ḥꜥꜣ(Lemma ID 102050)
Hieroglyphic spelling: 𓎛𓂝𓄿𓀔
Persistent ID:
102050
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/102050
Lemma list: Hieroglyphic/hieratic
Word class: common noun (masc.)
Translation
Attestation in the TLA text corpus
16
Attestation time frame in the TLA text corpus:
from
2686 BCE
to
30 BCE
Spellings in the TLA text corpus:
Bibliography
- Wb 3, 42.1-3
Comments
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(Full citation)"ḥꜥꜣ" (Lemma ID 102050) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/102050>, edited by Altägyptisches Wörterbuch, with contributions by Annik Wüthrich, Amr El Hawary, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/102050, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
ḥꜥꜣ ist eine von zahlreichen ägyptischen Bezeichnungen für Kinder. MacDonald, in: BACE 5, 1994, 56 führt es in seiner Liste mit der Bedeutung „‚infant‘, ‚child‘ or ‚lad‘“ mit unbekannter Etymologie auf. Schon Piehl, in: PSBA 13, 1891, 111 und Sethe, in: ZÄS 47, 1910, 80, Anm. 2 hatten allerdings vorgeschlagen, es von ꜥꜣ: „groß“ abzuleiten, so, wie ḥwrw analog von wr. Mit dieser Etymologie findet es sich auch bei Thausing, in: WZKM 39 (3-4), 1932, 290; sie vermutet hier und in weiteren Wörtern mit ḥ-Präfix eine Umkehr ins Gegenteil, also den Ausdruck der Polarität (vgl. Brose, in: ZÄS 144 (2), 2017, 151). Die meisten von Thausings Belegen für dieses Präfix, und damit auch ḥꜥꜣ, lehnt zwar Osing, Nominalbildung, 869, Anm. 1394 pauschal ab (vermutlich spiegelt MacDonalds Ansicht, keine bekannte Etymologie vorweisen zu können, genau diesen Forschungsstand wider); jedoch steht dieser Ablehnung wiederum Franke, in: SAK 34, 2006, 173 skeptisch gegenüber, der in Anm. 60 erneut ḥꜥꜣ als „nicht-groß: Kind“ nennt. Auch Zauzich, in: Fs Thissen, 620 nennt dieses Wort; er vermutet in dem Präfix jedoch nicht den Ausdruck einer Polarität, sondern ein „subjektbezogenes“ Affix, das die vom Simplex ausgedrückte Handlung auf das Subjekt überträgt: Ein ḥwrw sei jemand, der sich selbst für „groß“ (wr) halte, aber objektiv gesehen eben doch ein „Kleiner“ ist bzw. wegen dieses subjektiven Anspruchs auf Größe eigentlich ein Elender, Anmaßender. Und weiter: „Ähnlich denken Kinder von einem gewissen Alter an, sie seien schon ꜥꜣ: ‚groß‘, ja erwachsen. Das sind sie aber nur in ihrer eigenen Sicht, für andere bleiben sie noch eine Weile ḥꜥꜣ.w ‚Knaben‘.“ Dem schließt sich auch Brose, a.a.O., 163 weitgehend an und verbindet die von Zauzich vorgeschlagene Bedeutung des Affixes mit der von ihm selbst herausgearbeiteten „indirekt-reflexiven“ Funktion; er bleibt einzig etwas zögerlich, weil dafür eigentlich die Ableitung von einem – nicht belegten – Verb ḥꜥꜣ notwendig sei, denn nur dort habe das Affix diese Funktion.
Der Verwendung dieses Begriffes könnte also vielleicht eine gewisse verniedlichende Nuance innewohnen, ähnlich wie im Deutschen das eigene Kind als „Große(r)“ bezeichnet werden kann, was sicherlich dem objektiven Umstand einer gewissen Reife Rechnung trägt, aber dennoch auch zumindest in eindeutigen Kontexten die Bedeutung transportiert, dass der/die so Bezeichnete immer noch ein Kind ist.
Literatur:
– M. Brose, Das Wurzelerweiterungsaffix ḥ im Ägyptischen (und im Afroasiatischen), in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 144 (2), 2017, 149-172.
– D. Franke, Fürsorge und Patronat in der Ersten Zwischenzeit und im Mittleren Reich, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 34, 2006, 159-185.
– D.N. MacDonald, Terms for ‚Children‘ in Middle Egyptian. A Sociolinguistic View, in: The Bulletin of the Australian Centre for Egyptology 5, 1994, 53-59.
– J. Osing, Die Nominalbildung des Ägyptischen, Sonderschrift, Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo 3 (Mainz 1976).
– K. Piehl, Notes de philologie égyptienne, in: Proceedings of the Society of Biblical Archaeology 13, 1891, 40–53, 106–118, 235–245.
– K. Sethe, Neue Spuren der Hyksos in Inschriften der 18. Dynastie, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 47, 1910, 73-86.
– G. Thausing, Über ein ḥ-Präfix im Ägyptischen, in: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 39 (3-4), 1932, 287-294.
– K.-T. Zauzich, Eine folgenreiche Etymologie: demotisch hwtn > koptisch howtn, in: C. Leitz – H. Knuf – D. von Recklinghausen (Hrsg.), Honi soit qui mal y pense. Studien zum pharaonischen, griechisch-römischen und spätantiken Ägypten zu Ehren von Heinz-Josef Thissen, Orientalia Lovaniensia Analecta 194 (Leuven 2010), 617-627.
L. Popko, 11. Mai 2023.
Commentary author: Strukturen und Transformationen