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- Die Hieroglyphe zweier stockkämpfenden Männer ist sonst nur sehr selten belegt. Sie findet sich im IFAO Bleisatz als Nr. 22.14 (Catalogue fonte IFAO, 1983, 22; Valeurs phonétiques, I, 28, Nr. 433) und wurde vermutlich speziell für die Hieroglyphe der Satrapenstele für den Schriftsatz hergestellt (ältere IFAO-Nummer 265; nicht im Bleisatz der Imprimerie Nationale vertreten: siehe Chassinat, Catalogue des signes hiéroglyphiques de l’Imprimerie de l’Institut français du Caire, Le Caire 1907, 7, Nr. 265). In der Extended Library ist sie als Zeichen A202 gelandet, wobei die Stöcke zu Keulen geändert wurden. Die Keulen-Form geht zurück auf einen Text auf dem Außentores des Muttempels von Karnak in der Abschrift von Brugsch, Recueil de monuments II, 1863, Tf. 62, Nr. 1 (erneut Brugsch, Hierogl.-dem Wb. 6, 1881, 971). Das Original hat allerdings keine eindeutigen Keulen, sondern Stöcke mit oben leicht umgebogenen Enden, die dadurch eine Verdickung in der Gravur bekommen haben (s. Sauneron, La porte ptolémaïque de l'enceinte de Mout à Karnak, MIFAO 107, Le Caire 1983, 21 und Tf. 19, Nr. 29.2).
Mehrere Lautwerte könnten für diese Hieroglyphe zweier stockkämpfenden Männer in Erwägung gezogen werden.
(1) Auf dem Mut-Tor ist die Hieroglyphe mit phonetischen Zeichen versehen: zwei kleine (!) runde Kreisen über der ṯ-Leine (V13). Deshalb transkribiert Brugsch, in: ZÄS 9, 1871, 8 die logographische Schreibung der Satrapenstele als ḫḫṯ (mit Verweis auf Brugsch, Recueil de monuments I, 1862, Tf. 62, Nr. 1 [sic!] = Sauneron, La porte ptolémaïque; der Text ist nicht bei Erman/Grapow verzeichnet, wurde also nicht exzerpiert). Brugsch verweist für die Übersetzung seines ḫḫṯ: "ein Kampfspiel" auf kopt. ϣⲱϫⲉ „luctari, certare“ und auf ϣⲟⲉⲓϫ „athleta, certator etc.“. In Brugsch, Hierogl.-dem. Wb. 6, 1881, 971 gibt er dieselbe Begründung, aber nur mit Verweis auf ϣⲟⲉⲓϫ „luctari, certare, athleta“, Brugsch übersetzt jetzt aber mit einem Substantiv (Nomen actionis?): „ein Zweikämpfer mit seinem Schwerte inmitten der Schlacht“. Diese koptischen Wörter ϣⲟⲉⲓϫ und ϣⲱϫⲉ gehen allerdings auf demotisch sḏj zurück (Westendorf, KHWB, 341), können also nicht für ḫḫṯ herangezogen werden. Die Übersetzung der Mut-Tor-Version lautet bei Sauneron „lutte au bâton“, d.h. „Stockkampf“ (entweder als Substantiv oder als Infinitiv in der periphrastischen Konjugation mit jri̯). Cauville (Index, in: Sauneron, 32) zieht für die Mut-Tor-Version die Transkriptionen ḫtḫt (Lesung des runden Zeichens als 2 x ḫ) und mꜣt/mꜣwt (Lesung der runden Zeichen als Pupillen) in Betracht. Schäfer, Makedonische Pharaonen und hieroglyphische Stelen, StudHell 50, 2011, 71, Anm. (j) möchte die Stockkämpfer-Hieroglyphe als ḫt oder als ḫtḫt lesen, wobei sie auf Brugsch verweist. Der Lautwert ließe sich erklären als mögliche Kombination des Stockes ḫt und der Bewegungsverben ḫti̯ sowie ḫtḫti̯: "zurückweichen". In Dendara wird ḫtḫti̯: "zurücktreiben" (transitiv!) einige Male mit dem Messer determiniert (DZA 28.157.310 = D XII, 331.13; auch D XII, 333.8; siehe Ventker, Der Starke auf dem Dach, SSR 6, 2012, 96, Anm. (c) und 104; vgl. für ḫti̯ mit dem Messer auch ibid., 147, Anm. (a)). Schäfer vermutet, dass auch das Verb ḫti̯ "einritzen, gravieren" (sie übersetzt "schneiden") Brugsch zu der Bedeutung "Kampfspiel" geführt haben könnte. Sie verweist nicht auf den Text am Mut-Tor, der die wirkliche Grundlage für die Lesung von Brugsch bildet.
(2) In einer Fußnote verweist Schäfer (Makedonische Pharaonen, 71, Anm. 156) noch auf die Transkription ẖnn "streiten, toben", die sie aber ablehnt, weil der meist negative Kontext von ẖnn nicht zum Verhalten eines Ptolemäers passen würde. Ein mögliches Argument für die Lesung ẖnn ist, dass das Verb in den Pyramidentexten einmal mit zwei mit Stöcken kämpfenden Armen determiniert werden kann (Extended Library D257: Reduzierung auf zwei Arme statt zwei Männer aus magischen Gründen). Die betreffende Textstelle ist Pyr § 289c = Spruch 254, Version Teti, Kol. 245. Hier geht es allerdings um das Substantiv ẖnn.w: "Streitender" im Dual! Der Dual ist also der Grund für das schlagende Armpaar statt des einfachen schlagenden Armes.
(3) Die Hieroglyphe erscheint als Determinativ zu den Wörtern mnꜥ und ꜥmw in Kampfszenen im dramatischen Ramesseumspapyrus, aber dort auch beim Wort mhtt (Hannig, HWB, 371 {13470}: „Melkerinnenpaar“) (siehe Sethe, Dramatische Texte, 166 und Tf. 16, Kol. 57, 58, 60 und 61 = Szene 18, Bild 12). Diese Wörter fehlen in Erman/Grapow, Wb., weil der Papyrus erst 1928 von Sethe (Dramatische Texte zu altaegyptischen Mysterienspielen. II. Der dramatische Ramesseumpapyrus, UGAÄ 10, Leipzig 1928) ediert wurde. Lorand, Le papyrus dramatique du Ramesseum, 97, 125-126: jeux de combat mnꜥ et ꜥmw (scène 27). Hannig, Handwörterbuch. Marburger Edition, 358 {12994} übersetzt mnꜥ mit „e. Kampfsportart“ und 152 {5176} ꜥmw mit „e. Kampfart (*Stockfechten; *Boxen)“. Ein Verb ꜥmn.t (ein Infinitiv?) findet sich im Grab des Cheruef in 6 Boxkampfszenen (The Tomb of Kheruef, OIP 102, Chicago 1980, 63 und 64; Tf. 47 und 60-63: übersetzt als „boxing“); W. Decker & M. Herb, Bildatlas zum Sport im Alten Ägypten, HdO I.14/1-2, Leiden / New York / Köln 1994, 572, Nr. 1 s.v. Faustkampf: ꜥmn.t „mit den Fäusten kämpfen“; Hannig, Handwörterbuch. Marburger Edition, 153 {5211} „*boxen; *verteidigen (im Boxkampf)“.
(4) Vorgeschlagene Übersetzungen ohne Transkription sind: “zuschlagen” (Roeder, 101); “der mit seinem Dolch (im Zweikampf?) kämpft“ (Kaplony-Heckel, 615); „to fight“ (Ritner, 393). Morenz kennt die Redewendung nn sti̯ r thi̯ nicht und versteht die stockschlagenden Männer als Determinativ des Ausdrucks, den er als „der nicht fehl-sticht“ übersetzt (Alte Hüte auf neuen Köpfen. Die Inszenierung des Satrapen Ptolemaios als ägyptischer Heilskönig, in: H.-W. Fischer-Elfert und T.S. Richter (Hrsg.), Literatur und Religion im Alten Ägypten. Ein Symposium zu Ehren von Elke Blumenthal, Abh. SAW, Phil.-hist. Kl. 81/5, Stuttgart/Leipzig 2011, 110-125, hier: 118, Anm. 45); ähnlich Lodomez, 436: „die niet mist met zijn dolk in het midden van de strijd“.
- sẖꜥ: Wird mit dem Messer T30A determiniert. Das Substantiv ist anscheinend ein Hapax legomenon, so das die genaue Art der Hieb- oder Stichwaffe nicht bestimmt werden kann. Brugsch, in: ZÄS 9, 1871, 2 wählt die Übersetzung "Schwert" (erneut Brugsch, Hierogl.-dem Wb. 6, 1881, 971; ebenso Ritner, 393), was aus der Perspektive der hellenistischen Kriegswaffen nich unlogisch erscheint. Auf dem Wörterbuchzettel DZA 28.721.540 (zum Lemma sẖꜥ; ebenso DZA 31.133.290) wurde nachträglich als Übersetzung eingefügt "der mit dem Dolch kämpft inmitten des Kampfes". Wb. 4, 268.12 erweitert entsprechend die von Brugsch vorgeschlagene Bedeutung zu "Schwert, Dolch o.ä. (als Waffe im Nahkampf)".
- jm.j-t(w): Schäfer, Makedonische Pharaonen und hieroglyphische Stelen, StudHell 50, 2011, 71 liest nur jm,j. Siehe aber schon Wörterbuchzettel DZA 28.721.540 für die Lesung als jm.j-wtj.
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