ḥꜥꜣ(Lemma-ID 102050)

Hieroglyphische Schreibung: 𓎛𓂝𓄿𓀔


Persistente ID: 102050
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/102050


Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch

Wortklasse: Substantiv (mask.)


Übersetzung

de
Kind
en
child
fr
enfant
ar
طفل

Bezeugung im TLA-Textkorpus


Belegzeitraum im TLA-Textkorpus: von 2686 v.Chr. bis 30 v.Chr.

Schreibungen im TLA-Textkorpus:

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𓎛𓂝𓂝𓀔𓅆 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓎛𓂝𓉻𓀔𓀔 | 1× N.m:pl ( 1 )
𓎛𓉻𓂝𓀔𓀀 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓎛𓉻𓂝𓀔𓏥 | 1× N.m:pl ( 1 )
𓎛𓉻𓂝𓄿𓀔𓀀𓁐𓏥 | 1× N.m:pl ( 1 )
𓎛𓉻𓂝𓄿𓀔𓁐𓏥 | 1× N.m:pl ( 1 )
𓎛𓉻︀𓄿𓅪𓏥 | 1× N.m:pl ( 1 )

A201𓀔𓏨 | 1× N.m:pl ( 1 )
V28A𓈖𓂝𓄿𓅱𓀔A1B𓏥 | 1× N.m(infl. unedited) ( 1 )
𓀠𓎺𓎺A17B | 1× N.m:sg ( 1 )

Bibliographie

  • Wb 3, 42.1-3


Digitale Verweise

Alt-TLA 102050
Digitalisiertes Zettelarchiv 102050
Erman & Grapow, Wb. 41

Kommentare

ḥꜥꜣ ist eine von zahlreichen ägyptischen Bezeichnungen für Kinder. MacDonald, in: BACE 5, 1994, 56 führt es in seiner Liste mit der Bedeutung „‚infant‘, ‚child‘ or ‚lad‘“ mit unbekannter Etymologie auf. Schon Piehl, in: PSBA 13, 1891, 111 und Sethe, in: ZÄS 47, 1910, 80, Anm. 2 hatten allerdings vorgeschlagen, es von ꜥꜣ: „groß“ abzuleiten, so, wie ḥwrw analog von wr. Mit dieser Etymologie findet es sich auch bei Thausing, in: WZKM 39 (3-4), 1932, 290; sie vermutet hier und in weiteren Wörtern mit -Präfix eine Umkehr ins Gegenteil, also den Ausdruck der Polarität (vgl. Brose, in: ZÄS 144 (2), 2017, 151). Die meisten von Thausings Belegen für dieses Präfix, und damit auch ḥꜥꜣ, lehnt zwar Osing, Nominalbildung, 869, Anm. 1394 pauschal ab (vermutlich spiegelt MacDonalds Ansicht, keine bekannte Etymologie vorweisen zu können, genau diesen Forschungsstand wider); jedoch steht dieser Ablehnung wiederum Franke, in: SAK 34, 2006, 173 skeptisch gegenüber, der in Anm. 60 erneut ḥꜥꜣ als „nicht-groß: Kind“ nennt. Auch Zauzich, in: Fs Thissen, 620 nennt dieses Wort; er vermutet in dem Präfix jedoch nicht den Ausdruck einer Polarität, sondern ein „subjektbezogenes“ Affix, das die vom Simplex ausgedrückte Handlung auf das Subjekt überträgt: Ein ḥwrw sei jemand, der sich selbst für „groß“ (wr) halte, aber objektiv gesehen eben doch ein „Kleiner“ ist bzw. wegen dieses subjektiven Anspruchs auf Größe eigentlich ein Elender, Anmaßender. Und weiter: „Ähnlich denken Kinder von einem gewissen Alter an, sie seien schon ꜥꜣ: ‚groß‘, ja erwachsen. Das sind sie aber nur in ihrer eigenen Sicht, für andere bleiben sie noch eine Weile ḥꜥꜣ.w ‚Knaben‘.“ Dem schließt sich auch Brose, a.a.O., 163 weitgehend an und verbindet die von Zauzich vorgeschlagene Bedeutung des Affixes mit der von ihm selbst herausgearbeiteten „indirekt-reflexiven“ Funktion; er bleibt einzig etwas zögerlich, weil dafür eigentlich die Ableitung von einem – nicht belegten – Verb ḥꜥꜣ notwendig sei, denn nur dort habe das Affix diese Funktion.
Der Verwendung dieses Begriffes könnte also vielleicht eine gewisse verniedlichende Nuance innewohnen, ähnlich wie im Deutschen das eigene Kind als „Große(r)“ bezeichnet werden kann, was sicherlich dem objektiven Umstand einer gewissen Reife Rechnung trägt, aber dennoch auch zumindest in eindeutigen Kontexten die Bedeutung transportiert, dass der/die so Bezeichnete immer noch ein Kind ist.

Literatur:
– M. Brose, Das Wurzelerweiterungsaffix im Ägyptischen (und im Afroasiatischen), in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 144 (2), 2017, 149-172.
– D. Franke, Fürsorge und Patronat in der Ersten Zwischenzeit und im Mittleren Reich, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 34, 2006, 159-185.
– D.N. MacDonald, Terms for ‚Children‘ in Middle Egyptian. A Sociolinguistic View, in: The Bulletin of the Australian Centre for Egyptology 5, 1994, 53-59.
– J. Osing, Die Nominalbildung des Ägyptischen, Sonderschrift, Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo 3 (Mainz 1976).
– K. Piehl, Notes de philologie égyptienne, in: Proceedings of the Society of Biblical Archaeology 13, 1891, 40–53, 106–118, 235–245.
– K. Sethe, Neue Spuren der Hyksos in Inschriften der 18. Dynastie, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 47, 1910, 73-86.
– G. Thausing, Über ein -Präfix im Ägyptischen, in: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 39 (3-4), 1932, 287-294.
– K.-T. Zauzich, Eine folgenreiche Etymologie: demotisch hwtn > koptisch howtn, in: C. Leitz – H. Knuf – D. von Recklinghausen (Hrsg.), Honi soit qui mal y pense. Studien zum pharaonischen, griechisch-römischen und spätantiken Ägypten zu Ehren von Heinz-Josef Thissen, Orientalia Lovaniensia Analecta 194 (Leuven 2010), 617-627.

L. Popko, 11. Mai 2023.

Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen


Editor:innen: Altägyptisches Wörterbuch; unter Mitarbeit von: Annik Wüthrich, Amr El Hawary
Datensatz erstellt: vor Juni 2015 (1992–2015), letzte Revision: 27.09.2024

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"ḥꜥꜣ" (Lemma-ID 102050) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/102050>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Annik Wüthrich, Amr El Hawary, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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