pChester Beatty III = pBM EA 10683(Objekt-ID QL5ZSZPL2VFOFBEI2IDSOEKBVI)


Persistente ID: QL5ZSZPL2VFOFBEI2IDSOEKBVI
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/QL5ZSZPL2VFOFBEI2IDSOEKBVI


Datentyp: Objekt


Objekttyp: Schriftrolle


Material: Papyrus

Maße (H×B(×T)): 35 × 172 cm


Zustand: fragmentarisch

Kommentar zur Materialität

  • Die Maße nach Gardiner, Hieratic Papyri I, 7. Vgl. oben bei Objektbeschreibung.


  • Fundort

    • Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt | Theben | westliches Ufer | Deir el-Medineh
      Gewissheit: certain
      Ist Ursprung: Ja
      Kommentar zu diesem Ort: Die genauen Erwerbsumstände sowie der originale Fundzusammenhang des Papyrus sind ungewiss. G. Posener gibt an, dass die 19 Chester-Beatty-Papyri mit dem Fund von 17 (?) Papyri aus Deir el-Medineh zu vergesellschaften sind, die im Jahre 1928 von B. Bruyère in einem schmalen, trapezförmigen Bereich mit gestampftem Boden zwischen dem Gewölbe einer Grabkapelle und dem Fundament einer Grabpyramide in Deir el-Medineh entdeckt wurden: „Il est permis de dire à présent que la découverte dépassa en importance les papyrus recueillis par le fouilleur le 20 février 1928. (...) On saura plus tard que les papyrus Chester Beatty proviennent de la même trouvaille.“ (Černý – Posener 1978, VIII; Plan des Fundorts: Bruyère 1929, Plan I: unten rechts, zwischen den Schächten P.1165 und P.1169). Darüber hinaus verweist er auf den Eintrag in B. Bruyères Grabungstagebuch vom 21. Februar 1928, in dem es heißt, dass ihm zu Ohren gekommen sei, dass er von drei Arbeitern bestohlen wurde. Der Papyrus Chester Beatty III ging demnach möglicherweise als Diebesgut in den Antikenhandel, wo er von A. Chester Beatty erworben wurde (Černý – Posener 1978, VIII). Zu dem Papyrusfund scheinen, abgesehen von den 19 Chester-Beatty-Papyri und den 17 von J. Černý gemeinsam veröffentlichten Deir-el-Medineh-Papyri (für die wenigsten der 17 Papyri liegen genaue Fundbeschreibungen vor), auch zwei Naunachte-Papyri in Kairo zu gehören, eventuell noch zwei Naunachte-Papyri in Oxford sowie ein Genfer Papyrus (P. Geneva MAH 15274), also insgesamt mindestens 40 Papyri (Pestman 1982, 155–172). Falls dies stimmt, wurden also alle Papyri im oberirdischen Bereich einer Grabanlage gefunden, deren Besitzer bei der Grabung nicht bestimmt werden konnte(n). P. W. Pestman ermittelte die aufeinanderfolgenden Eigentümer der Papyri als Ken-her-chepesch-ef den Älteren, seine Frau Naunachte und ihre Söhne aus zweiter Ehe, Amennachte und Pa-maa-nacht-ef. Möglicherweise ist einer der Papyri (Papyrus Chester Beatty IX) irgendwann nass geworden, entrollt und nach der Trocknung wieder aufgerollt worden (Gardiner 1935 I, 78). Y. Koenig verweist auf den Brief Papyrus BM EA 10326 (= LRL, Nr. 9), in dem nassgeregnete Papyri inspiziert und später in einem Grab mit oberirdischen Räumen deponiert wurden, und er erkennt Analogien zwischen den dort geschilderten Vorgängen und dem Fundzusammenhang des Fundes von B. Bruyère von 1928 (Koenig 1981, 41–43).


Aktueller Ort

  • British Museum
    Inventarnummer(n): EA 10683
    Ist an diesem Ort: Ja
    Kommentar zu diesem Ort:
    1930 wurde das Konvolut der literarischen / magisch-medizinischen Chester Beatty Papyri No. II–XIX von A. Chester Beatty dem British Museum geschenkt; siehe H.R. Hall, British Museum Quarterly 5, 1930, 46-47; dazu der Kommentar von Gardiner, Hieratic Papyri I, vii-viii.

Kommentar zur Datierung:

  • Die datierten Texte des Archivs, zu dem Papyrus Chester Beatty III gehört, bzw. die identifizierten Eigentümer des Archivs, stammen aus dem Datierungszeitraum von der frühen Regierungszeit Ramses’ II. bis hin zu Ramses’ IX. (Pestman 1982, 158). Dies umfasst eine Zeitspanne von ca. 170 Jahren (ca. 1279–1109 v. Chr.). Einen Anhaltspunkt zur genaueren Datierung liefert das Verso. Darin befindet sich u.a. die Abschrift eines Briefes, der nach eigener Aussage von Ken-her-chepesch-ef stammt. Dieser Schreiber ist auch sonst gut belegt und lebte von einem unbekannten Zeitpunkt während der Regierungszeit Ramses’ II. bis vermutlich zum Ende der von Sethos II. (1279–1198 v. Chr.). Aus paläographischer Sicht ist ziemlich eindeutig, dass er sowohl die Kopie seines Briefes wie auch den restlichen Text des Versos, der die gleiche Handschrift trägt, anfertigte. Der Brief selbst ist an den Wesir Panehsi adressiert, der in diesem Amt besonders unter Merenptah (1213–1203 v. Chr.) in Erscheinung tritt (und vielleicht auch noch unter Sethos II. (Weil 1908, 104)). Da Ken-her-chepesch-ef die Kopie des Briefes vermutlich ziemlich zeitnah zum Original anfertigte, ist das Verso wahrscheinlich irgendwann während der Regierungszeit Merenptahs beschriftet worden. Davon ausgehend, dass man das Recto in der Regel vor dem Verso beschrieb, muss dieses also irgendwann davor angefertigt worden sein. Aus paläographischen Gründen ist dies vermutlich während der frühen Regierungszeit Ramses’ II. geschehen.
  • Auffällig ist zunächst ein Kolophon, das auf dem Recto erscheint und angibt, der Text stamme von einem gewissen Amennachte, Sohn des Chaemnun. (Letzteren heiratete die namentlich unbekannte Frau von Ken-her-chepesch-ef, nachdem dieser verstorben war (Szpakowska 2003, 67).) Dieser ist zwar auch sonst mehrfach belegt, kann allerdings nicht sicher zeitlich verortet werden. Da sein Vater Chaemnun vom 21. Regierungsjahr Ramses’ III. bis zum zweiten Ramses’ IV. (1166–1157 v. Chr.) bezeugt ist, kann davon ausgegangen werden, dass er wohl ca. während des ersten Drittels oder der ersten Hälfte der 20. Dynastie lebte. Das würde zunächst bedeuten, dass das Recto erst nach dem Verso beschriftet wurde, was höchst ungewöhnlich wäre. V.a. die unterschiedliche Handschrift lässt jedoch den Schluss zu, dass das Recto nicht von Amennachte beschriftet worden sein kann. Inhaltlich wäre es durchaus denkbar, dass der erste, unbekannte Schreiber nach Beendigung der zehnten Kolumne (in der sich das Kolophon befindet) unter dieser einen größeren Freiraum ließ, bevor er in einer neuen Kolumne mit dem Text fortfuhr. Somit hätte, nachdem bereits das Recto und das Verso beschriftet waren, Amennachte dieses Kolophon angebracht und damit seine (nicht existente) Autorenschaft verewigt.
  • Der Papyrus wurde also insgesamt in drei Etappen beschriftet: Das Recto (und ein Teil des Versos) wurden von einem unbekannten Schreiber vermutlich unter der frühen Herrschaft Ramses’ II. angefertigt, d.h. von 1279 bis Mitte des 13. Jh. v. Chr. Ungefähr 40 bis 50 Jahre später hat Ken-her-chepesch-ef den bis dahin freien Raum des Verso mit anderen Texten, nämlich dem Poem auf die Kadesch-Schlacht und einem Brief an Panehsi, und wohl ca. nochmals rund ein halbes Jahrhundert später setzte Amennachte ein Kolophon in einen freien Raum des Rectos und suggerierte somit seine Autorenschaft des dortigen Textes (Gardiner 1935 I, 8, 24, 26–27).


Beschreibung

  • Der Papyrus bestand bei der Erwerbung durch das British Museum aus einer kleinen Rolle und zahlreichen Fragmenten, die heute in insgesamt vier Frames verglast sind. Die Rolle enthielt die oberen Hälften der heutigen Kolumnen sechs bis elf, wobei von der ersten und letzten jeweils ca. ein viertel des Anfangs bzw. die Hälfte des Endes fehlte. Durch die Anfügung der Fragmente konnte der größte Teil der Rolle (d.h. Kolumnen fünf bis elf) sowie Teile der ersten fünf Kolumnen rekonstruiert werden. Hinzu kommen 50 weitere kleinere Fragmente, die nicht mehr plaziert werden können.
  • Der Papyrus hatte eine ursprüngliche Höhe von ca. 35 cm (ein eher selten genutztes Format in der Ramessidenzeit und nach K. Szpakowska, Behind Closed Eyes. Dreams and Nightmares in Ancient Egypt, Swansea 2003, 68 ein Indiz dafür, dass der Papyrus ursprünglich offiziell genutzt wurde, wie in einem Tempel) und heute eine Gesamtlänge von 172 cm. Weder der linke noch der rechte Rand des Papyrus sind erhalten, sodass keine Aussage über die Gesamtlänge getroffen werden kann. Da der Vergleichstext des Versos suggeriert, dass vermutlich mindestens zwei weitere Papyrusblätter an der äußersten rechten Rectoseite befestigt waren (ein Blatt hat eine durchschnittliche Breite von 27 cm) und zusätzlich noch ein ca. 8–10 cm breiter Schutzstreifen zu erwarten ist, werden zumindest an dieser Seite ungefähr 60 cm Papyrus fehlen.
  • Während der Rekonstruktionsarbeiten stellte sich aufgrund verschiedener Indizien des Erhaltungszustandes heraus, dass der Papyrus sehr wahrscheinlich bereits vor der ursprünglichen Deponierung beabsichtigt zerteilt wurde; siehe Gardiner, Hieratic Papyri I, 7-8.
  • Auf dem Recto befinden sich elf Kolumnen Text, auf dem Verso fünf Kolumnen sowie der Rest einer sechsten, die auf dem Kopf steht. Die Kol. rt. 1-10 mit dem Text eines Traumbuches weisen ein zweispaltiges Layout auf, der Rest ist einspaltig gehalten. Jede Kolumne hat dabei max. 28 Zeilen sowie eine davor befindliche senkrechte Zeile, die den jeweiligen Einleitungssatz der Deutungen enthält: „Wenn sich ein Mann im Traum sieht“. Die restlichen Zeilen sind darauf folgend tabellenartig in zwei Spalten angeordnet (die rechte Spalte mit dem Geschehen, wobei sich ein Mann im Traum sah, die linke mit der Interpretation).
  • Der Papyrus ist fragmentiert und weist zahlreiche Fehlstellen an den Rändern und inmitten der Blätter auf, weder der rechte noch der linke Rand sind erhalten. Der Beginn des „Traumbuches“ in Kol. rt. 1 ist fast ganz verloren. Quer über dem Schriftfeld des Rectos war eine durchlaufende, dünne schwarze Linie gezogen worden.
  • Zum aktuellen Erhaltungszustand vgl. noch die Photographien bei Gardiner, Hieratic Papyri II, pl. 5a-12a, und in der British Museum Online Collection.


Bibliographie


Autor:innen: Marc Brose; unter Mitarbeit von: Lutz Popko, Peter Dils
Datensatz erstellt: 15.10.2021, letzte Revision: 30.09.2025

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Marc Brose, unter Mitarbeit von Lutz Popko, Peter Dils, "pChester Beatty III = pBM EA 10683" (Objekt-ID QL5ZSZPL2VFOFBEI2IDSOEKBVI) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/QL5ZSZPL2VFOFBEI2IDSOEKBVI>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 20, Web-App-Version 2.3.2, 31.10.2025, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/QL5ZSZPL2VFOFBEI2IDSOEKBVI, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)