Horusstele des Palastarte (Kairo CG 9402)(Objekt-ID 5BBFTZDNWRBGJNNLP7Y6X7DJII)
Persistente ID:
5BBFTZDNWRBGJNNLP7Y6X7DJII
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/5BBFTZDNWRBGJNNLP7Y6X7DJII
Datentyp: Objekt
Objekttyp: Horusstele / Horuscippus
Material: Siltstein
Maße (H×B(×T)): 61 × 45 × 6.8 cm
Kommentar zur Materialität
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Maßen:
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Stele: Höhe 61 cm, Breite 45 cm, Dicke 6,8 cm (oben) bzw. 8 cm (unten);
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Sockel/Basis: Höhe 32 cm, Breite 64 cm, Tiefe 55 cm;
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Gesamthöhe Stele+Sockel 93 cm.
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Material:
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Stele: „schiste noir“ (Daressy 1903, 3), schwarzer Siltstein (Sternberg-El Hotabi), Grauwacke (PM III²/2, 862; Goddio und Fabre);
- Sockel/Basis: gelblicher Kalkstein
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Fundort
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Memphis
Gewissheit: certain
Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
Kommentar zu diesem Ort: Mit Rahina/Memphis, Kom el-Qalꜥa. Daressy, Textes et dessins magiques, 1903 gibt als Angaben zu den Fundumständen „Mit Rahineh, Tell el-Qalâh, 1899“. Der „Tell el-Qalâh“ ist identisch mit Kom el-Qalꜥa, befindet sich südöstlich des großen Ptahtempels von Memphis und ist bekannt für einen kleinen Tempel des Ptah und einen Palast des Merenptah. Laut de Vogüé wurde die Stele von Gaston Maspero während Grabungen entdeckt, die dieser in Mit Rahineh durchführen ließ (de Vogüé, in: CRAIBL 44/2, 1900, 150). Es könnte sein, dass sie in situ gefunden wurde, aber über den genauen Fundkontext ist nur bekannt, dass ein weiterer Sockel für eine Götterstatue neben dem Sockel mit der Horusstele lag (de Vogüé, RES 1, 1900, 1). Die Horusstele von Pacharu (CG 9405) wurde ebenfalls im Kom el-Qalꜥa gefunden (Funddatum unbekannt, spätestens 1903) und gehörte einem Türwächter des Tempels des Ptah. Es ist nicht undenkbar, dass die Horusstele des Pacharu in einer Heilkultanlage des Ptahtempelkomplexes von Kom el-Qalꜥa aufgestellt worden war. Laut der phönikischen Weihinschrift wurde die Stele (phönikische Bezeichnung mṭnʾ „Votivgabe, Offergabe“) den Göttinnen Isis (mit dem phönikischen Epitheton ʾlm ʾdrt „große/mächtige Göttin“) und Astarte durch Palastarte, Sohn von Abdmilkat, gewidmet. Die Existenz einer Isis und Astarte gewidmeten Heilkultanlage im Kom el-Qalꜥa ist daher zu vermuten. Laut Herodot (II, 112) befand sich südlich des großen Ptahtempels von Memphis ein Viertel namens „Tyrierviertel“, bewohnt von Phönikier aus Tyros, mit einem Heiligtum der ausländischen Aphrodite, mit der Astarte gemeint sein dürfte (Bloch-Smith, in: Archaeological and Inscriptional Evidence for Phoenician Astarte, in: D. T. Sugimoto (ed.), Transformation of a Goddess: Ishtar – Astarte – Aphrodite (Orbis Biblicus et Orientalis 263), Fribourg und Gottingen, 2014, 184).
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Aktueller Ort
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Egyptian Museum
Inventarnummer(n): CG 9402 , JE 33264 , JE 34081
Kommentar zu diesem Ort:
Gefunden in Memphis im Jahr 1899 (Daressy, Textes et dessins magiques, 1903, 3) oder „découverte en mars 1900, près du village de Mit-Rahineh, par M. Maspero“ (de Vogüé, RES , 1900, 1). Zunächst im Interimmuseum von Gizeh (Lidzbarski, in. Ephemeris 1, 1902, 152), im Jahr 1902 ins neu gebaute Museum am Midan Tahrir verbracht. Die Stele und der Sockel wurden separat inventarisiert als JE 33264 und JE 34081.
Datierung: 3. Jhdt. v.Chr.
Kommentar zur Datierung:
- Die Datierung basiert auf mehreren Kriterien: Stilistik, Objekttypologie, textgeschichtliche Einordnung von Spruch B, Paläographie der phönikischen Inschrift. Daressy (1903, 10) datiert die Stele in die Ptolemäerzeit, ohne dies weiter zu begründen. Gutekunst 1995, 283-284 rechnet die Paris-Rechts-Version von Spruch B seiner textgeschichtlichen „Hochphase“ zu (Spätdynastisch bis Frühptolemäisch bzw. ca. 400-250/200? v. Chr.), wobei er geneigt ist, CG 9402 als „Frühptolemäisch“ zu datieren (mit Fragezeichen). Sternberg-El Hotabi 1999 setzt die Stele objekttypologisch in ihre „Frühe Hochphase (ca. 380-ca. 280 v. Chr.)” und spezifiziert (I, 110) zu „Frühe Ptolemäerzeit“, ohne dies weiter zu begründen. Die Datierung von Goddio und Fabre 2015 als „End of the Third Intermediate Period – beginning of the Ptolemaic Period, ca. 380-280 BC“ (anscheinend ist hier die Spätzeit in die „Third Intermediate Period“ einbegriffen!) beruht auf Sternberg-El Hotabi. Die Paläographie der phönikischen Inschrift weist auf die Ptolemäerzeit (de Vogüé CRAI, 1900, 151; RÉS 1, S. 2: „Le monument paraît être de l’époque ptolémaïque“), laut der älteren Forschung sogar auf das 2.-1. Jh. v. Chr. (Lidzbarski 1902, 152: durch Vergleich mit der sog. Kranzinschrift von 96? v. Chr. = KAI 60 = Louvre, AO 4827; so auch Donner und Röllig 1968, 64). Allerdings wurde die Datierung des maßgeblichen Vergleichsobjekts KAI 60 in 96 v. Chr. in Frage gestellt und stattdessen ins 3. Jh. v. Chr. (Teixidor 1980, 457-460) oder in 320/319 v. Chr. (Baslez und Briquel-Chatonnet 1991) gesetzt.
Beschreibung
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Oben abgerundete, flache Horusstele mit eingetieftem, aber als Hochrelief ausgearbeitetem Hauptbildfeld (Höhe 34 cm). Der nackte Kindgott (er trägt nur einen Halskragen und ein Herzamulett, Jugendlocke und Uräus) steht frontal auf zwei antithetisch angeordneten Krokodilen und hält gefährlichen Tieren in den beiden Händen. Links von ihm (Objektperspektive) ist das Nefertemsymbol dargestellt, rechts ein mumiengestaltigen, falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe, der auf einer zusammengerollten Schlange steht. Unter dem Kindgott befinden sich zwei Reliefregister mit Götterreihen von Schutzgottheiten. Die Gottheiten der unteren Reihe sind namentlich identifiziert; die meist linkse und die meist rechtse von Ihnen werden vom Stelenstifter verehrt. Die Rückseite ist mit einem Textregistern in dem gerundeten Giebelfeld (27 Kol. + 1 Zeile), drei Bildregistern und einem weiteren Textregister (24 Kol.) versehen. Einige wenige Gottheiten in den Bildfeldern sowie der Stelenstifter werden durch Beischriften identifiziert. Weitere Textkolumnen befinden sich auf der Vorderseite als Umrandung um den nackten Kindgott (je 1 Kol.) und auf den Schmalseiten (je 4 Kol.).
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Die Unterseite der Stele ist wie ein Zapfen ausgearbeitet, an allen Rändern ca. 0,5 cm schmaler als die Stele selbst. Die Oberseite der Stele weist ein Loch auf, in das ein separates Schmuckelement, sicherlich ein Beskopf, gesteckt werden musste.
- Die Oberseite des Sockels ist mit einem umlaufenden „Kanal“ versehen (3 cm breit und 1 cm tief), der vorn in einem eingetieftem ovalen Becken (45 x 17 cm; 6 cm tief) ausläuft. Zwischen Kanal und Becken befindet sich eine Aussparung (46 x 8,8 cm; 2 cm tief), um die Stele aufzunehmen (Lidzbarski 1902, 151). Auf der Vorderseite des Sockels ist eine vierzeilige phönikische Weihinschrift eingraviert.
Bibliographie
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– G. Daressy, Textes et dessins magiques (Catalogue général des Antiquités égyptiennes du Musée du Caire. Nos 9401-9449), Le Caire 1903, 3-11 und Taf. II-III [*P,H]
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– PM III², Part 2, 1981, 862 [B]
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– J. Berlandini-Keller, in: F. Goddio und D. Fabre (Hrsg.), Osiris. Egypt’s Sunken Mysteries, Paris 2015 (Ausstellung im Institut du Monde arabe, 8. Sept. 2015 bis 31. Jan. 2016), 42-43 und 170-171 [P Vorderseite und Detail Rückseite, K]
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– W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen, Diss., Trier 1995, 68, 81, 84, 86, 235, 283-287, 339 [K]
-
– A. Klasens, A Magical Statue Base (Socle Béhague) in the Museum of Antiquities at Leiden (OMRO NR 33), Leiden 1952, 37-38, 46-50 (Textträger C3) [2 der Sprüche in Textsynopsen]
-
– P. Lacau, Les statues „guérisseuses“ dans l’ancienne Egypte, in: Monuments et mémoires de la Fondation Eugène Piot, tome 25, fascicule 1-2, 1921, 189-209 und Taf. XV-XVI (hier: 195-196 (mit Fig. 4-6), 200-202, pl. 16.1-2) (https://www.persee.fr/doc/piot_1148-6023_1921_num_25_1_1824)
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– G. Loukianoff, Le dieu Ched. L’évolution de son culte dans l’ancienne Égypte, in: BIE 13, 1930-1931, 79 und Pl. III (Fig. 14: kleines Foto der Vorderseite) [P]
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– J.F. Quack, Rezension Sternberg-El Hotabi 1999, in: Orientalistische Literaturzeitung 97, 2002, 723 [K]
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– G. Roeder, Der Ausklang der ägyptischen Religion mit Reformation, Zauberei und Jenseitsglauben (Die ägyptische Religion in Text und Bild, Bd. IV), Zürich und Stuttgart 1961, 162-163 (mit Abb. 6), 412, Taf. 10 (nach Lacau) [P,K]
-
– K. Seele, Horus on the Crocodiles, in: Journal of Near Eastern Studies 6, 1947, 43-52 und Taf. I-III (hier: 43, 48 und Taf. III.B) [P,K]
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– H. Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen (Ägyptologische Abhandlungen 62), Wiesbaden 1999. Teil I: Textband, 108-110 mit Abb. 2 [Skizze mit Sockel] und Abb. 64 [Foto Vorderseite]; Teil II: Materialsammlung, 36 [K]
-
– D.J. Thompson, Memphis under the Ptolemies, Princeton 1988, 88-89 und Taf. III; 2nd Edition, Princeton 2012, 82 (non vidi) [P,K]
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– D.J. Thompson, Ethnic Minorities in Hellenistic Egypt, in: O.M. van Nijf und R. Alston, Political Culture in the Greek Cit after the Classical Age, Leuven/Paris/Walpole MA, 2011: 104–105 [K]
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– G. Vittmann, Ägypten und die Fremden im ersten vorchristlichen Jahrtausend (Kulturgeschichte der antiken Welt 97), Mainz am Rhein 2003, 74-77 mit Abb. 36-37 [P,K]
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Für die phönikische Inschrift (RÉS 1 = KAI 48) siehe:
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– M. De Vogüé, Une inscription phénicienne d’Égypte, in: Comptes Rendus de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 44/2, 1900, 150-151 (https://www.persee.fr/doc/crai_0065-0536_1900_num_44_2_16451)
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– De Vogüé, Berger und Clermont-Ganneau, in: Répertoire d’Épigraphie sémitique, Tome 1 (Nr. 1-500), Paris 1900-1905, 1-3 (Nr. 1), 55-56 (Nr. 58 gemäß Clermont-Ganneau) und 194-196 (Nr. 235 gemäß Lidzbarski), ........ (Nr. 1585)
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– M. Lidzbarski, Eine phönizische Inschrift aus Memphis, in: Ephemeris für semitische Epigraphik, Erster Band 1900-1902, Giessen 1902, 152-158 und 284-285 (Nr. 133) https://archive.org/details/ephemerisfrsemi00lidzgoog/page/n163/mode/1up
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– M. Lidzbarski, Altsemitische Texte. Erstes Heft: Kanaanäische Inschriften (Moabitisch, Althebräisch, Phönizisch, Punisch), Giessen 1907, 35-36 (Nr. 37)
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– H. Donner und W. Röllig, Kanaanäische und aramäische Inschriften, Bd. I: Texte, 11 (Nr. 48), Wiesbaden 1962; Bd. II: Kommentar, Wiesbaden 1964, 64-65 (Nr. 48); Band II: Kommentar. Zweite, durchgesehene und erweiterte Auflage, Wiesbaden, 1968, 64-65 (Nr. 48); Bd. 1, 5., erweiterte und überarbeitete Auflage, Wiesbaden 2002, 12 (Nr. 48)
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– J.T. Milik, Les papyrus araméens d’Hermoupolis et les cultes syro-phéniciens en Égypte perse, in: Biblica 48, 1967, 546-622 (hier: 563-564 [U,Ü,K])
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– P. Magnanini, Le iscrizioni fenicie dell’Oriente: Testi, traduzioni, glossari, Roma 1973, p. 63-64 [Ü]
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– C. R. Krahmalkov, Phoenician-Punic Dictionary (Orientalia Lovaniensia Analecta 90 = Studia Phoenicia XV), Leuven 2000, 36, 52, 66, 182, 189, 279 und 392-293 [Ü]
-
– E. Bloch-Smith, Archaeological and Inscriptional Evidence for Phoenician Astarte, in: D. T. Sugimoto (ed.), Transformation of a Goddess: Ishtar – Astarte – Aphrodite (Orbis Biblicus et Orientalis 263), Fribourg und Gottingen, 2014, 167-194 (hier: 184) [K]
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– D. Demetriou, Phoenicians among Others. Why Migrants Mattered in the Ancient Mediterranean, OUP 2023, Kap. 5: Phonicians beyond Greek Communites, 120-122 (mit Fig. 5.1), 136, 137, 140, 143 (Anm. 64) [K] (https://dokumen.pub/phoenicians-among-others-why-migrants-mattered-in-the-ancient-mediterranean-9780197634851-0197634850.html)
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– J. Teixidor, L’assemblée législative en Phénicie d’après les inscriptions, in: Syria 57, 1980, 453-464 (https://www.persee.fr/doc/syria_0039-7946_1980_num_57_2_6704) [K zu KAI 60]
- – M.F. Baslez und F. Briquel-Chatonnet, Un exemple d’intégration phénicienne au monde grec: les Sidoniens au Pirée à la fin du IVe siècle, in: Atti del II Congresso Internazionale di Studi Fenici e Punici, Vol. I, Roma 1991, 229-240 (http://www.biu.sorbonne.fr/biu/agreg/ressources_histoire_antique/edh_ancienne_baslez-briquel_un-exemple-d-integration-phenicienne.pdf) [K zu KAI 60]
Datensatz-Protokoll
- – Peter Dils, 26. Februar 2024, Ersteingabe
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Peter Dils, "Horusstele des Palastarte (Kairo CG 9402)" (Objekt-ID 5BBFTZDNWRBGJNNLP7Y6X7DJII) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/5BBFTZDNWRBGJNNLP7Y6X7DJII>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/5BBFTZDNWRBGJNNLP7Y6X7DJII, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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