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[⸮rmn.t?]: Edwards (HPBM 4, Bd. 2, pl. XLII) konnte die Hälfte der Zeile 44 nicht lesen, da dort ein Stück des Papyrus herausgebrochen war. Dieses Stück war aber offenbar nicht verloren, sondern konnte mittlerweile wieder platziert werden, wie die aktuell publizierten Fotos auf der Web-Präsenz des Oriental Institute Museum in Chicago zeigen (https://oi-idb.uchicago.edu/id/f38c5142-3e0d-4599-a715-00ab4bcafd15, 14.03.2023). Der tatsächliche Beginn der Zeile ist nach wie vor verloren, von der ersten Gruppe in der Zeile ist nur ein kleiner Rest in Form von drei undefinierbaren Punkten übereinander erhalten. Hier erwartet man zunächst einen Klassifikator zu dḥr.t. In den Oracular Amuletic Decrees wird der Begriff in der Regel mit dem schlechten Vogel (G37), zumeist in Kombination mit der schlechten Pustel (Aa2) geschrieben. In den drei Punkten könnte man mit einiger Phantasie durchaus die Reste dieser Gruppe erkennen. Darauf folgt ein eher krakeliger Strich, der aufgrund der Form eventuell eine Bruchkante sein könnte. Dies sollte an einem besseren Foto bzw. am Original überprüft werden. Die folgende Gruppe ist etwas unspezifisch. Mit Verweis auf den Anfang von Zeile 42 könnte man darin ein unordentlich geschriebenes nb.t erkennen, was man ohnehin an dieser Stelle erwartet. Darauf folgen ca. drei bis vier Quadrate, in denen ein weiteres Element der Aufzählung zu ergänzen wäre. Die Gruppen sind schwer zu erkennen. Sicher ist lediglich der Klassifikator – der schlechte Vogel G37– des Wortes über nb zum Abschluss, den bereits Edwards zweifelsfrei gelesen hat. In der ersten Gruppe, bei der es sich nach den erkennbaren Resten um eine Ligatur von zwei bis drei horizontalen Zeichen handeln dürfte, möchte ich die Gruppe rmn lesen, da ich annehme, dass es sich bei dem fehlenden Begriff um die rmn.t-Hautkrankheit (Quack, in: Fs Kitchen, 415; https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/879248, 15.03.2023) handeln dürfte. Denn im Vergleich mit parallelen Versprechen in pLondon BM 10321 (L5), Rto. x+43–48/OAD, vs. 43–48; pLondon BM 10587 (L6), Rto. 103–107; pTurin Cat. 1985 (T3), Rto. 25–27 und pNew York MMA 10.53 (NY), Rto. 37–41 fehlt genau dieses Element, auch wenn es in diesem Text ausnahmsweise nicht direkt auf den Begriff srf.t folgt, was sonst stets der Fall ist.
Sollte man die Reihenfolge als Ausschlusskriterium gegen rmn.t werten, müsste man einen anderen Begriff finden, der sich in die Aufzählung von (körperlichen) Beeinträchtigungen und Gefahren eingliedert. Tatsächlich sind die parallelen Versprechen nicht absolut identisch. Zum Beginn und zum Ende können andere Elemente hinzukommen oder auch einzelne wegfallen, doch im Kern wird in diesen Versprechen Schutz vor mḥr „Krankheit“ (Wb 2, 96.1–5; https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/71810, 15.03.2023), ꜥb(.w) „Infektion“ (Wb 1, 174.15–18; https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/36300, 15.03.2023), šm(.w) „Hitze/Fieber“ (Wb 4, 469.9¬–10; https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/154460, 15.03.2023), srf.t „Hautentzündung“ (Wb 4, 196.15; https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/139450, 15.03.2023), rmn.t (s.o.), dḥr.t „Bitternis“ (Wb 5, 483.5–10; https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/180450, 15.03.2023) und jyj.t „Unglück“ (Wb 1, 38.9–10; https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/21340, 15.03.2023) versprochen. In L5 findet sich zusätzlich mwt „Tod“ (Wb 2, 166.10–17, https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/69310, 15.03.2023) doch kann dies nicht mit den erkennbaren Spuren in Einklang gebracht werden.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Text L6 einen weiteren Begriff überliefert. Zwischen srf.t und dḥr.t findet sich anstelle von rmn.t ⸢k⸣[ꜣ]~bꜣ~rʾ~tj. Hierbei dürfte es sich um ein semitisches Lehnwort kibrītu (kubrītu) zur Bezeichnung eines Minerals, vermutlich Schwefel, handeln, s. Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 40 [72]; Aufrère, in: BIFAO 87, 1987, 39–40; Hoch, Sem. Words, no. 455; Vittmann, in: WZKM 86, 1996, 444. Wie der Begriff im Rahmen dieser Aufzählung aufzufassen ist, ist unklar. Es handelt sich zudem um die einzige vordemotische Belegstelle für dieses Wort, was die Einordnung zusätzlich erschwert. Diese Umstände allein reichen bereits aus, um im vorliegenden Fall eine Ergänzung von kprt/kbr.t auszuschließen. Es kommt dazu, dass die erkennbaren Spuren im hier vorliegenden Text nicht mit einer Lesung kbr.t zu vereinbaren sind. -
jhjw: Die Schreibung ist schwierig. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, 108 [29] u. Bd. 2, pl. XLIIA) liest Schilfblatt (M17) – Tuch-s (?) (S29) – (?) – t (X1) (?) über Ba-Vogel (G29) – Semogrammstrich (Z1) – Schilfblatt (M17) – w-Schlaufe (Z7) – Abkürzungsstrich für den Toten (Z6), und lässt eine Lesung bzw. Identifizierung des Wortes aus. Er verweist auf zwei parallele Passagen (pLondon BM 10587 (L6), Rto. 103–107 und pNew York MMA 10.53 (NY), Rto. 37–42) mit dem Kommentar: „The parallel passages seem to offer no help in reading this word“ (ebd.). Die Parallelen überliefern folgende Passage: md.t nb.t (bjn.t) n.tj (ḥr) jri̯ jhj r=st „jede (böse) Angelegenheit, die Wehklagen bei ihr hervorruft“. Im Gegensatz zu Edwards denke ich, dass der Schreiber hier tatsächlich jhj oder zumindest ein ähnliches Wort im Sinn hatte. Daher möchte ich die beiden Zeichen, die Edwards als Tuch-s (S29) und etwas Undefinierbares deutete, als Hofgrundriss O4 lesen. Der Schreiber tendiert dazu, das Zeichen sehr kursiv zu schreiben, wie die Beispiele in Zeile Rto. 21, 24 und 28 zeigen, was zu dem Zeichen an der hier vorliegenden Stelle sehr gut passt. Für die folgende Gruppe, die Edwards als t über dem Ba-Vogel interpretiert, habe ich allerdings keine Lösung. Im Vergleich mit der Schreibung des Ba-Vogels in den Zeilen Rto. 2 und 4 kann ich dieser Idee nur schwer folgen, habe aber auch keine bessere zu bieten. Aufgrund der Text-Parallelen sehe ich – zumindest bis zu einer eindeutigen Klärung der unbekannten Gruppe – die Lesung jhj als vorerst beste Deutung der Stelle an, auch wenn sich der vorliegende Satz in Details der Syntax und den Zusatz eines weiteren Nebensatzes von den beiden anderen Versionen so unterscheidet, dass mindestens von einer Variante vielleicht auch von einer verderbten Variante auszugehen ist.
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jy(.t): Der Begriff jy(.t) „Das Kommende“ (Wb 1, 38.9–10; 21340) wird als euphemistische Bezeichnung von Unglück bzw. Bösem in den Oracular Amuletic Decrees gebraucht. Im pLondon BM EA 10321 (L5), Rto. x+47/OAD, vs. 47 ist der Begriff ungewöhnlich mit der Schlaufe V12 sowie dem Semogrammstrich Z1 klassifiziert. Eine vergleichbare Schreibung findet sich ebenfalls im pNew York MMA 10.53 (N.Y.), Rto. 39 in einem Versprechen, das eine lange Aufzählung verschiedener Krankheiten enthält. Da die Schlaufe V12 gewöhnlich im Kontext von Schriftstücken gesetzt wird, könnte man hier eine Anspielung auf schriftlich fixiertes Unglück vermuten, wie wir es beispielsweise aus den Dokumenten zur Tagewählerei kennen. Weitere Belege des Wortes in den OAD zeigen den Abkürzungsstrich für den Sterbenden (Z6: pLondon 10251 (L2), Rto. x+24; pChicago OIM E25622A-D (Ch.), 55 und die Buchrolle (Y1: pLondon BM EA 10587 (L6), Rto. 102). Im pParis BN 238, 19 liest Edwards (HPBM 4, Bd. 2, pl. XXXVIA) das Messer (T30) als Klassifikator, doch ist deutlich der Abkürzungsstrich für den Sterbenden (Z6) geschrieben, wie ein Vergleich innerhalb des Textes (z.B. Zeile 24) zeigt. Standardmäßig wird das Wort mit dem schlechten Vogel (G37) geschrieben, was in den OAD nicht belegt ist.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Anke Blöbaum, unter Mitarbeit von Svenja Damm, Daniel A. Werning, Token ID ICMBFsdAdRL5UE4XuiE1o4aEld0 <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICMBFsdAdRL5UE4XuiE1o4aEld0>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICMBFsdAdRL5UE4XuiE1o4aEld0, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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