sry(Lemma ID 863663)


Persistent ID: 863663
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/863663


Lemma list: Hieroglyphic/hieratic

Word class: common noun (masc.)


Translation

de
[Balsam]
en
[balsam, ointment]
fr
[baume]
ar
[دهان، مرهم]

Attestation in the TLA text corpus


Attestation time frame in the TLA text corpus: from 1292 BCE to 1077 BCE

Spellings in the TLA text corpus:

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Bibliography

  • Wb 4, 192.12
  • Wilson, Ptol. Lexikon, 884
  • Charpentier, Recueil, Nr. 975 f.
  • Chermette/Goyon, SAK 23, 1996, 77, Anm. 69


External references

Erman & Grapow, Wb. 192
Wikidata L1396110

Comments

Das ägyptische Lexikon enthält mehrere sr, sꜣr, sr.t oder sꜣr.t genannte Pflanzen oder Pflanzenteile, die teilweise miteinander verwandt oder sogar identisch sein könnten:

(1) Die srj-Droge, Wb 4, 192.11 = https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/139190, geschrieben 𓊃𓂋𓇋𓈒𓏥. Diese Droge ist bislang nur einmal belegt, im Rezept Eb 16, https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd7QKSZihwEZ7lhDHD1j9Nq8, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 3.3.2025). Dort erscheint es in der Verbindung srj n ksb.t: „srj von der Schirmakazie“ und wird daher ein Pflanzenprodukt oder einen Pflanzenteil bezeichnen. DrogWb, 455 erwägt eine Verschreibung für die ẖr-Teile, die sonst im pEbers in der Kombination mit n ksb.t vorkommen. Reymond, Medical Book, 277, Nr. 145 interpretiert dieses Wort dagegen als „thorn“, d.h. sie sieht darin eine Verschreibung für sr.t. Dieser wird aber sonst im pEbers mit t-Endung geschrieben, s. DrogWb, 456 und MedWb 2, 772, weshalb Reymonds Interpretation unwahrscheinlich ist.

(2) Die sry-Pflanze oder der sry-Pflanzenteil, Wb 4, 192.12 = https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/863663, geschrieben 𓊃𓂋𓇋𓇋𓆰𓈓. Einmal in Edfu in der Genitivverbindung sry khb ḥḏ: „sry vom weißen/hellen khb“ belegt und dort als ḫt: „Holz/Baum“ identifiziert. S. zu diesem Text und seiner Parallele in Athribis (die aber gerade die Bezeichnung sry auslässt) Chermette, Goyon, in: SAK 23, 1996, 76-78; zur Parallele in Athribis s. zudem rezent Leitz, Athribis VII, Bd. 1, 520-521, Nr. F 6, 18. Dieses (sry) khb ḥḏ ist laut den beiden Texten ein „Holz“ von dunkler und heller Farbe, das sofort austrocknet und konkret zur pr.t-Jahreszeit, d.h. von November bis Februar, trocken ist. Das Holz in dieser Pflanze ergrünt zur šm.w-Zeit, d.h. etwa März bis Juni. Wenn die Pflanze ihre Blätter verliert, ist sie rot. Sie dient als Lieferant von ḥkn.w-Öl und stammt aus Punt. Eine moderne Identifizierung ist trotz dieser Beschreibung noch nicht möglich.
Fragend wurde vom Wb auch die Gottesbezeichnung nb-sr.w von Edfou I, 197.4 hierunter abgelegt. LGG III, 736c verweist für die Pflanzenbezeichnung auf pJumilhac, s. dazu im Folgenden Nr. (4).

(3) sry, 𓊃𓅭𓂋𓏤𓇋𓇋𓈒𓏥, ein magisches Requisit aus pGenève MAH 15274 + Turin CGT 54063, Zeile 5,3-4, https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd9rZjRf9H0zWk4EpQRsKQV4, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 3.3.2025; aktuell unter der sry-Pflanze, hier Nr. (2), abgelegt). Es erscheint in einem magischen Spruch für Horus, der von Baba in den Unterschenkel gebissen wurde. Zur Behandlung soll Horus sieben ꜥš-Krüge nehmen, die nach Osten ausgerichtet sind, und daraus sieben sry-Requisiten nehmen. Das heißt, pro Krug gibt es ein sry. Damit soll Horus an seiner Bisswunde entlangreiben (tḥs) und das sry dann dem Hund des Baba, der ausgestreckt vor ihm liegt, vorwerfen, der dieses dann vermutlich frisst und daran stirbt, s. Massart, in: MDAIK 15, 1957, 178, Anm. 12.

(4) Die Pflanze sꜣrj, geschrieben 𓋴𓐟𓄿𓂋𓇋𓆰𓏥 oder auch 𓐟𓏤𓈖𓏥𓂋𓏭𓆰𓏪, Wb 4, 19.10-13, 167.2-3 und 182.1 = DrogWb, 423-424 = https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/126910 (laut Westendorf, bei Helck, in: SAK 18, 1991, 236, Anm. 2 deuten die Schreibungen auf einen Lautwandel von sꜣr zu sꜣj hin). Hauptsächlich in den medizinischen Sammelhandschriften der späten 2. Zwischenzeit bzw. des frühen Neuen Reiches belegt. Darin werden die Samen/Früchte (pr.t) und der Saft (mw) verwendet; sie kann auch (als Ganzes?) „zermahlen“ (qnqn) werden und besitzt „Spitzen/Triebe“ (kfꜣ.w). Alle Anwendungen sind äußerlich, d.h. die Pflanze wird nicht in Rezepten verwendet, die eingenommen werden sollen. Im Rezept Eb 438 gegen das ḫns.yt-Leiden am Kopf ist diese Pflanze neben Honig die einzige Ingredienz. Die relativ geringe Beleglage (nur 12 Belege) könnte über die tatsächliche Verwendungshäufigkeit hinwegtäuschen. Denn diese Pflanze und ihre Bestandteile werden in den Rezepten nie mit konkreten Mengenangaben versehen, sondern immer nur mit dem Dosierungsstrich oder völlig ohne Menge. Damit gehört sie zu denjenigen Drogen, die den Ärzten so geläufig waren, dass sie deren Standarddosierungen kannten; vgl. zur Bedeutung des Dosierungsstriches Pommerening, in: Fs Fischer-Elfert, 831–848.
Ein Beleg in den Miscellanies (pBM EA 10085+10105, Zeile x+3,1 = https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd7b2p4vpQ0bhgzP37aX8KTQ, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 4.3.2025), gehört aufgrund seiner nahezu identischen Schreibung []𓐠𓄿𓏭𓂋𓏤𓆰𓏥︀ wohl ebenfalls hierzu. Dort gehören die Pflanzen zum Bewuchs eines š-Teiches, aber es geht aus der Stelle nicht hervor, ob sie darin oder drumherum wachsen.
In der Schreibung 𓐠𓏤𓈖𓏥𓂋𓏤𓆰 erscheint diese Pflanze auch im pHarris I, Zeile 37a,2 zwischen ṯwfj-„Papyrus“, jz.w: „Schilfrohr“ und mnḥ-„Papyrus“ und wird, wie das Schilfrohr, in sehr großer Stückzahl in dd.wt-Gefäßen herbeigebracht, s. Grandet, Papyrus Harris I, Bd. 1, 273 und Bd. 2, 142, Anm. 586.
A.a.O. verweist Grandet noch auf einen weiteren Beleg in oMichaelides 12, rto 5 (Goedicke/Wente, Ostraka Michaelides, Taf. 64). Dieser Beleg ist 𓇓𓏲𓈖𓏥𓏭𓂋𓏤𓆰𓏫 geschrieben und steht, mit der Stückzahl 2 versehen, am Ende einer Lebensmittellieferung.
Ein weiterer potenzieller Beleg steht auf oTurin CGT 57052, rto 5 (López, Ostraca ieratici N. 57001-57092, Taf. 39), das die Vorbereitungen für das Treffen einer Kultgenossenschaft (?) zum Inhalt hat. Darin werden an einer syntaktisch nicht ganz eindeutigen Stelle drei 𓋴𓏭𓂋𓏤𓇋𓇋𓆰𓏫 erwähnt. Allam, in: BIFAO 81, Supplément: Bulletin du centenaire, 1981, 201 und 203, Anm. t sieht in dieser Pflanze das sꜣrj der medizinischen Texte und versteht sie im Turiner Ostrakon als Lebensmittel. Dagegen beginnt Helck, in: SAK 18, 1991, 234 und 236, Anm. o und p mit dieser Pflanze einen neuen Satz und schließt das Folgende daran an: ḫpr=sn m-dj=j (…) mj-qd sn.w(t) ꜥq(ꜣ): „die bei mir sind (…) wie ein richtiger Flaggenmast“. Aufgrund dessen trennt Helck das hier stehende sry von der Pflanzenbezeichnung der medizinischen Texte und vermutet darin ein eigenständiges Wort, das aufgrund des Vergleichs mit dem Flaggenmast wohl den Stabstrauß bezeichne.
Im pWilbour, A 78.47 (§ 220) ist eine Pflanzenbezeichnung 𓐠𓏤𓃭𓏤𓏰𓏰𓆰 Hauptbestandteil im Namen eines Ortes Pꜣ-sꜣrw, der in Mittelägypten südwestlich von Sako liegt, Gardiner, pWilbour, Bd. 1, Taf. 37, Bd. 2, 32, Bd. 3, 83. Gardiner vermutet, dass der Pflanzenname identisch ist mit dem sꜣrj der medizinischen Papyri.
Im pJumilhac, 12,3-4 „erwachsen“ (rd) die „Ausflüsse“ (rwḏ.w) des Osiris aus den sr.w-Pflanzen (𓊃𓂋𓆰𓏨), Vandier, pJumilhac, Abschnitt XII und 175, Anm. 315, Koemoth, in: SAK 24, 1997, 150. Vandier vergleicht zunächst mit sry, hier Nr. (2), vermutet aber dann doch eher ein Getreide oder Schilf. Koemoth versteht es als sꜣr-Pflanze.
Koemoth, a.a.O., 158 erwähnt mit Verweis auf Sander-Hansen, Sarg der Anchnesneferibre, 46 noch einen weiteren Beleg auf dem Sarg der Anchnesneferibre. Dort steht jedoch nicht srjꜣ, sondern nach den Parallelen (es ist Tb 136B) r=s jꜣ(r.w), s. Wagner, Anchnesneferibre, Bd. 1, 110 mit Anm. 185.
Schließlich finden sich sꜣr.w-Pflanzen, geschrieben 𓐠𓂋𓏤𓆰𓆰𓆰, in einer Gauprozession Ptolemaios’ I. aus Naukratis, als Abgaben des 5. Unterägyptischen Gaues, s. Koemoth, a.a.O., 150 mit Verweis auf Edgar, in: ASAE 22, 1922, 4; s. jetzt auch von Recklinghausen, in: Ashmawy/Raue/von Recklinghausen, Von Elephantine bis zu den Küsten des Meeres, 321 und 327. Dieser Stelle ist noch zu entnehmen, dass sie „ergrünen/blühen“ (wbs) können.
All dies zusammengenommen, scheint sꜣrj eine Saft enthaltende und zur Ernährung sowie in der Medizin genutzte Pflanze mit Samen/Früchten zu sein, die in der Nähe von Teichen oder darin wächst und vielleicht zu den Ried- und/oder Süßgräsern gehört, Letzteres auch Helck, Materialien V, 203 (811). Wiedemann, Sammlung altägyptischer Wörter, 36 vergleicht den ägyptischen Pflanzennamen mit dem griechischen Wort σααρθά, das Dioskurides als griechisches βήχιον, den Huflattich, identifiziert. Dies ist jedoch abzulehnen (so schon Chassinat, Khoiak, Vol. 2, 399), weil das ägyptische Wort keinen Dental enthält. Loret, Flore, 30, Nr. 30 und 142 möchte diese Pflanze (zusammengeworfen mit sꜣr.t und sꜥr) wegen ihrer aquatischen Lebensweise und der Vergesellschaftung mit Schilf und Papyrus (damit bezieht er sich offensichtlich auf die Belege von pBM und pHarris I) mit dem σάρι des Theophrast und damit mit Cyperus fastigiatus Forsk. (heute: Cyperus dives Del.) gleichsetzen. Dies lehnt jedoch Germer, Flora, 245 ab, weil Theophrast berichtet, dass man die Wurzel von σάρι essen könne, was auf Cyperus dives Del. nicht zutreffe. (Genau genommen zweifelt sie damit aber die Gleichsetzung von Theophrasts Pflanze eben mit Cyperus dives Del. an und nicht Lorets Gleichsetzung von sꜣrj mit σάρι.) Für sꜣrj schlagen weder Germer, Arzneimittelpflanzen, 301-302 noch Germer, Handbuch, 108-109 eine Identifikation vor.
Ein weiterer Beleg für die sꜣrj-Pflanze steht schließlich noch im Totenbuch des Iufanch, pTurin Cat. 1791, in Spruch Tb 149, https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBdzLOGP2Z9UtDvVOlyPaWdpw. Im Totenbuch des Nebseni, pBM EA 9900 steht stattdessen 𓊃𓂋𓆰𓅱𓈓, Lüscher, Totenbuch Spruch 149/150, 5. Die weitaus größere Mehrzahl der Totenbücher hat an dieser Stelle das Wort rw: „Stroh“, s. Lüscher, a.a.O., 4-5. Ob dies etwas über die Natur der sꜣrj-Pflanze aussagt oder die beiden Belege für diese Pflanze im Gegenteil bedeutungslose Textfehler sind, ist unklar.

(5) sꜣr.t, Wb 3, 422.5 = Van der Molen, Dictionary of Coffin Texts, 442 = https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/126790. Die ältesten Belege stammen aus CT III, 54a, wo der „Große Kuhreiher“ aus der Spitze (wp.t) der sꜣr.t-Pflanze hervorkommt, geschrieben 𓊃𓅭𓄿𓂋𓏏𓆰 u.ä. Dieser Spruch ist eine Entlehnung aus den Pyramidentexten, PT 120, wo stattdessen jzr.t: „Tamariskengehölz“ genannt ist, s. bspw. https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd8iedWWgp01WnAP40lB3HAQ, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 4.3.2025). Ob sich daraus eine lexikalische oder botanische Nähe zwischen jzr.t und sꜣr.t ergibt oder lediglich ein Pflanzenname durch einen ähnlich klingenden ersetzt wurde, lässt sich daraus nicht erschließen.
Im Grab des Neferhotep, späte 18. Dynastie, wird diese Pflanze in einer Totenliturgie in einem „Spruch zum Umbinden des Kranzes“ parallel zu šzp.t (Gurke? Melone?, s. den Lemmakommentar zu https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/157260) und zum šmšm.t (nicht identifiziert; die häufige Übersetzung als Sesam ist zweifelhaft, s. den Lemmakommentar zu https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/155110) genannt (DZA 28.569.560; Literatur zu der Stelle und der Parallele im Grab des Qenamun, wo nur sr steht, im 1. Lemmakommentar zu https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/126790; eine weitere Parallele, die noch um die ḫꜣs.yt-Pflanze erweitert ist, steht auf oBM EA 5639, Zeile 1, https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICIBEKfQfGMKaEsspWtUwhypeSs). Konkret vom sꜣr.t wird gesagt, dass sie aus dem Garten (ḥzp) komme; und da der Mund von NN zu all diesen drei Pflanzen geöffnet sein soll, wird es sich um essbare Pflanze handeln. Und in einer Passage auf einer Statue des Sennefri bildet die sꜣr.t-Pflanze neben ḥḏ: „Knoblauch/Zwiebeln“ und der ḫꜣs.yt-Pflanze einen Bestandteil eines Kranzes, der beim Sokarfest Anwendung findet, DZA 28.569.580.

(7) Der Vollständigkeit halber sei auch ein seltenes Produkt namens zr.w erwähnt, geschrieben 𓊃𓃭 und 𓊃𓂋𓅱, Wb 3, 463.5-6 = https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/139130. Hierbei scheint es sich um Weihrauchkörner zu handeln.

(8) Reymond, Medical Book, 277-278, Nr. 146 zitiert mehrere Stellen in dem von ihr bearbeiteten demotischen Wiener Papyrus, wo sie sry liest. Sie setzt dieses Wort mit Wb 4, 192.12 gleich (d.h. hier Nr. (2)). Außerdem vermutet sie darin das σέρις (ἄγρια) von Dioskurides und Galen bzw. das seris des Plinius und übersetzt sry daher als „chicory (extract, or oil of it)“. Legt man diese Übersetzung zugrunde, muss man ihren Vergleich mit Wb 4, 192.12 ablehnen, weil das dort genannte Wort ein Holz ist. Darüber hinaus ist auch Reymonds Gleichsetzung mit σέρις (ἄγρια) / seris zweifelhaft. Denn Quack, in: SAK 23, 1996, 314, Anm. 34 hat konkret diejenigen Stellen, in denen dieses Wortes nach Reymond sry ꜣmsy zu lesen ist, als Schreibung für pr.t ꜣmsy: „Dillsamen“, so dass auch bei den wenigen anderen von Reymonds Belegen von sry vielleicht eher pr.t zu lesen ist (so CDD, S, 302).
Allerdings kommt in pLeiden F 1974/7.52, Zeile 2,4 erneut ein Wort sꜣrys (?, von Vittmann sꜣrsj gelesen, https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd3parK5XEUgSlSra3EdcrEc, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 5.3.2025)) vor. Darin vermuten Muhs, Dieleman, in: ZÄS 133, 2006, 58 und 59, Anm. f erneut Chicorée. (Trotz Verweis auf Reymond und Quacks Korrektur von Reymonds Lesung.)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Lemmata sꜣrj und sꜣr.t, hier Nr. (4) und (5), unter Umständen zusammengehören könnten, so jedenfalls Loret, a.a.O., Koemoth, a.a.O., Chermette/Goyon, a.a.O., 77, Anm. 69 und von Recklinghausen, a.a.O. Speziell Loret und von Recklinghausen gehen sogar noch weiter und sehen Verbindungen zu sꜥr, was aber wegen des Wechsels vs. fraglich erscheint. Chermette/Goyon schließen sogar srj und sry, d.h. hier Nr. (1) und (2), mit ein und vermuten in allem die Bezeichnung eines Balsams, „équivalent de [sémitique] soru/saru/sori, arabe darw qui recouvre toute résine odorante de Commiphora comme de Pistacia; ‚le baume des Anciens‘“.
Umgekehrt dazu scheint Chassinat, Khoiak, Vol. 2, 399 sꜣrj von sꜣr.t zu trennen, wenn er Wiedemanns Vorschlag, sꜣrj mit griechisch σααρθά gleichzusetzen, ablehnt und angibt, dass dies allenfalls auf sꜣr.t zutreffen könnte (was aber auch nicht sein kann, weil dessen t-Endung in späterer Zeit ebenfalls ausgefallen sein wird). Tatsächlich wird man von zwei Bezeichnungen, einer maskulinen und einer femininen, ausgehen dürfen. Denn einerseits zeigt der Ortsname Pꜣ-sꜣrw im pWilbour einen maskulinen Artikel. Andererseits gibt es zunächst keinen Grund, die Endung bei sꜣr.t zumindest im frühen Sargtextbeleg nicht ernst zu nehmen. Beide Lemmata könnten daher nur identisch sein, wenn mit dem Wegfall der Femininendung das Wort auch grammatisch als Maskulinum reinterpretiert wurde, wobei dann interessanterweise die (graphisch) maskuline Form der medizinischen Texte älter wäre als die jüngsten (graphisch) femininen Formen in den Gräbern des Neuen Reiches. (Alternativ könnte man über eine dialektale Varianz nachdenken.) Auch Charpentier, Recueil, ist zurückhaltend und trennt sꜣrj, Nr. 899, von sꜣr.t, Nr. 900, srj, Nr. 974, sry, Nr. 975/976 (er übersieht, dass die Referenzen von Wb und Chassinat identisch sind).

Während sꜣrj und sꜣr.t immerhin zusammengehören könnten, sind davon sicherlich sry, hier Nr. (2), und zr.w, hier Nr. (7), zu trennen: Ersteres, weil es sich um ein Holz handelt, und Letzteres, weil die Schreibung völlig anders ist. Auch srj, hier Nr. (1), dürfte nicht dazugehören, selbst wenn man den Vorschlag des Drogenwörterbuches, hierin nur eine Verschreibung von ẖr zu sehen, ablehnt. Denn dieses srj ist ein Bestandteil der Schirmakazie und passt daher eher noch zu Nr. (2). Ebenfalls andere Lemmata sind wohl auch die demotischen Derivate. Die Belege von Reymond sind vermutlich zu streichen, und der Beleg von Muhs/Dieleman enthält noch ein zusätzliches s.

Literatur:
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– G. Charpentier, Recueil de matériaux épigraphiques relatifs à la botanique de l’Égypte antique (Paris 1981).
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– M. Chermette, J.-C. Goyon, Le catalogue raisonné des producteurs de styrax et d’oliban d’Edfou et d’Athribis de Haute Égypte, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 23, 1996, 47-82.
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– A. Wiedemann, Sammlung altägyptischer Wörter, welche von klassischen Autoren umschrieben oder übersetzt worden sind (Leipzig 1883).

L. Popko, 27. März 2025.

Commentary author: AV Wortschatz der ägyptischen Sprache, SAW (Data file created: 03/27/2025, latest revision: 03/27/2025)


Editor(s): Simon D. Schweitzer; with contributions by: Andrea Sinclair, Annik Wüthrich, AV Wortschatz der ägyptischen Sprache, Mohamed Sherif Ali
Data file created: 01/18/2016, latest revision: 09/29/2025

Please cite as:

(Full citation)
"sry" (Lemma ID 863663) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/863663>, edited by Simon D. Schweitzer, with contributions by Andrea Sinclair, Annik Wüthrich, AV Wortschatz der ägyptischen Sprache, Mohamed Sherif Ali, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 20, Web app version 2.3.2, 10/31/2025, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/863663, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)