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(Diagnose:) dann sagst du daraufhin über ihn (den Patienten):
"Einer mit [einer klaffenden Wunde] an seinem Kopf:
eine Krankheit, die ich behandeln werde."
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- ḏnn.t: Bezeichnet vor allem den knöchernen Schädel oder mehr spezifisch den Hirnschädel (wohl nicht nur das Schädeldach), denn es kann durchstoßen/durchbohrt (thm), gespalten (pšn) und zersplittert/zerbrochen (sḏ) werden und bei Verletzungen wird der Knochen (qs) des ḏnn.t erreicht oder es entstehen Schalen/Scherben (pꜣq.t) und Knochen(fragmente) (qs), die zum Innern einsinken können. Brüche im Gesichtsbereich werden nicht mit ḏnn.t in Zusammenhang gebracht, weshalb der Gesichtsschädel wahrscheinlich nicht gemeint ist bzw. ausgeschlossen werden kann. Außerdem bezeichnet ḏnn.t nicht ausschließlich den knöchernen Hirnschädel, sondern in manchen Fällen auch den Schädelinhalt (das Gehirn ꜣjs n.j ḏnn.t und die lederartige tpꜣ.w zwischen den pꜣq.t des ḏnn.t). Die allgemeine Bezeichnung "(knöcherner) Schädel" findet man im Wb. V, 576.13-14 ("Schädel" und "insbesondere der (knöcherne) Schädel, in dem das Gehirn liegt"), bei Breasted, Surgical Papyrus, 86-87 ("skull") und im MedWb II, 1005 ("Schädel") (z.B. auch bei Nunn, Egyptian Medicine, 49; Karenberg und Leitz, in: Cephalalgia 21, 2001, 913: "skull as a whole"). Die lateinische Entsprechung für den knöchernen Schädel, einschließlich des Unterkiefers, lautet cranium. Die Bedeutung "Schädel" wird teilweise weiter eingegrenzt, entweder nur in spezifischen Zusammenhängen oder generell, entweder auf "Hirnschädel" (neurocranium = Hirnschale/Gehirnschale = braincase) oder auf "(knöchernes) Schädeldach" (calvarium/calvaria = Schädelkalotte = skull cap). Grapow, Anatomie und Physiologie, 26 sagt, daß es "der knöcherne Schädel, in dem das Gehirn liegt" ist (d.h. das neurocranium). Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 22 hat seinerseits schon mit "Gehirnschale" übersetzt, bei Grapow findet man ḏnn.t unter dem ungebräuchlichen, mittlerweile veralteten Begriff "Schädelkapsel" als Teil/Bereich des Hirnschädels eingeordnet (das Lemma "Schädelkapsel" steht nicht in den gängigen Wörterbüchern wie Grimmsches Wörterbuch, Meyers Großes Konversationslexikon, Duden oder Wahrig). Auch wenn das französische "crâne" dem deutschen "Schädel" entspricht, schränkt G. Lefebvre, Tableau des parties du corps humain, 10 die Bedeutung von ḏnn.t in ähnlicher Weise ein: "le crâne, qui constitue la partie supérieure et postérieure de la tête" (also der Hirnschädel). Weeks, Anatomical Knowledge, 18-19 versteht ḏnn.t als "cranium", d.h. "the bones of the head and not the head as a whole", wobei für ihn die Mundöffnung nicht dazugehört. Somit ist der Terminus cranium schlecht gewählt; neurocranium wäre besser gewesen (Oder wird in der älteren anglo-amerikanischen medizinischen Terminologie cranium anders definiert als in der deutschen?). Einmal (S. 18) übersetzt Weeks ḏnn.t allerdings mit "calvarium", was eine Beschränkung auf den (oberen) Teil des Schädels implizieren würde, der das Gehirn enthält, aber ohne die Schädelbasis. Walker, Anatomical Terminology, 279 übersetzt mit "braincase, cranium" (sic!) und er vermerkt, daß ḏnn.t "denotes only that part of the skull enclosing the brain" und "does not include the bones of the face". Die Übersetzung "braincase" wird ebenfalls durch Sanchez/Meltzer verwendet. Auch Singer, My Skull Has Not Been Crushed, versteht ḏnn.t als den knöchernen Schädel ohne den Gesichtsbereich, was er fälschlicherweise das calvarium nennt (in seiner Abb. 1 auf S. 10 scheint die Schädelbasis mit eingeschlossen zu sein). Für calvaria entscheidet sich Breasted, Surgical Papyrus, 86, der nicht vom Hirnschädel spricht. In Anbetracht der Art der Knochenverletzungen verwendet der Autor von pEdwin Smith nach Meinung von Breasted das Wort ḏnn.t in technischem Sinne für die calvaria, d.h. das knöcherne Schädeldach (wahrscheinlich weil es typische Verletzungen für platte Knochen sind). Das Schädeldach (die Schädelkalotte) mit dem darunterliegenden Gehirn gehören eindeutig zum ḏnn.t, aber ḏnn.t ist wahrscheinlich mehr als nur das Schädeldach und schließt den ganzen Hirnschädel mit ein (sofern die Ägypter eine ähnliche Klassifikation wie heute vorgenommen haben!). ḏnn.t kann manchmal mit ḏꜣḏꜣ abwechseln, das eine allgemeine Bezeichnung für "Kopf" ist, sich in diesen Fällen dann aber konkret auf den knöchernen Kopf, d.h. den Schädel bezieht.
- wḏꜣ.tj n-wn.t: ergänzt mit Breasted, Surgical Papyrus, 119 nach Kol. 7.9 und 9.14.
- n-wn.t pšn thm: Vor thm sind Zeichenspuren vorhanden, die Breasted als nt liest und zu n-wn.t ergänzt. In Kol. 7.9 und 9.15 ist die Zeichenanordnung von n-wn.t jedoch eine andere. Deshalb sind n + kleines Zeichen eher als das Ende von pšn aufzufassen (n + Kreuz-Determinativ), das laut Glosse C (Kol. 1.17) auch vorhanden sein muß (jr n-wn.t pšn thm [...]), hier mit Grundriss (Grundriß IV/1, 173 und IV/2, 140, Anm. 1 zu Fall 2) zu ergänzen. Breasted, Surgical Papyrus, 120 meint auf der Grundlage von Glosse C, daß der Kopist irrtümlicherweise pšn vergessen hat und daß seine Ergänzung die komplette Lücke schon ausfüllt (Die Schreibung bzw. Zeichenverteilung von wḏꜣ.tj ist jedoch nicht rekonstruierbar; das Wort könnte größtenteils am Ende von Zl. 13 gestanden haben.). Ebbell, Brawanski, Allen und Sanchez/Meltzer folgen der Ergänzung von Breasted; Grundriss, Westendorf und Bardinet ergänzen zusätzlich [pš]n.
- ḏd.jn=k: Allen, Middle Egyptian, § 22.4 (S. 303): sḏm.jn=f ist an sich Tempusneutral, kann deshalb in dieser Konstruktion auch präsentisch übersetzt werden; ist immer Hauptsatztempus; dagegen Schenkel, Tübinger Einführung, 2012, § 8.3.4.1.2 (S. 307): sḏm.jn=f kann in Rang-V-Position stehen und ist im System der bedingten Verbalformen für die Vergangenheit zuständig: "Wenn du vorfindest ..., und hast du daraufhin gesagt ..., dann mußt du ..." Zur Verwendung des sḏm.jn=f spezifisch in den medizinischen Texten siehe Schenkel, in: LingAeg 21, 2013, 209-210, 219, 248-254 (mit unterschiedlicher Verwendung des sḏm.jn=f in erzählenden und in medizinischen Texten: in beiden Fällen liefern Sätze mit dem sḏm.jn=f Hintergrundinformation, aber bei den medizinischen Texten bezieht sich diese Hintergrundinformation auf die Gegenwart der ärztlichen Untersuchung und nicht auf die Vergangenheit) sowie Pommerening, Die šsꜣw-Lehrtexte der heilkundigen Literatur des Alten Ägypten. Traditionen und Textgeschichte, in: D. Bawanypeck und A. Imhausen (Hgg.), Traditions of Written Knowledge in Ancient Egypt and Mesopotamia. Proceedings of Two Workshops Held at Goethe-University, Frankfurt/Main in December 2011 and May 2012 (AOAT 403), Münster 2014, 13-16.
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(Full citation)Peter Dils, with contributions by Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBUBdyYdhIwzV0bOhMh3PqWUTzc <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBdyYdhIwzV0bOhMh3PqWUTzc>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBdyYdhIwzV0bOhMh3PqWUTzc, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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