oCambridge E.GA.6141.1943(Object ID EDDMH4Z7ABBTBM3665O2NTBJMU)
Persistent ID:
EDDMH4Z7ABBTBM3665O2NTBJMU
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/EDDMH4Z7ABBTBM3665O2NTBJMU
Data type: Object
Object type: Ostrakon
Materials: Kalkstein
Dimensions (H×W(×D)): 14 × 8 × max. 3,1 cm
Production technique: Binse
Condition: fragmentarisch
-
Finding place
-
Deir el-Medineh
Certainty: probable
Is the original place of use: Yes
Comment on this place: Der Großteil der von Hagen 2011 präsentierten Ostraka könnte statistisch gesehen aus Deir el-Medineh stammen. Für einige lässt es sich durch im Text erwähnte Einwohner von Deir el-Medineh bestätigen. Für das Ostrakon E.GA.6141.1943 gibt es keine entsprechenden internen Hinweise, aber Hagen möchte es ebenfalls nach Deir el-Medineh verorten (Hagen 2011, 2 und 40).
-
Current location
-
Fitzwilliam Museum
Inventory no(s).: E.GA.6141.1943
Is at this location: Yes
Comment on this place:
Das Ostrakon wurde 1943 als Spende des Arztes Robert Grenville Gayer-Anderson (1881–1945) an das Fitzwilliam Museum in Cambridge übergeben. Dieser lebte von 1906–1942 die meiste Zeit in Ägypten (nach Ikram 2010, 180, Anm. 11: bis 1943), wo er das Ostrakon zu einem unbekannten Zeitpunkt im Kunsthandel erwarb. Aus gesundheitlichen Gründen kehrte er 1942 nach England zurück. Seine Sammlung spendete er an verschiedene Museen, u.a. an das Fitzwilliam Museum, wo die Objekte mit der Bezeichnung GA (= Gayer-Anderson) und dem Jahr (1943) versehen wurden (Hagen 2011, 2).
Dating: 19. Dynastie – 20. Dynastie
Comment on dating:
-
Alle von Hagen publizierten Texte stammen aus dem Neuen Reich. Falls die Bestimmung Deir el-Medina korrekt sein sollte, wäre eine Datierung in die 19. oder 20. Dynastie von vornherein wahrscheinlich, da die meisten Ostraka von diesem Ort aus dieser Zeit stammen. Hagen selbst gibt keine genauere Datierung als das vom Buchtitel stammende „New Kingdom“, aber der Textträger (siehe unten) sowie paläographische Merkmale sprechen tatsächlich für die Ramessidenzeit, vielleicht sogar für die 19. Dynastie. Die Gruppenschreibung von nswt mit t und n über bzw. unter dem Querstrich der sw-Binse (Möller 1927, II, Nr. LXXI; Caminos 1956, 23), der Punkt bei der Bruchzahl 1/16 Oipe (Möller 1927, II, Nr. 711), die Ligatur von m-Eule und Buchrolle (Möller 1927, II, Nr. XLIII) sowie die Ligatur von Finger und schlagendem Arm (Möller 1927, II, Nr. 118b) sind bei Möller erst nach der Regierung Sethosʼ I. belegt. Für die kleine, gewinkelte Form des Rindes (E1) fragt sich Wimmer (1995, I, 164, E1 Typ a; II, 96), ob sie spezifisch für die 19. Dynastie sei. In seiner Typologie der kꜣ-Arme (D28) würde die auf unserem Ostrakon vorliegende Form ebenfalls zur 19. Dynastie passen (Wimmer 1995, I, 155, Nr. D.28 Typ b; II, 49). Er vermutet, dass die hiesige Form des Aleph-Geiers (G1) zwar noch in der 20. Dynastie belegt ist, aber selten wird (Wimmer 1995, I, 170, Nr. G.1 Typ a; II, 124). Chronologisch nicht weiter verwertbar, aber paläographisch trotzdem interessant, ist die volle Form des jn-Fisches (K1), die mit Phonogrammfunktion bei Möller nicht belegt ist (vgl. aber Ergänzungsheft, 8, Nr. 253), jedoch bei Wimmer (1995, I, 180; II, 160). Es gibt auch einige Indizien, die vielleicht für die 20. Dynastie votieren. Sofern am Anfang von Zeile 6 tatsächlich die Ligatur von Finger (D51) und schlagendem Arm (D40) stehen sollte, gehört sie in die spätere 19. oder 20. Dynastie (Möller 1927, II, Nr. 118b), laut Wimmer sogar nur in die 20. Dynastie (Wimmer 1995, I, 161–162, Nr. D.51/D.40 Typ c und d). Die einfache Form der Kobra (I10) in der Gruppenschreibung von ḏd passt laut Wimmer ebenfalls eher in die 20. Dynastie (Wimmer 1995, I, 179, Nr. I.10/D.46 Typ c; II, 156). Falls in Zeile 11 der einfache Arm (D36) als ḫꜣi̯ zu lesen ist, könnte das auf der anderen Seite auf eine ältere Textvorlage hindeuten, denn D36 kann seit der Amarnazeit nicht länger für den schlagenden Arm (D40) genutzt werden (siehe Möller 1920, 40).
- Vor allem in der Ramessidenzeit treten häufig Kalksteintafeln auf und verdrängen die bis dahin genutzten Holztafeln. Dies ist ein weiteres Indiz für eine Datierung des Stücks in die Ramessidenzeit (Vernus 1984, 703).
Description
- E.GA.6141.1943 ist ein Ostrakon aus Kalkstein und hat aktuell eine Breite von 8 cm und eine Höhe von 14 cm. (Nach der Website des Fitzwilliam Museums betragen die exakten Maße 0,079 m × 0,141 m.) Die Dicke beträgt maximal 3,1 cm (Information freundlicherweise von Helen Strudwick geprüft (E-Mail an P. Dils vom 12.09.2019)). Es ist links und unten abgebrochen und auch entlang der erhaltenen originalen Ränder oben und rechts fehlt Text. Das Recto weist eine ebene Oberfläche auf, die jedoch mittlerweile durch Salzeinwirkung sehr empfindlich geworden ist. Außerdem zeichnet sich die Oberfläche durch parallele Kratzer aus, die bereits vor der Beschriftung vorhanden waren. Diese sind entweder Zeugnis der Oberflächenglättung oder sie weisen auf einen abgewischten bzw. abgekratzten Vorgängertext hin (Posener 1977–1980, x: „surface raclée“). Das Ostrakon enthält Reste von 13 Zeilen hieratischen Text in schwarzer Tinte mit acht Rubra.Die oberste erhaltene Zeile könnte mit einem Rubrum angefangen und deshalb den ursprünglichen Anfang des Textes enthalten haben, jedoch sind die Spuren nicht identifizierbar.
Cultural context: Gebrauchsgegenstand
Comment on cultural context
- Hagen 2011, 3 meint zum Textträger, es „must have been a writing tablet“, wie an den Überresten der Form zu erkennen ist. (NB: Er gibt die Objektnummer hier fälschlicherweise als E.GA.6140.1943 an, aus dem Kontext geht aber klar hervor, dass er E.GA.6141.1943 meint.) Der obere und der rechte Rand sind ganz gerade und treffen sich in einem Winkel von 90°. Die zerkratzte Oberfläche könnte ebenfalls auf eine Schreibtafel hindeuten, die ja für Mehrfachverwendung vorgesehen war. Schreibtafeln wurden u.a. in der Schreiberausbildung verwendet (Vernus 1984, 704). Vielleicht war der sorgfältig mit Rubra versehene Text die Vorlage für eine Schreibübung.
Bibliography
-
– F. Hagen, New Kingdom Ostraca from the Fitzwilliam Museum, Cambridge, Culture and History of the Ancient Near East 46 (Leiden, Boston 2011), 40–41, 123 (Taf. 62). [Ü, K, P, F, H]
-
– P. Dils – B. Böhm, Die medizinische Schreibtafel Cambridge E.GA.6141.1943 neu bearbeitet, in: P. Dils – H.-W. Fischer-Elfert – I Hafemann – T. S. Richter (Hrsg.): Wissenschaft und Wissenschaftler im Alten Ägypten. Gedenkschrift für Walter Reineke (= Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde. Beihefte 9), 109-152. [K, Ü]
-
– S. Ikram, A Pasha’s Pleasures: R.G. Gayer-Anderson and his Pharaonic Collection in Cairo, in: S. H. D’Auria (Hrsg.), Offerings to the Discerning Eye. An Egyptological Medley in Honor of Jack A. Josephson, Culture and History of the Ancient Near East 38 (Leiden–Boston 2010), 177–185.
-
– G. Posener, Catalogue des ostraca hiératiques littéraires de Deir el Médineh. Tome III/1–3. Nos 1267–1675, Documents de fouilles de l’Institut français d’archéologie orientale du Caire 20, Le Caire 1977-1980.
-
– P. Vernus, s.v. Schreibtafel, in: Lexikon der Ägyptologie V, 1984, 703–709.
- – Stefan Wimmer, Hieratische Paläographie der nicht-literarischen Ostraka der 19. und 20. Dynastie, Ägypten und Altes Testament 28, 2 Bde., Wiesbaden 1995.
Please cite as:
(Full citation)Billy Böhm, with contributions by Lutz Popko, Peter Dils, "oCambridge E.GA.6141.1943" (Object ID EDDMH4Z7ABBTBM3665O2NTBJMU) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/EDDMH4Z7ABBTBM3665O2NTBJMU>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/EDDMH4Z7ABBTBM3665O2NTBJMU, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
Comment the content of this page
Thank you for helping to improve the data! Your comment will be sent to the TLA team for evaluation. For more information, see our privacy policy.
Share this page
Note that if you use the social media buttons (e.g., X, Facebook), data will be delivered to the respective service. For details, see the privacy policies of the respective service(s).
Please feel free to point out any mistakes to us
Thank you for helping us improve our publication.
If you do not have an e-mail app installed on your device, please write an e-mail by hand, quoting the lemma ID/link, token ID/link (or sentence ID/link), type of mistake, to: tla-web@bbaw.de.