sBM EA 190 + Ny Carlsberg AEIN 974 des Onnophris(Object ID 5TOSYCTH3RE7PFO3AEPY5WBYLI)
Persistent ID:
5TOSYCTH3RE7PFO3AEPY5WBYLI
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/5TOSYCTH3RE7PFO3AEPY5WBYLI
Data type: Object
Object type: Stele
Materials: Kalkstein
Dimensions (H×W(×D)): 135 × 68 × 9? cm
Comment on materiality
- Hochrechteckige Kalksteinplatte mit den ursprünglichen Maßen von ca. 1,35 m Höhe, 68 cm Breite und 9 (?) cm Dicke. Der Londoner Stein hat die Maße 115,5 cm Höhe und 78 cm Breite, was sich allerdings auf den Holzrahmen, der den Stein umgibt, und nicht auf den Stein selbst bezieht (Homepage BM). Laut Sharpe ist der Stein 39 Inches hoch, was 99 cm ergibt. Der Kopenhagener Stein ist 68 cm breit, vielleicht 35,5 cm hoch (40 cm laut Mogensen, 35 cm laut Koefoed-Peternsen, 35,5 cm laut Jørgensen) und 9 cm dick. Laut Schmidt 1910, 43 ist das Gestein des Londoner und des Kopenhagener Steins nicht ganz identisch, weshalb seiner Meinung nach ausgeschlossen sei, dass es ursprünglich eine einzige Stele wäre; zugleich erkennt er, dass der Text von Kopenhagen die Fortsetzung des Textes von London ist. Auf dem Londoner Stein haben sich 36 Textzeilen sowie minimale Spuren einer 37. Zeile erhalten, auf dem Kopenhagener Stein finden sich die Zeilen 37 bis 45. Falls es ursprünglich nicht derselbe Stein war, muss man vielleicht von zwei übereinander gesetzten Orthostaten ausgehen. Ob 9 cm die wirkliche Dicke ist, oder ob der Stein nachträglich für den Transport dünner gesägt wurde, ist nicht publiziert.
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Finding place
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(unbekannt)
Comment on this place: Über die Herkunft ist nichts bekannt oder publiziert, nur dass das Kopenhagener Stück über den Antikhandel von Alexandrien angekauft wurde. Berücksichtigt man, dass die Platte aus Kalkstein ist und dass Textparallelen für die Schlangensprüche der Pyramidentexte in den Spätzeitversionen vor allem aus dem memphitischen Raum stammen (Saqqara, Abusir, Heliopolis; Ausnahme TT33 des Petamenophis) (Theis, Magie und Raum, 2014, 738-748), ist eine Lokalisierung in die Region Memphis nicht ausgeschlossen. Tatsächlich verortet Borghouts, in: RdE 32, 1980, 43 die Stele nach Memphis, ohne dies weiter zu begründen. Auch bei Sternberg-El Hotabi (Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen, 1999, Bd. 2, 47) findet man „wohl Memphis“. Dieses beruht im Falle von Sternberg-El Hotabi sicherlich auf der fehlerhaften Gleichsetzung des Eigentümers, des Minpriesters Onnophris, Sohn der Tamounis (PP 5663 = TM Per 11017), mit einem gleichnamigen Priester des Ptah von Memphis (PP 5366a = TM Per 11016), dessen Mutter ebenfalls Tamounis hieß. Es gibt noch einen ganz anderen Versuch der Verortung: Die Sprüche sind zugunsten eines Minpriesters Onnophris formuliert worden. Min wird als Herr des Achmimischen Minkultortes Senut charakterisiert. Einerseits diese Information, andererseits die Innenzeichnung einiger Hieroglyphen auf der Steinplatte in Kopenhagen, die bei weiteren Stelen aus Achmim vorkommt, führen Derchain-Urtel zu der Feststellung, dass diese Stele aus der Region von Achmim stammen muss (Derchain-Urtel, Epigraphische Untersuchungen zur griechisch-römischen Zeit, ÄAT 43, Wiesbadnen 1999, 25-26). Eine gute fotographische Dokumentation des Londoner Stücks sowie eine größere paläographische Auswahl an den bzw. Studie der hieroglyphischen Zeichen wären nötig, um dies zu bestätigen oder zu entkräften.
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Current location
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British Museum
Inventory no(s).: EA 190
Is at this location: Yes
Comment on this place:
Die Londoner Platte war spätestens 1837 im British Museum (Sharpe 1837). Über ihren Erwerb ist nichts bekannt oder publiziert. Schon in den Notizen von Samuel Birch trägt sie die Inventarnummer 190 (Homepage BM). -
Ny Carlsberg Glyptotek
Inventory no(s).: AEIN 974
Is at this location: Yes
Comment on this place:
Die Kopenhagener Platte wurde im Jahr 1823 von Frederik/Friedrich Münter (1761-1830), Bischof von Seeland, durch Vermittlung des dänischen Generalkonsuls in Alexandrien, Daniel Dumreicher (1791-1848), aus Interesse an der Entzifferung der Hieroglyphenschrift angekauft. Residenz des Bischofs war Bispegaarden in Kopenhagen und seine dort untergebrachte Sammlung nannte Münter Museum Münterianum. Er hat die Stele per Testament dem Bistum Seeland vermacht. Sie wurde mit einem Dutzend weiterer Stelen in zwei Wände im Eingangsbereich von Bispegaarden eingemauert, wo sie allerdings dem Wetter ausgesetzt waren (Lieblein 1873, 77 und 82; Schmidt 1910, 9). Durch Vermittlung von Carl Jacobsen (1842-1914), Brauereibesitzer und Begründer der Glyptothek Ny Carlsberg, wurden sie im Jahr 1908 in der Glyptothek Ny Carlsberg als Dauerleihgabe untergebracht (Koefoed-Petersen 1948, 52). Der Stein bekam damals die Ausstellungsnummer E. 833 bzw. Münter 12 (Schmidt 1910, 42). Die offizielle Inventarnummer lautet ÆIN 974.
Dating: Spätzeit – Hellenistische Zeit
Comment on dating:
- Der Priester des Min namens Onnophris, Sohn der Frau Tamounis, ist bislang nicht von anderen Quellen bekannt. Deshalb beruht die Datierung ausschließlich auf dieser Stele. Hervorgebrachte Kriterien für die Datierung sind Sprachstufe, Orthographie, Paläographie, Textparallelen und Prosopographie. Laut Osing 1992, 476 ist die Stele „nach Schrift und Sprache (...) wohl in die Ptolemäerzeit oder wenig davor“ zu datieren. Das sprachliche Argument ist bezüglich „Ptolemäerzeit“ zu relativieren, denn Osing selbst schreibt, dass die Sprüche 2 und 3 „ihrer sprachlichen Form nach kaum älter als die Spätzeit sind.“ Sprachlich wäre also auch eine Datierung in die Spätzeit denkbar. Tatsächlich sind einige grammatische Konstruktionen typisch für die demotische Sprachstufe, die in demotischen schriftlichen Quellen ab dem 7. Jh. v. Chr. fassbar ist, aber die gemeinten Konstruktionen sind vereinzelt schon in der Dritten Zwischenzeit belegt. Jørgensen 2009, 164 gibt als Zeit der Verfassung dieser Sprüche 2 und 3 die „Late Period (c. 700-300 BC)“. Aber die Zeit der Verfassung der Sprüche muss nicht mit der Zeit der Textkopie auf der Stele identisch sein. Der Bearbeiter des Altägyptischen Wörterbuchs von Erman und Grapow hat für beide Stelenteile „Spätzeit“ auf den Zetteln markiert (DZA). Schmidt 1910, 43 nennt die saitische oder die ptolemäische Zeit. Mogensen 1930, Koefoed-Petersen 1948, Borghouts 1980 und Malek 2012 haben „Ptolemäisch“. Theis 2014, 354 weist auf eine Parallele in der Handlungsanweisung von Spruch 3 mit einem Spruch von Papyrus Brooklyn 47.218.48-85, § 42b hin, der aus der 26. Dynastie stammt. Deshalb fragt er sich, ob die Stele, wenn nicht die Textvorlage, auch ein wenig älter als die Ptolemäerzeit sein könnte (Saitenzeit oder Perserzeit). Jørgensen 2009, 165 meint, dass die Orthographie typisch für das Ende der Spätzeit und für die Ptolemäerzeit ist, und gibt 4. bis 1. Jh. v. Chr. als Datierung. Zwar sind einige Orthographien von pri̯, pẖr, jm=, jw und r gängig in der Ptolemäerzeit, es sind jedoch keine dabei, die nicht schon in der Spätzeit und (fast alle) in der Dritten Zwischenzeit belegt sind. Die Orthographie des Namens „Osiris“ (Leahy 1979) passt zu einer Datierung ab der 25. Dynastie. Sternberg-El Hotabi 1999, 124 datiert das Stück in ihre „Mittlere Hochphase“ der Horusstelen, d.h. ca. 280 bis 180 v. Chr., wobei jedoch schon ihre Identifizierung als Basis einer Horusstele falsch ist, so dass eine Einordnung in ihrer Typologie der Horusstelen nicht zutrifft. Auch ihre Identifikation (Sternberg-El Hotabi 1999, Bd. 2, 48) des Eigentümers (PP 5663 = TM Per 11017) mit einem anderen Onnophris, der ca. 250-200 v. Chr. lebte (PP 5366a = TM Per 11016), ist sicherlich falsch, so dass ihre Datierungsangabe unbegründet ist. Bezüglich der Datierungsfrage ist jedenfalls auffällig, dass alle Spätzeitbelege für die Schlangensprüche der Pyramidentexte aus der 26. und dem Anfang der 27. Dynastie stammen (Theis 2014, 738-747), die Stele des Onnophris bei einer Datierung in die Ptolemäerzeit daher auffällig aus diesem chronologischen Rahmen fallen würde. Sofern die Zuweisung der Stele nach Achmim durch Derchain-Urtel zutreffen sollte, würden die Achmimer Vergleichsstelen eine Datierung in die Ptolemäerzeit dann wieder stützen.
Owner: Privatperson
Bibliography
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File protocol
- – P. Dils, Ersteingabe, 25. April 2022.
Please cite as:
(Full citation)Peter Dils, with contributions by Lutz Popko, "sBM EA 190 + Ny Carlsberg AEIN 974 des Onnophris" (Object ID 5TOSYCTH3RE7PFO3AEPY5WBYLI) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/5TOSYCTH3RE7PFO3AEPY5WBYLI>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/5TOSYCTH3RE7PFO3AEPY5WBYLI, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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