Stelenschrein Louvre E 25485(Object ID 3UFRB6NOMFA7JFUGKGT6CNZH7I)


Persistent ID: 3UFRB6NOMFA7JFUGKGT6CNZH7I
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/3UFRB6NOMFA7JFUGKGT6CNZH7I


Data type: Object


Object type: Naos


Materials: Kalkstein

Dimensions (H×W(×D)): 38 bis 43 × 59 bzw. 65 bis 67 cm


  • Finding place

    • (unbekannt)
      Comment on this place: Herkunft unbekannt, Herkunftsvermutungen (Fayum, Atfih, memphitischer Raum, Abydos) basieren auf textinternen Angaben und auf Vergleichen mit Objekten mit gesicherter Herkunft. Der Verkäufer gab nach Vandier (1963, 10) an, dass das Objekt Louvre E 25485 aus dem Fayum stammt. Allerdings gibt das Objekt selbst keine Hinweise darauf. In einer Opferformel auf Wand B wird „Hathor, die Herrin von Atfih“ (= das spätere Aphroditopolis auf dem Ostufer gegenüber vom Fayum) genannt, sodass Vandier davon ausgeht, dass es aus der memphitischen Region (im weitesten Sinne) stammen könnte. Ein weiteres, wenn auch schwaches Argument, für eine Verortung in dieser Region, ist die Tatsache, dass der einzige weitere Mittlere-Reichs-Beleg für den auf Louvre E 25485 stehenden „Hymnus zur Opfertafel“ (siehe Inhaltsbeschreibung) auf dem Sarg des Sesenebnef aus el-Lischt stammt, etwas nördlich von Atfih und auf dem Westufer (siehe Kees 1922, 92 und Altenmüller 1968, 1). Es ist beachtenswert, dass sowohl Atfih wie auch Lischt unweit vom Fayum entfernt sind. Ilin-Tomich (2017, 90) bringt das Objekt in seinem „Workshop 5“ aus der „Memphis-Fayum Region“ unter (2 stilistische Merkmale), d.h. es wurde in der Residenzgegend von Itjitawi angefertigt (aber möglicherweise nicht dort gefunden). Ein anderer Verortungsansatz ist Abydos: Franke vermutet, dass das Objekt aus Abydos kam, er liefert leider keine Begründung dafür (Franke 2003, 117: „probably from Abydos“). Whelan versteht Atfih zwar als möglichen Herstellungsort, aber nicht notwendigerweise als Aufstellungsort (Whelan 2016, 312 und vgl. 298–300). Er glaubt, dass das Monument nach Abydos transportiert und dort im nordöstlichen Sektor von Abydos in dem Bereich mit den Gedächtniskapellen beim Osiris-Chontamenti-Tempel aufgestellt worden war (Whelan 2016, 312). Implizite Argumente für die Verortung nach Abydos sind bei ihm der freistehende Charakter des Monumentes, die leere Nische/Scheintür auf der Hauptfassade, das Sockelmotiv der Palastfassade und vielleicht die Verwendung von für Totenstelen unüblichen Sprüchen (Whelan 2016, 312–313 und 324).


Current location

Comment on dating:

  • Vandier datiert das Objekt aufgrund der Personennamen/Onomastik, der Ikonographie mit Aufreihung der Familienangehörigen und der allgemeinen Gestaltung ins Mittlere Reich, wobei er das Ende desselben für am wahrscheinlichsten hält, genauer gesagt, das Ende der 12. Dynastie oder die 13. Dynastie (Vandier 1963, 9 und 10). An anderer Stelle schränkt er auf das Ende der 12. oder den Anfang der 13. Dynastie ein (Vandier 1968, 121). Berlev (1972, 51) spricht nur von der 13. Dynastie. Franke (2003, 117) gibt späte 12. Dynastie oder erste Hälfte der 13. Dynastie als Datierung an. Ilin-Tomich (2017, 90) datiert das Objekt in die 13. Dynastie in die Zeit des Schatzhausvorstehers Senbi (d.h. Zeit des Neferhotep I. und Sobekhotep IV.), weil er es in seinem „Workshop 5“ aus der „Memphis-Fayum Region“ unterbringt und dieser Senbi in zwei weiteren Stelen dieses „Worshops 5“ genannt wird. Folgende Indizien helfen, um die Datierung einigermaßen zu präzisieren (siehe jetzt auch den Katalog von Kriterien bei Ilin-Tomich 2017): Die Filiationsangabe mütterlicherseits mit jri̯.n erlaubt eine Datierung zwischen der Regierung Sesostris I. und der 2. Hälfte der 13. Dynastie (Postel 2009, 331–354). Die Form der ḥtp-ḏi̯-nsw-Formel mit der Anordnung von ḏi̯ nach ḥtp (Wand B) gehört ebenfalls vor das Ende der 13. Dynastie (Vernus 1991, 141–152); die umgekehrte Anordnung (auf Wand C) erscheint im Laufe der 13. Dynastie (Vernus 1991, 141–152). Die Formel ḏi̯=f pr.t-ḫrw ist ab der 12. Dynastie belegt (Obsomer 1993, 169–170, 196–198). Der Titel nb.t-p.t würde eher für die Zeit ab oder nach Amenemhat II. sprechen (Obsomer 1993, 166–167, aber vgl. 200). Auch die Ikonographie des Mannes, der an einer Lotosblüte riecht, passt eher für die 2. Hälfte der 12. oder die 13. Dynastie, ist jedoch schon vor der Regierungszeit von Sesostris I. belegt (Obsomer 1993, 167–168, 196).


Description

  • Erhalten sind vier zusammengehörigen Reliefplatten bzw. rechteckige Stelen. Wie sie ursprünglich zusammengesetzt waren, ist unklar. Vermutet wird, dass sie eine Stelenkapelle o.ä. bildeten.
  • Das Objekt Louvre E 25485 besteht aus vier Wänden oder Platten (A–D) bemalten Kalksteins, die jede für sich als eigenständige Stele interpretiert werden kann. Nach Vandier 1963 stellen sie ein zusammengehöriges Objekt dar, das er als (Miniatur-)Serdab bezeichnet. Franke nennt das Objekt einmal einen „Statuennaos“ (Franke 1994, 250) und einmal ein „stela-chapel of four panels“ (Franke 2003, 117), Lapp spricht für vergleichbare, aus einem Stück gefertigte Objekte von einer „Stelenkapelle“ (Lapp 1994, 237–248) und nennt als ältere Termini „stèle-maison“, „Stelenmastaba“, „Miniaturmastaba“, „Miniaturkapelle“ und „Pseudonaos“. Whelan bezeichnet es als eine „miniature chapel constructed from four slab stelae“ (Whelan 2016, 310, 312–313). Es ist gut erhalten und weist nur vereinzelt kleinere Beschädigungen auf (mit Ausnahme der weitestgehend zerstörten Hohlkehle von Wand A). Die Farbe hat sich teilweise noch erhalten. Platten B–D sind nur auf der Außenseite in eingeschnittenem Relief dekoriert und jeweils nach oben, links und rechts von einem Farbbandfries (abwechselnd grün und rot, je durch kleine gelbe Streifen voneinander getrennt und von grünen Linien nach außen hin abgesetzt) abgeschlossen. Im unteren Bereich befinden sich zunächst zwei horizontale Bänder aus rot und gelb und darunter je ein Fries in Nischengliederung (ein auch sonst oft belegtes Motiv, das eine stilisierte Palastfassade darstellt). Wand A ist hingegen auf beiden Seiten dekoriert (außen eingeschnitten, innen Hochrelief), die Farbfriese befinden sich nur links und rechts und das gesamte Bildprogramm ist von einer Art Rahmen aus Rundstäben umschlossen. Oben befand sich ursprünglich eine Hohlkehle, was noch an den seitlichen Resten zu erkennen ist. Die untere Nischengliederung ist zudem etwas komplexer gestaltet: Innerhalb der Trenner zwischen den großen Feldern befindet sich je eine weitere kleine Nische, die wohl Türen darstellen sollen (vgl. dazu und den folgenden Einzelbeschreibungen Vandier 1963, 1–7). Infolge der Tatsache, dass die Wandstärke der Wände B–D mit einer Steinsäge reduziert worden und dadurch bautechnische Information verloren gegangen ist, können die vier Wände nicht sicher wieder zusammengebaut werden (Vandier 1963, 7). Die Wände haben heute eine Höhe von 38 cm (Vorderwand?), zweimal 41 cm (Seitenwände?) und 43 cm (Rückwand?) und eine Breite von zweimal 59 cm (Seitenwände?) sowie 65 bzw. 67 cm (Vorder– und Rückwand?).


Cultural context: Grabausstattung


Bibliography

  • – J. Vandier, Un curieux monument funéraire du Moyen Empire, in: Revue du Louvre. La revue des musées de France 13, 1963, 1–10 [*P,K]
  • – J. Vandier, Deux textes religieux du Moyen Empire, in: W. Helck (Hrsg.), Festschrift für Siegfried Schott zu seinem 70. Geburtstag am 20. August 1967 (Wiesbaden 1968), 121–124 [H der zwei religiösen Texte]
  • https://collections.louvre.fr/en/ark:/53355/cl010013262 [*P,K,B]
  • #Literatur zu den Metadaten:
  • – H. Altenmüller, Ein Opfertext der 5. Dynastie, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Abteilung Kairo 22, 1967, 9–18
  • – H. Altenmüller, Zwei neue Exemplare des Opfertextes der 5. Dynastie, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Abteilung Kairo 23, 1968, 1–8
  • – H. Altenmüller, Magia e credenze funerarie. Totenglauben und Magie, in: A. Roccati – A. Siliotti (Hrsg.), La Magia in Egitto ai Tempi die Faraoni. Atti convegno internazionale de studi Milano 29-31 Ottobre 1985 (Milano 1987), 131–146, hier: 141–142
  • – J. Assmann, [Review:] Anonymous (Hrsg.), Studien zu Sprache und Religion Ägyptens. Band 2: Religion (Göttingen 1984), in Orientalische Literaturzeitung 85, 1990, 14–19, hier: 18
  • – W. Barta, Bemerkungen zu einem alten Götterhymnus, in: Revue d’Égyptologie 25, 1973, 84–91
  • – O. D. Berlev, Трудовое население Египта в эпоху среднего царства (Moskva 1972) = O. D. Berlev, Trudovoe naselenie Egipta v epochu srednego carstva (Die werktätige Bevölkerung Ägyptens zur Zeit des Mittleren Reiches), hier: 51–55 und 336. [zur Deutung von Text D.1,2]
  • – J. F. Borghouts, The Victorious Eyes: A Structural Analysis of Two Egyptian Mythologizing Texts of the Middle Kingdom, in: Anonymous (Hrsg.), Studien zu Sprache und Religion Ägyptens. Band 2: Religion (Göttingen 1984), 703–716 [Ü,K zum Rerek-Spruch]
  • – J. F. Borghouts, Book of the Dead [39]. From Shouting to Structure, Studien zum Altägyptischen Totenbuch 10 (Wiesbaden 2007), 21–23
  • – J. van Dijk, A Late Middle Kingdom Parallel for the Incipit of Book of the Dead Chapter 22, in: Bulletin of the Australian Centre for Egyptology 18, 2007, 53–58
  • – H. G. Fischer, More Ancient Egyptian Names of Dogs and Other Animals, in: Metropolitan Museum Journal 12, 1977, 173–178, hier: 175–176
  • – D. Franke, Das Heiligtum des Heqaib auf Elephantine. Geschichte eines Provinzheiligtums im Mittleren Reich, Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens 9 (Heidelberg 1994)
  • – D. Franke, Middle Kingdom Hymns and Other Sundry Religious Texts – an Inventory, in: S. Meyer (Hrsg.), Egypt – Temple of the Whole World. Ägypten – Tempel der Gesamten Welt. Studies in Honour of Jan Assmann (Leiden/Boston 2003), 95–135 (hier: 117)
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  • – H. Kees, Ein alter Götterhymnus als Begleittext zur Opferformel, in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 57, 1992, 92–129 [Parallelen zum „Hymnus zur Opferformel“]
  • – G. Lapp, Die Stelenkapelle des Kmz aus der 13. Dynastie, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Abteilung Kairo 50, 1994, 231–252
  • – T. Lebée, La collection de steles egyptiennes tardives du Musee du Louvre. Annexes. II. Donnees chiffrees, cartes & indices (Paris 2014), 7 (https://dumas.ccsd.cnrs.fr/dumas-01545554/document; https://www.academia.edu/10975018/La_collection_de_stèles_égyptiennes_tardives_du_musée_du_Louvre_-_Annexes_2)
  • – G. Meurer, Die Feinde des Königs in den Pyramidentexten, Orbis Biblicus et Orientalis 189 (Göttingen 2002), 310. [Erwähnung und zusammenfassende Interpretation Vandier 1963]
  • – C. Obsomer, Dı͗.f prt-ḫrw et la filiation ms(t).n / ı͗r(t).t comme critères de datation dans les textes du Moyen Empire, in: C. Cannuyer – J.-M. Kruchten (Hrsg.), Individu, société et spiritualité dans l’Égypte pharaonique et copte. Mélanges égyptologiques offerts au Professeur Aristide Théodoridès (Ath/Bruxelles/Mons 1993) 163–200
  • – L. Postel, Quand réapparaît la forme ms(w).n ? Réflexions sur la formule de filiation maternelle à la fin du Moyen Empire, in: I. Régen – F. Servajean (Hrsg.), Verba manent. Recueil d’études dédiées à Dimitri Meeks par ses collègues et amis, Cahiers de l’ENiM 2 (Montpellier 2009), 331–354
  • – K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit (Borsdorf 2015), 184–186 [Ü,K zum Rerek-Spruch]
  • – C. Theis, Magie und Raum. Der magische Schutz ausgewählter Räume im alten Ägypten nebst einem Vergleich zu angrenzenden Kulturbereichen, Orientalische Religionen in der Antike 13 (Tübingen 2014)
  • – P. Vernus, Sur les graphies de la formule „L’offrande que donne le roi“ au Moyen Empire et a la Deuxieme Periode Intermediaire, in: Quirke (Hrsg.), Middle Kingdom Studies (Kent 1991), 141–152
  • – P. Whelan, On the Context and Conception of Two „Trademark“ Styles from Late Middle Kingdom Abydos, in: G. Miniaci – W. Grajetzki (Hrsg.), The World of Middle Kingdom Egypt (2000-1550 BC), Vol. II, Middle Kingdom Studies 2 (London 2016), 285–338
  • – E. Zahradnik, Der Hund als geliebtes Haustier im Alten Ägypten anhand von bildlichen, schriftlichen und archäologischen Quellen. Altes und Mittleres Reich (Berlin 2009), 267–268, 359 und Taf. 38


External references


File protocol

  • – Katharina Stegbauer (DigitalHeka), Ersteingabe des Rerek-Spruchs, 27.02.2006


Author(s): Katharina Stegbauer; with contributions by: AV Wortschatz der ägyptischen Sprache, Peter Dils, Lutz Popko
Data file created: before June 2015 (1992–2015), latest revision: 08/08/2025

Please cite as:

(Full citation)
Katharina Stegbauer, with contributions by AV Wortschatz der ägyptischen Sprache, Peter Dils, Lutz Popko, "Stelenschrein Louvre E 25485" (Object ID 3UFRB6NOMFA7JFUGKGT6CNZH7I) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/3UFRB6NOMFA7JFUGKGT6CNZH7I>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 20, Web app version 2.3.2, 10/31/2025, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/3UFRB6NOMFA7JFUGKGT6CNZH7I, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)