pPenn E16724, OAD Ph(Object ID B5V2AHA4IRHVDHASUVUHAMPHFE)


Persistent ID: B5V2AHA4IRHVDHASUVUHAMPHFE
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/B5V2AHA4IRHVDHASUVUHAMPHFE


Data type: Object


Object type: Schreibblatt


Materials: Papyrus

Dimensions (H×W(×D)): 5 cm


Condition: fragmentarisch

Comment on materiality

  • Der Text ist nicht vollständig. Erhalten haben sich lediglich vier nicht direkt zusammengehörende Fragmente, von denen nur eins, das vermutlich den Anfang darstellt, da es die Vorstellung des orakelgebenden Gottes enthält, mit einiger Sicherheit platziert werden kann. Der Papyrusstreifen ist 5 cm breit, die Fragmente sind unterschiedlich groß: Fragment A ist 8,5 cm lang, Fragment B 5,5 cm, Fragment C 1 cm und Fragment D 12 cm lang. Der Text ist bis auf die ersten 3 Zeilen von Fragment A gut lesbar. Der Papyrus ist nur auf einer Seite beschrieben. Es handelt sich um die Seite, auf der die vertikalen Fasern oben liegen (Recto, transversa carta). Es mag zunächst etwas irritieren, dass die Seite des Textes als „Recto“ bezeichnet wird, bei der die vertikalen Fasern oben liegen. Die Oracular Amuletic Decrees sind generell auf sehr schmalen und zum Teil enorm langen Papyrusstreifen notiert worden. Wie haben die Schreiber diese Streifen hergestellt? Die einfachste Methode ist die, einen schmalen Streifen von einer bereits vorbereiteten Rolle abzuschneiden. Edwards hat bei einer Untersuchung der Klebungen Hinweise auf genau dieses Vorgehen festgestellt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii). So konnte er bei einer Reihe von Texten, Klebungen in regelmäßigen Abständen feststellen, die auf eine vorgefertigte Rolle hindeuten. Allerdings erwähnt er auch, dass es Texte gibt, die unregelmäßige Abstände bei den Klebungen aufweisen bzw. aufzuweisen scheinen (ebd.). Daraus zieht er den Schluss, dass es für die Herstellung der OAD keine festgelegte Methode gab, sondern die Schreiber vielmehr das Material verwendeten, das sie gerade zur Hand hatten; seien es Abschnitte einer Rolle, oder anderweitige Streifen, bzw. eine Kombination aus beidem. Als Beispiel eines zusammengestückelten Papyrus führt er insbesondere Papyrus London BM EA 10320 (L4) an (ebd.). Dieser Papyrus beginnt mit einem Stück auf dem neun Zeilen des Textes erhalten sind, bei dem aber die horizontalen Fasern oben liegen Dieses Stück ist an den Streifen mit vertikalen Fasern angeklebt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27). Genau diesen Papyrus möchte ich allerdings als wichtigen Hinweis dafür benennen, dass die Schreiber in der Regel einen schmalen Streifen von einer vorbereiteten Rolle abgeschnitten haben. Das kurze Stück mit dem anderen Faserverlauf ist doch zweifelsfrei ein sog. Schutzblatt bzw. „protocollon“ zu Beginn einer Papyrusrolle (vgl. Turner, The Terms Recto and Verso, 28–29), das in diesem Fall entgegen der allgemeinen Praxis ebenfalls beschriftet wurde. Die Klebung zeigt zudem deutlich an, dass es sich um das Recto der betreffenden Rolle handeln muss (An dieser Stelle möchte ich Nadine Quenouille für ihre papyrologische Expertise und Einschätzung sehr herzlich danken). Der Schreiber hat also den Streifen von einer neuen Rolle abgeschnitten und dann zur Beschriftung um 90 Grad gedreht. Es handelt sich also papyrologisch um eine „transversa carta“ (Turner, The Terms Recto and Verso, 29; Bülow-Jacobson, in: Oxford Handbook of Papyrology, 21–22), ähnlich wie es bei spätramessidischen Briefen zu beobachten ist (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii [7] mit Verweis auf Černý, LRL, xvii-xx).


  • Finding place

    • Theben
      Certainty: probable
      Is the original place of use: Yes
      Comment on this place: Die genaue Herkunft des Papyrus ist nicht bekannt. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii) geht bei den Oracular Amuletic Decrees generell von einer Herkunft aus Theben aus, die er vor allem an den in den Texten genannten Göttern festmacht. Der orakelgebende Gott in diesem Text ist schwer zu identifizieren, vermutlich ist Chons-Thot zu lesen. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, 111) liest Month-[Re?]-Thot, doch eine Kombination von Month-Re und Thot erscheint zum Einen ungewöhnlich und zum Anderen auch inhaltlich unpassend. Die Spuren am Anfang des Namens lassen sich allerdings gut mit einer Lesung „Chons“ verbinden und so liegen wir mit der hier vermutlich anzusetzenden Gottheit „Chons-Thot“ ebenfalls im thebanischen Bereich. Der Name der Amulettbesitzerin ist nicht erhalten, so dass sich hieraus keine weiteren Erkenntnisse gewinnen lassen. Wie bereits in der Erwerbungsgeschichte zusammengefasst, wurde das Konvolut mit dem der hier bearbeitete Text angekauft wurde, vom Ankäufer, Wilhelm Max Müller, nach Gebelein verortet. Bisher ist allerdings nur für einen demotischen Vertrag aus der spätptolemäischen Zeit diese Herkunftsangabe bestätigt worden (Cheshire, in: Enchoria 7, 1977, 51–54). Weitere Texte aus dem Konvolut wurden bisher nicht publiziert. Das Konvolut wurde sehr wahrscheinlich von einem Händler in Luxor angekauft. Es ist also zumindest nicht auszuschließen, dass der Händler möglicherweise Texte aus verschiedenen Quellen zusammengestellt haben könnte. Diese Angaben sprechen somit nicht grundsätzlich gegen eine Herkunft aus dem thebanischen Raum.


Current location

  • Penn Museum, University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology
    Inventory no(s).: E 16724
    Is at this location: Yes
    Comment on this place:
    Die Papyrusfragmente wurden vermutlich zusammen mit verschiedenen hieratischen und demotischen Fragmenten von Wilhelm Max Müller, einem deutschen Ägyptologen, der 1888 in die USA ausgewandert ist, für das Museum der Pennsylvania Universität im Jahr 1900 in Luxor angekauft (Abercrombie, in: Expedition 20.2, 1978, 33; Abercrombie, History of Acquisition, 2). Die präzise Zuweisung einzelner Texte zu diesen frühen Ankäufen wird dadurch erschwert, dass im Zuge einer Katalogisierung der Sammlung durch Battiscombe Gunn im Jahr 1932 von Müller angebrachte Vermerke und Nummern nicht übertragen wurden; auch wurden die ersten Ankäufe durch Müller versehentlich so katalogisiert als wären sie zu einem späteren Zeitpunkt getätigt worden (Abercrombie, History of Acquisition, 3). Müller vermutete, dass das gesamte Material aus der Nekropole von Gebelein stammen könnte (Abercrombie, History of Acquisition, 2). Und zumindest für einen der demotischen Texte ist die Herkunft aus Gebelein gesichert: Es handelt sich um einen Vertrag aus der späten ptolemäischen Zeit (Chesire, in: Enchoria 7, 1977, 51–54), dessen Verfasser gut bekannt ist (Pestman, in: Studia Papyrologica Varia, 47–105). Auf welche Angaben sich Müllers Zuweisung stützte, ist leider nicht bekannt. Es ist zumindest nicht auszuschließen, dass in diesem Konvolut Texte unterschiedlicher Herkunft von dem Händler in Luxor zusammengestellt wurden. Insofern spricht dies nicht grundsätzlich gegen eine Herkunft des hier bearbeiteten Textes aus der thebanischen Region.

Comment on dating:

  • Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii–xiv) geht von einer Datierung des gesamten Korpus der Amulettpapyri mit Orakeldekreten in die 22./23. Dynastie aus. Ein einziger Text (L7: pBM EA 10730) liefert einen Hinweis auf die Datierung, denn er ist für einen Prinzen und zukünftigen General in der Armee eines Königs Osorkon geschrieben, bei dem es sich nach Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiv) und Ritner (The Libyan Anarchy, 74) vermutlich um Osorkon I. handeln dürfte, während Jacquet-Gordon (in: GS Sauneron I, 175, Anm. 5; Ead., in: BiOr 20, 1963, 32) und ihr folgend Verhoeven (Buchschrift, 13) von Osorkon II. ausgehen. Diese Datierung basiert auf Textparallelen im Text auf einer Statue aus Tanis (Kairo CG 1040 + CG 881 + Philadelphia E 16159: s. Jacquet-Gordon, in: JEA 46, 1960, 23), die ursprünglich für Sethos I. angefertigt und für Osorkon II. wiederverwendet und neu beschriftet wurde (Sourouzian, in: FS Gaballa, 97–105). Der Text L7 wäre also in die 22. Dynastie, oder für den Fall, dass es sich ungeachtet der Parallelen doch um einen späteren Osorkon handeln würde, spätestens in die 23. Dynastie zu datieren. Nach Koenig (in: CRIPEL 9, 1987, 31) ist aufgrund der Paläographie sowie spezifischer Schreibungen mindestens für einen Teil der Texte, den hier bearbeiteten nicht mit eingeschlossen, eine Datierung in die 21. Dynastie anzunehmen.


Owner: Privatperson


Bibliography

  • – I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom I. Text. London 1960, 111–112. [*Ü, *K]
  • – I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom II. Plates. London 1960, pl. XLIV. [*T, *P]
  • – T. G. Wilfong. The Oracular Amuletic Decrees: A Question of Length. In: JEA 99, 2013, 295–300. [K]
  • – A. Grams. Der Gefahrenkatalog in den Oracular Amuletic Decrees. In: SAK 46, 2017, 55–100. [K]
  • – A. Roß. Der Schutz von Kindern im alten Ägypten. Die religiösen und soziokulturellen Aspekte der Oracular Amuletic Decrees. GM Beihefte 17. Göttingen 2019. [K]


File protocol

  • Ersteingabe: Anke Blöbaum, 10. November 2022


Author(s): Anke Blöbaum
Data file created: 11/10/2022, latest revision: 10/12/2023
Editorial state: Verified

Please cite as:

(Full citation)
Anke Blöbaum, "pPenn E16724" (Object ID B5V2AHA4IRHVDHASUVUHAMPHFE) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/B5V2AHA4IRHVDHASUVUHAMPHFE>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 18, Web app version 2.1.3, 5/16/2023, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/B5V2AHA4IRHVDHASUVUHAMPHFE, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)