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mnjꜣ: Ein Körperteil: In den medizinischen Texten nur drei Mal vorkommend; zwei Mal mit dem Arm (Gardiner Sign-list D41) klassifiziert, einmal mit dem Fleischstück. In allen drei Belegen ist es mit dem Finger palpabel, aber sicher nicht der Fötus, wie Bardinet, Papyrus médicaux, 442 übersetzt („littéralement: ‚celui qui palpite‘“), denn in Bln 197 ist in diesem Zusammenhang davon die Rede, dass das Gefäß im Arm njꜣ mache: MedWb 1, 372 bringt dieses Verb mit nj: „abweisen, zurückweisen“ zusammen (so auch schon Wb 1, 201.4-5) und vermutet eine Bezeichnung des Pulses („stoßen“ > „pulsieren“, unter Vergleich mit lat. pellere > Puls). Davon ausgehend, erwägt MedWb in mnjꜣ eine m-Ableitung des Ortes und vermutet darin die Bezeichnung des „Pulses (am Unterarm)“. Um die Nuance des Ortes zu betonen, macht Westendorf, Handbuch Medizin, 434 daraus die „Pulsstelle“ (vgl. ebd., 172).
Die von Griffith, P.Kahun and Gurob, Vol. I, 10 für Fall 29 des Gynäkologischen Papyrus Kahun vorsichtig erwogene Bedeutung „Schulter“ („her menaa (shoulder? or part of arm)“ findet sich, scheinbar verfestigt, bei Strouhal/Vachala/Vymazalová, Medicine of the Ancient Egyptians 1, 162 wieder, ist aber durch nichts begründet.
Außerhalb der medizinischen Texte findet sich das Wort mnjꜣ noch einmal, in Sargtextspruch 400 (CT V, 168d-e und 169b), in dem eine jenseitige Fähre beschrieben wird, und darin werden Bug- und Heckzier bzw. Vorder- und Achtersteven mit dem mnjꜣ (im Singular) der Skorpiongöttin Hededet verglichen. Faulkner denkt hierbei an das Scherenpaar, weil die Beschreibung eben eine paarige Erscheinung suggeriert, hält daneben aber auch den Schwanz für denkbar (FECT II, 44, Anm. 5). Darauf ruhen van der Molens Vorschlag „claw?“ (Van der Molen, Dictionary of Coffin Texts, 168) und Hannigs Übersetzung „*Arm (mit Hand)“ für den Gebrauch in den medizinischen Texten, und „Schere (des Skorpions)“ für den Beleg aus den Sargtexten (Hannig, HWb (Marburger Edition), 357-358). Dieser außermedizinische Beleg trägt zur Bedeutungsfindung nur wenig bei, außer der Information, dass es wohl etwas Anderes als die „Pulsstelle“ sein muss, weil das in der Beschreibung der Barke wenig sinnvoll erscheint. -
Die Stelle ist teilweise zerstört und nur mit Zweifel zu ergänzen. Bereits die Lesung des Hieratischen ist unsicher:
(a) Griffith transliteriert in Hieroglyphen nḏri̯.ḫr=k r=s ḥr sp.t=s ḥn.t ḏbꜥ=k ḥr ḥr.w mnjꜣ=s (...).
(b) Der Grundriß der Medizin V, 469 schlägt vor: nḏri̯.ḫr=k r=s ḥr ẖ.t(?)=s šw.t(?) ḏbꜥ=k ḥr ḥr.w mnjꜣ=s (...).
(c) Collier & Quirke, UCL Lahun Papyri, transkribieren auf ihrer Falttafel: nḏri̯.ḫr=k r=s ḥr sp.t=s wnmj.t(?) ḏbꜥ=k ḥr ḥr.w mnjꜣ=s (...).
Der Hauptunterschied liegt in der Lesung des teilweise zerstörten Wortes nach r=s ḥr und des nicht eindeutig lesbaren Wortes vor ḏbꜥ. Dementsprechend unterschiedlich fallen die Übersetzungen aus:
(1) Griffith übersetzt: „strike (?) thou as to her upon her lip (?), the tip (?) of thy finger upon the top of her menaa [shoulder? or part of arm] (...)“. Er merkt aber an, dass die Lesung sp.t: „Lippe“ „doubtful“ sei, und bietet als Alternative „palm of the hand“. Das wäre jedoch šsp, was wegen des rekonstruierbaren ts nicht infrage kommt. An welches Wort er bei ḥn.t (wohl eher das gemeint als jwn.t, das im Hieratischen etwas anders aussieht) dachte, was seinem „the tip (?)“ entsprechen muss, ist unklar. Collier & Quirke, UCL Lahun Papyri, 63 folgen in Transkription und Übersetzung weitgehend Griffith (die Auslassung von ḥr vor ḥryw dürfte ein reiner Tippfehler sein, da es in der Übersetzung auftaucht). Sie übersetzen: „You should pummel for it on her lip, the tip of your finger on the top of her mnı͗ꜣ“. Dabei ignorieren sie interessanterweise ihre eigene hieroglyphische Transliteration, die wnmj.t (?) statt Griffiths ḥn.t bietet. Das heißt, sie hätten eigentlich sp.t=s wnmj.t: „ihre rechte Lippe (?)“ und dürften stattdessen nur „your finger“ anstelle von „the tip of your finger“ übersetzen. Auch Strouhal e.a., Medicine of the Ancient Egyptians, 111 folgen Griffiths Lesung, wenn sie auch größere Sicherheit der Übersetzung suggerieren: „you should pull her by her lip, your fingertips on her shoulder.“
(2) Grundriß der Medizin IV/2, 273 übersetzt insgesamt zurückhaltender: „Du sollst greifen (nḏr) nach ihr auf ihrem ...-Körperteil, indem das ... deines Fingers oben auf ihrem mnjꜣ-Körperteil ist.“ Obwohl der Grundriß also ẖ.t: „Bauch, Leib“ statt sp.t: „Lippe“ liest (mit Fragezeichen), will er dies nicht als sicher verstanden wissen, vgl. auch Grundriß der Medizin IV/2, 207, Anm. 1 zu Kah 29. Für das Wort vor ḏbꜥ=k verweist Grundriß, ebd., Anm. 2 auf dasselbe Wort in Kah 17. Dort hat Grundriß der Medizin das Wort šw.t: „Seite“ vermutet. Auf diesen beiden Ideen basierend, übersetzt dann Bardinet, Papyrus médicaux, 442: „Tu devras la pincer sur le ventre, le bord (?) de ton pice étant placé au-dessus de son fœtus (menia, littéralement: ‚celui qui palpite‘)“.
(3) Westendorf, Handbuch Medizin, 434 mit Anm. 769 interpretiert ganz anders. Seine Übersetzung lautet: „Du sollst ihre Hand ergreifen (und sie führen) über ihren Bauch (?), indem die Erhebung (?) (šw.t ? die Kuppe?) deines Fingers auf der Oberseite der Pulsstelle (am Unterarm) (mnjꜣ) ist.“ Die Umschrift von Westendorf wird also lauten: nḏri̯.ḫr=k ḏr.t=k ḥr ⸮ẖ.t?=s ⸮šw.t? ḏbꜥ=k ḥr ḥrw mnjꜣ=s. Er will die Hieroglyphen D 46 (d) + X 1 (t) erkennen und hält damit eine Lesung ḏr.t=s: „ihre Hand“ statt des bisherigen r=s für sicher. Jedoch ist X1 nicht vorhanden und auch der für ḏr.t erforderliche Ideogrammstrich fehlt. In der Lesung ẖ.t und šw.t folgt er dagegen dem Grundriß, gibt aber beides als unsicher an. Bei der Übersetzung von šw.t weicht er etwas vom Grundriß ab, indem er darin nicht das Lemma „Seite“ sieht, sondern es wohl von šwi̯: „sich erheben“ abgeleitet wissen will (vgl. seine Übersetzung „Erhebung (?)“ für Kah 17) und in Kah 29 an die „Kuppe“ denkt. Auch eine Lesung ꜥ=s "ihr Arm" erfordert eigentlich einen Ideogrammstrich. Mit Blick auf die folgende Aufforderung, den Puls zu messen, scheint es deutlich mehr Sinn zu ergeben, die Hand als die Lippe zu ergreifen, weshalb hier ḏr.t statt sp.t gelesen wird und auch die von Westendorf vermutete Lesung ẖ.t „Bauch“ nicht zutreffen wird.
Bezüglich der Satzsyntax bietet die Lesung von Westendorf den Vorteil, dass nach nḏri̯.ḫr=k das direkte Objekt steht, aber er muss eine Auslassung von „und sie führen“ hinnehmen. Laut Wb. 2, 383.16–18 kann nḏri̯ im frühen Ägyptischen mit einer Präposition m oder r statt eines direkten Objekts gebildet werden, z.B. nḏri̯ r ꜥ: „an jemandes Arm/Hand fassen“ (Pyr Spruch 412, PT 724d = DZA 25.678.310). So scheint Grundriß der Medizin IV/1, 273 zu verstehen: „Du sollst greifen (nḏr) nach ihr auf ihrem ...-Körperteil, indem das ... deines Fingers oben auf ihrem mnjꜣ-Körperteil ist.“
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Ines Köhler, unter Mitarbeit von Lutz Popko, Peter Dils, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning, Token ID IBYBMTawzsry5UxKrhZSXehp1XM <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBYBMTawzsry5UxKrhZSXehp1XM>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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