Token ID IBUBdwBkfWBvEkDMqcRtwmglD5g



    verb_2-lit
    de
    zählen

    Inf
    V\inf

    substantive_fem
    de
    eine beliebige Sache

    (unspecified)
    N.f:sg

    preposition
    de
    mittels

    (unspecified)
    PREP

    substantive_masc
    de
    Finger

    Noun.pl.stabs
    N.m:pl

    preposition
    de
    um zu (final)

    (unspecified)
    PREP




    1.5
     
     

     
     

    verb_2-lit
    de
    kennen

    Inf
    V\inf




    3 bis 4Q
     
     

     
     
de
Irgendetwas mit den Fingern zu zählen/berechnen 〈geschieht(?)〉, um [zu kennen ...]
Author(s): Peter Dils; with contributions by: Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning ; (Text file created: before June 2015 (1992–2015), latest changes: 10/14/2024)

Comments
  • - Die syntaktische Struktur ist nicht ganz klar, weil der Satz teilzerstört ist. Breasted scheint jp mn.t parallel mit [mj jp].tw ḫ.t mn.t zu verstehen (Disjunktion mit "oder" als Verknüpfung), aber dann würde ein sḏm=f durch einen Infinitiv fortgesetzt werden: "Vermessen ist, wie wenn eine Sache ... gezählt wird, (oder) (ist wie) das Zählen von ..." (ebenso Ebbell, Bardinet, Allen, und wohl auch Ritner, in: JNES 65, 2006, 102 sowie Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 33). Westendorf, Grammatik, 287, § 410 nennt es einen unabhängigen Adverbialsatz. Er wird in Grundriss IV/1, 172 übersetzt als: "Das Zählen von irgend etwas mit den Fingern 〈geschieht〉, um [zu erfahren ...]." (ebenso Westendorf, Papyrus Edwin Smith, 30; Westendorf, Handbuch Medizin, 711 und Brawanski, in: SAK 29, 2001, 11). Bei dieser Interpretation eines Adverbialsatzes scheint jedoch ein grammatisches Element zu fehlen (z.B. wnn am Satzanfang). Könnte jp ein sḏm=f Passiv sein? "Irgendetwas werde mit den Fingern gezählt, um ..."
    - ḏbꜥ bedeutet zu allen Zeiten "Finger" und lebt weiter in demotisch tbꜥ und koptisch ⲧⲏⲏⲃⲉ. Dieselbe Wurzel existiert mit derselben Bedeutung in vielen semitischen Sprachen (Lacau, Noms des parties du corps, 119, § 317; Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, 210). Spätestens in der Dritten Zwischenzeit kann ḏbꜥ auch für "Zeh" stehen. In einigen Oracular Amuletic Decrees (u.a. Papyrus BM 10083, Verso 9-10) steht pꜣ 10 n ḏbꜥ n rd.wj=s: "Die fünf 'Finger' ihrer beiden Füße" (Edwards, HPBM 4, 9, Anm. 7), was bezeugt, daß ḏbꜥ in der 21./22. Dyn. nicht nur die Extremitäten der Hand, sondern auch die Extremitäten des Fußes bedeuten kann. Deshalb setzt Weeks, Anatomical Knowledge, 51 "digit", d.h. "digitus", und nicht "finger" als erste Bedeutung an. Einige Autoren erkennen ḏbꜥ auch die Bedeutung "Daumen" zu. Dafür gibt es zwei Argumente, zum einen die Form der verwendeten Hieroglyphe, zum anderen der Gebrauch von ḏbꜥ und ꜥn.t in Papyrus Edwin Smith Fall 25 (Kol. 9.3). ꜥn.t bedeutet "Fingernagel, Kralle" und spätestens im Demotischen auch "Daumen"; diese Bedeutung "Daumen" wird schon für die Pyramidentexte (Lefebvre, Tableau des parties du corps humain, 47, § 53) und die Sargtexte (Hannig, Ägyptisches Wörterbuch II/1, 505) angeführt, aber nicht von allen Wissenschaftlern gefolgt. Borchardt, in: ZÄS 73, 1937, 119-120 führt einige Argumente dafür an, dass die Fingerhieroglyphe (ḏbꜥ) eigentlich ein Daumen ist und in einigen Fällen auch ursprünglich für das Wort "Daumen" stand. Dies wird von Schäfer, in: MDAIK 9, 1940, 146-151 Argument für Argument zurückgewiesen: ḏbꜥ bedeutet nur "Finger", nicht "Daumen". Der wichtigste Grund, der angeführt wird, um ḏbꜥ trotzdem als "Daumen" und ꜥn.t als "(Fläche der vier) Finger" zu übersetzen, ist die Behandlungsmethode in Fall 25 von Papyrus Edwin Smith (Kol. 9.3-4: Luxation oder Subluxation des Kiefers). An dieser Stelle wird davon ausgegangen, dass die alten Ägypter dieselbe Repositionierungsmethode des Unterkiefers angewandt haben wie in der Antike und heute noch: Der Arzt steht hinter dem Patienten, hält seine beiden Daumen auf dem hinteren Bereich des Unterkiefers im Mund und den Handflächen unter dem Kinn und übt mit den Daumen Druck nach unten und nach hinten aus, bis der Kiefergelenkkopf wieder in die Gelenkpfanne hineinrutscht ("Handgriff nach Hippokrates" bzw. "manoeuvre de Nélaton": Abb. z.B. bei Breasted, Surgical Papyrus, Tf. VI; Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 174, Fig. 25). In Fall 25 befindet sich der ḏbꜥ-Finger im Mund auf dem Ende des Kiefers, die beiden ꜥn.t-Finger unter dem Kinn, aber es steht nichts dazu, dass der Arzt sich hinter dem Patienten befunden hat, so daß eine Gleichsetzung von ḏbꜥ = "Daumen" und ꜥn.t = "Finger, Handfläche" nicht zwingend ist (so jedoch Breasted, Surgical Papyrus, 291 und 304; Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 47; Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 185; Allen, Art of Medicine, 89; Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 175). Die Auslegung von Fall 25 gemäß Breasted führt zu der Annahme der Bedeutung "Daumen" für ḏbꜥ bei Faulkner, CDME, 321; Weeks, Anatomical Knowledge, 51-52 und Walker, Anatomical Terminology, 279. Die Bedeutung "Daumen" wird nicht angesetzt von Wb. V, 562-565; Grapow, Anatomie, 53-54; MedWb II 1001-1003; Westendorf, Handbuch Medizin, 174; Hannig, HWB, 1079; ebenso nicht explizit von Lefebvre, Tableau des parties du corps, 46-47, § 53 ("pouce" nur als Hieroglyphe); Lacau, Noms des parties du corps, 118-120, § 315-318 ("pouce" nur als Hieroglyphe).

    Commentary author: Peter Dils; with contributions by: Altägyptisches Wörterbuch ; Data file created: before June 2015 (1992–2015), latest revision: 02/13/2018

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Peter Dils, with contributions by Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBUBdwBkfWBvEkDMqcRtwmglD5g <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBdwBkfWBvEkDMqcRtwmglD5g>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBdwBkfWBvEkDMqcRtwmglD5g, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)