Satz ID IBcCBsQsQu2CYkyVlVIcPluYCbE
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sḫnn: Ebbell, Papyrus Ebers, 107, Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 50 und Westendorf, Handbuch Medizin, 678 übersetzen das Partizip attributiv zum vorherigen Nomen („oh thou lighting one who stands still“; „O le Lumineux qui ne bouge pas de sa place“; „Oh, Aufgehender (= Re ?), der zur Ruhe geht“). Bardinet, Papyrus médicaux, 360 setzt es dagegen dem wbn parallel („O, toi qui te lève et qui te poses“). Grundriß der Medizin IV/1, 39 versteht es als Imperativ („O (du) Aufgehender, lasse dich nieder“). Tatsächlich ist die häufigere Kollokation wbn - ḥtp, s. Wb 1, 292.9-10, 293.14, was gegen Bardinets Lösung sprechen würde. Ob vielleicht dieses und das folgende Verb das Bild des Sonnengottes als Falken aufgreifen, der hier „niederstößt“? sḫni̯ bezeichnet das Landen resp. Niederschweben von Vögeln (Wb 4, 253.12 gibt auch die Bedeutung „oben schweben (vom Falken)“, aber mit nur einem Beleg). Zugegebenermaßen ist damit üblicherweise das nicht-aggressive Landen gemeint, doch mangels eines Terminus technicus für das Niederstoßen von Raubvögeln – was dem noch am nächsten kommt, ist vielleicht ꜥq: „eindringen“, bspw. DZA 22.831.060 – könnte sḫni̯ hier diese Konnotation erhalten haben. Vgl. auch den anschließenden Kommentar.
ꜥḥꜣ: „kämpfen“ bedeutet in den medizinischen Texten in der Regel „kämpfen mit (Krankheit xy)“ (ꜥḥꜣ ḥnꜥ (NN)), vgl. MedWb 1, 149. Was es hier bedeutet, ist unklar, weil keine Präposition folgt. Ebbell, Papyrus Ebers, 107 lässt es daher unübersetzt. MedWb 1, 149, Anm. 1 erwägt, unter Verweis auf das folgende zꜣꜣ tw: „(sich) hüten“, vgl. dazu Wb 1, 215.17-19. Auf dieser möglichen Parallele basiert dann auch die imperativische Syntax im Grundriß der Medizin IV/1, 39: „hüte dich vor meinem Spruch“ (ebenso Westendorf, Handbuch Medizin, 678). Aber eigentlich wäre für diese Übersetzung noch das enklitische Personalpronomen tw zu erwarten. Bardinet, Papyrus médicaux, 360 kehrt, vielleicht deswegen (?), zu der Hauptbedeutung des Verbs zurück: „qui combats (avec) mon orifice“. Entweder denkt er an den seltenen transitiven Gebrauch des Verbs (Wb 1, 215.6-7), oder, da er das „avec“ in Klammern setzt, er ergänzt eine Präposition (welche, ist unbekannt – aufgrund des medizinischen Kontextes ist ḥnꜥ naheliegend, dagegen ließe sich ein Ausfall eines r [vgl. Wb 1, 215.9] vor rʾ am leichtesten erklären).
rʾ mit anschließendem Falken auf Standarte: Grundriß der Medizin und Westendorf, Handbuch Medizin übersetzen es mit „mein Mund“ oder „mein Ausspruch“; Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne und Bardinet, Papyrus médicaux denken dagegen an eine „Öffnung“ (wobei Lefebvre den Falken auf Standarte anscheinend als Klassifikator auffasst, während Bardinet wie der Grundriß an das Suffixpronomen der 1. Pers. Sg. denkt). Lefebvre vermutet hierin konkret „l’aire du cuir chevelu dégarnie par la pelade“.
ꜥḥꜣ rʾ wird hier vorschlagsweise als Limitation interpretiert (als mögliches Kompositum schon auf DZA 22.287.680, ohne Übersetzungsvorschlag) und an das vorangehende sḫnn angeschlossen, entweder als paralleles Epitheton oder als Attribut eines Gesamtepithetons sḫnn ꜥḥꜣ rʾ. Dies würde auch den Falken auf Standarte besser erklären als die Annahme, dass ein Suffixpronomen vorliege. Bezieht sich ein solches Kompositum „mit streitbarem Ausruf“ vielleicht auf den Schrei eines Falken? Die Kollokation ꜥḥꜣ rʾ ist bislang nicht belegt, vgl. aber vielleicht die Epitheta ꜥḥꜣ ꜥ: „Der mit streitbarem Arm“, LGG II, 184b oder ꜥḥꜣ ḥr: „Der mit streitbarem Gesicht“, LGG II 185c-186a. In ägyptischen Ohren scheint ein Falke zwar eher ngg zu machen (Wb 2, 350.9), doch könnte sich die in Eb 776 gewählte, abweichende Wortwahl gerade in der medizinischen Bedeutung von ꜥḥꜣ und der magischen Konnotation von rʾ begründen.
Mit dem folgenden jtn würde die Epitethakette wieder zur Sonne als Himmelskörper zurückkehren.
nb-wp.t: Auch hier ist wieder umstritten, ob der Falke auf Standarte ein Suffixpronomen ist (Ebbell, Papyrus Ebers, 107) oder ein Klassifikator (DZA 22.287.680, Lefebvre, Essai sur la médecince égyptienne, 50, Bardinet, Papyrus médicaux, 360, Grundriß der Medizin IV/1, 39, Westendorf, Handbuch Medizin, 678).
Persistente ID:
IBcCBsQsQu2CYkyVlVIcPluYCbE
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBcCBsQsQu2CYkyVlVIcPluYCbE
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Florence Langermann, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning, Satz ID IBcCBsQsQu2CYkyVlVIcPluYCbE <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBcCBsQsQu2CYkyVlVIcPluYCbE>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBcCBsQsQu2CYkyVlVIcPluYCbE, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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