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jwt.ṱ: Zu Graphien des Verbs jwi̯ nach rḏi̯ vgl. J. Winand; in: LingAeg 1, 1991, S. 370, Kap. 17.4.2 (v.a. das Beispiel a).
wbn: Zu der Emendation vgl. A.H. Gardiner; in: JEA 29, 1943, S. 39, Anm. 1.
ḫrw ist mit Pluralstrichen geschrieben. Da man einen Rückverweis erwartet (vgl. auch Gardiner, LESt 87, 13, Anm. a.), wurden sie hier als Suffixpronomen der 3. Person Plural gelesen. Zu Schreibungen dieses Pronomens ohne w-Schleife vgl. A. Erman, Neuaegyptische Grammatik; Leipzig, 2. Auflage, 1933, S. 37, § 81.
Die Übersetzung folgt in den meisten Entscheidungen der Communis opinio. Als einziger wich Goedicke, S. 22-28 von dem Standardverständnis ab, und zwar aus folgenden Gründen: (1) rwj ist kein Subjunktiv, sondern Imperativ; (2) ḥn.t und dbw.y können aufgrund des vorgesetzten Artikels nicht in einem Genitivverhältnis stehen; (3) das maskuline ntj kann sich nicht auf das feminine ḥn.t beziehen; (4) ḥn.t ist kein Becken oder Kanal, sondern von Kanälen durchzogenes, kultiviertes Land; (5) dbw.y sind keine Nilpferde, sondern Söldner; das Wort ist das direkte Objekt von rwj; (6) kein noch so lautes Geschrei kann den 500 Kilometer von Theben entfernten Apophis um seinen Schlaf bringen; vielleicht ist das Hieratische nicht ḫrw, sondern mdw zu lesen; (7) das Personalpronomen hinter nʾ.t kann sich, da 3. und nicht 1. Person Singular, nur auf Seqenenre, nicht aber Apophis, beziehen; eventuell ist auch gar nicht nʾ.t=f, sondern vielmehr ein die Rede abschließendes ḫru̯=f zu lesen. Sein Textverständnis ist folglich ein anderes: Apophis fordert Seqenenre auf, die (wohl nubischen) Söldner, die sich in der Umgebung von Theben befinden, zu entlassen, und zwar unmittelbar, nachdem er die Botschaft gehört hat. Auch wenn einige seiner Einwände erwägenswert sind, kann ihm doch nicht gefolgt werden: (1) I.d.R. wird meist mithilfe einer Imperativ-Subjunktiv-Konstruktion übersetzt: jmi̯.tw rwi̯=tw, vgl. etwa J. Winand, Études de néo-égyptien; Bd. 1, La morphologie verbale; Liège 1992 (AegLeod 2), S. 157, Ex. 347. Dies führt zu Übersetzungsproblemen, da die intransitiven Bedeutungen von rwi̯ an dieser Stelle nicht passen. Möglicherweise kann man einen transitiven Gebrauch "etwas/sich entfernen von" (Wb II 406, 19 und 407, 2) mit ausgefallenem reflexiven Pronomen erwägen, oder eine durch Haplographie entstandene Schreibung anstelle von jmi̯.tw rwi̯.tw=tw ḥr: "Veranlasse, dass man entfernt wird von...". Die von L. Störk; in: GM 43, 1981, S. 67, Brunner-Traut und Schüssler vertretene Übersetzung, den Kanal zu "beseitigen", lässt sich mit den Verwendungsvarianten von rwi̯ kaum vereinbaren. In der grammatischen Deutung des Verbs als Imperativ wird hier Goedicke gefolgt; vgl. zu durch ein vorangestelltes jmi̯ verstärkten Imperativen Erman, ebd., S. 168, § 356 und F. Hintze, Untersuchungen zu Stil und Sprache neuägyptischer Erzählungen; Teil 2; Berlin 1952 (VIO 6), S. 183 (zu den von beiden genannten Beispielen aus dem Zweibrüdermärchen vgl. aber die Diskussion hier im TLA). (2) Die Ablehnung eines Genitivverhältnisses ist unbegründet. Zu solchen Verbindungen mit einem Artikel vor dem Nomen regens vgl. allein die Beispiele bei Erman, ebd., S. 90-95. Goedickes Einwand, dass sich das proklitische Pronomen st grammatisch nicht auf ein Nomen rectum einer Genitivverbindung beziehen könne, verdient eine genauere Untersuchung. Solange aber eine solche Bezugnahme nicht völlig ausgeschlossen werden kann/muss, wird hier der Standardübersetzung gefolgt. (3) Bereits in der Übergangszeit vom Mittel- zum Neuägyptischen verschwindet das Femininum von ntj aus der gesprochenen und geschriebenen Sprache (vgl. A.H. Gardiner, Egyptian Grammar, Oxford 2001 (= 3. Auflage 1957), § 199); im Neuägyptischen ist ntj die einzige grammatische Form dieses Relativkonverters (vgl. Erman, ebd., § 836). Es kann sich folglich auch hier ohne Probleme auf ḥn.t beziehen. Ermans Bemerkung (ebd.), dass sich der Relativkonverter fast immer an ein determiniertes Subjekt anschließt, würde aus Goedickes Interpretation eine grammatische Ausnahme machen, was er selbst zugab. (4) Seine Übersetzung von ḥn.t ist erwägenswert, hängt aber vom folgenden Wort ab, das hier anders als bei Goedicke übersetzt wurde. (5) Goedicke leitete dbw.y vom mittelägyptischen ḏbw (Wb V 553, 4: "Einkünfte") von der Stele des Ddj (Kairo CG 20513) her, das er wiederum mit ḏbꜣ: "ersetzen, bezahlen" verband, und übersetzte hier mit "Söldner". Er brachte zwar das semitische Fremdwort ḏꜣbꜣ(jw) in die Diskussion ein (Wb V 562, 19, J.E. Hoch, Semitic Words in Egyptian Texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period; Princeton, New Jersey 1994, S. 382, Nr. 573), ging aber nicht weiter auf die Beziehung zwischen beiden Termini ein. Die hiesige Schreibung ohne Personendeterminativ, dafür mit Tierfell, schließt aber m.E. seine Interpretation aus (so auch A. Behrmann, Das Nilpferd in der Vorstellungswelt der Alten Ägypter; Teil 1, Katalog; Frankfurt am Main 1989 (EHS 22), Dok. 168, Anm. 613). Neben der Übersetzung ist auch Goedickes grammatische Analyse abzulehnen. Denn ob die Einfügung des nicht übermäßig langen Relativsatzes eine Vertauschung der Reihenfolge von direktem Objekt und adverbialer Bestimmung verursacht (so Goedicke), ist m.E. fraglich. (6) Die Geschichte ist wohl trotz seines Settings nicht als völlig ernst gemeinter historischer Roman zu verstehen, auch wenn der genaue Sinn der Botschaft noch nicht völlig geklärt ist. Sie könnte religiös motiviert sein, indem sich nämlich Apophis als Anhänger des Seth über die rituelle Tötung der sethischen Nilpferde durch Seqenenre ärgert (so H. Brunner, LÄ I, Sp. 353), oder indem Apophis als Götterfeind betrachtet wird, der die Bedrohung durch den nilpferdgestaltigen Seth beenden will (so Störk, ebd.). Es könnte sich auch um eine Version des literarischen Motivs des Rätselwettstreits handeln (I. Hofmann; in: GM 45, 1981, S. 19 und L.D. Morenz; in: SAK 27, 1999, S. 269). Die Botschaft könnte ebenso gut als rein humoreskes Element verstanden werden: Apophis' Gehör ist angeblich so gut, dass er die Nilpferde selbst in Auaris noch hört; vielleicht hat Seqenenre mit einer ähnlich absurden Botschaft geantwortet (P.F. Houlihan, Wit & Humour in Ancient Egypt; London 2001, S. 9). Gerade die explizit erwähnte Konstruktion der Botschaft in Zeile 1,8-9 zeigt die spätere literarische Überformung der Situation und widerspricht Goedickes Annahme von einer Wiedergabe tatsächlicher Ereignisse und Motivationen. (7) Die scheinbare Inkongruenz der Personalpronomina ist eine Erscheinung der neuägyptischen indirekten Rede, vgl. C. Peust, Indirekte Rede im Neuägyptischen; Wiesbaden 1996 (GOF IV 33), S. 57 (mit der hiesigen Passage als Bsp. 2).
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