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(Oder: Das (dient) dem Abschneiden/Beseitigen der [---] in jedem (Gerichts-)Kollegium, zu dem (man) geht.)
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Gardiner, Ramesseum Papyri, Taf. 32A transliteriert das Hieratische der letzten beiden Zeilen folgendermaßen: *dn st (s und t über Pluralstrichen, mit Fragezeichen) jpw m ḏꜣḏꜣ.tt nb[.t] šmi̯.t | rʾ. Das Wort ḏꜣḏꜣ.t ist nach seiner Transliteration mit einer Gruppe aus Bewässerungskanälen (Aa8), t und Füllpunkt klassifiziert, wobei er in der zugehörigen Anmerkung schreibt, dass das vermutete Aa8 eher wie der Gürtelknoten D24 (ṯz) aussähe. Eine Übersetzung dieses Satzes gibt er nicht.
Quack, in: SAK 23, 1996, 332, Anm. 126 transkribiert diesen und den vorigen Satz zusammen als: ś:ḥtm ḫftı͗ pw tr [...] m č̣ꜣč̣ꜣ.t nb.t šm.t r=ś, d.h. sḥtm ḫft(.j) pw | dr [...] m ḏꜣḏꜣ.t nb.t šmi̯.t | r=s. Er liest also die ersten beiden Zeichen von x+9 als d über r statt Gardiners d über n. Außerdem liest Quack nur pw statt jpw und muss daher den senkrechten Strich davor als Ende des vorhergehenden, teilzerstörten Wortes angesehen haben; und für die beiden einzigen Zeichen auf x+10 schlägt er explizit die Lesung r=s vor. Er übersetzt die beiden Sätze: „Das bedeutet, einen Feind zu vernichten und [...] zu beseitigen in jedem Kollegium, zu dem gegangen wird.“ Im Fließtext S. 332 deutet er das Kolophon als Hinweis, dass pRamesseum C für eine private Verwendung gegen juristische Gegner gedacht war.
Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 29, 38 und 306 transliteriert und transkribiert x+9-10 als dn [r]st ı͗pw m ḏꜣḏꜣ n ṯst nbt šmt r=s, d.h. dn [r]s.t jpw m ḏꜣḏꜣ n ṯs.t nb.t šmi̯.t | r=s. Mit der Transkription dn und jpw am Satzanfang kehrt er also wieder zu Gardiner zurück; dagegen folgt er Quack explizit mit r=s statt rʾ in der letzten Zeile. In der schmalen Lücke nach dn ergänzt er das Wurfholz und schlägt vor, die Zeichen zwischen dn und jpw als rs.t: „Feinde; Feindfigürchen“, Wb 2, 452.6 zu lesen. Gardiners und Quacks ḏꜣḏꜣ.t löst er komplett anders auf: Den Wortbeginn versteht er als ḏꜣḏꜣ: „Kopf“ ohne Klassifikator, das hier metaphorisch als „Anführer“ gebraucht würde. Danach liest er ein n statt Gardiners erstem t; Gardiners Aa8 liest er, basierend auf Gardiners Kommentar zur Form, als ṯs.t; und Gardiners Füllpunkt transliteriert er als Gardiner Sign-list Z4, die doppelte diagonale Linie. Als einziger nimmt er Stellung zu dem senkrechten Strich vor dem j, den er als Tintenspur erklärt, die zu dem Schwanz des =f in der Zeile darüber gehört. Als Parallele verweist er auf eine vergleichbare Spur bei dem ḥr=f in Zeile x+5. Den gesamten Satz übersetzt er: „Débiter ces [figur]ines avec le chef de toute troupe contre laquelle on s’avancera.“ Seine Interpretation ist jedoch mit mehreren Problemen behaftet:
(1) Das Wort rs.t ist ein Femininum, kann also kein Demonstrativpronomen jpw nach sich ziehen. Vielmehr müsste dann rs.t jptw stehen. Die Übersetzung „ces [figur]ines“ ist daher nicht möglich. Diese Inkongruenz könnte man allenfalls auflösen, wenn man jpw nicht als Demonstrationspronomen interpretiert, sondern altägyptisch als Zweitnomen eines zweigliedrigen Nominalsatzes.
(2) Anders als dp ist das Wort ḏꜣḏꜣ.t den Belegen nach fast immer wörtlich als „Kopf“ oder maximal „oberes Ende“ zu übersetzen. Für eine metaphorische Bedeutung im Sinne von „Anführer“ kennt das Wb nur einen einzigen Beleg, nämlich auf der Stele Louvre C1 aus der 12. Dynastie, Zeile A.13, wo ein ḏꜣḏꜣ n pḏ.t, ein „Anführer des Barbarenvolkes“ gepackt wird (s. DZA 31.551.620 und die Neubearbeitung im TLA).
(3) šmi̯ r bedeutet zunächst nur neutral „gehen zu, in Richtung auf“ (Wb 4, 464.4-7), ist also direktiv und nicht oppositionell. Wenn das Ziel ein feindliches Land ist, könnte natürlich auch ein „ziehen gegen“ mitschwingen, und in ptolemäischen Texten kann šmi̯ r auch „gegen die Feinde ziehen“ bedeuten (Wb 4, 464.8). Allerdings ist dieser Gebrauch eben erst spät belegt (zwei frühere Belege sind unsicher und einer davon tlw. zerstört), und auch in diesen Belegen könnte die direktive Nuance weiterhin mitschwingen.
Hier wird daher weitestgehend Quack gefolgt. Als weiterführende Idee kann vielleicht noch vorgebracht werden, dass man die Gruppe nach dem s am Anfang von x+9 vielleicht auch als t über n lesen könnte. Damit erhielte man eine Konsonantengruppe stn. Schaut man sich im Wörterbuch nach Wörtern dieser Konsonantenfolge um, findet man bspw. stnm: „irreführen, ablenken“, Wb 4, 343.6-15. Eine Substantivierung stnm.w, etwa „Irreführender“ oder „Irregeleiteter“, kennt Van der Molen, Dictionary of Coffin Texts, 574, und sie kommt auch im Beredten Bauern, Zeile 145/alt 114 vor, vgl. die Übersetzung im TLA. Man könnte vielleicht spekulieren, dass die Stelle in pRamesseum C korrupt ist und Gardiners/Meyrats j von jpw ein verschriebenes Schlachtmesser T35 ist und der Rest des Wortes, d.h. komplementierendes m und laufende Beinchen, ausgefallen sind. Dies würde die folgende Rekonstruktion erlauben: dr stnm(.w) pw m ḏꜣḏꜣ.t nb.t šmi̯.t r=s: „Das (dient dem) Beseitigen eines Irreführers/Demagogen in jedem (Gerichts-)Kollegium, zu dem (man) geht.“
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Kay Christine Klinger, Peter Dils, Daniel A. Werning, Token ID ICACGAEjOnZet0HAu5anwGvcWlY <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICACGAEjOnZet0HAu5anwGvcWlY>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICACGAEjOnZet0HAu5anwGvcWlY, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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