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jm.j.t ṯpḥ.t n.tj W-pqr.t: DZA 50.143.930 und Roccati, Magica Taurinensia, 162.62 ergänzen ein m vor dem Ortsnamen und gehen von einem Relativsatz aus. LGG I, 296b übersetzt dieses Epitheton dagegen mit „Die in der Höhle von W-pḳr (ON bei Abydos) ist“, vermutet also eine Genitivkonstruktion. Zu Schreibungen der Genitiv-Nisbe n(.j) bzw. n(.j).t als n.tj s. etwa ENG, § 214. Verspunkte vor der Genitiv-Nisbe von indirekten Genitiven sind selten, kommen aber vor, vgl. Tacke, Verspunkte, 164. Auch dass in Zeile 3,8-9 vor jedem n.tj ein Verspunkt steht, könnte hier die Setzung des Punktes vor einem weiteren vermeintlichen n.tj beeinflusst haben. Die Lösung des LGG hätte den Vorzug, keine Emendation zu erfordern; andererseits ist der Satz auch weiter hinten nicht ganz fehlerfrei, und im vorliegenden Text kommt die Schreibung der Genitiv-Nisbe als n.tj nicht vor.
Wer die „in der Höhle in U-Poqer befindliche“ Gottheit ist, ist unklar. Das LGG nennt nur diesen Beleg. Die Lesung jm.jt ist auch gar nicht sicher – das Hieratische könnte man auch jm.j lesen, mit Gardiner Z4 statt t. Zu maskulinen Gottheiten jm.j-ṯpḥ.t und jm.j-ṯpḥ.t=f s. LGG I, 256b. Könnte mit *„dem Gott von U-Poqer“ Osiris gemeint sein?
ḏi̯=f sw m mꜣḥ.w: Die Emendation von sw zu st wird man wohl auch dann vornehmen müssen, wenn man maskulines jm.j-ṯpḥ.t und damit rein syntaktisch ein potenzielles maskulines Bezugswort hätte. Denn aus inhaltlichen Gründen dürfte eher die wr.t das Bezugswort des enklitischen Pronomens sein.
Eigentlich passt der Kontext zu keiner der bekannten Bedeutungen der Kollokation rḏi̯ m. Könnte das m anstelle einer anderen Präposition stehen (bspw. r = /e/) und nur durch Assimilation an mꜣḥ.w an diese Stelle gerutscht sein?
mꜣḥ n mꜣꜥ.t-ḫrw: Das Überreichen des „Kranzes der Rechtfertigung“ oder des „Siegeskranzes“ ist ein v.a. aus ptolemäischen Tempelinschriften bekanntes Tempelritual, in dem der Kranz Göttern wie Horus, Osiris oder Re als Zeichen des Sieges über die Götterfeinde überreicht wird. Daneben wird er auch im Totenbuch, Tb 19 und 20, erwähnt, wo er dem Verstorbenen als Zeichen über das erfolgreich überstandene Jenseitsgericht und des Triumphes über seine Feinde mitgegeben wurde, s. Jankuhn, LÄ III, 1980, 764, s.v. „Kranz der Rechtfertigung“ und Müller-Roth, in: Fs Assmann, Mythos, 149. Archäologisch sind solche Kränze auf Mumien mehrfach nachgewiesen, s. Derchain, in: CdÉ 30 (60), 1955, 225, Anm. 1. Der Kranz, der in pTurin CGT 54050 beschrieben ist – mit der Uräusschlange „vor ihrem Vater“, d.h. vor dem Sonnengott Re bzw. der Sonnenscheibe –, entspricht am ehesten Derchains Typ VII, der einmal in Dendur als Gabe an den verstorbenen und vergöttlichten Pa-her belegt ist, s. Derchain, ebd., 228 und 286, Nr. 29. Der in pTurin CGT 54050 genannte Ortsname W-pqr bringt die Textstelle zudem in einen rituellen Kontext mit dem „Spell for bringing the garland of triumph during the wag-feast in Upeqer, the first month of the akhet-season, (day) 4“ im Totenbuch der Nodjmet vom Beginn der 21. Dynastie, vgl. dazu schon Derchain, ebd., 235 und ausführlicher Lenzo, in: BMSAES 15, 2010, 70-71.
Ḏd.t: Wie in Recto 3,7 steht hier Ḏd.t. Die Stelle in 3,7 hat Gardiner nicht übersetzt, in 4,2 sieht er auf DZA 50.43.940 hierin den Ortsnamen Mendes. LGG III, 518a-b und Roccati, Magica Taurinensia, 162.52, 63-64 identifizieren dagegen in beiden Fällen den Ortsnamen als Busiris – vielleicht, weil auf dem Verso, 4,4 und 4,8 ebenfalls die n.tj m Ḏd.w erwähnt sind, auch dort zusammen mit den n.tj m ꜣbḏ.w (die in beiden Recto-Stellen danach, in beiden Verso-Stellen davor genannt sind). Auch dort übersetzt Roccati, ebd., 172 Busiris, und auch Gardiner, DZA 50.144.110 und 50.144.120 und LGG IV, 378c sehen hierin den Ortsnamen Burisis. Die Schwierigkeit zu entscheiden, welcher Ortsname vorliegt, liegt darin, dass sich beide Ortsnamen im Konsonantenbestand nur durch die Endung unterscheiden: Ḏd.w: Busiris vs. Ḏd.t: Mendes. Daher ist nicht immer klar zu entscheiden, welcher Ortsname gemeint ist, und das umso weniger im Hieratischen, wo t und w, wenn als w-Schleife geschrieben, in manchen Handschriften nahezu identisch aussehen. Während die beiden Recto-Stellen ein deutliches t schreiben – in Zeile 3,7 etwas zerstört, aber noch gut erkennbar –, schreiben die beiden Verso-Stellen eine w-Schleife. Da auch auf dem Verso das t in der Regel etwas ausführlicher und ohne längeren Abstrich geschrieben wurde, wird man darin kein schmal geratenes t erkennen können. Es ist nun aber wahrscheinlich, dass in allen Fällen derselbe Ortsname vorliegt, und die Verbindung mit Osiris spricht eher für Busiris, wenn auch Mendes nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden kann.
ḥbs.wt: Das Subjekt des Satzes scheint noch immer „NN, den NN geboren hat“ zu sein. Dieser kann aber schwerlich den Göttern Jubiläumsfeste geben, denn diese Art Fest wird üblicherweise von Göttern an Könige verliehen. Es wird sicher eine Verschreibung für ḥbs: „Kleidung“ vorliegen.
〈n nꜣ〉 n.tj: Die Bruchkante zwischen den alten Fragmenten Cat. 1995 (von Pleyte/Rossi nicht publizierte Kolumne) und Cat. 1996 (= Pleyte/Rossi 123) läuft genau zwischen ḥb-sd und n.tj entlang. Gardiner, DZA 50.143.940 ergänzt in der Lücke senkrechte Pluralstriche (gefolgt von Roccati, Magica Taurinensia, 25, der allerdings waagerechte Pluralstriche angibt), die zu ḥb-sd gehören, merkt aber zu ihnen und dem anschließenden n.tj an: „lies n nꜣ nti”. Auf dem aktuellen Turiner Foto läuft der Bruch durch die Klassifikatoren von ḥb-sd. Ob ursprünglich danach Pluralstriche folgten, kann nicht mehr gesagt werden; die Lücke würde aber dafür ausreichen. Pleyte/Rossi haben diese Kolumne nicht faksimiliert, so dass unbekannt ist, ob zum damaligen Zeitpunkt noch etwas mehr vom Papyrus vorhanden war. Daher ist auch unbekannt, ob Gardiner die Pluralstriche allein aus dem Kotext heraus ergänzte, oder ob er noch einen Rest davon gesehen hat, als er diesen Papyrus 1905 fürs Ägyptische Wörterbuch kollationierte (s. Wb I, v). Für die von Gardiner vorgeschlagene Verbesserung in n nꜣ ist die Lücke jedenfalls tatsächlich zu schmal.
ꜣbwt: Aufgrund der Parallele mit der vorigen Sentenz ist es hier besser, Abydos zu lesen (so auch DZA 50.143.940) als „nell’Oriente“ (so Roccati). Die Schreibung des Wortendes kommt durch eine extreme Verkürzung des hieratischen d zustande, wodurch es faktisch zu einem hieratischen t wird und auch nicht mehr über der w-Schleife + den Klassifikatoren steht, sondern nur noch über den Klassifikatoren.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Peter Dils, Altägyptisches Wörterbuch, Anja Weber, Daniel A. Werning, Token ID IBgCYw5qtfOrxU4zo8uJVVFO4R8 <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBgCYw5qtfOrxU4zo8uJVVFO4R8>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBgCYw5qtfOrxU4zo8uJVVFO4R8, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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