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ḥtp bꜣ ꜥꜣꜥ: Als zwei Entitäten betrachtet von Ebbell, Papyrus Ebers, 115 („ḥtp a bald spot (?) and loss of hair“) und von Ward, Four Homographic Roots, 106-108, wobei die Unterstreichung in seiner Übersetzung zunächst eine Auftrennung in ḥtp bꜣ und ꜥꜣꜥ suggeriert, der anschließende Kommentar aber auf eine Auftrennung in ḥtp und bꜣ ꜥꜣꜥ abzielt („rest, repose“ oder alternativ „receptacle“ [zu ḥtp: „Korb“, Wb 3, 195,12] einerseits sowie „overflow of hair-oil“ andererseits). Als drei Entitäten betrachtet von Sethe, Erläuterungen, 86 (der aber erwägt, dass die letzten beiden Ausdrücke auch Nomina recta zum ersten sein und damit sogar nur eine Entität vorliegen könnte) und Westendorf, Handbuch Medizin, 692 („Schwund (des Haares) (und) Kahlheit (und) Absonderung (Talg)“). Auch DZA 22.768.060 („(...) welche nachdem sie Ruhe erzeugt haben, bꜣ ꜥꜣꜥ ist was sie erzeugt haben“; allerdings nicht zu vollständigen Sätzen geformt) und Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 32 („(...) qui occasionnent le repos; – la calvitie, la chute des cheveux, c’est ce qu’ils produisent à la partie superieure.“) gehen von drei Entitäten aus; ihre syntaktische Analyse unterscheidet sich aber dahingehend von Sethe und Westendorf, dass sie nur bꜣ von n.tj m-ḫt qmꜣ abhängig machen und mit den anderen beiden Ausdrücken den nächsten Satz beginnen, der dann ein zweigliedriger pw-Satz mit Schenkel’scher Rang-IV-Erweiterung wäre.
Grundriß der Medizin IV/1, 1 gibt scheinbar nur eine Entität „‚kahle Stelle‘“; aber MedWb 1, 133 vermutet für ḥtp „Kahlheit“ (mit Verweis auf Wb 3, 192.7), für bꜣ die kahle Stelle und für ꜥꜣꜥ „etwas ähnliches“, insgesamt denkt es an Haarausfall mit feuchter Absonderung. Die Übersetzung im Grundriß der Medizin IV/1 stellt also nur eine Zusammenfassung dieser drei Begriffe dar und keine Übersetzung (daher auch in Anführungszeichen gesetzt). Ähnlich nur umschreibend und nicht übersetzend Radestock, Prinzipien der ägyptischen Medizin, 81.
Bardinet, Papyrus médicaux, 121 folgt in der Interpretation der Begriffe Ward, in der grammatischen Analyse einer „remarque grammaticale“ von Pascal Vernus, die im Grunde mit Lefebvres Analyse übereinstimmt: „(...) puis forme un réservoir (?). Une source/puits de âaâ, c’est ce qu’ils forment (...)“.
Insgesamt betrachtet scheint es tatsächlich am sinnvollsten, diese drei Wörter mit DZA, Lefebvre und Bardinet auf zwei Sätze zu verteilen. Denn wenn man alle drei Entitäten von n.tj m-ḫt abhängig macht, ergibt sich im Anschluss ein Satz qmꜣ.t=sn pw n rw.tj: „Das ist es, was sie außen hervorbringen.“ Dieser bietet nun kaum Zusatzinformationen und ist im Grunde sogar tautologisch, was beides seiner Charakterisierung als erklärender Glosse durch Wreszinski nicht gerecht würde. -
jw mt.w 4 psš n dp: Die Übersetzungen vom Grundriß der Medizin, Westendorf, Handbuch Medizin und Radestock, Prinzipien der Medizin, 81 („Es sind vier Gefäße, die sich (...) verteilen“) ist leicht missverständlich, da sie eine jn-Konstruktion suggerieren. Zur Erklärung dieser Übersetzung s. MedWb 1, 27, s.v. jw, A.IV (mit Anm. 1): Westendorf versteht diesen und vergleichbare Sätze als verbales jw mit folgendem Nomen, also quasi als Verbalsätze, und das folgende Verb, in Eb 854d psš, als Partizip. In jüngeren Grammatiken wird aber jw üblicherweise als Partikel aufgefasst, nicht als Verb. Daher blieben hier nur die Möglichkeiten, mt.w als eingliedrigen, durch jw eingeleiteten Nominalsatz aufzufassen, bei dem das Substantiv natürlich durch ein Partizip erweitert sein könnte, oder in psš einen Stativ und damit einen normalen, durch jw eingeleiteten Adverbialsatz (solche Sätze unter MedWb 1, 26, jw A.II) zu haben.
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stt: Als Substantiv st.t aufgefasst von MedWb 2, 814 („Ergießung/Verknüpfung“), Grundriß der Medizin IV/1,1 („Verknüpfung“) und IV/2, 25, Anm. 1 („Ergießung“), Ward, Four Homographic Roots, 106 („effusion“) und Westendorf, Handbuch Medizin, 692 („Ergießung (st.t)“). In diesen Übersetzungen wird st.t=sn m mkḥꜣ als adverbialer, virtuell-relativischer Umstandssatz gedeutet. Als Verb stt wird es dagegen verstanden von Sethe, Erläuterungen, 86 („indem sie sich ergießen“), Ebbell, Papyrus Ebers, 115 („which effuse“), Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 32 („qui se déversent“) und Bardinet, Papyrus médicaux, 121 („et se déversent“). Die syntaktischen Lösungen sind jedoch zweifelhaft: Sethe gibt einen adverbialen Umstandssatz wieder, bei dem eher ein nichtgeminiertes sti̯=sn zu erwarten wäre. Ebbells und Lefebvres partizipiale Übersetzung ist auszuschließen, weil dafür ein einfaches stt ohne Suffix genügen würde – sofern sie nicht davon ausgegangen sind, dass sti̯ hier reflexiv gebraucht und sn ein reflexives enklitisches Pronomen ist (also *stt sn; das ist aber nicht belegt: in dieser Bedeutung wird sti̯ nach Wb 4, 329.15-16 nicht reflexiv konstruiert). Auch Bardinets Übersetzung ist nicht ganz zweifelsfrei, denn zumindest nach der Standardtheorie ist eine verbale Übersetzung nicht möglich, und man kann höchstens annehmen, dass er die Verbform als „imperfektivisch“ im Sinne von Westendorf, Grammatik, § 223.aa.1 aufgefasst hat. Dennoch ist eine Deutung von stt=sn als Verb nicht generell auszuschließen, nur eben mit anderer Nuancierung in der Übersetzung: Nach der Standardtheorie würde damit ein emphatischer Satz beginnen, was sich gut dadurch erklären ließe, dass hier der Ort, an dem die Gefäße stt-machen, nämlich m mkḥꜣ, betont und somit der deskriptive Charakter der Passage hervorgehoben würde. Auch die Interpretation als (virtueller) Umstandssatz oder als Parenthese kann bzw. muss beibehalten werden. Denn das anschließende n.tj m-ḫt dürfte sich, wie in Eb 854c, auf die mt.w 4 beziehen und setzt damit den Satz jw mt.w 4 psš n dp fort. Daraus ergibt sich, dass das dazwischen stehende stt=sn m mkḥꜣ syntaktisch in den Hauptsatz eingeschoben ist, entweder als Parenthese oder als virtueller Umstandssatz.
Während in der hier gewählten Übersetzung in der verbalen Auffassung der Stelle, mit leichter Nuancierung, Sethe u.a. gefolgt wird, wird hier in der Übersetzung des Verbs abgewichen: Die lokale Präposition m spricht nämlich eher für das Verb „verknüpfen“, da „strömen, (sich) ergießen“ wohl eher eine direktive Präposition nach sich ziehen würde.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Florence Langermann, Peter Dils, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning, Token ID IBcCd0shmkiQBUgZsQwD0lK9cWw <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBcCd0shmkiQBUgZsQwD0lK9cWw>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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