Token ID IBYCeLlLc6GlsUwPlMoPUExtIOw
(oder: Aber wenn du seine beiden Schlüsselbeine deswegen gebrochen vorfinden wirst),
zum Inneren hin aufgeweicht/eingetieft/eingesunken(?),
〈dann sagst du daraufhin:〉 "eine Krankheit, die ich behandeln werde."
Comments
-
Der Satz bietet mehrere Probleme:
- gm{m}=k: Nach jr erwartet man keine geminierte Form (siehe für jr swt gmi̯=k Kol. 3.8, 3.13, 10.2, 17.7 und 17.12; ein weiteres jr swt gmm=k in Kol. 12.19 = Fall 37); bei jr ḏr gmm=k ist die Sachlage vielleicht eine andere.
- bb.wj=fj sd ḥr=s j:sdb.w n ẖnw wird auf drei unterschiedliche Arten interpretiert. Das Wort sd ist entweder das Verb sḏ: "aufbrechen" oder das Substantiv sḏ: "Splitter-, Trümmerbruch". Das Wort ḥr=s ist entweder die Präposition ḥr oder das Substantiv ḥr: "Gesicht", beides mit Suffixpronomen. (1) Falls sḏ das Verb ist, dann ist es am ehesten ein Pseudopartizip zu bb.wj: "Wenn du aber seine beiden Schüsselbeine gebrochen vorfindest" (so Ebbell, Allen, Sanchez/Meltzer). Man erwartet vielleicht eine Dualendung beim Pseudopartizip (sd.wj, wie pḫd.wj in Kol. 11.18), aber zum Einen kann die Endung wegfallen (z.B. ḥwꜥ und sꜣt in Kol. 12.4, ebenfalls bei bb.wj=fj), zum anderen wird nur ein Schlüsselbein gebrochen sein. (1.a) Das folgende ḥr=s ist in den Übersetzungen von Ebbell und Sanchez/Meltzer die Präpositionalkonstruktion, die sie allerdings unterschiedlich auffassen. Für Ebbell, Alt-ägyptische Chirugie, 54 bedeutet ḥr=s "dabei", d.h. bei der Repositionierung der Schlüsselbeine gemäß der ersten Behandlung. Seine Übersetzung berücksichtigt die Pseudopartizip-Form von sḏ nicht: "Aber wenn du findest, dass seine Schlüsselbeine dabei brechen und nach dem Inneren zu perforieren, ..." Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 221 übersetzen sḏ ḥr=s mit "smash fractured over it (and) pierced through and collapsed to the inside" und verstehen dies als die beiden Schlüsselbeine, auf denen (Feminin Singular!) ein knochenzerbrechender Schlag durchgeführt wurde, wodurch ein Splitterbruch entstand, der das Gewebe nach Innen durchbohrt hat (jsdb.w n ẖnw). Grammatisch ist der Übergang von bb.wj (Maskulin, Dual) zu ḥr=s (Feminin, Singular) problematisch, auch wenn nur ein Schlüsselbein gemeint sein sollte. (1.b) In der Übersetzung von Allen, Art of Medicine, 93 ist ḥr=s ein Substantiv und verbunden mit jsdb.w n ẖnw: "its surface obstructed on the inside" (gleiches Problem des Übergangs von bb.wj zu ḥr=s). (1.c) Im Grundriß der Medizin wird zwischen bb.wj und sḏ das Substantiv wbn.w eingefügt: das Verb j:sdb.w wird im Papyrus Edwin Smith nur von Wunden verwendet, weshalb dieses Wort hier vermutlich fehlerhaft ausgelassen worden ist (Grundriß IV/1, 192 mit IV/2, 150, Anm. 4 zu Fall 34; Westendorf, Papyrus Edwin Smith, 72; Westendorf, Handbuch Medizin, 733; ähnlich Bardinet, Papyrus médicaux, 511): "Wenn du dagegen seine beiden Schlüsselbeine findest, indem 〈eine Wunde〉 darauf aufgebrochen ist, die aufgeweicht ist zum Innern, ..." (gleiches Problem des Übergangs von bb.wj zu ḥr=s). (2) Breasted, Surgical Papyrus, 345 scheint sḏ als ein Substantiv aufgefasst zu haben, aber für ihn bezieht sich sḏ nicht auf die Knochen, sondern auf das Gewebe über den Knochen: "If, however, thou shouldst find his two collar-bones having a rupture (of the tissue) over it, penetrating to the interior, ..." (vgl. S. 157 und 564: "rupture of fleshy tissue overlying a fracture of the bone"). Versteht man sḏ als Substantiv, dann liegt ein Adverbialsatz mit der Funktion eines virtuellen Umstandssatzes vor: "Aber wenn du seine beiden Schlüsselbeine vorfinden wirst, (wobei) ein sḏ-Bruch (Splitter-, Trümmerbruch) auf ihr(?) ist, der bis zum Innern aufgeweicht/eingetieft/eingesunken(?) ist, (dann) ...".
- j:sdb.w: ein Pseudopartizip. Für die unsichere Bedeutung "aufgeweicht/eingetieft/eingesunken(?)" siehe oben Fall 14 (Kol. 6.7).
- mr jri̯.y=j: Schon Breasted, Surgical Papyrus, 345-346 hat sich gefragt, ob das Verdikt nicht fehlerhaft ist und n jri̯.w nj: "eine Krankheit, die man nicht behandeln kann" hätte lauten müssen, denn es folgt keine Behandlungsanweisung, was nur bei negativen Verdikten der Fall ist.
Persistent ID:
IBYCeLlLc6GlsUwPlMoPUExtIOw
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBYCeLlLc6GlsUwPlMoPUExtIOw
Please cite as:
(Full citation)Peter Dils, with contributions by Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBYCeLlLc6GlsUwPlMoPUExtIOw <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBYCeLlLc6GlsUwPlMoPUExtIOw>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBYCeLlLc6GlsUwPlMoPUExtIOw, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
Comment the content of this page
Thank you for helping to improve the data! Your comment will be sent to the TLA team for evaluation. For more information, see our privacy policy.
Share this page
Note that if you use the social media buttons (e.g., X, Facebook), data will be delivered to the respective service. For details, see the privacy policies of the respective service(s).
Please feel free to point out any mistakes to us
Thank you for helping us improve our publication.
If you do not have an e-mail app installed on your device, please write an e-mail by hand, quoting the lemma ID/link, token ID/link (or sentence ID/link), type of mistake, to: tla-web@bbaw.de.