jm(Lemma ID 24690)

Hieroglyphic spelling: 𓇋𓐛𓅓𓈒


Persistent ID: 24690
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/24690


Lemma list: Hieroglyphic/hieratic

Word class: common noun (masc.)


Translation

de
Ton; Lehm (Material für Götterfiguren)
en
mud; clay
fr
glaise; argile (matériau pour figures divines)
ar
طين ؛ صلصال ؛ لبن (لصناعة تماثيل الآلهة)

Attestation in the TLA text corpus


Attestation time frame in the TLA text corpus: from 1707 BCE to 526 BCE

Spellings in the TLA text corpus:

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𓇋𓐛𓅓𓆇 | 2× N.m:sg ( 1, 2 )
𓇋𓐛𓅓𓈒 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓇋𓐝𓅓𓈒 | 1× N.m(infl. unedited) ( 1 )
𓐛𓏤 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓐝𓈓 | 1× N.m:sg ( 1 )

𓇋𓐝𓅓𓈒𓏥[] | 1× N.m:sg ( 1 )

Bibliography

  • Wb 1, 78.2-3
  • Harris, Minerals, 200


External references

Legacy TLA 24690
Digitalisiertes Zettelarchiv 24690
Vocabulaire de l’Égyptien Ancien 6118

Comments

jm: Ein Wort, das nur dreimal im pEbers vorkommt – davon einmal verschrieben – sowie einmal in pHearst. Außerdem nennt das Wb noch je einen Beleg in der Mittleren-Reichs-Stele Louvre C12, dem spätzeitlichen pSalt 825 und in Kom Ombo. Der Beleg aus pSalt 825 ist allerdings zu streichen, denn bei den dort erwähnten sꜣḥ aus jm (Zeile 19,3 nach DZA 20.709.160 = 18,3 nach Derchain = x+23,3 nach TLA, s. https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBdQ72bwfkhkwChwNFcyfCjTc), in deren Inneren sich eine Papyrusrolle befindet, handelt es sich um eine „Mumie“ (bzw. wohl deren Umhüllung) aus jꜣm-Holz, vgl. Derchain, pSalt 825, 144 und 19*. Einen weiteren Beleg aus dem Schabakastein, Kol. 60, führt Harris, Minerals, 200 an – dieser war vom Wb-Team nicht berücksichtigt worden, das dort nicht jm, sondern km: „Schwarzes“ gelesen und darin eine Metallbezeichnung gesehen hat, s. DZA 50.156.280. Einen weiteren denkbaren Beleg hat schließlich Wüthrich in Tb 165, §33 ausgemacht (Wüthrich, Chapitres supplémentaires, Bd. 1, 180, Bd. 2, 126: jri̯.y=k jm: „Du sollst ... machen.“). Allerdings ist die genaue Bedeutung dieser Passage unklar, und das Wort wird von späteren Textzeugen umgedeutet, u.a. in jkm: „Schutzschild“.
Die Belege des Papyrus Ebers waren diejenigen, die zuerst bekannt wurden. Stern, in: Ebers, Papyros Ebers, Bd. 2, 3b verknüpfte dieses jm mit koptisch ⲟⲙⲉ: „Schlamm, Lehm, Ton“ und übersetzt dementsprechend mit „argilla“ („Ton, Töpfererde“). Diesen Ansatz übernimmt auch Brugsch, Wb V, 66 und schlägt ferner eine Verbindung mit dem einmal, in Eb 862, genannten jm.(j)w vor, das er Stern, a.a.O. folgend, mit „sordes“ („Schmutz“) übersetzt. (Diese letztere Verbindung ist allerdings zu streichen, weil dieses jm.(j)w wohl nur „Inneres, Inhalt“ meint, bzw. „eitrigen (o.ä.) Inhalt“, wie man aus dem klassifizierenden „schlechten Paket“ schließen kann.) Sterns Verknüpfung von jm mit ⲟⲙⲉ und die daraus resultierende Übersetzung als Ton oder Lehm ist auch ins Wb übernommen worden (Wb 1, 78.2-3) und hat sich selbst bis in jüngere Arbeiten gehalten (bspw. Aufrère, L’univers mineral, 682, vgl. Hannig, HWb (Marburger Edition), 46, Nr. {1645}-{1646}, dort immerhin mit Sternchen als unsicher markiert). Allerdings hat bereits Gardiner, AEO I, 11* diese Gleichung angezweifelt, weil sie die Nebenform ⲟⲟⲙⲉ nicht erklären würde – vielmehr sei das koptische Wort mit ꜥmꜥ.t: „mud“ zu verbinden. Aufgrund dessen sieht auch Harris, Minerals, 200 das Wort jm als unidentifiziert an. Er vermutet darin „some plastic material, probably a plaster of some kind“. Seine Argumente dafür sind der Gebrauch in den medizinischen Texten, wo jm n twt steht und das jm somit ein Material bezeichne, aus dem Statuen hergestellt werden. Von zusätzlicher Bedeutung erscheint ihm hierbei der Schabakastein, auf dem jm nb parallel zu ḫt nb und ꜥꜣ.t nb(.t) genannt wird: Götterbilder aus „jeglichem Holz, jeglichem Gestein, jeglichem jm“. Auf der Stele Louvre C 12 wird jm ferner neben „Farbe“ als Material genannt, mit dem Schreiber eine Wand „füllen“ (mḥ). Das jm wird also auch für Reliefs genutzt, und Harris scheint an „covering clay“ zu denken. Schließlich erwähnt er noch die Stelle in pSalt 825, wo das jm scheinbar mit „Fayence“ glasiert ist (vgl. DZA 20.709.160: jm mrḥ m ṯḥn.t). Aufgrund dieser Stelle hält er auch eine Bedeutung wie Fayence oder „frits of any kind“ für möglich. Allerdings ist diese Stelle, wie bereits erwähnt, aus der Diskussion zu streichen. Wohl ebenfalls zu streichen sind die beiden Belege aus den Sargtexten, die Aufrère, a.a.O. zitiert (CT IV, 1e und 35f), weil dort eher das Wort jm: „Gestalt“ vorliegt – es sei denn, man sieht hier mit Aufrère eine Anspielung auf die Vorstellung, dass der Verstorbene auf der Töpferscheibe des Chnum entstanden ist; in dem Fall müsste man natürlich alle Belege von jm: „Gestalt“ unter diesem Aspekt betrachten.
Zieht man die problematischen Belege – CT, Tb 165 – und den zu streichenden Beleg aus pSalt 825 ab, bleibt jm ein Material von/für twt-Bilder, das zudem genutzt werden kann, um Wände zu „füllen“. Als Klassifikator dient entweder das Mineralienkorn über Pluralstrichen oder ein ovales Zeichen, das ein Ei oder ein Getreidekorn darstellen kann. Die Bedeutung „Lehm“ oder „Ton“ ist zudem zu streichen, da sie auf einer obsoleten Etymologie beruht. Während für jm n twt die Deutungen meist in die Richtung gehen, dass eben ein Material gemeint ist, das anderweitig auch zur Herstellung von Statuen geeignet ist, fragt sich, ob nicht eher das Umgekehrte anzunehmen ist und Material gemeint ist, das von Statuen kommt. Möglicherweise ist hier an Abrieb, Brösel o.ä. von kleineren Statuetten von Schutzgottheiten zu denken, die zusammen mit anderen Materialien verarbeitet werden und dadurch ihre magische Schutzwirkung entfalten sollen.
Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, dass twt auch zweidimensionale Abbilder meinen kann, was die Belege der medizinischen Texte und denjenigen der Louvre-Stele noch enger miteinander verknüpfen würde. Verschiedene Tempelwände weisen nun Rillen und Kratzspuren auf, die von Besuchern stammen und wohl darauf zurückgehen, dass dort immer wieder winzige Mengen Material entfernt wurde, und die Vermutungen gehen dahin, dass dieses Material u.a. zu Heilzwecken verwendet wurde, vgl. Traunecker, in: Roccati/Siliotti, La magia in Egitto, 221-242 und Dijkstra, Syene I, 27-28. Kann man in dem jm n twt den v.a. von Traunecker noch vermissten schriftlichen Beleg für diese Praxis sehen?

Literatur:
– S.H. Aufrère, L'univers minéral dans la pensée égyptienne, Bibliothèque d’étude 105 (Le Caire 1991).
– H. Brugsch, Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch. Enthaltend in wissenschaftlicher Anordnung und Folge den Wortschatz der heiligen- und der Volks-Sprache und -Schrift der alten Ägypter. Nebst deren Erklärung der einzelnen Stämme und der davon abgeleiteten Formen unter Hinweis auf ihre Verwandtschaft mit den entsprechenden Wörtern des Koptischen und der semitischen Idiome. Bd. V (Leipzig 1880).
– A. de Buck, The Egyptian Coffin Texts IV. Texts of Spells 268-354, Oriental Institute Publications 67 (Chicago 1951).
– P. Derchain, Le Papyrus Salt 825 (B.M. 10051), rituel pour la conservation de la vie en Égypte, Académie royale de Belgique. Classe des Lettres et des Sciences Morales et Politiques. Mémoires. Collection in-8°, Deuxième série 58 (Bruxelles 1965).
– J.H.F. Dijkstra, Syene I. The figural and textual graffiti from the temple of Isis at Aswan, Beiträge zur ägyptischen Bauforschung und Altertumskunde 18 (Darmstadt, Mainz 2012).
– A.H. Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica. Vol. I (Oxford 1947).
– R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch - Deutsch (2800-950 v. Chr.). Die Sprache der Pharaonen (Marburger Edition), Kulturgeschichte der Antiken Welt 64, 4. Auflage (Mainz am Rhein 2006).
– J.R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichungen 54 (Berlin 1961).
– L. Stern, Glossarium, in: G. Ebers (Hrsg.), Papyros Ebers. Das hermetische Buch über die Arzeneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift. Vol. 2 (Leipzig 1875), 1-63.
– C. Traunecker, Une pratique de magie populaire dans les temples de Karnak, in: A. Roccati – A. Siliotti (Hrsg.), La magia in Egitto ai tempi dei faraoni: atti, convegno internazionale di studi, Milano, 29-31 ottobre 1985 (Verona 1987), 221-242.
– A. Wüthrich, Édition synoptique et traduction des chapitres supplémentaires du Livre des Morts 162 à 167, Studien zu altägyptischen Totentexten 19 (Wiesbaden 2015).

L. Popko, 28. August 2023.

Commentary author: Strukturen und Transformationen


Editor(s): Altägyptisches Wörterbuch; with contributions by: Annik Wüthrich, Amr El Hawary
Data file created: before June 2015 (1992–2015), latest revision: 09/27/2024

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(Full citation)
"jm" (Lemma ID 24690) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/24690>, edited by Altägyptisches Wörterbuch, with contributions by Annik Wüthrich, Amr El Hawary, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/24690, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)