t-Endung, da sich das Wort auf das feminine s.t-ꜥ bezöge. Schwer anzuschließen wäre auch bei Meyrat ferner sein direkt folgendes s.t-ꜥ, das koordinierend versteht: „un effet négatif et un effet (...)“.
Hinter nḫ⸮[_]?.t bricht der Papyrus ab; doch machen es die darüber und darunter stehenden Zeilen wahrscheinlich, dass allenfalls eine Klassifizierung fehlte, aber kein weiteres Wort. Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 45 geht davon aus, dass ein Vertreter der Wortfamilie nḫt: „stark sein“ vorliegt, konkret das Substantiv: „contre la force“. Dieser Vorschlag ist aber nicht unproblematisch, weil hierfür der für diese Wortfamilie typische Ast unter dem n fehlt. Daher könnte auch ein anderes mit nḫ- beginnendes Wort vorliegen. Die Position des t sowie die kleine Zerstörung darüber lassen es denkbar erscheinen, zwischen nḫ und t noch einen weiteren Radikal zu ergänzen. Die erst Zeichengruppe am Beginn der nächsten Zeile ist jedoch eher ein n.t als Säule über Arm (Quack, E-Mail vom 05.08.2021), so das dass t von nḫ⸮[_]?.t die Femininendung einer substantivischen Form sein muss.
Die gesamte Aussage von Zeile 6,7 ist unklar:
(1) ꜥꜣ n pr ist eher die Tür des Hauses als der „pilier de la maison“ (Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 45), ohne dass das den Sinn der Passage erhellt. Klassifizierungen der Tür mit dem Ast finden sich gelegentlich schon seit dem Alten Reich und in ramessidenzeitlichen Papyri häufiger, s. DZA 21.632.820.
(2) n.tj ḥr smn.t=f: Quack (a.a.O.) erwägt, statt Meyrats smn ꜥ=f eher smn.t=f zu lesen, weil Meyrats ꜥ der Logogrammstrich fehlen würde. Dessen ungeachtet bleibt die Passage unklar, denn bereits die syntaktischen Bezüge sind ambivalent: Der Relativkonverter n.tj könnte sich sowohl auf das „Haus“ als auch auf die „Tür des Hauses“ oder auf das letzte Wort der vorigen Zeile beziehen, falls es ein maskulines Substantiv ist. Das Bezugswort des Suffixpronomens =f dürfte wohl der Nutznießer des Spruches sein. Jedoch bleibt die Frage unbeantwortbar, inwieweit ihn die Haustür „stärken“ kann, weshalb andere Bezüge nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden können.
Nach einer weiteren Autopsie des Originals vermeint Quack, noch Spuren eines t vor dem Klassifikator von smn auszumachen (E-Mail vom 12.08.2022). Das würde für die Zeichengruppe nach dem Klassifikator erneut nur die Lesung r=f zulassen, inklusive der oben damit diskutierten Interpretationsprobleme.
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Please cite as:
(Full citation)Lutz Popko, with contributions by Svenja Damm, Peter Dils, Daniel A. Werning, Token ID ICECdM3H1t5CbkkfuqPzR6G4mEQ <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICECdM3H1t5CbkkfuqPzR6G4mEQ>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
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