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- psḥ kꜣ nꜥ(.w) šp: Die mythologische Anspielung wurde bislang nicht verstanden, weshalb es unterschiedliche Satzabtrennungen, Übersetzungen und Emendationen gibt: kꜣ und nꜥw werden teils als ein Wort kꜣ-nꜥw, teils als zwei Wörter verstanden, die entweder in einer Genitivverbindung verbunden, oder als Subjekt und Objekt eines Satzes oder über zwei Phrasen aufgeteilt werden; psḥ ist teils aktiv „zubeißen“, teils passiv „gebissen werden“; šp ist teils „blind werden“, teils emendiert zu „ausfließen“.
Man vergleiche die Übersetzungen:
- Golenischeff, 11: Denn siehe, gebissen hat den Stier die blinde Schlange Nâ.
- Möller, DZA 50.041.370: Siehe gebissen ist der Stier 〈von〉 (jn vor nꜥ ausgefallen?) der blinden Schlange.
- Moret, 266: car voici que le serpent aveugle Nâ a piqué le taureau.
- Roeder, 90: Siehe, der Stier ist von einer blinden Schlange gebissen.
- Lexa, 74: Voilà! Le serpent aveugle mordit le taureau.
- Sander-Hansen, 48: Siehe ein Stier wurde gebissen. / Oh Schlange, werde blind.
- Klasens, A Magical Statue Base, 111: The bull of the nꜥw-snake has been bitten. [keine Fortsetzung]
- Borghouts, 71: See a smooth bull-snake (kꜣ nꜥı͗) has bitten! Break out, poison.
- Sternberg-el-Hotabi, 380: Denn siehe, ein Stier wurde von einer Schlange gebissen. Fließ aus, Gift!
- Allen, 63: „Look, the bull has been bitten.“ The plait-snake is blinded.
Übersetzungen, die kꜣ und nꜥw trennen und nꜥw zum Subjekt von psḥ machen, sind grammatisch unmöglich, falls man nicht zu psḥ kꜣ 〈jn〉 nꜥw emendiert (Möller, DZA 50.041.370; ähnlich erwogen von Klasens, A Magical Statue Base, 111). Mit dem Stier kꜣ ist sicherlich Horus gemeint, der dann gebissen wurde (Passiv: so Möller, Roeder, Sander-Hansen, Sternberg-el-Hotabi, Allen). Falls Horus auch kꜣ-nꜥy-Schlange genannt werden könnte (so Klasens), könnte ebenfalls ein Passiv vorliegen. Falls nicht, müsste die kꜣ-nꜥy-Schlange selber zubeißen (aktives Verb) und gäbe es kein direktes Objekt für psḥ (so Borghouts).
- Eine kꜣ-nꜥy-Schlange wird im Brooklyner Schlangenpapyrus in einem zerstörten Zusammenhang und in einem Rezept gegen ihren Biss erwähnt (pBrooklyn 47.218.48+85, Kol. 1.15 und 4.4): Sauneron, Traité d’ophiologie, 7, § 14; 83, § 57; 147-148. Sauneron, Traité d’ophiologie, 147-148 versucht die kꜣ-nꜥy-Schlange zu identifizieren, aber die Quellen erlauben nur die Definition „une variété de cobra“ und „un élapidé de grande taille, à la morsure dangereuse“. Er möchte den Namen kꜣ-nꜥy aufspalten als „der Stier (d.h. das Männchen) der nꜥy-Schlange“. Sauneron erwähnt die Textstelle der Metternichstele nicht. Leitz, Die Schlangennamen in den ägyptischen und griechischen Giftbüchern, in: Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse 1997/6, Mainz/Stuttgart, 138, § 31 übersetzt und kommentiert § 14 von Sauneron, er behandelt die zweite Textstelle jedoch nicht und liefert keinen Identifikationsvorschlag. Allerdings stellt er (indirekt) die Identifikation als eine Art Kobra in Frage, denn die Symptome passen nicht und der Biss ist nicht tödlich. D. Meeks, Mots sans suite ou indications rituelles?, in: R.J. Demarée und A. Egberts (eds.), Deir el-Medina in the Third Millenium AD: A Tribute to Jac. J. Janssen (Egyptologische Uitgaven 14), Leiden 2000, 243 übernimmt die Definition von Sauneron: “une variété de cobra de bonne taille et à la morsure redoutable; (...) légendaire longevité”.
M. Massiera, Les divinités ophidiennes, Diss. Montpellier 2013, nennt zwar Z. 85 der Metternichstele in ihrem Index (p. 421), sie behandelt jedoch nur die Nehebkau-Schlange aus Z. 21. In ihrem Kapitel zur nꜥy-Schlange weicht sie von der Definition von Sauneron (und Meeks) ab. Sie misst den nꜥw-Belegen zum Thema „umkreisen“ (šni̯) sowie einem Zusammenhang mit Wasser eine größere Bedeutung als Sauneron zu und erwägt die Identifikation als wasserliebende Würgeschlange, konkret Python Sebae. Diese ist aber nicht in Ägypten belegt bzw. wäre dort schon am Ende der Prädynastischen Zeit verschwunden und nur noch in Nubien zu finden (M. Massiera, Les divinités ophidiennes, Diss. Montpellier 2013, 94-104). Erwägungen zur Identifikation als Python finden sich schon bei Sethe (Kommentar Pyr. Texte, I, 175) und Faulkner (The Ancient Egyptian Pyramid Texts, 53). Aufrère, Serpents, magie et hiéroglyphes, in: ENiM 6, 2013, 107-109, 113 erwähnt die kꜣ-nꜥi̯-Schlange auf einer Horusstele, wo das Element nꜥi̯ mit den Beinchen determiniert ist, und liefert einige weitere Belege für die kꜣ-nꜥy-Schlange in Texten von Edfu und auf der Statue Tyszkiewicz, aber er versucht keine Identifikation.
- šp: „blind sein; blind machen“. In den älteren Übersetzungen ist šp ein Adjektiv zu nꜥw: „die blinde nꜥw-Schange“ (so Golenischeff, Möller, Moret, Roeder, Lexa), aber die nꜥw-Schange wird in keinem anderen Text geblendet. Sander-Hansen erwägt deshalb eine andere Übersetzung „Oh Schlange, werde blind.“ Eine Alternative ist, šp: „blind sein; blind machen“ als einen Schreibfehler für šp: „ausfließen“ aufzufassen. In den magischen Texten wird oft vom Gift gesagt, dass es ausfließen muss (z.B. in der Metternichstele Z. 3: šp.t tꜣ mtw.t mj.t pri̯ ḥr tꜣ „Fließ aus, (du) Gift! Komm, geh hinaus auf den Boden!“; Z. 8: šp=k ḫft.j ꜥn.t tꜣ mtw.t „Du sollst ausfließen, (du) Feind. Wende dich ab, (du) Gift!“)? Diese Lösung bei Borghouts, 71 („Break out, poison“) und Sternberg-el-Hotabi, 380 („Fließ aus, Gift!“).
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(Vollzitation)Peter Dils, unter Mitarbeit von Daniel A. Werning, Token ID ICECeLSxIvX0ykrkoH4ZwX7wlhg <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICECeLSxIvX0ykrkoH4ZwX7wlhg>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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