ky-ḏd(Lemma ID 500002)
Hieroglyphic spelling: 𓎡𓇋𓇋𓆓𓂧
Persistent ID:
500002
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/500002
Lemma list: Hieroglyphic/hieratic
Word class: common noun (masc.)
Translation
Attestation in the TLA text corpus
465
Attestation time frame in the TLA text corpus:
from
1539 BCE
to
200 CE
Spellings in the TLA text corpus:
Bibliography
-
Wb 5, 111.11-12
- Lesko, Dictionary IV, 37
External references
Comments
Please cite as:
(Full citation)"ky-ḏd" (Lemma ID 500002) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/500002>, edited by AV Wortschatz der ägyptischen Sprache, with contributions by Simon D. Schweitzer, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 20, Web app version 2.3.2, 10/31/2025, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/500002, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
Die Wortverbindung ky-ḏd kann ab dem Hieratischen des späten Neuen Reiche mit einem k über einem horizontalen Strich, der mittig von einem kurzen vertikalen Strich gekreuzt wird, geschrieben werden (Möller, Paläographie II, Nr. 613bis, https://aku-pal.uni-mainz.de/graphemes/1363). Dieses zweite hieratische Zeichen wurde später ins Hieroglyphenrepertoire übernommen und kann dann auch im Hieroglyphischen in Abkürzungen von ky-ḏd verwendet werden.
Die Herkunft des fraglichen Zeichens gilt bislang als unklar, kann aber vermutlich in dem hieratischen Zeichen für den kleinsten Scheffelbruch gesucht werden, das seinerseits im Hieroglyphischen des Neuen Reiches mit dem senkrechten Strich des Horusauges gleichgesetzt wird (s. dazu Ritter, in: Imhausen/Steele, Under One Sky, sowie Pommerening, Hohlmaße, 132 und 140 mit Abb. 5.3.1 auf S. 141). Beide Zeichen, die Abkürzung für ḏd und der „Horusaugenbruch“, teilen die gemeinsame Grundform, die einem „+“ entspricht. Sie unterscheiden sich nur darin, dass der „Horusaugenbruch“ anfänglich eher vertikal mit einem längeren senkrechten Strich geschrieben wird, während das abgekürzte ḏd von Anfang an (d.h. ab der späteren Ramessidenzeit) horizontal mit einem längeren waagerechten Strich ist. Allerdings nähert sich die Form des Ersteren im Laufe der Zeit derjenigen des Letzteren an und hat spätestens im Späthieratischen, bspw. im Brooklyner Schlangentext, dieselbe horizontale Ausrichtung. Zur Zeit des Aufkommens der Abkürzung von ky-ḏd ist also eine graphische Ähnlichkeit durchaus vorhanden.
Der Grund für die Übernahme des Horusaugenbruches in Abkürzungen für ky-ḏd dürfte phonetischer Natur sein: Pommerening hat nachgewiesen (u.a. in Pommerening, in: Basel Egyptology Prize I, Pommerening, in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 26 (1), 2003, und Pommerening, in: David/Cockitt, Pharmacy and Medicine in Ancient Egypt), dass dieser Bruch der Basisgröße medizinischer Rezepturen entspricht, und sie hat diese Basisgröße plausibel als ḏꜣ-Maß bestimmen können. Das Verb ḏd wiederum hat seinen zweiten Dental im Laufe der Sprachgeschichte verloren und lautet spätestens im Koptischen nur noch ϫⲱ bzw. als Konjunktion ϫⲉ-. Damit dürfte es lautlich nah genug am ḏꜣ-Maß liegen (vgl. vielleicht mit koptisch ϫⲏ: „Schale, Schüssel“, TLA lemma no. C7056 (ϫⲏ), in: Coptic Dictionary Online, ed. by the Koptische/Coptic Electronic Language and Literature International Alliance (KELLIA), https://coptic-dictionary.org/entry.cgi?tla=C7056 (Zugriff am: 04.09.2024)), um eine Übernahme der Schreibung zum Zwecke der Abkürzung zu rechtfertigen.
J.F. Quack bestätigt, dass er dieselbe Idee in einer noch unpublizierten Bearbeitung eines Florentiner Papyrus geäußert habe; er habe ferner auch Material für eine umfassendere Studie zu ky-ḏd in Vorbereitung, deren Erscheinen aber nicht abzusehen sei (E-Mail vom 11. September 2023).
Literatur:
– G. Möller, Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der fünften Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. Bd. 2. Von der Zeit Thutmosis’ III. bis zum Ende der einundzwanzigsten Dynastie, 2 (Osnabrück 1965 (= 1927)).
– T. Pommerening, Altägyptische Rezepturen metrologisch neu interpretiert, in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 26 (1), 2003, 1-16.
– T. Pommerening, Neues zu den Hohlmassen und zum Medizinalmasssystem, in: S. Bickel – A. Loprieno (Hrsg.), Basel Egyptology Prize 1. Junior Research in Egyptian History, Archaeology, and Philology, Aegyptiaca Helvetica 17 (Basel 2003), 201-219.
– T. Pommerening, Die altägyptischen Hohlmaße, Studien zur Altägyptischen Kultur, Beihefte 10 (Hamburg 2005).
– T. Pommerening, Healing Measures. Dja and Oipe in Ancient Egyptian Pharmacy and Medicine, in: R. David – J. Cockitt (Hrsg.), Pharmacy and Medicine in Ancient Egypt. Proceedings of the Conferences Held in Cairo (2007) and Manchester (2008), British Archaeological Reports - International Series 2141 (Oxford 2010), 132-137.
– J. Ritter, Closing the Eye of Horus. The Rise and Fall of „Horus-eye Fractions“, in: A. Imhausen – J. M. Steele (Hrsg.), Under One Sky. Astronomy and Mathematics in the Ancient Near East, Alter Orient und Altes Testament 297 (Münster 2002), 297-323.
L. Popko, 21. März 2025.
Commentary author: AV Wortschatz der ägyptischen Sprache, SAW (Data file created: 03/21/2025, latest revision: 09/26/2025)