Horusstele des Nespautitaui/Spotous aus dem Monthbezirk von Karnak(Objekt-ID XYGCWR4CLVE7HP45Y25PWDMSFI)


Persistente ID: XYGCWR4CLVE7HP45Y25PWDMSFI
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/XYGCWR4CLVE7HP45Y25PWDMSFI


Datentyp: Objekt


Material: Sandstein

Maße (H×B(×T)): 22+x × 28 cm


Zustand: fragmentarisch

Kommentar zur Materialität

  • Die Maße sind nicht bekannt, lediglich dass es sich um „un fragment d’une petite stèle de grès représentant l’Horus Rédempteur“ handelt (Varille 1943, 23). Die Fotos bei Varille sind anscheinend im Maßstab 1:2, was eine Breite von ca. 28 cm und eine erhaltene Höhe von 22 cm ergibt. Die Dicke der Rückenplatte beträgt ca. 5,4 cm.


  • Fundort

    • Monthbezirk
      Kommentar zu diesem Ort: Gefunden in einem Vestibül vor dem Inneren der zwei Pylone des Tempels der Maat in der Domäne des Month bei den Grabungen von A. Varille im Jahr 1941 oder 1942 (Varille 1943, 23). Zu der Horusstele wurde in einer Entfernung von etwa 2 Metern eine Statue in schwarzem Granit des schreitenden Gottes Thoth gefunden, aus der Zeit von Amenhotep III., ohne dass ein direkter Zusammenhang zwischen beiden Statuen erkennbar ist. Varille hält den Fund der Horusstele in einem Tempel und in der Nähe einer Thoth-Statue für relevant, aber aus seiner Publikation geht nicht eindeutig hervor, ob das Fragment der Horusstele in situ gefunden wurde (so Birk 2020, 100). Der Erhaltungszustand spricht eher für eine Umfunktionierung zum Baumaterial.


Aktueller Ort

  • (Grabungsmagazin)
    Inventarnummer(n):
    Kommentar zu diesem Ort:
    Aus den Grabungen des IFAO aus dem Jahr 1941 oder 1942, durchgeführt von A. Varille. Das Objekt hat im Grabungsinventar die Nr. 1491 bekommen (Varille, Taf. 73-74). Der Aufbewahrungsort heute ist unbekannt, sicherlich in einem Magazin des Ministeriums für Altertümer.

Kommentar zur Datierung:

  • Laut Varille datiert die Statue später als die Saitenzeit, weil zu dieser Zeit solche Horusstelen zahlreich angefertigt wurden. Bei PM II², 12 wird „Ptolemaic“ als Datierung vermerkt. Sternberg-El Hotabi 1999, II, 45 gibt „Frühe Hochphase“, d.h. ca. 380-280 v. Chr., als Datierung an. Sie meint: „Bei einer weiteren Gruppe von Horusstelen (...) wird das Zentralmotiv des Horus-auf-den-Krokodilen gänzlich vom Textblock umrahmt.“ Die von ihr angeführten Horusstelen stammen jedoch sowohl aus Saqqara als auch aus Karnak und der sog. „Textblock“ ist keineswegs einheitlich. Eine stilistische Datierung ist mangels des erhaltenen Beskopfes, der Gesichtsphysionomie des Horuskindes oder der Ausarbeitung seines Körpers nicht möglich. Eine typologische Datierung wird durch den fehlenden Sockel und den fehlenden oberen Abschluss erschwert. Die Tatsache, dass das Horuskind nicht von der Nefertemstandarte und vom Falken auf dem Papyrusstängel eingerahmt wird (keine „laterale Einrahmung“), passt vielleicht eher zu frühen Belegen (3. Zwischenzeit und Saitenzeit), ebenso das verwendete Material (Sandstein), die schlichte Beschriftung nur mit Spruch A und mit einer prominenten Markierung des Stelenstifters oder -besitzers, sowie die Abwesenheit von Vignetten. Der Stelenstifter war ein Verwaltungsbeamter der Domäne von Amun in Theben namens Nespautitaui (griech. Spotus). Der Namenstypus mit Nes– ist ab der späteren 20. Dynastie (erneut) und bis in die Ptolemäerzeit belegt (Jansen-Winkeln, Fs Pusch, 191-192) und auch der Name Nespautitaui ist spätestens seit Anfang der 21. Dynastie bekannt (Belege im TLA und bei JWIS I). Für eine spätere Datierung als die Dritte Zwischenzeit sprechen die Orthographie des Namens Amun mit dem Obelisken und von -taui mit den beiden heraldischen Pflanzen, die gerade für das 4. Jh. belegt sind (Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit, 714, Nr. 82.161). Auch die Amtstitel sind für diese Zeit belegt. Birk 2020, 100-102 und 120 nimmt an, dass unser Nespauititaui mit einem Zweiten Propheten des Amun Nespauititaui identisch ist, der aus prosopographischen und stilistischen Gründen in die Übergangszeit von der 30. Dynastie in die frühe Ptolemäerzeit, d.h. in die Mitte oder 2. Hälfte des 4. Jhs., eingeordnet werden kann. Birk stellt die Hypothese auf, dass Spotus die Horusstele dem Maattempel von Karnak stiftete, als er noch Verwaltungsbeamter war und bevor er zum Zweiten Propheten des Amun aufstieg.


Beschreibung

  • Horusstele, von dem der obere Bereich (ab den Schultern des Horuskindes) gänzlich fehlt (kein Gesicht, keine Besmaske). Auch der Bereich der Füße sowie der Sockel mit den Krokodilen fehlt. Der Körper des Kindes wurde abgeschlagen, so dass ein etwa rechteckiger Block übriggeblieben ist, der vielleicht als Baumaterial wiederverwendet wurde. Der frontal schreitende Kindgott hält in der rechten Hand einen Löwen, in der linken eine Antilope. Schlangen und Skorpione sind auf dem publizierten Foto nicht eindeutig erkennbar; vielleicht hält das Horuskind keine. Er wird auf dieser Stele nicht von der üblichen Nefertemstandarte und dem Falken auf dem Papyrusstängel eingerahmt. Auf der Vorderseite befinden sich zu beiden Seiten des Kindgottes je eine Textkolumne mit dem Anfang von Horusstelen Spruch A, der auf der Rückseite fortgesetzt wird. Auf den beiden Schmalseiten wurde jeweils die Titulatur des Priester-Stifters/Eigentümers eingraviert. Zusätzliche Götterdarstellungen sind im erhaltenen Bereich nicht vorhanden. Vielleicht muss man welche im Schulterbereich vermuten, oder zumindest ein Register im Giebelfeld der Rückseite rekonstruieren (die Lücke im Text von Spruch A ist zu gering, um das ganze zu ergänzende Giebelfeld auszufüllen).


Bibliographie

  • – A. Varille, Karnak I (FIFAO 19), Le Caire 1943, 23 und Taf. 73-74 [*P,*F]
  • – R. Birk, Türöffner des Himmels. Prosopographische Studien zur thebanischen Hohepriesterschaft der Ptolemäerzeit (Ägyptologische Abhandlungen 76), Wiesbaden 2020, 100-103 [H,*U,*Ü der biographischen Texte]
  • – K. Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit. Teil V: Die 27.–30. Dynastie und die Argeadenzeit. Band 2: Nektanebos II. – 4. Jahrhundert insgesamt, Wiesbaden 2023, 716 (Nr. 82.164) [H]
  • – Heike Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen (Ägyptologische Abhandlungen 62), Wiesbaden 1999. Teil I: Textband, 108-110, 117; Teil II: Materialsammlung, 45 [K]
  • – PM II², 12 [B]


Datensatz-Protokoll

  • Peter Dils, Ersteingabe, 24. September 2024


Autor:innen: Peter Dils
Datensatz erstellt: 24.09.2024, letzte Revision: 25.09.2024
Redaktionsstatus: Verifiziert

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Peter Dils, "Horusstele des Nespautitaui/Spotous aus dem Monthbezirk von Karnak" (Objekt-ID XYGCWR4CLVE7HP45Y25PWDMSFI) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/XYGCWR4CLVE7HP45Y25PWDMSFI>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 18, Web-App-Version 2.1.5, 26.7.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/XYGCWR4CLVE7HP45Y25PWDMSFI, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)