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- nrw.t: Kommt in pEdwin Smith als Verletzungsart am Halswirbel (Fall 30) und am Rückenwirbel (Fall 48) sowie an den Rippen (Fall 42) vor, die in allen drei Fällen vom altägyptischen Arzt als behandelbar eingestuft wird. Breasted, Surgical Papyrus, 322-323 leitet die Bedeutung "sprain" aus der erklärenden Glosse A zu Fall 30 in Kombination mit einer Beschreibung in Fall 42 ab. Laut Fall 30 (Kol. 10.12) sind zwei Glieder (oder ein Gelenk?) (ꜥ.tj) "aufgerissen/aufgebrochen/auseinandergewichen" (ngi̯), aber jedes bleibt an seinem Platz. Außerdem steht in Fall 42 (Kol. 14.18) bezüglich einer nrw.t der Rippen, dass weder eine "Lockerung/Ablösung/Abtrennung" (wnḫ), noch ein "Bruch" (ḥsb) vorliegt. Deshalb versteht Breasted nrw.t als "a sprain", d.h. "Verstauchung, Distorsion". Die meisten Bearbeiter schließen sich dem an: Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 50-51: "Distorsion, Verstauchung, Diastase"; Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 187: "'une foulure, une entorse" [= Verstauchung, Distorsion]; MedWb I, 467: "Zerrung (als Knochengelenkverletzung)" (mit Verweis auf Breasted); Brawanski, in: SAK 32, 2004, 66, Anm. 2: "Zerrung, Distorsion"; Walker, Anatomical Terminology, 28-29: "sprain"; Hannig, HWB, 441: "Zerrung (als Knochengelenkverletzung)". Die Übersetzung von Wb. II, 279.8-9: "Art Bruch (der Rückenwirbel und der Rippen)" ist älter als die Publikation von Breasted. Laut Brawanski liegt in Fall 30 eine Distorsion der Halswirbelsäule (HWS-Distorsion, Schleudertrauma) vor (Brawanski, in: SAK 32, 2004, 78). Meyerhof, in: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie 231, 1931, 666 spricht von einer "Bandzerreißung ohne Dislokation des Gelenks". Stephan, Altägyptische Medizin, 2011, 125-127 fragt sich, ob nrw.t, das er nach Westendorf ebenfalls als "Zerrung" übersetzt, in den Fällen 30 und 48 einen Bandscheibenvorfall beschreiben kann, weil ein Auseinanderbrechen (ngi̯) von zwei Wirbeln (statt einer Bandscheibe) schwereren Schaden anrichten würde als in Fall 30 beschrieben (außerdem liegt in Fall 48 laut Stephan sicher ein Bandscheibenvorfall vor). Eine Diagnose als Bandscheibenverletzung findet sich ebenfalls bei Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 196-199, die sich dafür auf die Deutung von ꜥ.tj als "joint (possibly ligamentous joints only)", d.h. ein "unechtes Gelenk" (Synarthrose) wie die Bandscheibe, durch Walker, Anatomical Terminology, 27-31 berufen. Unklar ist, ob Übersetzungen wie "Zerrung, Riss, Verstauchung" von Bändern oder Muskeln durch Überdehnung dem ägyptischen Konzept von nrw.t entsprechen, denn die beiden im Papyrus Edwin Smith genannten Gegenden, Wirbelsäule und die Rippengegend, sind keine typischen Körperbereiche für diese Art von Verletzungen. Außerdem sind diese Verletzungsarten an der Hautoberfläche nicht eindeutig identifizierbar. Etymologisch hängt nrw.t möglicherweise mit dem Verb bzw. der Wurzel nri̯ zusammen: "(sich) erschrecken" > "erschaudern" > "zucken" = eine plötzliche, ruckartige Bewegung machen > eine Zuckungsverletzung = Zerrung.
Ein Problem bildet Fall 42, wo eine nrw.t der Rippen vorliegt und eine Zerrung oder Distorsion der Rippen anatomisch bedingt kaum auftreten kann. Deshalb denkt Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 64-65 in diesem Fall an eine Infraktion oder einen Querbruch einer Rippe, ohne Verschiebung der Bruchenden, während Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 259-260 an eine traumatische Costochondritis denken. Stephan, Altägyptische Medizin, 143-144, vermutet hingegen eine Rippenprellung, möglicherweise mit begleitender Reizpleuritis. Auch für Radestock, Prinzipien der ägyptischen Medizin, 272-276 liegt in Fall 42 eine "Prellung" der Rippen vor.
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(Vollzitation)Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBYCdOQhhMIsNE8RrlVVeStcRzQ <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBYCdOQhhMIsNE8RrlVVeStcRzQ>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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