rꜥw-nb-ḥr-nḥm.t=f(Lemma-ID 859764)
Persistente ID:
859764
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/859764
Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch
Wortklasse: Substantiv (mask.)
Übersetzung
Bezeugung im TLA-Textkorpus
2
Belegzeitraum im TLA-Textkorpus:
von
400 v.Chr.
bis
30 v.Chr.
Schreibungen im TLA-Textkorpus:
Bibliographie
- Wilson, Ptol. Lexikon, 576
Kommentare
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)"rꜥw-nb-ḥr-nḥm.t=f" (Lemma-ID 859764) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/859764>, ediert von AV Wortschatz der ägyptischen Sprache, unter Mitarbeit von Simon D. Schweitzer, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 20, Web-App-Version 2.3.2, 31.10.2025, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/859764, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
rꜥw-nb-ḥr-nḥm=f: Manchmal mit der Sonnenscheibe als Zeitdeterminativ, einmal mit dem Nachthimmel (N46) als Determinativ. Fairman, in: ZÄS 91, 1964, 9-11 identifizierte diese Redewendung und erkannte die Bedeutung „Abend“; er schlug allerdings auch die Bedeutung „Nacht“ vor. In den Fällen, in denen in einem Parallelismus Membrorum der Morgen genannt wird, wenn der abendliche Sonnengott Atum thematisiert wird oder wenn Re untergeht (ḥtp), ist „Abend“ sicherlich vorzuziehen (ebenso wenn der Mond am 2. Mondmonatstag, d.h. Neulicht am Abend, genannt wird, in: Heilstatue des Harchebis, Moskau, Z. 13: TLA ID CUKFZ7R25FB2FHVLX6GOEOOZV4). Vielleicht ist statt der „Nacht“ der späte Abend bzw. der Übergang von Tag zu Nacht oder der Sonnenuntergang gemeint. Fairman, der 14 Beispiele zusammengetragen hat (2 weitere, verstümmelte Beispiele auf der Heilstatue des Harchebis in Moskau, Z. 13 und Z. a6), hatte Schwierigkeiten mit der Lesung der zweiten Hieroglyphe (N62 Mondscheibe und -sichel oder C118 Gott mit Mondscheibe und -sichel auf dem Kopf), weil er die Lesung rꜥw-nb-ḥr-nḥm=f, die zumindest in der Textversion Dendara II, 167.4 erforderlich ist, als bedeutungslos ausschließt. Er formulierte als Transkriptionshypothese Rꜥw *ḥtp(.w) ḥr nḥm.t=f „(when) Re has rested on his lotus-bud“. Ob der Sonnengott nicht eher „in“ als „auf“ der Knospe ruhen würde? Wilson, Ptol. Lex., 505 und 576 trägt den Ausdruck einmal unter nbwy-ḥr-nḥm=f (von Fairman, 11 ausgeschlossen, denn weder „The Two Lords save him“ noch „The Two Lords are on his nḥm“ ergeben für ihn einen Sinn) und ein zweites Mal unter rꜥ-nb-ḥr-nḥm=f „every day upon his lotus“ ein (von Fairman, 11 ebenfalls als bedeutungslos ausgeschlossen). Sie übersetzt erst mit „evening“ und beim zweiten Mal mit „night, evening“. Sie erkennt wie Fairman in nḥm das Wort für „Lotus“ (eigentlich nḥm.t).
Eine andere Lesung und Erklärung für den Ausdruck findet sich bei Kurth, in: G. Moers, H. Behlmer, K. Demuß, K. Widmaier (Hrsg.), jn.t ḏr.w: Festschrift für Friedrich Junge, Göttingen 2003, Bd. II, 401-408 (hier: 402-403). Er versteht „der Abend, die Nacht“ und übersetzt die Redewendung als „wenn jeder Tag ihn (= Re) schützt/rettet“. Er erkennt das Verb nḥm „retten“ mit dem Sonnengott als zu rettendem Objekt, weil nḥm einige Male mit dem schlagenden Arm (Gardiner D40) determiniert ist und weil sich =f einmal eindeutig auf die Sonnenscheibe jtn des Sonnengottes bezieht (in Edfou VIII, 58.14-15). Er erklärt die Periphrase so, dass in der 12. Tagesstunde des Stundenrituals (d.h. in der Abendstunde) das Thema des Schutzes für den Sonnengott besonders betont wird. Bedeutet dies, dass „Tag“ eigentlich für „Tagesstunde“ steht und in der 12. Tagesstunde der ganze Schutz der 12 Tagesstunden zusammenkommt? Bezüglich der Lautwert nḥm der Lotusknospe fragt sich Kurth, Einführung ins Ptolemäische I, 312, Anm. 137, ob „das tägliche Schließen der Blütenblätter als Fortnehmen bzw. Retten gedeutet wurde“ (mit Verweis auf die Redewendung rꜥw-nb-ḥr-nḥm=f).
Tattko, Türinschriften im Naos des Hathortempels (SSR 27), Wiesbaden 2019, 106 mit Anm. 441 scheint beide Lesungen nḥm „retten“ und nḥm.t „Lotusknospe“ für möglich zu halten. Die Ergänzung von Dendara II, 167.3-4 durch Cauville, Dendara II, OLA 88, Leuven 1999, 255 und ihre Übersetzung „chaque soir“ (S. 554) sind zu korrigieren: siehe Tattko, Türinschriften, 99. Die Redewendung jtn-ḥr-nḥm=f für „am Morgen“ in Edfou VI, 176.3 (siehe Kurth, Edfou VI, 308 mit Anm. 1 und Kurth, in: Fs Junge, 404, Nr. 4: „die Sonne rettet ihn“) erweckt den Eindruck, dass man vielleicht auch jtn jꜥḥ ḥr nḥm=f lesen könnte, aber das passt nicht zur Schreibung von Dendara II, 167.3-4. Altmann-Wendling, Mondsymbolik – MondWissen, SSR 22, Wiesbaden 2018, Teil 1, 207 mit Anm. 45 referiert die verschiedenen Interpretationen.
Peter Dils
10. Januar 2025
Autor:in des Kommentars: Peter Dils (Datensatz erstellt: 13.01.2025, letzte Revision: 13.01.2025)