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Kolumne 11 scheint direkt an Kolumne 10 anzupassen – zumindest passt die markante, nach unten rechts weggehende schräge Bruchkante rechts von Zeile 11,9 in Form und Winkel gut zu der Bruchkante links neben 10,9. Auch die horizontalen Papyrusfasern der beiden Fragmente passen gut zueinander, soweit sich das anhand der Fotos beurteilen lässt. Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 48 deutet dagegen durch seine Zeichensetzung an, dass er Zeile 11,1 nicht direkt an 10,9 anschließt.
Syntax und Inhalt sind unsicher.
jmm: Zur Lesung der ersten beiden Zeichen s. bereits Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 318; zu einem jm mit ausführlichem m statt der abgekürzten Zeichenform s. 9,5. Auch dort hat der Schreiber, wie in 11,1, den Schrägschaft in einem kleinen Bogen nach rechts auslaufen lassen und für den unteren waagerechten Strich des m die Binse noch einmal neu angesetzt, statt Schrägschaft und unteren waagerechten Strich in einem Schwung durchzuziehen.
Quack (E-Mail vom 12.08.2022) ergänzt die Zeichenreste dahinter nach Autopsie des Originals zu m über ꜥ, so dass sich insgesamt der Imperativ jmm ergibt.
ḥꜣi̯: Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 48 geht von der Partikel aus: „Si seulement la mère [...]“. Die Kombination von ḥꜣ mit n + Suffixpronomen ist zwar gut belegt, aber die Kombination mit n + Nomen scheint bislang nicht vorzukommen. Der Haken unter dem n ist auch nicht ein von Meyrat übersehenes Suffixpronomen der 1. Person Singular, sondern der hintere Arm + Fuß des Mannes mit Hand am Mund, vgl. die Form zwei Zeilen weiter unten.
Wenn die Lesung des Zeilenbeginns als jmm jni̯.tw n=j korrekt ist, muss zudem ḥꜣ eine nominale Form sein, nämlich das notwendige Subjekt von jni̯.tw. Als ḥꜣ mit sitzendem Mann mit Hand am Mund ist bislang nur Wb 3, 12.11: „Bedürfnis, Mangel o.ä.“ belegt, das sich nicht inhaltlich sinnvoll als semantisches Objekt von jni̯ einbinden lässt. Alternativ wäre noch eine nominale Form des Verbs ḥꜣi̯: „klagen“ denkbar; zu Schreibungen mit Mann mit Hand am Mund s. den Schreibungszettel DZA 26.463.380. Auch das ist nicht unproblematisch. Eine partizipiale Deutung ergäbe „Lasst den zu mir bringen, der um(?) [seine(?)] Mutter [---] klagte [...]“. Der Anschluss mit der Präposition n ist bislang nur in Edfu, also in ptolemäischer Zeit, bezeugt (Wb 3, 7.3), so dass die Stelle in pRamesseum VIII der früheste Beleg (mit großer Beleglücke) wäre. Eine Relativform ergäbe „Lasst den zu mir bringen, [um den (?) seine(?)] Mutter [---] klagte [---]“. Eine solche Ergänzung lässt es verführerisch erscheinen, die Zeichenreste hinter der Lücke als Reste des r=f (mit Götterklassifikator am =f) zu ergänzen. Jedoch scheint zum einen in vorptolemäischer Zeit der Anschluss mittels der Präposition ḥr statt r zu erfolgen (Wb 3, 7.2, wenn auch nur mit drei Belegen, so dass die Möglichkeit, den oder das Beklagte auch mithilfe eines r anzuschließen, nicht a priori auszuschließen ist); und dieser Papyrus versieht die Suffixpronomina sonst auch nicht mit Götterklassifikator, wenn sie sich auf Götter beziehen.
Die danach erhaltenen Zeichenreste verführen zu einer Ergänzung als mw.t[=f Nw.t]: „[seine] Mutter [Nut] klagte“, aber dafür ist die Lücke ein wenig zu groß. Denkbar wäre, dass Nut hier noch ein Epitheton trägt. Die zunächst denkbar erscheinende Alternative mw.t [n(.j) Ḥr-wr]: „Mutter [des Haroëris]“ ist weniger wahrscheinlich, weil die Zeichenspuren zwischen Abbruchkante und Götterklassifikator nicht zu wr passen.
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(Full citation)Lutz Popko, with contributions by Svenja Damm, Peter Dils, Daniel A. Werning, Token ID ICEBRoxldUrreUyttwcY5tBMCds <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICEBRoxldUrreUyttwcY5tBMCds>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
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