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n.tj m-ḫt dd: In dieser Konstruktion nur im Gefäßbuch, in Eb 854c, d und l, belegt. Schon Sethe, Erläuterungen, 86 hatte Schwierigkeiten, die Bedeutung zu fassen; er vermutete in m-ḫt eine zwischen Subjekt und Prädikat des Relativsatzes eingeschobene Adverbiale, die „demzufolge“, „unter anderem“ oder Ähnliches bedeuten könnte. Andere, ähnliche Versuche, sind: „then“ (Ebbell, Papyrus Ebers, 115), „en consequence“ (Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 31), „letzten Endes“ (Grundriß der Medizin IV/1, 1), „ensuite“ (Bardinet, Papyrus médicaux, 89) und „folglich“ (Westendorf, Handbuch Medizin, 691). Zu einem adverbialen m-ḫt vgl. schließlich GEG § 205.2.
Während Ebbell und Bardinet das geminierte dd verbal übersetzen, interpretiert Westendorf, Grammatik § 434.1.ff die Phrase mt.w 4 (...) n.tj m-ḫt dd snf, unter Verweis auf die genetische Verwandtschaft von jn und n.tj, als relativische Entsprechung einer jn-Konstruktion: Aus einem *jn mt.w 4 (...) m-ḫt dd snf (...): „Es sind folglich vier Gefäße, die veranlassen, dass (...) blutet“ wird mt.w 4 in einen übergeordneten Satz ausgelagert und der restliche Satz in einen Relativsatz umgewandelt, eben zu mt.w 4 (...) n.tj ø m-ḫt dd snf (...): „vier Gefäße (...), die (es) folglich sind, die veranlassen, dass (...) blutet“. Diese Interpretation bildet die Basis der Übersetzungen von Grundriß der Medizin IV/1, Lefebvre und Westendorf, Handbuch Medizin. Sie mutet unerwartet kompliziert an, und eine Auslagerung des fokussierten Subjekts in ein vorangestelltes Satzglied widerspricht gerade dem Prinzip der jn-Konstruktion, die eben der Einführung + gleichzeitigen Hervorhebung eines neuen Begriffes/Sachverhaltes dient. Aber andere, verbale oder pseudoverbale, Erklärungen scheiden aus: Bei einem normalen Verbalsatz nach n.tj wäre ein ungeminiertes rḏi̯ zu erwarten; für eine emphatische Konstruktion fehlt, mindestens in der gleichen Konstruktion in Eb 854d, die notwendige Adverbiale; ein Stativ würde eine andere Form verlangen und müsste zudem passivisch übersetzt werden; ein Infinitiv eines n.tj ḥr sḏm ist ebenfalls aufgrund der Form auszuschließen, und in einem derart frühen Text ist noch nicht mit dem Ausfall der Präposition zu rechnen. Neben dem Umstand, dass Westendorfs Interpretation die beste Erklärung für die Form und Position des dd bietet, würde sie auch die Stellung des m-ḫt harmonischer erklären. Denn dann wäre es keine ungewöhnlicherweise zwischen Subjekt und Prädikat eines Satzes hineingeschobene Adverbiale, sondern sie stünde regelkonform am Ende eines Teilsatzes n.tj ø m-ḫt.
snf jr.tj: snf ist als Verb „bluten“ aufgefasst von Grundriß der Medizin IV/1, 1 (allerdings übersetzt als „Blut enthalten“, d.h. etwa „durchblutet sein“) und Westendorf, Handbuch Medizin, 691 (dessen „blutig sein“ sicher ebenso zu interpretieren ist wie die Übersetzung des Grundrisses). Wreszinski, Papyrus Ebers, 205, Ebbell, Papyrus Ebers, 114, Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 31 und Bardinet, Papyrus médicaux, 89 verstehen es dagegen als Substantiv „Blut“ und müssen dazu die Präposition n ergänzen (nicht von allen als Ergänzung markiert). Diese Ergänzung lehnt Grundriß der Medizin IV/2, 25, Anm. 2 ab, weil ḫpr in der parallelen Konstruktion von Eb 854l ein Optativ ist, der von dd abhängig ist; und das erfordert, dass dd dort die Bedeutung „veranlassen“ hat. Wenn man dd dagegen mit „geben“ übersetzt, müsste man mit ḫpr einen neuen Satz beginnen – so Ebbell und Bardinet, während Lefebvre versucht, ḫpr trotzdem anzuschließen: „c’est eux en consequence qui donnent le sang des yeux et par qui toute maladie des yeux se produit, parce qu’ils debouchent dans les yeux“. -
gmḥ.t: Meist mit der Haarlocke klassifiziert; im Totenbuch einmal auch mit dem Auge. In der 18. Dynastie kann es auch mit den Flügeln klassifiziert sein. Den Kontexten nach in der Kopfregion zu verorten, und da es gelegentlich dualisch vorkommt, ist es etwas, was zweifach vorhanden ist. Der häufigen Schreibung mit der Haarlocke zufolge ist es am haarigen Teil des Kopfes zu verorten. Schon Stern, in: Ebers, Papyros Ebers, 2. Bd., 34a gibt die Übersetzung „tempora“, d.h. „Schläfen“. Für diese Körperregion stehen aber auch andere, zum Teil häufigere Wörter zur Diskussion, nämlich smꜣ, mꜣꜥ und gmꜣ, von denen sich gmḥ.t in irgendeiner Weise unterscheiden muss. Lacau, Noms des parties du corps, 53 vermutet in gmḥ.t schlicht die jüngere Form von gmꜣ. Nach MedWb 2, 919 mit Anm. 1 ist das Wort von gmḥ: „blicken“ abzuleiten und bezeichnet damit wörtlich die „Gegend der Augen“; als Hauptübersetzung gibt es aber ebenfalls „Schläfe“ an. Lefebvre, Tableaux des parties du corps humain, 14, § 13 hält dagegen gmḥ.t, sicher wegen des Haarklassifikators, für eine Bezeichnung der Jugendlocke. Beide Möglichkeiten finden sich dann bei Walker, Anatomical Terminology, 278. Singer, Anatomical Terms, 77-78 lehnt Lefebvres Ansatz ab, v.a. weil im magischen pBudapest 51.1961 von jemandem mit zerzaustem Haar und einer gespaltenen gmḥ.t die Rede ist und es unwahrscheinlich sei, dass man eine Seitenlocke spalten könne. Dieses Argument ist allerdings nicht überzeugend, denn gerade in diesem Zusammenhang ist sehr wohl vorstellbar, dass gmḥ.t die Bedeutung „Seitenlocke“ hat. Es ist dagegen eher die Stelle Eb 854c, die dafür spricht, dass gmḥ.t eher ein Teil des Schädels mit Haut und Fleisch ist, da es eben „Gefäße“ enthält.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Florence Langermann, Peter Dils, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning, Token ID IBcCdzMILwUfP0TmkFy5xnAEeWs <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBcCdzMILwUfP0TmkFy5xnAEeWs>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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