Heilstatue Neapel 1065(Object ID MRXPHPGXQBE6BPHWRDH6K6IFMQ)


Persistent ID: MRXPHPGXQBE6BPHWRDH6K6IFMQ
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/MRXPHPGXQBE6BPHWRDH6K6IFMQ


Data type: Object


Object type: Statue / Figur


Materials: Basalt

Dimensions (H×W(×D)): 28.4+x × 18.8+x × 13.4+x cm


Condition: fragmentarisch

Comment on materiality

  • Maßangaben: Der Torso ist 28,4 cm hoch, 18,8 cm breit und 13,4 cm tief (Kákosy 1999, 121; bei Pirelli 1989 und Giustozzi 2016, 136: 26 cm hoch, 20,5 cm breit, 19,5 cm tief).
  • Material: Basalt (laut Ruesch 1911, 127; Pirelli 1989, 110; Sternberg el-Hotabi 1999, Bd. II, 107; Homepage des Museums; Giustozzi 2016, 136); schwarzer Basalt (Zeichnung Thorvaldsens Museum). Andere Steinidentifizierungen sind dunkler Granit (Kákosy 1999, 121) und Grauwacke (Buhl 1959, 165: Grauwacke; dagegen 218: basalt).


  • Finding place

    • Nildelta
      Comment on this place: Es ist nicht bekannt, woher Stefano Borgia den Torso bezogen hat oder wann dieser in die Sammlung gekommen ist. Der Torso Borgia gehört nicht zu den Objekten der Sammlung Borgia, die laut eines unpublizierten Verzeichnisses von Georg Zoëga in Rom oder Velletri angekauft und deshalb auf italienischem Boden gefunden worden sein könnten, so dass eine Herkunft direkt aus Ägypten wahrscheinlich ist (Mainieri 2017, 272; Mainieri 2021, 104-105). Ob die Erwähnung des „Löwen (Pa-mai), der geboren wurde von der Achtheit (Na-chemeniu), die im Hügel von Djeme (Medinet Habu) ruht“, darauf hinweisen könnte, dass die Statue aus dem Umfeld von Theben stammt, sei dahingestellt; der betreffende Text scheint sonst nirgendwo überliefert zu sein und thebanische Götter spielen in den Statuentexten keine große Rolle, anders als in den begleitenden Darstellungen (Kákosy 1987, 181). Anders als für die Horusstelen, die in ganz Ägypten gefunden wurden, erkennt Kákosy 1987 für die Heilstatuen insgesamt einen Zusammenhang mit dem Delta (u.a. Athribis, Bubastis). Panov 2017, 89 und 179 nimmt wegen der Ähnlichkeiten im Dekorationsprogramm an, dass die Heilstatue Neapel 1065 und die Heilstatue Tyszkiewicz aus der gleichen Werkstatt stammen. Die Provenienz der Heilstatue Tyszkiewicz ist unbekannt, aber wegen der Nennung von Bastetpriestern mit einem spezifischen Titel und von Bastet als Herrin von Taremu (= Tell Muqdam, Leontopolis) wird angenommen, dass die Statue Tyszkiewicz von dort stammen könnte. Die Erwähnung des „Löwen“ (Pa-mai) auf der Heilstatue von Neapel würde zum Löwenkult von Miysis in Leontopolis passen. Ein Löwe (oder eine Löwin) mit Atefkrone auf der linken Schmalseite des Rückenpfeilers trägt den Namen „Sachmet, die in Bubastis wohnt“. Ob dies ein weiterer (?) Hinweis für eine Herkunft aus der Region Leontopolis-Bubastis sein könnte?


Current location

  • Museo Archeologico Nazionale di Napoli
    Inventory no(s).: 1065
    Is at this location: Yes
    Comment on this place:
    Der Torso wird zuerst beschrieben als Teil der Sammlung des Kardinals Stefano Borgia (1731-1804) in dem von ihm gegründeten Museo Borgiano in Velletri. Es ist unter der Nr. 401 im unpublizierten Katalog vom Oktober 1784 verzeichnet (Katalog mit 628 Objekten: Mainieri 2017, 271; Mainieri 2021), den Georg Zoëga im Auftrag von Stefano Borgia von der Ägypten-Sammlung erstellte (E-Mail von Stefania Mainieri an Peter Dils, 03.03.2018). Am 25. Oktober 1815 kaufte Ferdinand I. der beiden Sizilien (Ferdinand von Bourbon, 1751-1825) den Torso als Teil der Sammlung Borgia von Camillo Borgia (1773-1817), dem Neffen und Erben von Stefano Borgia. Im Juli 1817 wurde die Sammlung von Velletri nach Neapel überführt und ins Museum von Neapel (damaliger Name: Regio/Real Museo Borbonico) untergebracht (Barocas, in: Cantilena und Rubino 1989, 24). Dort bekam der Torso später die Inventarnummer 1065. Die alte Inventarnummer 401 von Borgia ist auf dem abgebrochenen Hals eingraviert. Im Katalog von Ruesch 1911, 127 ist der Torso mit der Katalognummer 365 und der Inventarnummer 1065 versehen. El-Sayed nennt aus unbekannten Gründen die Nummer 258 (El-Sayed 1982, 469); Sternberg-El Hotabi 1999, II, 107 erwähnt noch die Katalognummer 11.11, die zum Katalog von Pirelli 1989 gehört.

Comment on dating:

  • Die Datierung beruht auf die Stilistik, das Bildprogramm und die Ähnlichkeit mit anderen, datierbaren Heilstatuen. Durch Königskartuschen datierbare Heilstatuen sind belegt von der Mitte bis zum Ende des 4. Jh. v. Chr.: Kartuschen von Nektanebos II. (359-341 v. Chr.) auf der Metternichstele und auf der Heilstatue Kairo JE 41677; Kartuschen von Philippus Arrhidaeus (323-317) auf der Heilstatue des Djedhor Kairo JE 46341 (Kákosy 1999, 15). Namentlich bekannte Stifter von Heilstatuen können mit prosopographischen Mitteln nicht genauer als die 30. Dynastie und/oder die frühe Ptolemäerzeit eingeordnet werden. Kákosy nimmt an, dass alle von ihm publizierten Heilstatuen ins 4. Jh. v. Chr. zu datieren sind: stilistische Ähnlichkeiten sowie ikonographische Parallelen mit den Darstellungen auf der Metternichstele führen ihn dazu (Kákosy 1999, 31). Kákosy gibt entsprechend für den Torso Neapel 1065 als Datierung "4th (?) century B.C." an, aber er wundert sich darüber, dass der Gott Seth in einem der Texte (auf der linken Schulter) eine positive Rolle hat, während dieser Gott damals doch längst negativ konnotiert worden ist (Kákosy 1999, 31, 121; vielleicht steckt ein Messer in der Schnautze des Sethtieres, vielleicht ist es auch nur eine Beschädigung im Stein). Buhl hebt das ikonographische Motiv des vierköpfigen, geflügelten pantheistischen Widdergottes in einer Sonnenscheibe (auf der Brust des Torsos) hervor, für das es Parallelen auf der Metternichstele und auf der Heilstatue Tyszkiewicz (Louvre E 10777) gibt. Sie meint, dass die Ähnlichkeiten in Material, Dekoration und Inschriften dafür sprechen, dass es zeigenössische Denkmäler sind (das wäre dann die Zeit Nektanebos’ II., weil die Metternichstele aus dieser Regierung stammt) (Buhl 1959, 165). An anderer Stelle nennt sie die Darstellung des pantheistischen Sonnengottes mit vier Widderköpfen sitzend in der Sonnenscheibe als ein beliebtes Motiv der 30. Dynastie (Buhl 1959, 202). El-Sayed datiert den Torso ohne genauere Begründung oder weitere Spezifizierung in die Ptolemäerzeit, ebenso wie die Heilstatue Tyszkiewicz (Louvre E 10777) (El-Sayed 1982, 469). Sternberg-El Hotabi gibt als Datierung "Frühe Hochphase" der Horusstelenproduktion an, womit sie die Zeit 380-280 v. Chr. meint, d.h. von Nektanebos I. bis Ptolemaios I. (Sternberg el-Hotabi 1999, I, 105-109; II, ix und 107). Dies beruht einerseits auf die datierbaren Heilstatuen, andererseits auf eine typologische Untersuchung der Horuscippi/Horusstelen, die normalerweise von solchen Heilstatuen gehalten werden (komplett zerstört auf der Heilstatue Neapel). Auch sie nennt die Darstellung des pantheistischen Sonnengottes mit vier Widderköpfen sitzend in der Sonnenscheibe als typisch für die „Frühe Hochphase“. Im Museumskatalog von Pirelli/Cantilena und Rubino 1989 findet sich keine Datierung, bei Borriello und Giove 2000, 38 steht „Late Period“, im Katalog Giustozzi 2016, 136 wird „Dynasty XXX / early Ptolemaic period (end of 4th century BC)“ als Datierung gelistet. Nicht mehr dem Stand der Forschung entsprechend ist Marucchi, der meint, dass der Torso etwa zeitgleich mit der in ähnlicher Weise vollgeschriebenen naoforen Statue des Udjahorresnet im Vatikan ist, die seiner Meinung nach aus der Saitenzeit, 7.-6. Jh. v. Chr., stammt (in: Ruesch 1911, 127). Die Statue des Udjahorresnet stammt allerdings aus der frühen Perserzeit (Anfang 27. Dynastie; letztes Viertel 6. Jh. v. Chr.) und hat ganz andere Textinhalte (historisch-biographisch) und keine magischen Abbildungen, ist deshalb kaum vergleichbar. Gutekunst 1995, 372 nennt die Datierungen von Buhl und Ruesch, wertet den Text jedoch für seine textgeschichtliche Studie von Spruch B wegen des schlechten Erhaltungszustands nicht aus. Der erhaltene Teil würde teilweise zu seiner Version „Paris-Links“ passen, die laut Gutekunst 1995, 282 und 284 bislang nur in seiner textgeschichtlichen „Hochphase“ belegt ist, d.h. „Spätdyn. – Frühptol. (ca. 400-250/200?)“ (Gutekunst 1995, 34).


Description

  • Torso einer Heilstatue, deren Kopf, Arme und Unterkörper (ab dem Gürtel) weggebrochen sind. Auf der Rückseite befindet sich ein großer Rückenpfeiler mit trapezförmiger Spitze. Der stehende Mann hatte einen nackten Oberkörper und trug einen kurzen Lendenschurz, der bis zum Gürtel reichte. Er hielt ursprünglich sicherlich eine Horusstele oder eventuell eine Götterstatue vor den Beinen (die runde Bruchlinie unterhalb des Gürtels spricht für eine Horusstele). Torso und Rückenpfeiler sind vollständig mit Texten und magischen Darstellungen versehen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Arme absichtlich beschädigt wurden, vielleicht um den Torso ein „klassisches“ Aussehen zu verleihen. Der Torso besaß an seiner Unterseite eine moderne Eingipsung (sichtbar bei Ruesch 1911, 128-129), die 1982 entfernt wurde.


Bibliography

  • #Edition:
  • – L. Kákosy, Healing Statue of Merhoritef, in: L. Kákosy (Hg.), Egyptian Healing Statues in three Museums in Italy (Turin, Florence, Naples) (Catalogo del Museo Egizio di Torino. Serie prima – Monumenti e testi, Vol. IX), Turin 1999, 119-153 und Taf. XXXIX-XLVIII [P,H,Ü,K]
  • #Literatur zu den Metadaten:
  • – Cl. Barocas, in: Civiltà dell’Antico Egitto in Campania. Per un riordinamento della Collezione Egiziana del Museo Archaeologico Nazionale di Napoli (Neapel 1983), 22, fig. 4 (non vidi)
  • – Cl. Barocas, Le antichità egiziane del Museo Borgiano, in: R. Cantilena und P. Rubino, La Collezione Egiziana del Museo Archeologico Nazionale di Napoli. Soprintentenza Archeologica per le Provinze di Napoli e Caserta (Neapel 1989), 15-34 (hier: 32-33; übernommen aus: Cl. Barocas, in: Civiltà dell’Antico Egitto in Campania. Per un riordinamento della Collezione Egiziana del Museo Archaeologico Nazionale di Napoli, Neapel 1983) [K]
  • – M.R. Borriello und T. Giove (Hrsg.), The Egyptian Collection of the Archaeological Museum of Naples, Napoli 2000, 38 [P Vorderseite]
  • – M.-L. Buhl, The Late Egyptian Anthropoid Stone Sarcophagi (Nationalmuseets Skrifter, Arkæologisk-Historisk Række VI), Kopenhagen 1959, 165, 202 und Fig. 99 auf S. 209 [K, P Vorderseite]
  • – J.F. Champollion le Jeune, Panthéon égyptien, collection des personnages mythologiques de l'ancienne Égypte d'après les monuments, Paris 1823, unnummieriert; s.v. Amon-Ra; Amon-Ré, roi des dieux; Neith castigatrice; Bouto (für Neith, mit Taf. 23.A); Aha, Ahi, Ahé ou Éhé (für Ihet, mit Taf. 23.E) [K,F]
  • – M. Chen, Healing Statues in the Late Period Egypt. Creating Elite Commemoration in a Religious Context, Los Angeles 2020, 143, 146, 150, 157, 159, 200-201, 258, 273 (Nr. 21) [K]
  • – N. Giustozzi (ed.), Guide to the Egyptian Collection in the mann, Verona 2016, 28 [Zeichnung Thorvaldsens Museum], 136-137 (Nr. 7) [P Vorderseite,K]
  • – W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen, Diss. Georg-August-Universität Göttingen (Trier 1995), 371-372 [K]
  • – L. Kákosy, Some Problems of the Magical Healing Statues, in A. Roccati und a. Siliotti (Hg.): La Magia in Egitto ai Tempi dei Faraoni. Atti Convegno internazionale di studi, Milano 29-31 ottobre 1985, Verona 1987, 175, 180, 181 [K]
  • – L. Kákosy, Ouroboros on magical healing statues, in: T. DuQuesne (ed.), Hermes Aegyptiacus. Egyptological studies for B.H. Stricker on his 85th birthday (Discussions in Egyptology. Special Number 2), Oxford, 1995, 123-129 (hier: 124, 127 = Pl. I,128-129 = Fig. 1-4
  • – R.V. Lanzone, Dizionario di mitologia egizia, Torino 1881-1884, 107, 436, 443 (mit Taf. CLXXV.3), 444-445 (mit Taf. CLXXVII.1) [K]
  • – S. Mainieri, Excavating an Archive. The Borgia Collection of Egyptian Antiquities in the Museo Archeologico Nazionale di Napoli (MANN), in: M. Tomorad und J. Popielska-Grzybowska (Hrsg.), Egypt 2015: Perspectives of Research. Proceedings of the seventh European Conference of Egyptologists. 2nd-7th June 2015, Zagreb, Croatia (Oxford 2017), Archaeopress Egyptology 18, 269-276 [K]
  • – S. Mainieri, La collezione egiziana del Museo Archeologico Nazionale di Napoli. Vol. I. Storia e ricognizione inventariale (Studi Affricanistici. Serie Egittologica 3), Napoli 2021, 81-84 [K]
  • – O. Marucchi, in: A. Ruesch (Hg.), Guida illustrata del Museo Nazionale di Napoli. Parte Prima. Antichità, Napoli 1911 (seconda edizione), 127 (Nr. 365) und Fig. 43.a-b auf S. 128-129 [P, K]
  • – M. Panov, Some notes on the healing statue Louvre E 10777, in: Papers in memory of Tatiana Savelieva (Egyptian and Mediterranean culture in ancient and medieval times 2), Moscow 2017, 75-94 und 178-179 (Zusammenfassung) [K]
  • – R. Pirelli, in: R. Cantilena und P. Rubino (Hrsg.), La Collezione egiziana del Museo Archeologico Nazionale di Napoli, Napoli 1989, 110-111 (Nr. 11.11) und Farbtafel Fig. 16 [P,K]. (Auch auf S. 32-33 durch Barocas)
  • – R. El-Sayed, La Déesse Neith de Saïs. Vol. II. Documentation (Bibliothèque d’Étude 86/2), Le Caire 1982, 469-470 und Tf. IX-X (Doc. 644) [P Rückseite]
  • – H. Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen (Ägyptologische Abhandlungen 62), Wiesbaden 1999. Teil I: Textband, 107; Teil II: Materialsammlung, 107 [K]
  • – www.trismegistos.org/text/90405 (22.04.2024)
  • https://mann-napoli.it/collezione-egiziana/#gallery-9 (22.04.2024)


External references

Trismegistos 90405

File protocol

  • – Peter Dils, 18. Juli 2024, Erstaufnahme


Author(s): Peter Dils
Data file created: 07/18/2024, latest revision: 08/06/2024

Please cite as:

(Full citation)
Peter Dils, "Heilstatue Neapel 1065" (Object ID MRXPHPGXQBE6BPHWRDH6K6IFMQ) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/MRXPHPGXQBE6BPHWRDH6K6IFMQ>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/MRXPHPGXQBE6BPHWRDH6K6IFMQ, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)