pBrooklyn 47.218.2(Object ID XRFA4XMBH5CYHMPGDNG7IGDTFM)
Persistent ID:
XRFA4XMBH5CYHMPGDNG7IGDTFM
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/XRFA4XMBH5CYHMPGDNG7IGDTFM
Data type: Object
Object type: Schriftrolle
Materials: Papyrus
Dimensions (H×W(×D)): 25 + x × 243 + x cm
Condition: fragmentarisch
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Finding place
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Elephantine
Certainty: probable
Is the original place of use: Yes
Comment on this place: Die exakten Fund- und Herkunftsumstände des Konvoluts der Brooklyner Papyri waren lange Zeit unbekannt. S. Sauneron äußerte die Vermutung, dass sie aus einem Tempelarchiv stammen könnten: "Although their place of origin is not yet known, we can now assume that most of these papyri came from the same source, undoubtedly a vase containing the scientific and religious archives of a temple or a sanatorium." (Sauneron 1968–1969, 109). Auf der Grundlage der internen textlichen Verweise in den Papyri auf Götter und Rituale, die mit Heliopolis in Verbindung stehen, vermutete S. Sauneron eine lokale Zuordnung zu einer religiösen Bibliothek in Heliopolis (Sauneron 1970, viii-ix). Er spekulierte, dass in Folge der Grabungen É. Navilles im Auftrag der Egypt Exploration Society im Dezember 1887 in Heliopolis die Papyri in den Antikenhandel gelangt sein könnten (Sauneron 1970, ix, Anm. 8; Guermeur 2015-2016, 15). Auch J.-Cl. Goyon vermutete, dass der Inhalt von pBrooklyn 47.218.50 auf ein Königsritual hinweist, das in der Region Memphis-Heliopolis stattfand (Goyon 1972, 15–16), aber er äußerte sich nicht zum Fundort des Papyrus.
U. Verhoeven-van Elsbergen beobachtete bei ihrer paläographischen Untersuchung zum Papyrus Brooklyn 47.218.48+85, dass einige Zeichenformen, wie z.B. T28, der Quellenlage nach zu urteilen ausschließlich in der Region zwischen Abydos und Memphis belegt sind (Verhoeven-van Elsbergen 2001, 305), was den Herkunftsradius des Papyrus zumindest einschränken würde und S. Saunerons Vermutung zu bestätigen scheint.
J. F. Quack zweifelte eine heliopolitanische Herkunft des Konvoluts der Brooklyner Papyri an und plädierte für Elephantine: "Die angenommene Herkunft des Fundkomplexes aus Heliopolis stützt sich auf keinerlei positive Indizien, heliopolitanische Theologie in den religiösen Texten ist in der Spätzeit in ganz Ägypten verbreitet. Vor allem würden die Erhaltungsbedingungen in Heliopolis kaum den Fund derart vollständiger Rollen erlauben. Dagegen ist bekannt, daß Wilbour viel Material in Elephantine angekauft hat; gerade die medizinischen Texte würden auch gut zu den nachweislich in Elephantine gefundenen Papyri (heute in Berlin) passen." (Hoffmann – Quack 2007, 361, Anm. a).
Heute weiß man, dass die Brooklyner Papyrus 47.218-Gruppe in den 1940-er Jahren in einer großen Reisetruhe von Charles Wilbour wiederentdeckt wurde, aufbewahrt in Metallkisten oder in Papier eingerollt, wobei einige Rollen mit „Elephantine, Feb. 1896“ beschriftet waren. Wilbour hat zumindest einen Teil von ihnen also im Februar 1896 während seines letzten Aufenthalts in Ägypten (Herbst 1895 – Frühling 1896) auf Elephantine erworben. Außerdem konnten von einem anderen Papyrus der Gruppe, dem magischen Papyrus Brooklyn 47.218.156, direkt anpassende Fragmente in Berlin gefunden werden, die aus den Grabungen von Friedrich Zucker und Otto Rubensohn in den Jahren 1906–1908 auf Elephantine stammen (Guermeur 2015–2016, 15–16). Die Gruppe der 47.218-Papyri bildet allerdings keine Einheit, denn sie erstreckt sich chronologisch vom Alten Reich bis in die Byzantische Zeit und enthält Texte in hieratischer, demotischer, griechischer, aramäischer und lateinischer Schrift bzw. Sprache. Sie wurde also nicht in ihrer Gesamtheit als geschlossener Fund entdeckt und kann aus inhaltlichen Gründen nicht einmal aus einem einzigen Ort stammen. Ein römerzeitlicher Berliner griechischer Papyrus gehört mit einem Brooklyner Papyrus zusammen (TM 10288: pBerlin P 25513 und pBrooklyn 47.218.24) und enthält Quittungen für die Kamelsteuer in Soknopaiu Nesos. Es ist nicht einmal sicher, ob alle hieratischen Texte des Konvoluts zusammengehören. Der saitische Orakelpapyrus pBrooklyn 47.218.3 mit einem Orakelverfahren vor Amun-Re in Anwesenheit von vielen unterschreibenden Zeugen muss aus inhaltlichen Gründen aus Theben stammen. Deshalb ist Elephantine als Fundort des Papyrus 47.218.2 zwar wahrscheinlich, aber (noch) nicht mit absoluter Sicherheit nachgewiesen.
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Current location
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The Brooklyn Museum
Inventory no(s).: 47.218.2
Is at this location: Yes
Comment on this place:
Der Papyrus gehört zu einer Gruppe von Papyri, die durch Charles E. Wilbour (1833–1896) in Ägypten angekauft wurden. Irgendwann nach dem Tod von Wilbour in Paris, wo er seit 1874 oder 1875 lebte, gelangten sie von dort nach New York, wo sie in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts im Haus der Familie in einer Reisetruhe ("trunk") wiedergefunden wurden. Im Jahr 1947 wurden sie von seiner Tochter Theodora Wilbour dem Brooklyn Museum vermacht. Schon in den vorangegangenen Jahrzehnten hatten die Kinder von Charles Wilbour dessen ägyptische Sammlung, ägyptologische Bibliothek und persönliche Dokumente dem Brooklyn Museum übergeben sowie den Charles E. Wilbour Fund gegründet. J.D. Cooney inventarisierte die unausgerollten Papyruspakete und Metallkästchen mit Fragmenten in 158 Einheiten unter der Nr. 47.218.xxx (Guermeur, 2015–2016, 13–16). Der Geburtshilfe-Papyrus bekam die Inventarnummer 47.218.2, aber seitdem wurden 93 weitere Fragmente des Papyrus in anderen Einheiten entdeckt. Die Rolle wurde aus konservatorischen Gründen in 7 Teilen zerlegt (Glasplatten 47.218.2.a bis g).
Dating: Spätzeit
Comment on dating:
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Die Gruppe der hieratischen 47.218-Papyri in Brooklyn wird von S. Sauneron – zweifellos aus paläographischen Gründen – zwischen der Libyerzeit ("époque «libyenne»") und den letzten (einheimischen) dynastien datiert, wobei die Mehrzahl der Texte saitisch zu sein scheint (Sauneron 1970, viii). G. Burkard übersetzt diese Angaben von Sauneron in den Zeitraum um 1080–400 v. Chr. , wobei die Mehrzahl in das 8.–7. Jh. v. Chr. zu datieren ist (Burkard 1980, 98; 1080–400 v. Chr. wäre die Zeit der 21.–30. Dynastie). Über die Elephantine Papyri in Berlin sagt er aus, dass sie in der Hauptsache aus dem 9.–6. Jh. v. Chr. oder aus der Zeit ab dem 4. Jh. v. Chr. stammen (Burkard 1980, 96, 98; Burkard 1994, 101). In einer postumen Publikation nennt S. Sauneron Brooklyner Papyri mit medizinischem Inhalt, darunter 47.218.2, und datiert sie zwischen der Saitenzeit und dem Anfang der Ptolemäerzeit (Sauneron 1989, 188–189). U. Verhoeven-van Elsbergen listet fünf Papyri des Brooklyner Konvoluts auf, deren bisherige paläographische Datierungen einen Zeitraum von der 22. Dynastie bis zum Anfang der Ptolemäerzeit abdecken (9.–4. Jh. v. Chr.). Aufgrund ihrer eigenen paläographischen Untersuchung möchte sie jedoch drei von ihnen konkret in die Saitenzeit verorten (Verhoeven-van Elsbergen 2001, 19, 306, 318, 325), d.h. in die 26. Dynastie (664–525 v. Chr.). J.F. Quack spricht für pBrooklyn 47.218.47 von einer "späthieratischen (etwa saitischen) Handschrift" (Quack 2013, 181, Anm. 16). J. Unger ordnet den Rectotext des pBrooklyn 47.218.75+86 paläographisch der 2. Hälfte der 26. Dynastie zu, der Versotext ist paläographisch etwas jünger und gehört vielleicht in die 27. Dynastie (Unger 2015). Der berliner medizinischer Papyrus Rubensohn, der in Elephantine gefunden wurde und möglicherweise aus demselben Fundkontext stammt, wird paläographisch zwischen dem Ende der Perserzeit und dem Anfang der Ptolemäerzeit datiert (4. Jh. v. Chr.) (Westendorf 1974, 248; 1999, 50).
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I. Guermeur datiert den Papyrus 47.218.2 aus paläographischen Gründen einmal in die Zeit zwischen dem 4.–1. Jh. v. Chr. (Guermeur 2013, 13), in anderen Publikationen zwischen dem 5.–3. Jh. v. Chr. (Guermeur 2012, 541; 2015–2016, 13), d.h. nach der Saitenzeit. Auf der Online Sammlungsdatenbank des Brooklyner Museums wird die zeitliche Einordnung mit „664–525 B.C.E.“, „Dynasty XXVI or later“ und „Late Period, probably Saite Period“ angegeben
- (http://www.brooklynmuseum.org/opencollection/objects/60644/Papyrus_Roll/).
Bibliography
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– Guermeur 2012: I. Guermeur, À propos d'un passage du papyrus médico-magique de Brooklyn 47.218.2 (x+III,9 – x+IV,2), in: C.-M. Zivie-Coche – I. Geurmeur (Hrsg.), "Parcourir l'éternité". Hommages à Jean Yoyotte I, Bibliothèque de l'École des Hautes Études, Sciences Religieuses 156 (Turnhout 2012), 541–557.
-
– Guermeur 2013: I. Guermeur, Entre magie et médecine. L'exemple du papyrus Brooklyn 47.218.2, in: Égypte, Afrique & Orient 71, 2013, 11–22.
-
– Guermeur 2015: I. Guermeur, Un faucon et une chatte dans une recette iatromagique du papyrus de Brooklyn 47.218.2 (col. x + IV, 2–7), in: M. Massiera – B. Mathieu – Fr. Rouffet (Hrsg.), Apprivoiser le sauvage / Taming the Wild, Cahiers "Égypte Nilotique et Méditerranéenne" (CENiM) 11 (Montpellier 2015), 165–181.
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– Guermeur 2015–2016: I. Guermeur, Le papyrus hiératique iatromagique n° 47.218.2 du musée de Brooklyn, in: Bulletin de la Société française d'égyptologie 193–194, 2015–2016, 10–28.
- – Guermeur 2016: I. Guermeur, Encore une histoire de socière (š-ꜥ-l.ṱ)? Une formule de protection de la chambre dans le mammisi (pBrooklyn 47.218.2, x+V.2-6), in: S.L. Lippert – M. Schentuleit – M.A. Stadler (Hrsg.), Sapientia Felicitas. Festschrift für Günter Vittmann zum 29. Februar 2016, Cahiers "Égypte Nilotique et Méditerranéenne" (CENiM) 14 (Montpellier 2016), 171–189.
File protocol
- Peter Dils, Erstbearbeitung, Jan.-März 2017
Please cite as:
(Full citation)Peter Dils, with contributions by Lutz Popko, "pBrooklyn 47.218.2" (Object ID XRFA4XMBH5CYHMPGDNG7IGDTFM) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/XRFA4XMBH5CYHMPGDNG7IGDTFM>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/XRFA4XMBH5CYHMPGDNG7IGDTFM, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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