Token ID IBUBd35kyqV4ZkaqpsjmQOUkPZI






    3.2
     
     

     
     

    substantive_masc
    de
    Diagnostik; Heilkunde

    Noun.sg.stc
    N.m:sg:stc

    substantive_masc
    de
    offene Wunde

    (unspecified)
    N.m:sg

    nisbe_adjective_preposition
    de
    von [Genitiv]

    Adj.sgm
    PREP-adjz:m.sg

    substantive_fem
    de
    Klaff (einer Wunde)

    (unspecified)
    N.f:sg

    preposition
    de
    in

    (unspecified)
    PREP

    substantive_masc
    de
    Kopf

    Noun.sg.stpr.3sgm
    N.m:sg:stpr

    personal_pronoun
    de
    [Suffix Pron. sg.3.m.]

    (unspecified)
    -3sg.m

    verb_3-lit
    de
    heranreichen

    Partcp.act.ngem.sgm
    V\ptcp.act.m.sg

    preposition
    de
    hin zu

    (unspecified)
    PREP

    substantive_masc
    de
    Knochen

    (unspecified)
    N.m:sg

    verb_3-lit
    de
    durchstoßen

    Partcp.pass.ngem.sgm
    V\ptcp.pass.m.sg

    substantive_masc
    de
    Teil des Schädels

    Noun.pl.stabs
    N.m:pl

    nisbe_adjective_preposition
    de
    von [Genitiv]

    Adj.plm
    PREP-adjz:m.pl

    substantive_fem
    de
    Schädel

    Noun.sg.stpr.3sgm
    N.f:sg:stpr

    personal_pronoun
    de
    [Suffix Pron. sg.3.m.]

    (unspecified)
    -3sg.m
de
(Titel:) Erfahrungswissen über eine klaffende Wunde in seinem Kopf, die bis zum Knochen reicht
– die tpꜣ-Regionen/Bereiche (Stirn-/Nebenhöhlenbereiche?) seines (Hirn-)Schädels sind durchbohrt/durchstoßen.
Autor:innen: Peter Dils; unter Mitarbeit von: Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning ; (Textdatensatz erstellt: vor Juni 2015 (1992–2015), letzte Änderung: 14.10.2024)

Kommentare
  • - tpꜣ: Wird mit einem kleinen Kreis determiniert, der verwendet wird für Mineralien, Körner, aber auch für ein kleines Loch. Das Wort wird in Glosse A von Fall 7 des pEdwin Smith (Kol. 3.15-16) erklärt als etwas, das sich zwischen einer Schale (pꜣq.t, d.h. scherbenförmigem Schädelknochen) und einer zweiten Schale befindet und lederartig oder hautartig (dḥr) ist. Die Orthographie von tpꜣ.w und die Genitiv-Partikel n.w weisen auf einen Plural hin (Singular wäre dann tpꜣ), aber eine im Kopfbereich situierte Krankheit tpꜣ/tpꜣ.w wird gleich geschrieben. Die Identifikation der betreffenden Körperteile bzw. der betreffenden Körperregionen ist nach wie vor umstritten. Eine gute Zusammenfassung der unterschiedlichen Meinungen zu diesem Wort steht bei Brawanski, in: SAK 29, 2001, 26-28. Erman/Grapow übersetzen es in der Wortverbindung tpꜣ.w n.w ḏnn.t als "die Kopfhaut, Kopf-'schwarte'" (Wb. V, 295.5-6). Brawanski, 26 gibt für die "Kopfhaut, Kopfschwarte" als entsprechenden lateinischen Begriff Galea [aponeurotica] an, die unmittelbar unter der eigentlichen Kopfhaut liegt und fest mit ihr verbunden ist. Die Identifikation paßt für den lederartigen Charakter, aber nicht für die Positionierung zwischen Knochenschalen. Breasted, Surgical Papyrus, 185-186 betrachtet tpꜣ.w als die Suturen (lat.: Sutura), d.h. die Nahtstellen zwischen zwei Schädelknochen (daher Hannig, HWB, 1001: "Kopfnähte, Knochennähte"), wobei die lederartige Textur sich laut Breasted auf das Bindegewebe der Nähte vor dessen Verknöcherung bezieht (gefolgt von Bardinet, Dents et mâchoires, 171; Allen, Art of Medicine, 77). Grapow, Anatomie, 27 lehnt die Meinungen von Breasted und von Wb. V, 295 ab, ohne einen alternativen Vorschlag zu machen. Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 26 und MedWb II, 948 widersprechen der Meinung von Breasted und vermuten, daß "Tentorium cerebelli" (Kleinhirnzelt) bzw. "wahrscheinlich die Hirnsichel (falx cerebri)" gemeint ist. Das Erste ist eine Membran, die die Schädelhöhle am Hinterkopf in einem größeren oberen (Großhirn) und einem kleineren unteren Bereich (Kleinhirn; cerebellum = Kleinhirn) verteilt, das Zweite ist eine Membran, die das Gehirn in einer linken und einer rechten Hälfte verteilt. Weeks, Anatomical Knowledge, 28-29: lehnt die Übersetzung "suture" ebenfalls ab und folgt dem Vorschlag von von Deines/Westendorf (MedWb), daß tpꜣ.w "falx cerebri" ist (Weeks äußert sich nicht zum Tentorium cerebelli). Ein philologisches Problem bei den Interpretationen von Ebbell und MedWb ist, daß tpꜣ.w ein grammatischer Plural ist. Die Auffassungen von Ebbel und MedWb werden von Chapman und Brawanski zurückgewiesen, weil diese Membrane bei offenen Kopfverletzungen sehr selten sichtbar werden und Verletzungen in diesen Bereichen unweigerlich zum Tode führen würden, was laut Fall 7 nicht notwendigerweise der Fall sein muß. P.H. Chapman, in: JARCE 29, 1992, 35-42 situiert die Verletzung auf der Grundlage der allgemeinen Anordnung der Verletzungen im Papyrus Edwin Smith im Stirnbereich (vgl. die Verortungsskizze der Verletzungen bei Chapman, 39, Fig. 1 mit der Skizze in Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 21, Visual Index I, wo gerade für die Fälle 7-9 teilweise unterschiedliche Meinungen herrschen). Kombiniert mit der Tatsache, daß die Verletzung nicht tödlich sein muß und zugleich relativ häufig auftreten sollte (sonst würde sie nicht in pEdwin Smith stehen), entscheidet Chapman sich bei der in Fall 7 vorliegenden Verletzung für eine Verletzung der Stirnhöhlen (Sinus frontalis), welche mit einer dünnen Schleimhaut versehen sind und von den Deckplatten (Tabula externa und interna) eingefaßt sind, mit denen dann die beiden "Schalen" oder "Scherben" (pꜣq.t) gemeint sind. Da die tpꜣ.w aus dḥr sind, sind sie für Champan daher die dünnen Schleimhäute der Stirnhöhlen. Falls dies zutrifft, hat dḥr hier also nicht die konkrete Bedeutung "Leder", sondern ist eine allgemeinere Bezeichnung für "Haut" oder "Fell" oder "Membrane". Walker, Anatomical Terminology, 278 folgt der Interpretation von Chapman für tpꜣ.w mit der Umschreibung "membranes lining sinus cavities", obwohl er S. 61-62 dessen Deutung von hn n.j tp ablehnt. Andere Autoren möchten tpꜣ.w nicht auf die Membrane in den Sinushöhlen beschränken, sondern die Höhlen selbst mit einbeziehen (z.B. Bardinet, Papyrus médicaux, 237, der 497-499 mit "les poches du crâne" übersetzt, weil sowohl Sinus/Stirnhöhle als auch Schleimhaut nicht der ägyptischen Begrifflichkeit entsprechen; ähnlich Westendorf, Handbuch Medizin, 717: "Höhlungen"). Nun wird bei der Verletzung der tpꜣ.w der Geruch des "Kopfkastens" (hn n.j tp) als Symptom angesprochen und dieser "Kopfkasten" wird in Glosse H in der Mitte des Scheitelbereichs (wp.t) des Schädels verortet. Brawanski, in: SAK 29, 2001, 28 möchte deshalb den Verletzungsbereich bei einer tpꜣ.w-Verletzung ausweiten auf Stirnhöhle, Siebbeinzellen (Cellulae ethmoidales) und den frontalen Bereich der Schädelhöhle, die bis zum Scheitel hinauf reicht. Die lederartige Struktur der tpꜣ.w ist für ihn eine Kombination von Stirnhöhlenschleimhaut, Siebbeinzellenschleimhaut und harter Hirnhaut (Dura mater) im Bereich der vorderen Schädelbasis (Frontobasis). Für Brawanski ist tpꜣ.w nicht nur eine haut- oder lederartige Struktur, sondern auch ein Bereich: der Stirnhöhlenbereich, den er beschreibt als die Region zwischen den Augenbrauen und deren Umgebung nach oben hin; er benutzt dafür den lateinischen Terminus Glabella. Sanchez & Meltzer scheinen auch an eine Kombination von Struktur und Bereich/Region zu denken, die auf der Studie von Chapman basiert (sie erwähnen Brawanski an dieser Stelle nicht), denn sie übersetzen tpꜣ.w als "membranous lined sinus cavities". Wie sich diese Interpretation von tpꜣ.w als Teil des Kopfes mit der tpꜣ.w-Kopfkrankheit und der tpꜣ.wt als Pflanzenbestandteil vereinbart, bleibt zu klären. Auch ist der Zusammenhang mit dḥr-Leder/Haut und mit hn n.j tp: "Kasten des Kopfes" sowie ḥr.j-jb n.j wp.t: "Innerer/mittlerer Bereich des Scheitels" (in der erklärenden Glosse) nicht ganz überzeugend. Sofern ḏnn.t der Hirnschädel im Unterschied zum Gesichtsschädel sein sollte, ist die Interpretation von tpꜣ.w als Stirnhöhle unsicher.
    Siehe jetzt Pommerening: "alle von Membranen und Schalen umschlossenen Nebenhöhlen samt ihres schleimzellartigen Inhalts, also 'Nebenhöhlenbereiche'".

    Autor:in des Kommentars: Peter Dils

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Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBUBd35kyqV4ZkaqpsjmQOUkPZI <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd35kyqV4ZkaqpsjmQOUkPZI>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd35kyqV4ZkaqpsjmQOUkPZI, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)