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mtw ḫpr jr m{-sꜣ} ky hꜣw ...: Die Konstruktion ist nicht ganz klar, vgl. F. Hintze, Untersuchungen zu Sprache und Stil neuäygptischer Erzählungen; Teil 2; Berlin 1952 (VIO 6), S. 272. Wegen des mtw handelt es sich auf jeden Fall um einen Konjunktiv, der das Vorherige fortsetzt (der Kommentar von Schipper, S. 89, Anm. 290 ist missverständlich). A. Erman, ZÄS 38, 1900, S. 12 schloss die Phrase mtw ḫpr daher noch an den vorherigen Satz an: "und so ist es geschehen" (dem folgte Goedicke, S. 110). Laut H. Satzinger, Neuägyptische Studien. Die Partikel jr. Das Tempussystem; Wien 1976 (WZKM Beiheft 6), S. 31 handelt es sich bei der Phrase mtw ḫpr um einen Konjunktiv ohne Subjekt (das ja sowieso bedeutungsleer ist). Das Folgende ist eigentlich ein syntaktisch selbständiger Satz, der durch ḫpr, das hier nur als Hilfsverb dient, formal in einen Infinitiv verwandelt wird. Dieser "Infinitiv" kann dann natürlich in einen Konjunktiv konvertiert werden. Durch mtw ḫpr wird also der darauf folgende, eigenständige Satz in einen Konjunktiv umgewandelt, der wie die beiden vorangegangenen Konjunktive den negativen Aorist bw jri̯=k ršj von Zeile 2,54 fortsetzt (vgl. dazu Satzinger, ebd.).
jr m{-sꜣ} ky hꜣw: Normalerweise wäre hier noch die koordinierende Partikel ḫr zu erwarten, die aber wegfällt, da mit mtw ḫpr bereits eine Koordination angegeben ist, Satzinger, ebd., S. 32. Wäre der Satz also nicht in einen Konjunktiv verwandelt worden, müsste er demnach also mit ḫr jr und nicht mit bloßem jr beginnen. F. Neveu, La particule ḫr en néo-égyptien. Étude synchronique; Paris 2001 (EME 4), S. 97-125 führte nun die verschiedenen Satztypen auf, die mit ḫr jr beginnen können; einer nach dem Muster ḫr jr m-sꜣ findet sich jedoch nicht darunter. Vorausgesetzt, dass m-sꜣ bisher nur nicht in diesem Gebrauch belegt ist, wäre eine Emendation vorzunehmen. Hier würden sich die bei Neveu belegten Formen (ḫr) jr m oder (ḫr) jr ḥr-sꜣ anbieten. Da es sich bei ky hꜣw um einen Zeitpunkt und nicht um eine Zeitspanne handelt, ist ersteres letzterem vorzuziehen.
mtw wꜥ jwpwtj jy... und mtw=f ꜥš...: Diese beiden Konjunktive sind sehr problematisch, da der Bezug unklar ist. Zunächst sind scheinbar folgende Bezugsebenen denkbar: (1) Sie setzen die vorangegangene temporale Angabe fort (dies ist der Vorschlag von Satzinger, ebd., S. 269, Anm. 8); (2) sie setzen die Aussage des vorangegangenen Konjunktivs, also den Inhalt von ḫpr, fort; (3) sie stehen auf derselben Ebene wie die anderen vorangegangenen Konjunktive. Möglichkeit (1) ist m.E. contra Satzinger auszuschließen: Der Konjunktiv kann die Zeitangabe nicht direkt fortführen, zu diesem Zweck wäre vielleicht ein Umstandssatz oder eine Nominalphrase wie etwa bei der Lokalbestimmung jr pꜣj Ḏddnnꜣ pꜣ ky j:sš{sꜣ}=k r=f ("was dieses Sidon betrifft, d(ies)en anderen (Ort), an dem du vorbeigefahren bist") von Zeile 1,59-2,1 zu erwarten. Weiterhin ist eine Erweiterung der Temporalangabe durch einen Konjunktiv nicht nur nicht zu erwarten, sondern grammatisch sogar unmöglich, da der Konjunktiv nur verbale Bedeutungsträger fortsetzen kann (F. Junge, Einführung in die Grammatik des Neuägyptischen; Wiesbaden 1996, S. 246-248) und in der Phrase jr m-sꜣ ky hꜣw nichts dergleichen steckt. Möglichkeit (2) ist ebenfalls auszuschließen: Die Aussage des ḫpr ist inhaltlich nahezu bedeutungsleer; eine Übersetzung "und (es) geschieht und ein Bote kommt..." ist inhaltlich zudem durch das eingeschobene jr m-sꜣ ky hꜣw problematisch. Damit bleibt eigentlich nur Möglichkeit (3) übrig: Sie stehen auf derselben Ebene wie die vorherigen Konjunktive und führen den negativen Aorist fort. Doch wie lässt sich die Position der temporalen Phrase jr m-sꜣ ky hꜣw erklären? Nach dem Temporalsatz ist ein Hauptsatz zu erwarten, bei dem es sich eigentlich nur um den Satz jw=k (ḥr) šzp... handeln kann (vgl. zu den Hauptsätzen nach derartigen Temporalphrasen Neveu, ebd., S. 104 und 106 und die Tabelle bei Satzinger, ebd., S. 35). Die beiden zwischen Temporal- und Hauptsatz stehenden Konjunktive könnten dann als Parenthese verstanden werden, die damit in gewisser Weise natürlich auch die Temporalphrase und mtw ḫpr fortführen (also die Möglichkeiten (1) und (2)), aber auf einer anderen syntaktischen Ebene. Diese Syntax erscheint zwar für einen Text wie Wenamun recht komplex, aber sie hat den Vorteil, mit nur einer einzigen Emendation (wenn überhaupt nötig, s.o.) die grammatische Struktur erklären zu können. Die beiden Konjunktive der Parenthese wurden hier mit "falls" übersetzt, da in dem Aorist, den sie fortsetzen, ja eine gewisse irreale Aussage steckt und die Parenthese zudem eine Einschränkung des jw=k šzp... darstellt: Das Wasser wird natürlich nur empfangen, FALLS ein schreibkundiger Ägypter kommt und FALLS er die Stele liest. Die Übersetzung ähnelt damit der von Satzinger, ebd., S. 31 gegebenen, unterscheidet sich aber dennoch in der Deutung der syntaktischen Strukturen.
mw jmn.t: Es handelt sich dabei um einen direkten Genitiv (Golénischeff, RecTrav 21, S. 95) oder es ist die Präposition m ausgefallen und es ist zu lesen "Wasser 〈im〉 Westen (d.h. im Jenseits)" (Erman, ZÄS 38, S. 12).
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Jessica Jancziak, Billy Böhm, Simon D. Schweitzer, Peter Dils, Anja Weber, Daniel A. Werning, Token ID IBUBd0VwAaeWq09ojDZm35TxruA <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd0VwAaeWq09ojDZm35TxruA>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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