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tmt: „bestreuen (?)“: Das Verb kommt nur im pEbers vor. Stern, in Ebers, Papyros Ebers, 48 gibt als Vorschlag: „conjungere, aducctere“ [sic, gemeint ist sicher adductere]. Als koptische Derivate vermutet er ⲧⲉⲙ, ⲧⲟⲙⲓ. Brugsch, Wb VII, 1327 ließ sich möglicherweise von Sterns Vorschlag leiten, als er das Wort zu dmꜣ: „zusammenbinden“ stellte. Seiner grammatischen Form nach liegt aber bei tmt.w kein tw-Passiv vor, sondern ein w- oder endungsloses Passiv. Das zweite t gehört also ebenfalls zum Stamm. Die Verbindung mit dem genannten koptischen Wort ist daher zu streichen; das koptische ⲧⲱⲱⲙⲉ, zu dem auch die beiden von Stern genannten Varianten gehören, bedeutet nach Westendorf, KHWb, 232 u.a. „verbinden, berühren“. Die Bearbeiter des Wb, die das ägyptische Lemma richtig tmt lasen, waren sich der Bedeutung nicht sicher, wie die verschiedenen Vorschläge auf den Belegzetteln anzeigen: „einreiben“ (z.B. DZA 31.101.190), „eine Wunde trocken machen“ (DZA 31.101.240), „legen“ (DZA 31.101.250), „mischen (?)“ (DZA 31.101.270). Letzten Endes entschied man sich im Wb 5, 309.2-3 für: „eine Wunde bestreuen mit einem Pulver, etw. streuen auf“. MedWb 2, 954-955 übersetzt schließlich mit „pudern“, was eine trockene und sehr feine Konsistenz des semantischen Instruments, eben ein „Puder“, voraussetzt. Die aussagekräftigste Stelle für die Eigenschaften des semantischen Instruments ist Eb 766d, wo tmt.w als Anwendungsart von Mitteln zum „Trocknen einer Wunde“ (〈s〉šwi̯ wbn.w) genannt wird. Es dürfte sich also mindestens um ein hygroskopisches Mittel handeln. Aufgrund des Rezeptes Eb 622, wo Natron auf eine Zehe tmt.w-getan werden soll, lässt sich vielleicht die Konnotation „streuen“ festmachen. Allerdings ist die Korngröße des genannten Natrons unbekannt; es dürfte sehr grobkörnig sein und daher kaum dem Bedeutungsspektrum „Pulver“ und noch weniger dem von „Puder“ entsprechen. Die Angabe nḏ snꜥꜥ, wörtl.: „werde fein zerrieben“, die in Eb 446 genannt ist, wo das daraus entstehende Mittel ebenfalls tmt.w-getan werden soll, ist dagegen wenig aussagekräftig – im Gegenteil wird diese Phrase mitunter auch bei Rezepten mit flüssigen Bestandteilen genannt, und gelegentlich wird dezidiert eine weitere Flüssigkeit genannt, in der etwas „zerrieben“ werden soll. Die Phrase nḏ snꜥꜥ ist daher zu unspezifisch und kann sowohl „werde fein zermahlen“ (fester Zustand) und „werde gut verrührt“ o.ä. (flüssiger Zustand) bedeuten. Für tmt ergibt sich daher keine Klarheit über den Endzustand der so verarbeiteten Drogen und für das Verb keine nähere und sicherere Eingrenzung als „streuen; bestreuen“ (?).
Die Bedeutungsfindung geht sicher einher mit der zum Verb tmtm, das vielleicht mit tmt zusammenhängt (vgl. explizit MedWb 2, 956, Anm. 1, und mit dem Nomen tmt.w, dessen Zusammenhang mit tmt schon Brugsch, ebd. vermutet hat.
Weder die Art des Verhältnisses zwischen tmt und tmtm, noch die Bedeutung des Letzteren, ist allerdings klar. Eine einfache Ableitung des Letzteren vom Ersteren in Form einer Reduplikation kommt zunächst nicht infrage, weil das Muster ABA.B nicht belegt ist. Allenfalls könnte man erwägen, dass beide Lemmata von einem Simplex *tm unbekannter Bedeutung abgeleitet wären, wobei tmtm nach dem Muster AB.AB total redupliziert wäre und tmt nach dem Muster AB.A teilredupliziert. Vgl. dazu EAG §§ 429-439. Die Bedeutung von tmtm ist im Wb 5, 309.7-8 mit „zerquetschen o.ä.“ festgemacht. MedWb 2, 956 gibt dagegen ohne weitere Begründung „pulverisieren“ an, und Westendorf, Handbuch Medizin, 672 geht noch einen Schritt weiter, wenn er es mit ‚zu Puder machen‘ übersetzt. Keine dieser Bedeutungen lässt sich an den wenigen Belegen verifizieren; im Gegenteil gehören zu den so verarbeiteten Drogen auch Öle/Fette bzw. Honig, die sich nur schwerlich mit einem pulverigen oder sogar puderigen Endprodukt in Übereinstimmung bringen lassen. Allenfalls die zweite im MedWb angegebene Bedeutung „bestreuen mit“ ließe sich halten. Doch auch sie ist nur geraten, denn die beiden Belege könnten ebenso gut zu der Wb-Bedeutung „zerquetschen“ passen, könnten aber theoretisch auch „einlegen in“ o.a. bedeuten.
Das Nomen tmt.w übersetzte Stern, ebd. mit „Globulus“. In den Belegzetteln des Wb ist es verschiedentlich mit „Salbe“, „Masse (?)“, oder „Kugeln“ übersetzt und als „Mittel zum Trocknen“ (DZA 31.101.280) wiedergegeben und in Wb 5, 309.4-5 dann mit „Pulver, Puder“ übersetzt. MedWb 2, 955-956 reduziert diese beiden Angaben auf das feine „Puder“. Breasted, Surgical Papyrus, 220-221 denkt zwar bei tmt.w ebenfalls an ein Mittel zum Trocknen von Wunden, übersetzt aber, anders als die deutschsprachige Tradition, mit „poultice“. Die alte Bedeutung als Globulus im Sinne eines Einnahmemittels lehnt er ab, hält maximal im Fall von Eb 862c „suppositories“ für denkbar. Warum er allerdings konkret an „poultice“ denkt, schreibt er nicht. Tatsächlich wird jedenfalls tmt.w dazu benutzt, Wunden zu trocknen (Eb 766c), aber gelegentlich gehören Fette resp. Öle zu seinen Bestandteilen bzw. entsteht es durch „kochen“ (psi̯) der Einzeldrogen, so dass es nicht ausschließlich ein trockenes Pulver sein kann.
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