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Als der Schreiber am Ende der Vorderseite ankam, hat er das Ostrakon über die horizontale Achse gedreht und auf der anderen Seite weitergeschrieben; die Unterkante des Rectos entspricht demzufolge der Oberkante des Versos und der Versotext steht gegenüber dem Recto auf dem Kopf. Zunächst hat der Schreiber zwei Zeilen in kleiner Schrift und engem Zeilenabstand geschrieben; der Text dürfte eine Fortsetzung des Recto-Textes sein. Daher hat Möller einfach die Zeilenzählung der Vorderseite fortgesetzt und die beiden Zeilen mit „13“ und „14“ nummeriert. Gardiner hat in seiner Transliteration diesen beiden Zeilen keine Nummer gegeben. Mit der zweiten Zeile endet dieser Text oder zumindest dieser Textabschnitt, denn sie ist nicht vollgeschrieben.
Hierauf folgen vier Zeilen in viel größerer Schrift mit großzügigem Zeilenabstand. Diese Änderung im Schriftbild, unterstützt von dem Umstand, dass die zweite Zeile des Verso-Textes zur Hälfte freiblieb, erweckt den Eindruck, dass ein neuer Text vorliegt. Möller und Gardiner zählen diese vier Zeilen tatsächlich auch neu durch als Zeile 1 bis 4.
Diesen vier Zeilen folgt wiederum eine etwas blasse, mittig in die Zeile gesetzte Wortgruppe in etwa derselben Schriftgröße und demselben Layout. Diese fünfte Zeile bleibt bei beiden ohne Nummer.
Inhaltlich scheinen zumindest die ersten vier Zeilen unmittelbar an den vorherigen Text anzuschließen, allein schon dadurch erkennbar, dass er mit dem Syntagma kꜣ sḏm=f beginnt. Auch Borghouts, Mag. Texts, 34 schließt diesen Textteil nahtlos an den vorherigen an, markiert die Änderung des Layouts nicht einmal in Form eines neuen Absatzes o.ä.
Man fragt sich, wie und warum es zu diesem Layoutwechsel kam. Gardiner, DZA 50.204.570, Zettel 7, vermutete, dass die ersten beiden, noch eng geschriebenen Zeilen des Versos ein Zusatz ist und die „eigentliche Fortsetzung“ des Rectos aus den vier groß geschriebenen Zeilen bestünde. In dem Fall stellt sich die Frage, wo der Text der ersten beiden Zeilen eigentlich hingehört. Außerdem würde eine solche Reihenfolge – erst die fünf groß geschriebenen Zeilen und danach die beiden engen oberhalb davon – bedeuten, dass der Schreiber auf dem Verso zunächst so viel Platz freiließ, dass eine ganze Zeile in seinem großen Duktus dort hätte stehen können und diese dann – zufälligerweise – für den Nachtrag zur Verfügung gestanden hätte.
Fischer-Elfert (E-Mail vom 03.12.2024) hält dagegen die großen Zeilen für eine andere Handschrift. Daraus könnte man schließen, dass der Text ursprünglich nur das Recto und die ersten drei Zeilen des Versos einnahm und ein zweiter Schreiber den Text weiterführte und/oder vollendete. Der zeitliche Abstand zwischen beiden Beschriftungsphasen lässt sich unmöglich abschätzen.
Falls das Verso doch von ein und demselben Schreiber stammt, gäbe es noch eine dritte Option: Am linken Rand des Versos, gegenüber dem aktuellen Text um etwa 90° entgegen dem Uhrzeigersinn gedreht, finden sich blasse Spuren eines älteren Textes (so schon auf dem Faksimile von Möller notiert und auf dem aktuellen Berliner Foto noch sichtbar, wenn auch, bis vielleicht ein pꜣ oder zꜣ, nicht mehr identifizierbar). Man könnte daher folgendermaßen spekulieren: (1) Als der Schreiber das Recto vollgeschrieben hatte, drehte er das Verso um die horizontale Achse, wischte aber den alten Text, der vielleicht die gesamte Breite (nach Orientierung des neuen Textes) des Ostrakons einnahm, nicht aus, sondern beendete zunächst seinen Satz im vielleicht freigelassenen rechten Rand der ursprünglichen Beschriftung. (2) Erst danach entfernte er den alten Text und setzte nun mit der finalen Passage seines Spruches neu ein, die er viel großzügiger schreiben konnte, da ihm jetzt mehr Platz zur Verfügung stand, als er mit der ursprünglichen Schriftgröße benötigen würde.
mhꜣwꜣhꜣ: So nach Gardiners hieroglyphischer Transliteration. Auf dem aktuellen Berliner Foto ist selbst mit Falschfarbenfiltern nicht mehr alles zu erkennen. Bei dem Zeichen, das Gardiner als schlagenden Mann transliterierte, fragt man sich, ob es nicht eher der sitzende Mann mit Hand am Mund ist.
Borghouts, Mag. Texts, 34 übersetzt mit: „ear-splitting (?) [cries (?)]“, wobei unsicher ist, ob er an ein oder an zwei ägyptische Wörter dachte. Das Possessivpronomen nꜣy=sn erfordert auf jeden Fall ein Substantiv, so dass das von Gardiner noch gesehene m nur dessen Anfang sein kann. In der anschließenden kleinen, auch von Gardiner nicht ergänzten Lücke kann dann nur der zweite Teil einer syllabischen Gruppe gestanden haben, vielleicht nur eine w-Schleife (s. die Optionen bei Hoch, Sem. Words, 508).
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Samuel Huster, Token ID ICQDNBCwNLQWdUUztvhiSkQloA4 <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICQDNBCwNLQWdUUztvhiSkQloA4>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 20, Web-App-Version 2.3.2, 31.10.2025, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICQDNBCwNLQWdUUztvhiSkQloA4, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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