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Ergänzungen und Korrekturen nach den Parallelen, vgl. Roccati, Magica Taurinensia, 145.283-285. ḫtmw muss in pTurin CGT 54501 ausgeschrieben gewesen sein, denn am Ende von Zeile 5,6 ist noch die w-Schleife erhalten, und die beiden erkennbaren Zeichenreste an der Abbruchkante davor dürften zum hieratischen m gehört haben, so dass in der Lücke ḫ und t zu ergänzen sind.
mꜣj.w nb sḫm mꜣj.w ḥr mr.w: Vor dem sḫm scheint nach dem aktuellen Turiner Foto ein Verspunkt gestanden zu haben, den der Schreiber nachträglich weggewischt hat, so dass nur noch eine leicht verschmierte rötliche Verfärbung vorhanden ist. sḫm wird hier als Adjektiv resp. Partizip interpretiert. Zur Form mꜣj.w nb m sḫm in auf der Isis-Statuette der Sammlung Katz s. Perdu, in: RdÉ 64, 2013, 105 und 107, Anm. g sowie am Ende des hier anschließenden Kommentars zu mꜣjw.. In der Parallele pChester Beatty XI, Rto. 4,3-4 ergänzt Gardiner, HPBM III, Plates, zu [mꜣj.w nb sḫm m] mꜣ[j.w ḥr mr.w] und erwähnt in der zugehörigen Anmerkung a explizit, dass die Präposition m vor (dem zweiten) mꜣj.w im Turiner Text ausgelassen sei. Auf dem kleinen erhaltenen Fragment von pChester Beatty XI findet sich vor mꜣ[j.w] aber keine Spur eines m, so dass dieses reine Konjektur ist. Trotzdem übernimmt Goyon, Prophylaxie, 46-47 diese Ergänzung in seiner Ergänzung der Parallele in pWilbour 47.218.138, x+8,3 und übersetzt: „tout lion, ayant pouvoir sur les lions dans le désert“. Gegen Gardiners Ergänzung sprechen die am Ende des folgenden Kommentars aufgeführten Parallelen, weil dann mꜣj.w nb ḥr mr.w nicht mehr auf derselben syntaktischen Ebene wie mzḥ.w nb ḥr jtr.w und rʾ(.w) nb psḥ stünde.
mꜣj.w ist beide Male gleich geschrieben. Im ersten Fall (im Folgenden mꜣj.w(1)) steht es satzsyntaktisch parallel zu ḏdf.t: „Gewürm“ und wird daher vielleicht eher der Oberbegriff für „Wildtiere“ oder „Raubtiere“ als konkret der „Löwe“ sein. Die Frage ist, wie sich die zweite Nennung von mꜣj.w (im Folgenden mꜣj.w(2)) zur ersten verhält. Dieses ist wiederum parallel zu mzḥ konstruiert: mꜣj.w(2) und mzḥ ist gemeinsam, dass sie nicht von einem Verb abhängen, dafür eine adverbiale Erweiterung des Ortes haben (ḥr mr.w bzw. ḥr jtr.w), und dass ihnen der Quantifikator nb fehlt (zu Letzterem ist allerdings einschränkend zu sagen, dass der Socle Béhague auch hinter diesen beiden Wörtern nb schreibt, und auch oPetrie 35 hat mꜣj.w nb mzḥ [---]). Allein ausgehend von pTurin CGT 54051 Recto, könnte man überlegen, ob mꜣj.w(2) konkret den Löwen meint und zusammen mit dem folgenden Krokodil eine Apposition zu mꜣj.w(1) darstellt: „alles aggressive mꜣj.w-Wildtier, (d.h.) der mꜣj.w-Löwe in der Wüste und das mzḥ-Krokodil im Fluss“. Alternativ könnte man erwägen, dass auch mꜣj.w(2) allgemeiner ein Wildtier statt konkret den Löwen meint, wenn auch dieses Mal eingeschränkt auf das „Wildtier in der Wüste“. In diesem Fall würde sich am Verhältnis der beiden mꜣj.ws zueinander wenig ändern: Wieder könnte man mꜣj.w(1) als den Oberbegriff verstehen und mꜣj.w(2) und mzḥ diesem untergeordnet: „alles aggressive mꜣj.w-Wildtier, (d.h.) das mꜣj.w-Wildtier in der Wüste und das mzḥ-Krokodil im Fluss“. In dem Fall müsste man davon ausgehen, dass auch mzḥ neben der konkreten Bezeichnung „Krokodil“ ein Oberbegriff parallel zu mꜣj.w(2) sein kann. Das ist zumindest in viel späterer Zeit durchaus möglich, vgl. das römerzeitliche Tebtynis-Onomastikon, in dem die Gruppe der Krokodilsbezeichnungen im Hieratischen zwar unter dem Begriff ḫnt.j zusammengefasst, in einer demotischen Glosse aber als msḥ bezeichnet wird, Osing, Tebtunis, 121. Interessant ist hierbei, dass in pTurin CGT 54051 die Krokodile nicht nur den „Wildtieren“ (mꜣj.w(2)) parallel zur Seite gestellt werden, was seine Parallele in der Abfolge der Tierbezeichnungen im Tebtynis-Onomastikon findet, sondern dass, anders als im Tebtynis-Onomastikon, beide Kategorien zusätzlich einer übergeordneten Kategorie mꜣj.w(1) untergeordnet wären.
Die darüber hinausgehende Frage ist, in welchem Verhältnis diese Bezeichnungen zum folgenden rʾ stehen. Dieses teilt mit der Ebene ḏdf.t + mꜣj.w(1) den Umstand, dass es vom Quantifikator nb gefolgt wird, und mit der Ebene mꜣj.w(2) + mzḥ den Umstand, dass es nicht von einem Verb abhängt, aber eine lokale Erweiterung hat (ḥr ṯpḥ.t=sn). Dass es parallel zur Gruppe mꜣj.w(2) + mzḥ steht und dem mꜣj.w(1) untergeordnet ist, ist allerdings unwahrscheinlich. Denn während „Wildtiere der Wüste“ und Krokodile immerhin die Gemeinsamkeit haben, Beine zu besitzen, scheint doch das Äußere der Schlangen als dermaßen unterschiedlich, dass kaum vorstellbar ist, dass sie ebenfalls als Teil der Kategorie mꜣj.w(1) aufgefasst worden wären. Der Vergleich mit den Parallelen macht es aber dann doch wieder wahrscheinlich, dass es auf derselben Ebene steht, denn soweit erhalten, ist pTurin CGT 54051 die einzige Version, die mꜣj.w(1) überhaupt enthält:
(1) Gardiner, HPBM III, Plates, Taf. 65 hat es auch für pChester Beatty XI, Rto. 4,3-4 ergänzt, aber wohl eben nur auf Basis von pTurin; ebenso Goyon, Prophylaxie, Taf. 8 für pWilbour 47.218.138, x+8,3-4. Es bliebe in beiden Fällen zu überprüfen, ob der Platz nicht auch für eine kürzere Version ausreichen würde.
(2) Der Socle Béhague, Kol. g3-4 (Klasens, in: OMRO 33, 1952, 35), die Statue Moskau, SMPFA I.1a.5319, Kol. 113-114 (Panov, Хорхебе, 50) und die Horusstele BM EA 36250, Zeile 7-8 (Panov, ebd., 49) schreiben: r sḫtḫt (Var. Moskau: (r) sḫti̯) mꜣj(.w) nb ḥr mr.w mzḥ(.w) nb ḥr jtr.w rʾ(.w) nb psḥ m rʾ=sn (Var. Moskau: psḥ m tpḥ.t=sn): „(und) werde alles Raubtier / alle Löwen in der Wüste, alle Krokodile auf dem Fluss und alle ‚Maulschlangen‘, die mit ihrem Maul beißen (Var.: alle bissigen ‚Maulschlange‘ in ihren Höhlen), zurücktreiben“ (Socle Béhague und die Londoner Horusstele fügen dem sḫtḫt noch ein n=f bei: „für ihn“). Es wäre zu überlegen, ob auch das stark fragmentierte oPetrie 35, auf dem nur noch [mꜣ]j.w nb ḥr mr.w mzḥ.w erhalten ist, zu dieser Gruppe gehört.
(3) Die Isis-Statuette der Privatsammlung Katz, Kol. 4-7 (Perdu, in: RdÉ 64, 2013, 105; Panov, a.a.O., 48), fügt dem mꜣj nb (scil.: mꜣj(2)) noch ein sḫm hinzu, das in in pTurin CGT 54051 schon hinter mꜣj(1) steht, genauer gesagt steht dort: mꜣj nb m sḫm. Perdu, 105 und 107, Anm. g schließt das als Adverbiale an sḫtḫt an: „à repousser tous les lions de force dans le désert“. Als weitere Abweichung fügt dieser Text ein jri̯ r vor mzḥ ein und setzt damit „das Maul allen Gewürms“, „alles Raubtier der Wüste“ und „alle Krokodile auf dem Fluss sowie alle bissigen Maulschlangen in ihren Höhlen“ syntaktisch parallel: jw=j r ḫtm rʾ n ḏdf.t nb (r) ḫtḫt mꜣj(.w) nb m sḫm ḥr mr.w (r) jri̯ r mzḥ.w ḥr jtr.w rʾ(.w) nb psḥ m tpḥ.t=sn.
(NB: Der Skaraboid London BM EA 35403 setzt erst später ein und enthält die vordere Hälfte dieses Spruches gar nicht.)
(5) Ein weiteres Argument für die syntaktische und damit quasi taxonomische Parallelisierung von mꜣj(2), mzḥ und rʾ ist das Vorkommen derselben Aufzählung in Spruch X der Metternichstele (= Daressys Text „A“), M116-118, wo mꜣj(.w) nb ḥr mr(.w) mzḥ.w nb ḥr jtr(.w) rʾ(.w) nb psḥ m tpḥ(.t)=sn: „alles Raubtier / alle Löwen in der Wüste, alle Krokodile auf dem Fluss und alle bissigen ‚Maulschlangen‘ in ihren Höhlen“ „abgewehrt“ (ḫsf) werden sollen, vgl. Sander-Hansen, Metternichstele, 52-53, und zu Parallelen Daressy, CG 9401-9449, 62, Index IV. Hierher gehört auch das von Goyon, a.a.O., 169-171 als weitere Parallele zum hier diskutierten Satz aufgelistete Objekt „Guimet/Louvre 50008“, bei dem es sich um die Horusstele Louvre E 20008 handeln wird (s. zu ihr Gasse, Stèles d’Horus sur les crocodiles, 86-95, Nr. 17 mit Fotos, Umzeichnung und Literatur); jedenfalls ist dort die fragliche Passage auf der rechten Seite (Gasse, a.a.O., Foto S. 87, Umzeichnung Abb. 61 und 62, 2. Kolumne) mit demselben Fehler {g}〈p〉sḥ zu sehen (Gasse liest das Hieroglyphische sogar gsjw, also zusätzlich j statt ḥ), den Goyon wiedergibt.
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