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Verso: Der Papyrus ist nur auf einer Seite beschrieben. Bohleke (in: JEA 83, 1997, 156) beschreibt mit einem Verweis auf Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xii), dass die Oracular Amuletic Decrees in der Art von Privatbriefen der Ramessidenzeit auf der Seite des Papyrus beginnen, bei dem die Fasern vertikal verlaufen. Zu dem hier vorliegenden Papyrus bemerkt er lediglich: „It preserves 36 lines of text on one side, (...)“ (ebd.). Hieraus könnte man schließen, dass auch dieser Text auf der Seite des Papyrus notiert wurde, auf der die Fasern vertikal verlaufen. Dass dies aber nicht so ist, zeigt das Museumsfoto (https://www.clevelandart.org/art/1914.723 (28.06.2023)) sehr deutlich. Über die gesamte Länge des Papyrusstreifens verlaufen die obenliegenden Fasern horizontal. Dies ist im Corpus der OAD einzigartig, und sollte daher auch Erwähnung finden. Der Text ist also auf dem Verso notiert worden.
Es mag zunächst etwas irritieren, dass die Seite des Textes als „Verso“ bezeichnet wird, bei der die horizontalen Fasern oben liegen. Die Oracular Amuletic Decrees sind generell auf sehr schmalen und zum Teil enorm langen Papyrusstreifen notiert worden. Wie haben die Schreiber diese Streifen hergestellt? Die einfachste Methode ist die, einen schmalen Streifen von einer bereits vorbereiteten Rolle abzuschneiden. Edwards hat bei einer Untersuchung der Klebungen Hinweise auf genau dieses Vorgehen festgestellt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii). So konnte er bei einer Reihe von Texten, Klebungen in regelmäßigen Abständen feststellen, die auf eine vorgefertigte Rolle hindeuten. Allerdings erwähnt er auch, dass es Texte gibt, die unregelmäßige Abstände bei den Klebungen aufweisen bzw. aufzuweisen scheinen (ebd.). Daraus zieht er den Schluss, dass es für die Herstellung der OAD keine festgelegte Methode gab, sondern die Schreiber vielmehr das Material verwendeten, das sie gerade zur Hand hatten; seien es Abschnitte einer Rolle, oder anderweitige Streifen, bzw. eine Kombination aus beidem. Als Beispiel eines zusammengestückelten Papyrus führt er insbesondere Papyrus London BM EA 10320 (L4) an (ebd.). Dieser Papyrus beginnt mit einem Stück auf dem neun Zeilen des Textes erhalten sind, bei dem aber die horizontalen Fasern oben liegen Dieses Stück ist an den Streifen mit vertikalen Fasern angeklebt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27). Genau diesen Papyrus möchte ich allerdings als wichtigen Hinweis dafür benennen, dass die Schreiber in der Regel einen schmalen Streifen von einer vorbereiteten Rolle abgeschnitten haben. Das kurze Stück mit dem anderen Faserverlauf ist doch zweifelsfrei ein sog. Schutzblatt bzw. „protocollon“ zu Beginn einer Papyrusrolle (vgl. Turner, The Terms Recto and Verso, 28–29), das in diesem Fall entgegen der allgemeinen Praxis ebenfalls beschriftet wurde. Die Klebung zeigt zudem deutlich an, dass es sich um das Recto der betreffenden Rolle handeln muss (An dieser Stelle möchte ich Nadine Quenouille für ihre papyrologische Expertise und Einschätzung sehr herzlich danken). Der Schreiber hat also den Streifen von einer neuen Rolle abgeschnitten und dann zur Beschriftung um 90 Grad gedreht. Es handelt sich also papyrologisch um eine „transversa carta“ (Turner, The Terms Recto and Verso, 29; Bülow-Jacobson, in: Oxford Handbook of Papyrology, 21–22), ähnlich wie es bei spätramessidischen Briefen zu beobachten ist (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii [7] mit Verweis auf Černý, LRL, xvii-xx). -
wr: Bohleke (in: JEA83, 1997, 157) transkribiert hier den auf einen Stab gestützten Mann (A19) über einer Wasserlinie (N35), doch müsste es sich dann bei A19 um eine stark verkürzte Schreibung handeln. Leider ist bei der Erwähnung des Gottes am Ende des Textes dieser Teil nicht erhalten, so dass man keinen Vergleich ziehen kann. Ein n (Genitiv?) bringt an dieser Stelle aber syntaktisch keinen guten Sinn. Offenbar handelt es sich eher um eine spezifische Eigenart des Schreibers, den unteren Strich des Zeichens A19 separat zu setzen (ähnlich in pTurin Cat. 1985 (T3), Rto. 3 u. Vso. 4, s. Edwards, HPBM 4, Bd. 2, pl. XXVII u. XXIX). Herkömmliche Schreibungen zeigen deutlich die Füße des Stehenden Mannes als Querstrich. Der würde bei Bohlekes Lesung fehlen.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Anke Blöbaum, unter Mitarbeit von Svenja Damm, Daniel A. Werning, Token ID ICMBkTsZl2Fg4EwLkJmixnN0QV4 <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICMBkTsZl2Fg4EwLkJmixnN0QV4>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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