ꜥr.wt(Lemma-ID 39450)
Hieroglyphische Schreibung: 𓂝𓂋𓅱𓏏𓈒𓏥
Persistente ID:
39450
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/39450
Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch
Wortklasse: Substantiv (fem.)
Übersetzung
Bezeugung im TLA-Textkorpus
10
Belegzeitraum im TLA-Textkorpus:
von
1818 v.Chr.
bis
1494 v.Chr.
Schreibungen im TLA-Textkorpus:
Bibliographie
-
Wb 1, 210.18-19
- MedWb 147 f.
Digitale Verweise
Kommentare
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(Vollzitation)"ꜥr.wt" (Lemma-ID 39450) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/39450>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Annik Wüthrich, Mohamed Sherif Ali, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/39450, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
ꜥr.wt: Dieses Wort tritt im pEbers in Genitivverbindungen mit einer ḥnḥn.t-Geschwulst (ḥnḥn.t n.t ꜥr.wt) und vielleicht auch einer ꜥꜣ.t-Geschwulst auf, wobei Letzteres unsicher ist: Es steht in Eb 870 ꜥꜣ.t n.t rj.t ꜥr.wt, was man sowohl disjunktiv („Wie eine ꜥꜣ.t-Geschwulst von Eiter (oder) von ꜥr.wt-Stoffen”) als auch konjunktiv („Wie eine ꜥꜣ.t-Geschwulst von Eiter (und) von ꜥr.wt-Stoffen”) auffassen könnte. Die Natur von ꜥr.wt wird allerdings nicht klar. In Eb 857 kommt es in der „Kehle“ (ḥtj.t) des Patienten vor und in Eb 859 in der šꜣšꜣ.yt-Region des Halses – beide Male nach einer „Verlagerung, Verschiebung“ (wd.t < wdi̯: „stellen, setzen, legen“(?)) von einer unbekannten Körperstelle. Diese Verschiebung ist mitursächlich für die Entstehung der ḥnḥn.t-Geschwulst, wie besonders in Eb 859a deutlich wird: ḥnḥn.t m šꜣšꜣ.yt n.t s ḫpr.t ẖr wd.t n.t ꜥr.wt n.t ry.t: „eine ḥnḥn.t-Geschwulst an der šꜣšꜣ.yt-Halsgegend (?) eines Mannes, die infolge einer Verlagerung des ꜥr.wt-Stoffes (und) von Eiter entstanden ist“. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Verschiebung allein die ḥnḥn.t-Geschwulst verursacht und das ꜥr.wt dann, wenn es nicht verschoben ist, nichts anrichtet und vielleicht sogar ein normaler Bestandteil eines gesunden Körpers sein könnte. Vielmehr wird eine ḥnḥn.t-Geschwulst in einem anderen Rezept, in Eb 858, ausgelöst (ḫpr.t) durch wd.t n.t wḫd.w: „eine Verlagerung der Krankheitsauslöser“. Diese parallele Konstruktion zeigt, dass ꜥr.wt schon per se, d.h. quasi auch „unverschoben“, ein krankheitsauslösender Stoff ist.
Im Rezept Eb 207 wird einem Patienten mit Verstopfung ein Abführmittel bereitet, und sein nꜥꜣḏ.t-Exkrement wird mit ꜥr.wt km.t: „schwarzem ꜥr.wt-Stoff“ verglichen. Ebbell, Alt-ägyptische Krankheiten, 11 nimmt diese kurze Beschreibung, zusammen mit dem Umstand, dass ꜥr.wt in den anderen Rezepten zusammen mit Eiter genannt wird, zum Anlass, in ꜥr.wt eine Entsprechung der Galle und konkreter sogar der schwarzen Galle griechischer Medizin zu sehen. Das lehnt MedWb 1, 148 jedoch ab, weil die explizite Nennung des Adjektivs „schwarz“ in Eb 207 auch so interpretiert werden könnte, dass ꜥr.wt auch andere Farben haben kann.
Als Benennungsmotiv erwägt MedWb 1, 148 einen Zusammenhang mit ꜥr, dem „Kern (einer Frucht)“, Wb 1, 208.13 und vergleicht mit der jn.wt-Erscheinung (a.a.O., 57-58), für das es wiederum einen Zusammenhang mit jnj.t: „Samen, Kern“, Wb 1, 94.4-5 erwägt. Allerdings ist der Übersetzungsvorschlag des Wb für jnj.t sehr unsicher, so dass der über die jn.wt-Erscheinung verlaufende Vergleich in der Diskussion um die Wortbildung des ꜥr.wt-Stoffes besser unberücksichtigt bleibt. Für Letzteren sind auch andere Benennungsmotive denkbar: Da dieser Stoff (mit-)ursächlich für die Entstehung diverser Schwellungen und Geschwulste ist, könnte man auch überlegen, ob er mit jꜥr: „aufsteigen“ (Wb 1, 41.14-25) zusammenhängt.
NB: In pRamesseum C, Vso. 3, x+7-8 kommt noch ein maskulines Wort ꜥr.w vor, das vielleicht mit dem ꜥr.wt der medizinischen Texte zu verbinden ist: Es wird zusammen mit šfꜣ.yw – seinerseits vielleicht zu šf.wt: „Schwellung“ zu stellen – genannt und wird vom „Feind, Untoter, Untote“ in einem leider unklaren Kontext im Zusammenhang mit Schu und Tefnut sowie Horus und Seth erwähnt.
L. Popko, 24. Juni 2022.
Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen