sw.t(Lemma ID 129610)
Hieroglyphic spelling: 𓇓𓏏𓏤𓆰𓏥
Persistent ID:
129610
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/129610
Lemma list: Hieroglyphic/hieratic
Word class: common noun (fem.)
Translation
Attestation in the TLA text corpus
42
Attestation time frame in the TLA text corpus:
from
2345 BCE
to
200 CE
Spellings in the TLA text corpus:
Bibliography
-
Wb 4, 58.7-59.2
-
Van der Molen, Dictionary of Coffin Texts, 459
- Wilson, Ptol. Lexikon, 814
Comments
Please cite as:
(Full citation)"sw.t" (Lemma ID 129610) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/129610>, edited by Altägyptisches Wörterbuch, with contributions by Simon D. Schweitzer, Lisa Seelau, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/129610, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
Zur Schreibung nsw:
Die sw.t-Pflanze kann ab dem Neuen Reich auch nsw geschrieben werden, als hinge der Name mit dem Wort für „König“ zusammen. Solche Schreibungen finden sich bspw. in den Late Egyptian Miscellanies, hier konkret in pAnastasi IV, Rto. 8,12 (GLEM, 43,16; NB: diese Stelle ist für Sethe, in: ZÄS 49, 1911, 20-21 ein Beleg für die Lesung des so geschriebenen Königstitels als sw.t) = pLansing, Rto. 11,6 (GLEM, 110,5) = oTurin CGT 57106, Rto. 2 (López, Ostraca ieratici N. 57093-57319, Taf. 55+55a). Auch in der nicht identischen, aber ähnlichen Warenliste des pChester Beatty V, Rto. 8,4 erscheint die Pflanze in dieser Schreibung. Außerhalb der Miscellanies kommen solche Schreibungen bspw. in pTurin CGT 54051 (= pTurin Cat. 1993), rto 5,11 und – aus späterer Zeit – pFlorenz PSI inv. I 72, x+6,29 vor.
Den Beleg in pChester Beatty V übersetzt Gardiner, HPBM III, Text, 49 unkommentiert, wenn auch mit Fragenzeichen, als „reed (?)“, d.h. er geht von der sw.t-Binse aus. Auch CLEM, 166, Anm. zu Anast. IV, 8,12 vermutet hierin eine Schreibung für sw.t: „reed (?)“, findet es aber „strange, however, that the same faulty writing should recur“ in pLansing und pChester Beatty V. Während die Güterlisten von pAnastasi IV und pLansing (sowie oTurin CGT 57106) identisch sind (auch in der Schreibung: 𓇓𓏏𓈖𓆰𓏫) und demzufolge theoretisch auf ein und dieselbe, fehlerhafte Vorlage zurückgehen könnten, ist die Liste von pChester Beatty eine andere (auch graphisch: 𓇓𓏏𓈖𓇋𓇋𓏲𓆰𓏫) und stellt daher tatsächlich einen echten zweiten Beleg für diese Schreibung dar.
Schließlich kommt diese Pflanze noch ein weiteres Mal auf pChester Beatty XI in einem anderen magischen Spruch vor, nämlich in Fragment E, rto. 3 (Gardiner, HPBM III, Plates, Taf. 66). Dort soll der Spruch über der nsw-Pflanze (geschrieben wie in pAnastasi IV und Parallelen) gesprochen werden, die zu sieben Knoten gedreht wurde. In diesem Fall hat Gardiner, HPBM III, Text, 119 die fragliche Bezeichnung mit „rushes“ übersetzt. Vermutlich hatte er aber ebenfalls sw.t im Sinn; und dass er es nicht, wie in pChester Beatty V, mit „reeds“ übersetzte, dürfte wohl nur daran liegen, dass er dort die Übersetzung „rushes“ für das auf nsw folgende šw.w: „Heu, Binsengras“ verwendet hatte. Jedenfalls hat Charpentier, Recueil, Nr. 921 all diese Schreibungen als Belege für die sw.t-Binse aufgefasst.
Auch der Beleg in pTurin CGT 54051 untermauert – trotz gewisser Probleme mit der Stelle (s. den Kommentar dort) – eine Identifizierung der nsw geschriebenen Pflanze mit der sw.t-Binse. Die Parallele pWilbour 47.218.138, x+8,8 schreibt an dieser Stelle mꜣt.t n.t sw.t, Goyon, Prophylaxie, 47-48 und Taf. 8. Dieselbe Pflanzenbezeichnung, meist nur sw.t, aber einmal auch nsw geschrieben, kommt mehrfach auch im magischen pBudapest 51.1961 vor.
Das Einzige, was man über mꜣt.t n.t sw.t erfährt, ist, dass es wohl fasriger Natur ist, weil es sich zu Knoten drehen lässt, und vielleicht auch, dass man damit Feuer anzünden kann. Kákosy, in: Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae 19, 1971, 164, Anm. v = in: Kákosy, Selected Papers (StudAeg 7), 244, Anm., v bespricht verschiedene Möglichkeiten der Identifizierung im pBudapest und kommt zu dem Ergebnis, dass es (1) entweder eine Verschreibung für mꜣ.t{t} n.t sw.t und damit ein weiterer Beleg für den bislang nur einmal, im Rezept Eb 270, genannten Pflanzenteil mꜣ.t sw.t: „Halm der sw.t-Binse“ (DrogWb, 211-212) ist; oder (2) dass die Lesung mꜣt.t: „Sellerie“ korrekt ist, dann aber sw.t nicht die sw.t-Binse sein kann, sondern etwas anderes bezeichnen muss. Goyon, a.a.O., 48 entscheidet sich im Grunde für Kákosys erste Option und verweist auf mꜣt.t n jdḥ in Edfou VI, 29.9, wo sich mꜣt.t also auf Papyrus und nicht Schilf beziehe und dort die „inflorescences de la touffe de papyrus“ bezeichne. Dementsprechend übersetzt er auf S. 47 das mꜣt.t n.t sw.t des pWilbour mit „des inflorescences de roseau“. Allerdings bezeichnet jdḥ nicht den Papyrus, sondern die Papyrusmarschen, also das Sumpfgebiet des Deltas (Wilson, Ptol. Lexikon, 128-129), und die angeführte Stelle spricht nicht gegen die übliche Auffassung. Im Gegenteil sieht Kurth, Edfou VI, 50, Anm. 3 in dieser Stelle sogar eine Bestätigung der Identifizierung von mꜣt.t mit Sellerie, weil dieser „auch im Sumpf wächst“.
Literatur:
– R.A. Caminos, Late-Egyptian Miscellanies, Brown Egyptological Studies 1 (London 1954).
– G. Charpentier, Recueil de matériaux épigraphiques relatifs à la botanique de l’Égypte antique (Paris 1981).
– A.H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series: Chester Beatty Gift. Bd. 2. Plates, (London 1935).
– A.H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series: Chester Beatty Gift. Bd. 1. Text, (London 1935).
– J.-C. Goyon, Le recueil de prophylaxie contre les agressions des animaux venimeux du Musée de Brooklyn. Papyrus Wilbour 47.218.138, Studien zur spätägyptischen Religion 5 (Wiesbaden 2012).
– H. Grapow, H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959).
– L. Kákosy, Ein magischer Papyrus des Kunsthistorischen Museums in Budapest, in: Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae 19, 1971, 159-177.
– L. Kákosy, Selected Papers (1956-73), Studia Aegyptiaca 7 (Budapest 1981).
– Kurth, DieterBehrmann, Almuth, et al., Edfou VI, Die Inschriften des Tempels von Edfu: Abteilung I Übersetzungen 3 (Gladbeck 2014).
– J. López, Ostraca ieratici. N. 57093 – 57319, Catalogo del Museo Egizio di Torino, serie seconda - collezioni III.2 (Milano 1980).
– K. Sethe, Das Wort für König von Oberägypten, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 49, 1911, 15-34.
– P. Wilson, A Ptolemaic Lexikon. A Lexicographical Study of the Texts in the Temple of Edfu, Orientalia Lovaniensia Analecta 78 (Leuven 1997).
L. Popko, 05. September 2023.
Commentary author: Strukturen und Transformationen