šd.y(Lemma ID 158780)

Verified

Hieroglyphic spelling: 𓄞𓂧𓇋𓇋𓈅𓏤


Persistent ID: 158780
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/158780


Lemma list: Hieroglyphic/hieratic

Word class: common noun


Translation

de Acker
en field; meadow; parcel of land

Attestation in the TLA text corpus


Attestation time frame in the TLA text corpus: from 1292 BCE to 14 CE


Bibliography

  • Wb 4, 567.9-10
  • Wilson, Ptol. Lexikon, 1041


External references

Legacy TLA 158780
Digitalisiertes Zettelarchiv 158780

Comments

Abgeleitet von šdi̯ in der Bedeutung „herausnehmen“ (Wb 4, 561. 6-19) und „graben“ (Wb 4, 563.1), kennt das Wb mehrere Substantive mit ähnlicher oder überschneidender Bedeutung:

Maskulin:
(1) šdj: „Acker“, Wb 4, 567.9-10 (= šd.y, (Lemma ID 158780), https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/158780; identisch mit dem Verweislemma šd, Wb 4, 567 oben = šd, (Lemma ID 158580), https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/158580), Wilson, Ptol. Lexikon, 1041. Hierfür listet Wb nur ptolemäische Belege auf; das Wort erscheint in den Texten neben Ackerbezeichnungen, die von der Nilflut „überschwemmt“ werden, v.a. dann, wenn es „trocken“ ist. Diese Kontexte sprechen in der Tat dafür, dass damit eine Feldbezeichnung gemeint ist.

(2) šdj: „Anlage zum Einschliessen einer belagerten Stadt und zum Fangen von Wildstieren; Graben?“, WCN 158770, Wb 4, 567.7 (= šd.y (Lemma ID 158770), https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/158770), identisch mit Meeks, AL, 77.4340: „les environs inondés d’une cité“; Faulkner, CD, 274: šdy: „ditch“; Hannig, HWb (Marburger Edition), 912, Nr. {33833}: šdy: „Graben“. Wb und Faulkner führen hierzu zwei bzw. drei Belege an: DZA 30.288.410 = DZA 30.288.420 = Urk. IV, 660.15; Urk. IV, 1307.12 sowie DZA 30.288.400 = Urk. IV, 1739.14. Der erste Beleg stammt aus den Annalen Thutmosis’ III., aus der Einschließung von Megiddo. Das Wort wird dort i.d.R. als „Graben“ aufgefasst; Redford, Wars of Thutmose III, 31-32 weist jedoch auf die Interpretationsprobleme der Stelle hin und hält die Möglichkeit offen, dass dort nicht beschrieben wird, wie Thutmosis die Stadt einkreist (denn dessen tatsächlicher Belagerungswall wird erst im Anschluss erwähnt), sondern wie seine Armee die Stadt vorfindet: „surrounded by a ditch and enclosed by leafy woods of all sorts of their fruit trees.“ Auch bei dieser Option hinterfragt Redford die Bedeutung von šd.y nicht, aber bei einer solchen Lesung wäre es zumindest erwägenswert, in šd.y gar keinen „Graben“, sondern „Ackerland“ zu sehen, wie auch schon Meeks vermutet – der Beleg wäre dann unter (1) oder (2) zu verschieben. Die anderen beiden Belege scheinen dagegen tatsächlich Gräben zu sein: Urk. IV, 1307.12 stammt aus der Memphisstele Amenhoteps II. und dort aus der Schilderung, wie der König Gefangene festsetzt, nämlich indem er „šd.y 2 m-qꜣb=sn: „2 šd.y um sie herum“ anlegt. Goedicke, in: SAK 19, 1992, 147-148 schlägt zwar vor, an dieser Stelle „stockade“, d.h. „Palisade“, zu übersetzen, verweist dafür aber nur auf Wb 4, 567.7, also genau das Lemma (2), und scheint die Wb-Anmerkung, dass es „neben śb.tj: Wall und ‚Graben‘“ genannt würde, missverstanden zu haben. Wb referiert damit nämlich auf seinen ersten Beleg = Urk. IV, 1739.14, der von den Gedenkskarabäen Amenhoteps III. stammt und davon berichtet, wie der König gefangene Wildstiere einzäunen lässt m sb.tt ḥnꜥ šd.y: „von einem Zaun o.ä. und einem šd.y“.

(3) šdw: „Grundstück, Landstück“, Wb 4, 568.4-7 (= šd.w (Lemma ID 158860), https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/158860); Meeks, AL, 77.4342: „‚parcelle‘ de terre arable“; Meeks, AL, 78.4228: terrain, parcelle“; Hannig, HWb (Marburger Edition), 913, Nr. {33841}-{33845}: „Grundstück; kleiner Acker; Schindanger“; vgl. Van der Molen, Dictionary of Coffin Texts, 642: „plot of land“; Faulkner, CD, 274: „plot of land“. Wie Nr. (1) wird hiermit wohl kultiviertes Land bezeichnet worden sein. Das wird v.a. an der Erzählung des Lebensmüden aus dem Mittleren Reich deutlich, in der (in Z. 68-69) das Wort als semantisches Objekt von skꜣ: „pflügen, beackern“ vorkommt (s. im TLA); ähnlich im Grab des Senemjah (DZA 30.289.740). Nach den Kahun-Papyri ist es etwas, das zugeteilt (psš) werden kann (DZA 30.289.600, DZA 30.289.630). Nach dem Beredten Bauern befinden sich die šd.w allerdings m sḫ.t: „auf dem Feld“, sodass das Verhältnis dieser beiden Felderbezeichnungen zueinander noch zu klären wäre. Davon abgesehen fragt sich, ob wirklich ein von (1) unterschiedlicher Terminus gemeint ist, oder ob (1) nur die jüngere Form von (3) ist. Vgl. diesbezüglich vielleicht auch Wilson, Ptol. Lexikon, 1041, die nicht zwischen šd, šd.t, šd.y und šd.yt unterscheidet, sondern in all diesen Schreibungen eine Variante desselben Wortes für „an individual plot of arable land“ sieht.

Feminin:
(4) šd.t: „Wasserloch, Brunnen“, Wb 4, 567.1-2 (= šd.t (Lemma ID 158600), https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/158600); Meeks, AL, 77.4338 = Meeks, AL, 78.4227 = Meeks, AL, 79.3089: „puits, point d’eau“; Hannig, HWb (Marburger Edition), 912, Nr. {33829}-{33831}: „Wasserloch, Brunnen, Zisterne“. Ein Wort šd.t wird im Dahschur-Dekret aus dem Alten Reich neben mr.w-Gewässern und š.w-Teichen genannt (DZA 30.287.250), und im Onomastikon des Amenemope neben weiteren Gewässerbezeichnungen (DZA 30.287.280, DZA 30.287.310; in den Schreibvarianten šd, šd.w, šd.y). In der Kadesch-Schlacht-Version des Pentawer steht es an einer Stelle, in der die hieroglyphischen Varianten mšd.t stehen haben, was von Wb 2, 158.14 als „Furt“ übersetzt wird, weil hier nicht nur das Heer Ramses’ II. den Orontes überquert, sondern in einem anderen Text auch Amenhotep II. den Orontes an einer mšd.t „überquert“ (ḏꜣi̯). Im Traumbuch des pChester Beatty III wird dagegen gesagt, dass es schlecht sei, eine „tiefe mšd.t“ zu sehen – zwar ist es tatsächlich ungünstig, wenn eine Furt tief ist, aber da eine Furt per definitionem eine seichte Wasserstelle meint, ist unsicher, ob mšd.t wirklich eine Furt und nicht zunächst allgemeiner eine „Flussquerung“ bezeichnet. Eine solche Flussquerung ist optimalerweise eine Furt, muss aber nicht zwangsläufig eine solche sein.
In der Loyalistischen Lehre des Kairsu, Zeile 3,10-11 bezeichnet šd.t eine potenzielle Trankstelle für dürstendes Vieh (s. im TLA). Außerdem erscheint das Wort in ramessidenzeitlichen Texten als Ort, in den jemand zur Bestrafung hineingeworfen werden konnte. Schon Wb vermutet hierin ein „Wasserloch, Brunnen“. Dem schließt sich Gardiner, AEO I, 8* an, demzufolge es konkret ein Brunnen auf kultiviertem Land ist im Gegensatz zu ẖnm.t, dem Brunnen in der Wüste. Sollte es tatsächlich dasselbe Lemma sein wie das, was Pentawer als Variante zu mšd.t verwendet, kann das in dieser Pauschalität aber nicht zutreffen. Das šd.yt als Ort der Strafe führte dagegen aber wohl kein oder wenig Wasser, sollte jedenfalls nicht dazu dienen, jemanden zu ertränken, s. Brunner, in: ZÄS 80, 1955, 73-74.

(5) šdj.t: „Art Landbezeichnung; Art Gewässer“ Wb 4, 567.11-14 (= šd.yt (Lemma ID 158820), https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/158820), Meeks, AL, 77.4341: „l’ensemble des parcelles d’un territoire administratif“; den Belegzetteln zufolge identisch mit DrogWb, 510: „Wassergraben“ und mit Hannig, HWb (Marburger Edition), 912, Nr. {33835}-{33837}: „Gesamtheit der Äcker; Wassergraben“. Unter diesem Lemma subsummiert Wb sowohl eine Landbezeichnung als auch ein Gewässer, und hier sowohl eines als Lebensraum von Kaulquappen (DrogWb, 510 in den Rezepten Eb 465 und 611) als auch als Ort, an dem man sich reinigen kann. Diese letzten beiden Bedeutungsnuancen sprechen aber eigentlich für zwei verschiedene Lemmata. Denn Kaulquappen bevorzugen ruhige, stehende Gewässer, die auch tlw. abgestanden sind, wohingegen eine Reinigung idealerweise mit frischem, sauberem Wasser erfolgen sollte.
Außerdem scheint es ratsam zu sein, zwischen (5a) der Landbezeichnung (Wb 4, 567.11-14) und dem Gewässer zu unterscheiden, und bei Letzterem eben zwischen (5b) dem ruhigen, stehenden Gewässer, das als Lebensraum von Kaulquappen dienen kann (Wb 4, 567.13), sowie (5c) einem sauberen Gewässer, das zur kultischen Reinigung dient (Wb 4, 567.14). Eines der beiden letztgenannten Bedeutungen, und zwar (5c) eher als (5b), könnte u.U. mit (4) identisch sein. Das Verhältnis von (5a) zu den anderen Lemmata müsste diskutiert werden. In der Verbindung šd.(y)t šꜣ wird es bspw. auf DZA 30.288.930 mit „sumpfiges Wiesengelände“ übersetzt, wobei šꜣ Sumpfland bezeichnet, aber auch eine landwirtschaftlich nutzbare Fläche.

(6) šdw.t: „Ackerstücke“, Wb 4, 568.8 (= šd.wt (Lemma ID 158870), https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/158870); Faulkner, CD, 274: „plot of land“. Hierfür hat das Wb nur zwei Belege aus dem Beredten Bauern, in dem davon die Rede ist, dass dieses šdw.t eingeteilt (psš) werden soll. Dieses Wort liest sich also wie ein feminines Äquivalent zu Nr. (3). Außerdem wird auf DZA 30.288.820 ein Zusammenhang mit šd.yt, hier Nr. (5) (d.h. genauer mit (5a)), vermutet und darüber hinaus mit dem šd.y der ptolemäischen Texte, hier Nr. (1) – zumindest ist bei der Revision des Zettelarchivs im Jahr 1924 ein entsprechender Zettel „šdj.t – Art Landbezeichnung“ (eben DZA 30.288.820) zu den Zetteln für šdw.t hinzugefügt worden. Auch Faulkner, a.a.O., vermutet einen Zusammenhang mit Nr. (5a).

Außerdem gehört hier noch hin:
Maskulin:
(7) šd.w: „artificial lake“, Van der Molen, Dictionary of Coffin Texts, 641 (= šd.w (Lemma ID 857753), https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/857753), Hannig, HWb (Marburger Edition), 912, Nr. {33832}: „künstlicher Teich“. Dass dies ein dezidiert künstlich angelegtes Gewässer ist, dürfte sich aus der Stelle CT I, 20 ergeben, wo das šd.w nṯr m Jwn.w, das „Gottes-šd.w in Heliopolis“ genannt ist. Dieses Wort ist wohl identisch mit šd: „artificial lake“, Faulkner, CD, 274 = Urk. IV, 1668.19, einem Gewässer, das „befestigt“ (srwḏ) wird im Tempel des Month in Karnak.

Feminin:
(8) šd.yt/šd.wt: „pool, pond“, Van der Molen, Dictionary of Coffin Texts, 641-642 (= šd.wt, (Lemma ID 870107), https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/870107). Hier wäre zu prüfen, inwiefern es identisch ist mit Nr. (5), genauer vielleicht mit (5c), zumal es in in CT I, 20 in einigen Textvertretern als Variante zum „Gottes-šd.w in Heliopolis“ erscheint. Den Belegen nach ist es identisch mit Hannig, HWb (Marburger Edition), 913, Nr. {33746}, der darin aber „Ackerstücke“ vermutet. Bei dieser Interpretation ist es wohl eher identisch mit Nr. (6).
(9) šd.yt: „pool, well; plot of land“, Faulkner, CD, 274. Den Belegen nach ist dieses Lemma tlw. identisch mit Nr. (5) und (6) (die Bedeutungen „pool“ und „plot of land“) sowie mit Nr. (4) (die Bedeutung „well“).
(10) šdj.t: „Schutthaufen“, Wb 4, 567.8 (= šdy.t (Lemma ID 158810), https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/158810), identisch mit Faulkner, CD, 274: „rubble“ und Hannig, HWb (Marburger Edition), 912, Nr. {33834}: „Schutthaufen“. Es ist etwas, das bis an die Seiten des Amun-Tempels von Karnak reichte und bis zum Sanktuar vorgedrungen war, und das Thutmosis III. „entfernte“ (dr) (Urk. IV, 835.5). Die Bedeutung „Schutthaufen“ ist einzig aus diesem Kontext geraten. Könnte es stattdessen auch ein Graben o.ä. (5b) sein, der sich aufgetan hat?

Während die Wörterbücher hier zwischen mehreren Lemmata auftrennen, die eine tlw. überschneidende Bedeutung haben, sieht Osing, Nominalbildung, 825-826, Anm. 1100 in šd.yt (hier Nr. (5a), (5c), (8) und (9)) nur eine jüngere Form von šd.wt (hier Nr. (6)), also ein Wort „Art Grundstück; Art Gewässer“. Dieses sei der Vorläufer des demotischen štj.t, Erichsen, Glossar, 529 („Distrikt o.ä.; Graben, Kanal u.ä.“) und des koptischen ϣⲁⲧⲥ (Crum, CD, 593b, „cutting, ditch“). Ebenso sieht er in šd, šd.w (hier Nr. (3) und (7)) eine ältere Form von šd.y (hier Nr. (1) und (2)): „Art Grundstück; Seebecken; Graben; Acker“ (ob der Vorläufer von demotisch št: „Grundstück o.ä.“, Erichsen, a.a.O., 527?). Vom femininen Wort trennt er nur das Lemma „Brunnen“ (hier Nr. (4) bzw. den damit identischen Teil von Nr. (9)), dem er auch eine Stelle in einer Inschrift in Berscheh (vom Wb Nr. (5b) zuordnet) zuschreibt. Auch dessen demotisches Derivat sei štj.t (das Erichsen, a.a.O. nur als Nuance des homographen štj.t: „Graben, Kanal“ ansah) bzw. št.t (vgl. Erichsen, a.a.O., 527), das koptische sei aber ϣⲱⲧⲉ (Crum, a.a.O., 595a: „well, cistern, pit“). Wo er den Lebensraum der Kaulquappen des pEbers sieht – in der „Art Gewässer“ oder im „Brunnen“ –, schreibt er nicht.

L. Popko, 17. November 2022.

Commentary author: Strukturen und Transformationen; Data file created: 06/14/2022, latest revision: 11/17/2022


Editor(s): Altägyptisches Wörterbuch
Data file created: before June 2015 (1992–2015), latest revision: 12/19/2019
Editorial state: Verified

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(Full citation)
"šd.y" (Lemma ID 158780) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/158780>, edited by Altägyptisches Wörterbuch, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 18, Web app version 2.1.2, 11/24/2023, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/158780, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)