Recto: Traumbuch(Text ID OOJE2N5KYNAZ5HEVCBHGI233J4)
Persistent ID:
OOJE2N5KYNAZ5HEVCBHGI233J4
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/OOJE2N5KYNAZ5HEVCBHGI233J4
Data type: Text
Script: Neuhieratische Buchschrift
Comment on script:
Insgesamt befinden sich drei Handschriften auf dem Papyrus: Das Recto (und eine fragmentarische Kolumne des erhaltenen Versos) wurden von einem Schreiber in der Buchschrift der 19. Dynastie beschriftet. Auffälligerweise befindet sich oberhalb des Schriftfeldes eine dünne schwarze Linie, die sich über das gesamte Recto zieht.
Die zweite Hand stellt eine sehr flüchtige Kursive (Gardiner, Hieratic Papyri I, 24: „The execrable writing“) dar und gehört dem auch sonst gut belegten Schreiber Qen-her-chepesch-ef und bedeckt die gesamte restliche Versoseite.
Da der erste Schreiber nach dem Erreichen des Endes der Rectoseite den Papyrus an dieser Seite auf dem Verso weiter beschrieb (letzte Seite Recto = erste Seite Verso), Qen-her-chepesch-ef allerdings von der entgegengesetzten Seite mit seiner Beschriftung begann, steht sein Text (= die in Resten erhaltene Kolumne in Buchschrift) kopfüber zur Rectoseite und zum bereits existenten Text des ersten Beschrifters des Versos.
Unterhalb der zehnten Rectokolumne ließ der erste Schreiber ursprünglich ein Spatium stehen, das ganz zuletzt von Amunnacht, Sohn des Chaemnun, ausgefüllt wurde (= rt. Kol. 10.20-23).
Vgl. hier die Ausführungen von Gardiner, Hieratic Papyri I, 8, 23-24, dazu die Photographien bei Gardiner, Hieratic Papyri II, pl. 5a-12a und in der Britisch Museum Online Collection.
Language: Egyptien(s) de tradition
Comment on language:
Der Text des Traumbuches weist eine mittelägyptische Grammatik auf („There is hardly a trace of the Late-Egyptian idiom, either in vocabulary or grammar.“), jedoch ist die Orthographie eindeutig neuägyptisch („early Ramesside times“); siehe Gardiner Hieratic Papyri I, 10-11. Isrealit Groll, A Ramesside Grammar Book, 71 klassifizierte die Sprache des Traumbuches wie folgt: „a grammatical text which tries to systemazise a specific technical dream language of literary Late Egyptian“. Szpakowska, Behind Closed Eyes, 70 betont hingegen, dass entgegen Gardiners Angabe einige wenige Lexeme erst ab dem Neuen Reich belegt sind, d.h. dass es sich ebenfalls um eine traditionelle Sprache handelt. Das Verso ist hingegen komplett (mit Ausnahme des fortgesetzten Textes des Rectos) in Neuägyptisch verfasst.
Text category: Divinatorische Texte
Comment on dating:
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Die datierten Texte des Archivs, zu dem Papyrus Chester Beatty III gehört, bzw. die identifizierten Eigentümer des Archivs, stammen aus dem Datierungszeitraum von der frühen Regierungszeit Ramses’ II. bis hin zu Ramses’ IX. (Pestman 1982, 158). Dies umfasst eine Zeitspanne von ca. 170 Jahren (ca. 1279–1109 v. Chr.). Einen Anhaltspunkt zur genaueren Datierung liefert das Verso. Darin befindet sich u.a. die Abschrift eines Briefes, der nach eigener Aussage von Ken-her-chepesch-ef stammt. Dieser Schreiber ist auch sonst gut belegt und lebte von einem unbekannten Zeitpunkt während der Regierungszeit Ramses’ II. bis vermutlich zum Ende der von Sethos II. (1279–1198 v. Chr.). Aus paläographischer Sicht ist ziemlich eindeutig, dass er sowohl die Kopie seines Briefes wie auch den restlichen Text des Versos, der die gleiche Handschrift trägt, anfertigte. Der Brief selbst ist an den Wesir Panehsi adressiert, der in diesem Amt besonders unter Merenptah (1213–1203 v. Chr.) in Erscheinung tritt (und vielleicht auch noch unter Sethos II. (Weil 1908, 104)). Da Ken-her-chepesch-ef die Kopie des Briefes vermutlich ziemlich zeitnah zum Original anfertigte, ist das Verso wahrscheinlich irgendwann während der Regierungszeit Merenptahs beschriftet worden. Davon ausgehend, dass man das Recto in der Regel vor dem Verso beschrieb, muss dieses also irgendwann davor angefertigt worden sein. Aus paläographischen Gründen ist dies vermutlich während der frühen Regierungszeit Ramses’ II. geschehen.
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Auffällig ist zunächst ein Kolophon, das auf dem Recto erscheint und angibt, der Text stamme von einem gewissen Amennachte, Sohn des Chaemnun. (Letzteren heiratete die namentlich unbekannte Frau von Ken-her-chepesch-ef, nachdem dieser verstorben war (Szpakowska 2003, 67).) Dieser ist zwar auch sonst mehrfach belegt, kann allerdings nicht sicher zeitlich verortet werden. Da sein Vater Chaemnun vom 21. Regierungsjahr Ramses’ III. bis zum zweiten Ramses’ IV. (1166–1157 v. Chr.) bezeugt ist, kann davon ausgegangen werden, dass er wohl ca. während des ersten Drittels oder der ersten Hälfte der 20. Dynastie lebte. Das würde zunächst bedeuten, dass das Recto erst nach dem Verso beschriftet wurde, was höchst ungewöhnlich wäre. V.a. die unterschiedliche Handschrift lässt jedoch den Schluss zu, dass das Recto nicht von Amennachte beschriftet worden sein kann. Inhaltlich wäre es durchaus denkbar, dass der erste, unbekannte Schreiber nach Beendigung der zehnten Kolumne (in der sich das Kolophon befindet) unter dieser einen größeren Freiraum ließ, bevor er in einer neuen Kolumne mit dem Text fortfuhr. Somit hätte, nachdem bereits das Recto und das Verso beschriftet waren, Amennachte dieses Kolophon angebracht und damit seine (nicht existente) Autorenschaft verewigt.
- Der Papyrus wurde also insgesamt in drei Etappen beschriftet: Das Recto (und ein Teil des Versos) wurden von einem unbekannten Schreiber vermutlich unter der frühen Herrschaft Ramses’ II. angefertigt, d.h. von 1279 bis Mitte des 13. Jh. v. Chr. Ungefähr 40 bis 50 Jahre später hat Ken-her-chepesch-ef den bis dahin freien Raum des Verso mit anderen Texten, nämlich dem Poem auf die Kadesch-Schlacht und einem Brief an Panehsi, und wohl ca. nochmals rund ein halbes Jahrhundert später setzte Amennachte ein Kolophon in einen freien Raum des Rectos und suggerierte somit seine Autorenschaft des dortigen Textes (Gardiner 1935 I, 8, 24, 26–27).
Information on line/column count
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– Nach Gardiner, Hieratic Papyri.
- – Teilweise eigene Zählung (siehe den ersten Kommentar zur Übersetzung).
Bibliography
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#Maßgebliche Edition:
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– A.H. Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum, 3rd Series: Chester Beatty Gift, London 1935, Bd. 1, 7-23, Bd. 2, pls. 5-8a und 12 [*P, *T, Ü, K].
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– Dazu die Rezension: A. M. Blackman, in: JEA 22, 1936, 103-106 [hier: 103 (K)].
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#Weitere vollständige, kommentierte Übersetzungen:
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– E. Bresciani, L’Égypte de rêve. Rêves, rêveurs et interprètes au temps des pharaons, Paris 2006, 49-99 [Ü, K].
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– K. Szpakowska, Behind Closed Eyes. Dreams and Nightmares in Ancient Egypta, Swansea 2003, 66-122 [Ü, K].
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– Chr. Leitz, Altägyptische Traumdeutung nach einem Papyrus des Neuen Reiches, in: A. Karenberg – Chr. Leitz (Hgg.), Heilkunde und Hochkultur I: Geburt, Seuche, und Traumdeutung in den antiken Zivilisationen des Mittelmeerraumes, Naturwissenschaften – Philosophie – Geschichte 14, Münster/Hamburg/London 2000, 221-246 [Ü, K].
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#Weitere Literatur:
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– H.-W. Fischer-Elfert, Altägyptische Zaubersprüche, Stuttgart 2005, 98-100, 161-162 (Nr. 86) [Ü, K (Auszüge)].
-
– S. Noegel – K. Szpakowska, ‚Word Play‘ in the Ramesside Dream Manual, in: SAK 35, 2006, 193-212 [Ü, K (Auszüge)].
-
– M. Bellion, Égypte Ancienne. Catalogue des manuscrits hiéroglyphiques et hiératitiques et des dessins, sur papyrus, cuir ou tissu, publiés ou signalés, Paris 1987, 16-17 [B].
-
– S. Israelit Groll, A Ramesside Grammar Book of a Technical Language of Dream Interpretation, S. Israelit Groll (Ed.), Pharaonic Egypt, the Bible and Christianity, Jerusalem 1985, 71-118 [T, Ü, K (Auszüge)].
-
– J. Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, Nisaba 9, Leiden 1978, 3-4 Nr. 7 [Ü, K (zu rt. 10,10-19)]
-
– S. Sauneron, Les songes et leur interprétation dans l’Égypte Ancienne, in: A.-M. Esnoul (Hg.), Les songes et leur interprétation, Sources Orientales II, Paris 1959, 17-61 [hier: 33-36, Nr. 13] [Ü (Auszüge)].
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#In der British Museum Online Collection [*P, K, B] (Stand: 15.10.2021):
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– https://www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA10683-1
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– https://www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA10683-2
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– https://www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA10683-3
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– https://www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA10683-4
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#In Trismegistos: TM 372043
- https://www.trismegistos.org/text/372043
Hierarchy path(s):
Text transliteration
- – Marc Brose, 15. Oktober 2021: Ersteingabe
Text translation
-
- – Marc Brose, 15. Oktober 2021: Ersteingabe
Text lemmatization
- – Marc Brose, 15. Oktober 2021: Ersteingabe
Grammatical annotation
- – Marc Brose, 15. Oktober 2021: Ersteingabe
Editing of hieroglpyhs
- – Svenja Damm, 10. Mai 2022: Ersteingabe
Hieroglyphs encoded without arrangement (pure sequence): No
Please cite as:
(Full citation)Marc Brose, with contributions by Lutz Popko, Svenja Damm, Peter Dils, "Recto: Traumbuch" (Text ID OOJE2N5KYNAZ5HEVCBHGI233J4) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/OOJE2N5KYNAZ5HEVCBHGI233J4>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 20, Web app version 2.3.2, 10/31/2025, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/OOJE2N5KYNAZ5HEVCBHGI233J4, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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