Satz ID IBUBdz1KkbXeO0Cot9k683Te7kE
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Unklare Aussage.
jw=w 〈r-〉jḫ: Ergänzung nach Caminos, S. 42. Im Gegensatz zu ihm wird hier angenommen, dass hier doch das "r of purpose" vorliegt.
qnw r=j: Caminos, S. 42 ging von dem Nomen qnw: "die Vielen (Jahre o.ä.)" aus, ergänzte zu 〈r-〉jḫ und sah in r=j eine Schreibung für jw=j: "what will my sufferings signify a long time hence anyway, when I am in the realm of the dead (...)" (S. 26, dem folgte Schad, S. 69). Da unmittelbar zuvor und danach die Partikel jw stets korrekt geschrieben wurde, ist es jedoch unwahrscheinlich, dass r=j eine Verschreibung für jw=j ist. Quack, S. 128 (vgl. ders., in: LingAeg 7, 2000, S. 224) ging daher von der im Demotischen und Koptischen belegten Phrase qn r bzw. kên e(ro) aus: "abhalten/ablassen von" und übersetzte: "Wozu sollen sie sonst noch dienen? Genug für mich ist der Friedhof". Da qn bzw. kên ein Verb ist, müsste man für Quacks Übersetzung einen Adjektivalsatz mit einem Partizip als Prädikat annehmen (*"Be-/Vollendet (?) seiend ist der Friedhof für mich"). Dies mutet nicht nur ungewöhnlich kompliziert an, sondern ist auch grammatisch problematisch: Aus Gründen der Wortstellung müßte r=j dann hinter dem Subjekt, ẖr.t-nṯr, stehen. Zudem fragt sich, ob man bei seiner Übersetzung nicht eher ein n=j als ein r=j erwarten sollte, was es wiederum zweifelhaft macht, das Wort des Moskauer Papyrus mit der demotischen bzw. koptischen Phrase zu verbinden. Denn die Verbindung von qn und r war gerade Quacks Tertium comparationis. Unter der Voraussetzung, so wenig Emendationen wie möglich vorzunehmen, gibt es folgende Alternativen:
(1) Der Satzkern ist jw=w 〈r-〉jḫ, gefolgt von der adverbialen Erweiterung ḥr-sꜣ qnw r=j: "Wozu sind sie (gut) nach den Vielen auf mich bezogenen (Verwicklungen?)." Worauf sich das pronominale Subjekt bezieht, bleibt unklar; das nächstliegende pluralische Wort ist das unmittelbar vorangehende nꜣy=j mḥr. Wie das Folgende anzuschließen ist, ist ebenfalls unklar. Es kann nicht das Nomen zu qnw sein, zum einen, weil dieses vor r=j stehen müsste, und zum zweiten, weil eine Übersetzung "nach den vielen Nekropolen in Bezug auf mich" keinen Sinn ergibt. Ebenso wenig sinnvoll wäre es, mit ẖr.t-nṯr einen neuen Satz zu beginnen, weil sich ẖr.t-nṯr jw=j (m) pꜣ mꜣ.w ꜣḫ.tj nicht übersetzen lässt. Ergänzt man eine Präposition vor ẖr.t-nṯr - am wahrscheinlichsten ist m -, dann wäre zu entscheiden, wie sich die verschiedenen Adverbialen zueinander verhalten, ob sie parallel vom Hauptsatz abhängen oder verschiedene Ebenen der Abhängigkeit darstellen:
a) "Wozu sind sie (gut) nach den Vielen auf mich bezogenen (Angelegenheiten?), (während sie) in der Nekropole sind, während ich im Blick des Horizontischen bin?" (alle parallel zueinander).
b) "Wozu sind sie (gut) nach den Vielen auf mich bezogenen (Angelegenheiten?), die in der Nekropole anfallen, während ich in im Blick des Horizontischen bin?" (〈m〉 ẖr.t-nṯr von qnw r=j abhängig).
Keine dieser Übersetzungen ist sinnvoll.
(2) ḥr-sꜣ ist hier nicht als Präposition, sondern als Adverbiale gebraucht; qnw ist ein epexegetisches Subjekt zu jw=w; vgl. hierzu Horus und Seth, Z. 5,13: jw=st 〈r-〉jḫ n=j tꜣy=t wḫꜣ.t: "Was soll es mir, dein Gebäck?" oder Chonsemhab und der Geist, Z. 3,17 (beides hier im TLA): jw=w r-jḫ nꜣ j:jri̯=k: "Wozu sollen sie (nütze) sein, diese (Versprechungen), die du (dann) ausgeführt haben wirst?" Der Satz wäre dann wie folgt zu übersetzen: "Wozu sind sie später (nütze), die Vielen ..." Aus Gründen der Wortstellung muss r=j ẖr.t-nṯr ein Bestandteil des nachgestellten Subjektes sein. Auch bei dieser Interpretation ist der Sinn fraglich.
(3) ḥr-sꜣ ist eine Konjunktion, qnw ein Verb. Infrage kämen damit eine Deutung von qnw als sḏm=f oder als Infinitiv (Wb IV 12, 15-16). Die Pluralstriche hinter der Buchrolle von qnw könnten Teil der Determinative oder das Suffixpronomen =w sein. Allerdings gibt es kein Verb mit der hier vorliegenden Determinierung. Das Verb qn: "aufhören, beenden" (Wb V 49, 1-14), das mit der Buchrolle determiniert wird, kommt nicht infrage, da es wohl nicht qn, sondern ꜥḏn zu lesen ist, vgl. den erwähnten Aufsatz von Quack, LingAeg 7, 2000, S. 219-224. Andere Verben der Lesung qn ergäben an dieser Stelle keinen Sinn.
Bresciani, S. 608 übersetzte: "Che importa? Dopo che sarò sepolto nella necropoli e sarò nella vista del dio dell'Orizzonte, lui mi salverà dall'abbandono e dal disordine!" Sie teilte demzufolge den Satz und las zunächst nur jw=w 〈r-〉jḫ. Anstelle von qnw scheint sie das Verb qrs gelesen zu haben, was zwar unter Umständen denkbar ist, aber eine äußerst ungewöhnliche Determinierung voraussetzt. Zur Schreibung des Wortes vgl. Korostovzev, S. 64; bei Caminos, Tf. 7 ist durch eine Falte des Papyrus oder eine falsch liegende Faser der Beginn des Wortes nicht zu lesen. Scheinbar eindeutig die Konsonantenfolge q-n, könnte die Ligatur notfalls auch als q-r oder q-z gelesen werden, zu Ausfällen eines der zum Stamm gehörenden Radikale in der Schrift vgl. DZA 30.406.710, auch 30.411.940, 30.411.950, 30.411.960, 30.411.970. Das r vor dem Suffixpronomen scheint Bresciani getilgt oder als - allerdings in seiner Lesung ungeklärtes - weiteres Determinativ gelesen zu haben. Für ihre Lesung müsste man zudem ein jr oder sogar ein ḫr-jr vor ḥr-sꜣ ergänzen, da der temporale Nebensatz sonst nicht am Satzbeginn stehen könnte. Allerdings ist (ḫr-)jr ḥr-sꜣ sḏm=f bislang nicht als temporaler Nebensatz belegt, so dass man allenfalls von einem nominalen 〈jr〉 ḥr-sꜣ qrs{-r}=j 〈m〉 ẖr.t-nṯr: "Nach meiner Bestattung in der Nekropole" ausgehen könnte. Der folgende Satz ist dann, anders als Bresciani vermutete, nicht parallel zu setzen, sondern höchstens als eingeschobener Umstandssatz zu deuten, vgl. H. Satzinger, Neuägyptische Studien. Die Partikel jr. Das Tempussystem; Wien 1976 (WZKM Beiheft 6), S. 22-24.
Persistente ID:
IBUBdz1KkbXeO0Cot9k683Te7kE
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBdz1KkbXeO0Cot9k683Te7kE
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Jessica Jancziak, Billy Böhm, Peter Dils, Anja Weber, Daniel A. Werning, Satz ID IBUBdz1KkbXeO0Cot9k683Te7kE <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBdz1KkbXeO0Cot9k683Te7kE>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBdz1KkbXeO0Cot9k683Te7kE, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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